Was denkt Ihr gerade? (38)

Zerd

Well-Known Member

Eigentlich ist das gar nicht so lustig, weist es doch darauf hin, weshalb in der angelsächsischen Philosophie das analytische Denken so weit verbreitet und so fest verwurzelt ist.

Denn gedanklich lässt sich nur differenzieren, was sich auch sprachlich differenzieren lässt und da scheint unsere deutsche Sprache etwas mehr Möglichkeiten zu bieten.

Aber wenn ich die ganze Welt als eine Art undifferenzierten Einheitsbrei betrachte, dann liegt natürlich auch der Trugschluss näher, dass die Teile, aus denen das Ganze besteht, schon alles seien.

Im Hinblick auf den Wortstamm und Ursprung der deutschen Fragewörter würde ich meinen, dass sich "weswegen" eher auf die zeitlich vorangehenden Ursachen eines Vorgangs bezieht (wegen wem oder was kommt es zu dem Ereignis?); das Gegenstück dazu wäre "wozu", das sich eher mit dem teleologischen Aspekt der zeitlich nachfolgenden Zwecke und Ziele eines Vorgangs beschäftigt. "Weshalb" konzentriert sich wohl eher auf die zeitgleichen Ursachen eines Vorgang, während also "weswegen" eher die Entstehung einer Prozesskette betrachtet, sind es bei "weshalb" die Ursachen des weiteren Wirkens. "Warum" würde ich als eine übergeordnete Frage betrachten, die den gesamten Prozess von "aus welcher Ursache" bis hin zu "zu welchem Zweck" untersucht. Und "wieso" erwartet eine eher deskriptive Antwort der sichtbaren oder offensichtlichen Glieder einer Kausalkette.

Das sind unterschiedliche Aspekte, Eigenschaften und Gründe eines untersuchten Vorgangs und wer das alles mit einem einzigen Fragewort zu erschlagen versucht, läuft natürlich eher Gefahr, das ein oder andere zu übergehen oder zu übersehen.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Eigentlich ist das gar nicht so lustig, weist es doch darauf hin, weshalb in der angelsächsischen Philosophie das analytische Denken so weit verbreitet und so fest verwurzelt ist.

Denn gedanklich lässt sich nur differenzieren, was sich auch sprachlich differenzieren lässt und da scheint unsere deutsche Sprache etwas mehr Möglichkeiten zu bieten.
Im Gegenzug bietet sich die Reduktion, Vereinfachung des Angelsächsischen an, einfache wie eindeutige Programmiersprachen für Computer zu entwickeln. Im Deutschen müßte man eine solche Reduktion, Abstraktion erst künstlich bilden, und wäre dann noch weiter weg von der Alltagssprache. Und es bietet sich an als universale Wissenschaftssprache für alles, was solcher Differezierungen wie im Deutschen nicht bedarf. Insbesondere also der Naturwissenschaften. Viel einfacher zu lernen. So, wie früher Latein einfacher war als Altgriechisch, bei allen Verlusten, die das für die mittelalterliche Philosophie dann mit sich brachte.
 

Zerd

Well-Known Member
Und es bietet sich an als universale Wissenschaftssprache für alles, was solcher Differezierungen wie im Deutschen nicht bedarf. Insbesondere also der Naturwissenschaften.

:D ... das hat jetzt durchaus etwas lustiges! Aber natürlich hast Du recht, Naturwissenschaften sind selbstverständlich abgrundtief materialistisch, eine dunkle Grube des analytischen Denkens, gefangen im Labyrinth der unmöglichen Objektivität, dem Blick von Nirgendwo, würde Nagel wohl sagen, übrigens Sohn deutscher Juden.

Ich denke, es gibt keinen für den Menschen relevanten Bereich, der vollständig auf Differenzierung (oder auch auf Verallgemeinerung) verzichten könnte. Beide Prinzipien gehören gleichermaßen zur Vernunft und deshalb wirkt es auch immer unvernünftig, wenn nicht gar unmenschlich, wenn das eine Prinzip das andere allzusehr dominiert und unterdrückt.

Deshalb wirken auch die Naturwissenschaften zutiefst unmenschlich und menschenfeindlich, wenn sie wie jede andere dogmatische Ideologie die Wahrheit für sich beanspruchen. Wer es ernst meint mit Demokratie, Pluralismus oder aufgeklärtem Denken, der muss auf diesen Anspruch verzichten und einen Ausgleich, einen Umgang, ein Nebeneinander der unterschiedlichen Perspektiven und Ansätze nicht nur aushalten, sondern geradezu präferieren und priorisieren. Stichwort Übergang und Untergang.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Aber natürlich hast Du recht, Naturwissenschaften sind selbstverständlich abgrundtief materialistisch, eine dunkle Grube des analytischen Denkens, gefangen im Labyrinth der unmöglichen Objektivität, dem Blick von Nirgendwo
Hätte ich so jetzt nicht formuliert, aber ... :D
Deshalb wirken auch die Naturwissenschaften zutiefst unmenschlich und menschenfeindlich, wenn sie wie jede andere dogmatische Ideologie die Wahrheit für sich beanspruchen.
Gibt Dinge, die nur Naturwissenschaften können. Zum Mond fliegen. Virologie. Gibt Dinge, für die sie überhaupt nicht zuständig sind. Musik, Theater, Religion. Jeder Schuster bleibe bei seinen Leisten und schaue über den Tellerrand hinaus.
 

Zerd

Well-Known Member
Gibt Dinge, die nur Naturwissenschaften können. Zum Mond fliegen. Virologie.

Und da wären wir wieder beim Differenzieren: ich würde meinen, einige auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen beruhende technologische Fortschritte haben dabei geholfen, "weshalb" wir es auf den Mond geschafft haben. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass Naturwissenschaft das kann. Denn dass die USA sich in den 60er-Jahren dieses Ziel überhaupt vorgenommen und alles daran gesetzt haben, es zu erreichen, hatte sogar gänzlich unwissenschaftliche, ja sogar irrationale Gründe.

Und zur Virologie verhält sich Naturwissenschaft ungefähr so, wie sich das einzelne Kleidungsstück zur Textilfabrik verhält: das eine ist ein Produkt oder ein Teil des anderen.

Genau das meine ich aber mit dem fehlgeleiteten Anspruch: Naturwissenschaft kann für sich eigentlich gar nichts, sie ist immer nur ein Hilfsmittel oder Katalysator für die verschiedensten Intentionen der Menschen, für die die Naturwissenschaft selbst im Grunde blind ist, wie Du selbst ja auch andeutest.

Deshalb kann die Naturwissenschaft gar keinen normativen Anspruch oder eine solche Wirkung haben, sondern allenfalls deskriptive Aufgaben übernehmen. Und selbst diese immer nur temporär, weil es zu den Grundprinzipien der Naturwissenschaft gehört, ihre eigenen Erkenntnisse immer wieder in Frage zu stellen.

Ich habe im Grunde eine große Affinität zu den klassischen Wissenschaften, habe nicht ohne Grund über zwei Jahrzehnte in der Forschung gearbeitet, aber so wie in unserer Zeit die Wissenschaft dazu missbraucht wird, als imageträchtiges Argument für gänzlich irrationale Intentionen herzuhalten, kann ich jeden nur davor warnen, dem wieder einmal mit irgendwelchen wissenschaftlichen Argumenten ein Produkt angedreht werden soll.
 

sommersonne

Well-Known Member
Na wie war der "Vatertag" gestern?

Ich bin erstaunt das heute Brückentag ist. Hier sind Schule und Kindergarten geschlossen, ist ja Brückentag. Wo doch sowieso so viele Leute wegen Corona zu Hause sind, wundert mich das man da noch einen Brückentag braucht.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Habe mich mit meiner Mutter in Düsseldorf getroffen. Schön war's. Aber auf der Fußgängerzone in der Altstadt beängstigend viele Menschen zu nahe beieinander, in den Nebenstrassen ging es wieder.

In einem Hotel/Restaurant gibt es legendär große Schnitzel. Früher waren abends alle Tische besetzt. Gestern nur drei draussen. Rezeption nicht besetzt. Wird wohl das letzte Schnitzel sein, das ich da essen durfte :(
 
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