Was denkt Ihr gerade? (38)

Bintje

Well-Known Member
Ich habe gehört, dass man in Metropolen wie Köln oder München als gesetzlich Versicherter weder einen Zahnarzt- oder sonst einen Spezialistentermin bekommt. (...)

... oder mit ewigem Warten, das kenne ich auch. Bei meinem Kardiologen werden Kontrolltermine ein halbes Jahr im Voraus vergeben, bei den Radiologen dauert es schon mal vier, fünf Monate. Deswegen weiche ich, wenn's wirklich pressiert, per Shortcut gelegentlich nach Hamburg aus, wo ich bisher eigentlich immer irgendwie dazwischen gerutscht bin. Nicht zu vergessen: die Terminservicestellen der KBV.

https://www.kbv.de/html/terminservicestellen.php
https://www.verbraucherzentrale.de/...en-so-vermittelt-sie-die-nummer-116-117-12494

Bedeutet dann zwar, dass man bis möglicherweise zu 30 und bei Terminen bei Spezialisten bis zu 60 km Anfahrt in Kauf nehmen muss, aber wenn's einem so wichtig ist, dass man nicht warten will, tut man das.

Aber ich bleibe dabei: im Normalfall findet der gesetzlich Versicherte die gleiche medizinische Versorgung wie der Privatversicherte.

Im Normalfall wohl eher nicht. Wenn dem so wäre, gäb's keine Hausärzte, die in ihren Praxen damit werben, dass gesetzlich Versicherte genauso behandelt werden wie Privatversicherte. ;)
Aber: im echten Notfall ist es zumindest nach meinen Erfahrungen tatsächlich gehupft wie gesprungen. Als ich vor ein paar Jahren fast über'n Jordan gegangen wäre und bewusstlos in die Uniklinik gebracht wurde, hat der stv. Chef der Neurochirurgie sofort die ganze Nacht operiert. Sonst wär's das gewesen. Auch die Behandlung auf der Intensivstation fiel nicht anders aus als bei Privatpatienten. Die Privatversicherten hatten eher Nachteile nachher in der Reha. Nicht bei den Therapien, da gab's keine Unterschiede (außer Einzelzimmern und gelegentlichen Chefarztsprechstündchen, auf die ich aber m.E. gut verzichten kann), aber bei den Finanzierungszusagen. o_O
 

alterali

Well-Known Member
Was hier gar nicht gesehen wird: Als privat Versicherter musst Du aufpassen, dass an Dir nicht völlig unnötige Behandlungen durchgeführt werden. Eine Gefahr für Leib und Leben.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Was hier gar nicht gesehen wird: Als privat Versicherter musst Du aufpassen, dass an Dir nicht völlig unnötige Behandlungen durchgeführt werden. Eine Gefahr für Leib und Leben.
Eines ist richtig: die teuerste Variante ist nicht immer die beste. Dies gilt auch für Operationen und Anwendungen, die von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden. Die gucken im Einzelfall etwas strenger hin als die privaten, weil sie zusätzliche Leistungen nicht durch Zusatzbeiträge, allenfalls durch Zuzahlungen, abrechnen können, die sie sich mit dem Versicherten teilen. Das erhöht das Risiko des Arztes, auf den Patientenbeitrag länger warten zu müssen, woraus sich erklärt, dass der Privatpatient gern gesehen wird, dessen Versicherung so gut wie alles abdeckt. Dennoch lebt der normale niedergelassene Arzt von den gesetzlichen Kassen, die jedes Quartal sicher überweisen, und ohne deren Leistungen er keinen Kredit bei der Bank bekäme, um seine Praxis abzubezahlen.
Die lange Wartezeit für Termine bei Spezialisten erklärt sich in der Hauptsache durch einen Mangel an niedergelassenen Fachärzten und nicht durch die Bevorzugung von Privatpatienten. Von den Privatpatienten kann der niedergelassene Arzt vielleicht in Urlaub fahren, aber nicht seine Praxis, sein Haus, sein Auto, die Ausbildung seiner Kinder usw. finanzieren. Nicht einmal der BVB-Mannschaftsarzt :), der eine ganz normale orthopädische Praxis in Dortmund hat.
 
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