Was denkt Ihr gerade? (38)

Skeptiker

Well-Known Member
Alle Selbständigen, vom Kioskbesitzer über den Inhaber eines Handwerksbetriebs bis zum Chef einer Anwaltskanzlei müssen sich privat versichern, was, weiß Gott, nur in wenigen Fällen, also in der Jugend, von Vorteil ist. Jeder Arzt wird dir empfehlen, nicht aus der gesetzlichen Krankenkasse rauszugehen, also freiwilliges Mitglied zu bleiben, wenn du einmal drin bist, auch dann nicht, wenn es ein paar Jahre billiger ist. Es gibt einen Haufen Selbständige, die im Alter ihre private Versicherung trotz jahrzehntelanger Einzahlungen nicht mehr bezahlen können, aber von der gesetzlichen nicht aufgenommen werden. Einen wirklichen Vorteil für Privatversicherte gibt es noch nicht mal bei ihren letzten Atemzügen, es sei denn man glaubt, dass die Porzellantasse und die Tageszeitung am Ende noch eine Rolle spielen. Es gibt für Privatversicherte nicht eine Minute mehr Zeit, wenn es ans Sterben geht, als für gesetztlich Versicherte. Das Warten auf einen Termin beim Spezialisten kann man dadurch verkürzen, dass man sich ins Wartezimmer mit Überweisung setzt. Ich habe noch nie erlebt, mit Schmerzen vor die Tür gesetzt worden zu sein. Weder unangemeldet beim Zahnarzt noch beim Orthopäden.
Dieses Modell gibt es kaum noch!

Mittlerweile steigen die Preise im Alter nicht mehr an, weswegen man in jüngeren Jahren mehr zahlt und damit Rücklagen für das Alter bildet.
 

Zerd

Well-Known Member
Alle Selbständigen, vom Kioskbesitzer über den Inhaber eines Handwerksbetriebs bis zum Chef einer Anwaltskanzlei müssen sich privat versichern, was, weiß Gott, nur in wenigen Fällen, also in der Jugend, von Vorteil ist. Jeder Arzt wird dir empfehlen, nicht aus der gesetzlichen Krankenkasse rauszugehen, also freiwilliges Mitglied zu bleiben, wenn du einmal drin bist, auch dann nicht, wenn es ein paar Jahre billiger ist. Es gibt einen Haufen Selbständige, die im Alter ihre private Versicherung trotz jahrzehntelanger Einzahlungen nicht mehr bezahlen können, aber von der gesetzlichen nicht aufgenommen werden. Einen wirklichen Vorteil für Privatversicherte gibt es noch nicht mal bei ihren letzten Atemzügen, es sei denn man glaubt, dass die Porzellantasse und die Tageszeitung am Ende noch eine Rolle spielen. Es gibt für Privatversicherte nicht eine Minute mehr Zeit, wenn es ans Sterben geht, als für gesetztlich Versicherte. Das Warten auf einen Termin beim Spezialisten kann man dadurch verkürzen, dass man sich ins Wartezimmer mit Überweisung setzt. Ich habe noch nie erlebt, mit Schmerzen vor die Tür gesetzt worden zu sein. Weder unangemeldet beim Zahnarzt noch beim Orthopäden.

Ich weiss gar nicht, ob ich auf so einen einseitig spekulativen Beitrag im typisch selektiven Werbesprech antworten soll, aber ich tu es mal aus Höflichkeit.

Im Grunde bestätigst Du nur, was ich gesagt habe, indem Du als einzigen Nachteil Privatversicherter die Höhe der Beiträge im Alter nennst, und ansonsten ohne konkrete Argumente einfach behauptest, dass gesetzlich Versicherte keine Nachteile hätten.

Abgesehen davon, dass es in meinem Beitrag nur am Rande (als zusätzliches Beispiel) um Privatversicherungen ging, und ohne einer konkreten Aussage in Deinem Beitrag explizit zu widersprechen, möchte ich Dir die persönlichen Erfahrungen schildern, die mich daran zweifeln lassen, dass es vorteilhaft sein könne, gesetzlich versichert zu sein.

Mein letzter Krankenhausbesuch war vor über 15 Jahren an der Uniklinik Köln. Es ging um eine Begradigung der Nasenscheidewand und ich habe dort zufällig auch einen privat Versicherten kennengelernt, der sich derselben Operation vom selben Assistenzarzt unterziehen ließ. Der Unterschied zwischen uns beiden war, könnte natürlich reiner Zufall sein, dass ich wegen Überfüllung in ein 6-Bett-Zimmer in der gynäkologischen Station ausgelagert wurde, während er in der HNO-Station in einem Zweibettzimmer untergebracht war. Der operierende Arzt führte mit ihm ein über viertelstündiges Gespräch über die OP, die Folgen und wie er sich fühlen würde, während ich ihn nur etwa eine Minute sprechen konnte, als er mit dem Oberarzt und einigen anderen Assistenzärzten einen anderen Kranken in meinem Zimmer besuchte und vor dem Weitergehen kurz zu mir rüberkam um mir mitzuteilen, dass er mich operiert hätte und alles glatt gelaufen sei (seit dieser OP ist meine Nase nicht mehr symmetrisch!). Nach einer der Nachuntersuchungen, als mir die Tampons aus der Nase entfernt wurden, wurde ich mit einer Nierenschale und blutender Nase auf mein Zimmer geschickt und dort einfach vergessen. Erst als das Nasenbluten längere Zeit nicht aufhörte und mir allmählich schwindlig wurde, stand ich auf und ging zum Untersuchungsraum, vor dem ich dann einfach umgekippt bin und mit einer Infusion, die sich wie Sprudelwasser in meinen Adern anfühlte, wieder zu mir kam. Zwei Stunden später habe ich die Klinik verlassen, zumal ich schon während der Voruntersuchung den Eindruck gewann, dass Ärzte und Personal ziemlich überfordert sind.

Ein paar Jahre später erzählte mir eine befreundete Lehrerin von ihrem neuen Hausarzt, zu dem sie gerade gewechselt war und mit dem sie sehr zufrieden sei. Da ich in Braunschweig noch keinen Hausarzt hatte und mich als starker Raucher mit ungesunder Ernährung und wenig Bewegung seit Jahren wieder einmal untersuchen lassen wollte, habe ich dort angerufen und mich nach einem Termin erkundigt. Dort fragte man mich erst nach meiner Krankenversicherung, um mir daraufhin mitzuteilen, dass die Praxis derzeit keine neuen Patienten aufnehmen würde. Kann natürlich auch reiner Zufall sein.

Wieder ein paar Jahre später landete ich hier auf der Schwäbischen Alb und wollte wegen einer Zyste im Ohrläppchen, die ich schon seit Jahrzehnten hatte, aber die seit jüngster Zeit etwas unangenehm wurde, einen HNO-Arzt aufsuchen und rief die einzige Praxis in unserem Örtchen an. Dort bekam ich zu hören, dass der Arzt zwei Praxen hätte, diese leider nur für Selbstzahler oder Privatversicherte sei, ich als gesetzlich Versicherter doch bitte die Praxis in 25km Entfernung aufzusuchen hätte.

Und zuletzt hielt es mein Hausarzt vor drei Jahren einmal angemessen, meine Lunge von einem Radiologen untersuchen zu lassen, gab mir eine Überweisung und zwei Adressen in der nächsten größeren Stadt, als man mich am Telefon wieder zunächst nach meiner Versicherung fragte, bevor man mir empfahl, es doch lieber bei einem anderen Radiologen zu versuchen, da sie mir frühestens in vier Monaten einen Termin geben können.

Hab also bitte Verständnis dafür, dass ich vor dem Hintergrund dieser persönlichen Erfahrungen nicht den geringsten Zweifel daran, dass Privatpatienten von vielen Ärzten wesentlich besser versorgt werden als gesetzlich Versicherte. Ja, vor diesem Hintergrund wirkt Dein Beitrag für mich sogar wie der eines Politikers, der dem körperlich hart arbeitenden Arbeitnehmer seinen geringen Lohn damit schmackhaft machen möchte, dass er doch recht viel Bewegung bei seiner täglichen Arbeit hätte, während sein wohlhabender Arbeitgeber sich regelmässig im Fitnessstudio abquälen müsste, um ähnlich viel gesunde Bewegung zu haben. Das ist zwar nicht falsch, aber eben ein ziemlich unwesentlicher Aspekt in diesem Zusammenhang.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Man kann als Selbständige/r freiwillig gesetzlich versichert sein.
Nur dann, wenn du als Angestellter, Student, also über deine Eltern, oder sonstwie in der Gesetzlichen bist. Dann kannst du wählen, ob du drin bleiben willst, wenn du dich beispielsweise selbständig machen willst. Im Rentenalter werden Selbständige nur in die Gesetzliche (über die Familienversicherung, sofern der Ehepartner noch im Angestelltenverhältis ist), aufgenommen, wenn die Rente zu gering ist und keine sonstigen Erträge über Lebensversicherung, Wohneigentum usw. vorhanden sind. Es gibt zahlreiche Unversicherte, für die, wenn bei den nächsten Angehörigen nichts zu holen ist, der Staat einspringt. Bevor das passiert, werden aber zunächst erstmal die nächsten Angehörigen gepfändet.
Im Unterschied zur KFZ-Versicherung, ohne die du keine Nummernschilder bekommst (bei Kündigung der KfZ-Versicherung wird sofort die Zulassungsstelle informiert), darfst du in Deutschland ohne Krankenversicherung leben (sonst wären ja alle versichert). Ist für die Angehörigen natürlich ein Damoklesschwert.
 
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