Was denkt Ihr gerade? (38)

Alubehütet

Well-Known Member
Habe mich mit meiner Mutter in Düsseldorf getroffen. Schön war's. Aber auf der Fußgängerzone in der Altstadt beängstigend viele Menschen zu nahe beieinander, in den Nebenstrassen ging es wieder.
Mich inzwischen darüber unterhalten mit einer Düsseldorferin. Sie sagt, in diesem Stadtteil findet man keine Düsseldorfer, und schon gar nicht am Vatertag. Ist wohl was dran.
 

Bintje

Well-Known Member
Schnell einen TV-Tipp loswerden: das läuft HEUTE!

Mittwoch, 3. Juni 2020, 22.45 Uhr, ZDF:
"Im Dienste Erdoğans - Türkische Spitzel in Deutschland"


"Mainz (ots) - Etwa drei Millionen sogenannte Deutschtürken leben in Deutschland - darunter auch Kritiker des türkischen Präsidenten Erdogan. Seit dem Putschversuch in der Türkei in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli 2016 stehen sich Erdogan-Befürworter und -Gegner auch in Deutschland unversöhnlich gegenüber - und Regierungskritiker riskieren, beim türkischen Staat denunziert zu werden. "ZDFzoom" geht am Mittwoch, 3. Juni 2020, 22.45 Uhr, in "Im Dienste Erdogans - Türkische Spitzel in Deutschland" der Frage nach, wie das System Erdogan in Deutschland funktioniert. (...)"

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https://www.presseportal.de/pm/7840...eXBL8Ub-JrFcfEF6hG_ihabogJ0AbHVUgLThc6cspp0rA
 

Burebista

Well-Known Member
800px-Greater_austria_ethnic.svg.png Heute ist der 4. Juni. Genau 2 Jahre vorher bekam ich meinen Hund Haki. Ich hätte ihn auch Trianon nennen können. Aber er blieb Haki (so nach dem japanischen treuen Hachi-ko, wobei ko Hund bedeutet).

Ja, heute ist Trianon-Tag. Trauertag in Ungarn. 100 Jahre seit der Unterzeichnung des Vertrages mit Ungarn.
http://anno.onb.ac.at/pdfs/ONB_pel_...sHjrY-xEDdwmCa2VbJmXMm3nrJNzhWjxC2uOxw7BrGPLA

Heute haben in Ungarn und in den ungarischen Kirchen aus den Nachbarstaaten um 16.30 ungarische Zeit 15.000 Glocken geläutet und geklagt.
https://hungarytoday.hu/trianon-100...39-_Xq6H-beRCrMypL9qAtgck5NRH8yPGvG0HA3UeNEac

Hm. Warum musste man dazu kommen??? Warum haben die Ungarn (ich meine die damaligen ungarischen Politiker) nicht die Welt verstanden? Warum waren sie nicht bereit, ihre letzte Chance in einer multinationalen und multistaatlichen Monarchie zu nutzen? Der Rumäne Aurel Popovici, Unterstützer von Franz Ferdinand, gab diese Chance: Die Vereinigten Staaten von Großösterreich.
https://de.wikipedia.org/wiki/Vereinigte_Staaten_von_Groß-Österreich
Die Ungarn waren dagegen. Aber es gab die Hoffnung, dass einmal der alte Kaiser sterben würde. Und dass Franz Ferdinand die Reform durchsetzen würde.
Aber dieser wurde auf der Lateinischen Brücke in Sarajevo erschossen. So eine verdammt kleine Brücke mit so einer großen Bedeutung für die Geschichte! Die Rumänen haben lange Trauergottesdienste nach dem Anschlag auf Franz Ferdinand zelebriert. Und die waren ehrlich. Ich kann das verstehen...
Hätte die Reform durchgeführt werden können, hätte man vielleicht (oder bestimmt) zu keinen solchen revolutionären Grenzzeichnungen nach einem Krieg gekommen, zu keinem Diktat-Frieden, zu keinem Nazi-Regime usw.usf. Die Sudetendeutschen hätten dort weitergelebt und sich nicht in Vereine in Deutschland organisiert. Hier hätte das Szeklerland noch weiter existiert, die Siebenbürgen Sachsen und Banater Schwaben hätten noch hier weiter in Frieden gelebt.
Aber es kam leider nicht so. Man hat eine Chance verpasst und jetzt lässt man die Glocken läuten und trauen.
Schade.

PS. Ich kann nicht über andere Nationen aus der Donaumonarchie schreiben. Aber was die Rumänen aus Siebenbürgen betrifft, kann ich schreiben: die hätten einen eigenen siebenbürgischen Staat, mit anerkannten rum. Sprache als Amtssprache, innerhalb der Donaumonarchie, einer Vereinigung mit dem Königreich Rumänien bevorzugt. Nur als die Donaumonarchie zu Ende war, nur nachdem sich die anderen Völkern verabschiedeten, entschlossen sich die Rumänen (oder mussten sich entschließen) zu einer Vereinigung mit dem Königreich Rumänien.
 
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Burebista

Well-Known Member
Kann doch diese Trianon-Manie der Ungarn nicht verstehen. Trianon-Vertrag wurde am 4. Juni 1920 unterzeichnet. Aber damals hatten die Tatsachen schon eine lange Geschichte.
Es gab zwischen November 1918-März 1919 mehrere Grenzläufe. Auf dieser Karte:
Grenze 1. mit grün (November 1919). Östlich und nördlich ungarisch, südlich serbisch, östlich rumänisch.
Grenze 2. Blau mit Häckchen (kleines v) ab Januar 1919.
Als aber die Rumänen erfuhren, dass die Ungarn Pläne schmiedeten, sich mit den Russen (Bolschewiken) zu alliieren, beantragten sie eine neue Grenzlinie und eine direkte Nachbarschaft mit den Tschechen. So konnten die Ungarn keine direkte Verbindung zu den Ukrainern mehr haben. Die Entente hat das in Februar 1919 zugestimmt, aber der ungarischen Regierung nur am 20. März 1919 mitgeteilt. Die sozialdemokratische ungarische Regierung ist aus Trotz (!!!) zurückgetreten und übergab die Macht den ungarischen Bolschewiki von Bela Kun (!!!). Die Rumänen konnten dann als Antibolschewiken Ostungarn überrollen und auch Budapest erobern. Und so sich Verdienste im Antibolschewiken-Kampf schaffen.
Ich bin mir sicher, dass dieses Blödsinn der ungarischen sozialdemokratischen Regierung von 20/21. März 1919, die Macht aus voller Trotz den Bolschewiken freiwillig zu übergeben, den späteren ungarischen Grenzlinien wirklich geschadet hat. Die Rumänen eroberten Budapest (3. August 1919) und befreiten die Stadt von den Bolschewiki. Erst Mitte November konnte die neu gebildete ungarische Armee in Budapest einrücken, nachdem sich die Rumänen zurückzogen. Seite 3 auf der Webseite (und auf S. 4 die Übergabe Budapests von den Rumänen an die neue ungarische Regierung von Horthy).

http://anno.onb.ac.at/pdfs/ONB_pel_19191114.pdf

Der Rest von Ostungarn wurde von den Rumänen erst März 1920 evakuiert.
Und die Ungarn trauen um den Vertrag von Trianon vom 4. Juni 1920!!! Und um die Grenzen, die Liniile de demarcatie.jpg sie auch aus Trotz und Blödsinn möglich gemacht haben.
 
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Burebista

Well-Known Member
Habe die Pester Lloyd von Herbst-Winter 1918-1919 gelesen. Es ist sehr interessant.
Was mir auffiel: die Tschechen waren wirklich gut vorbereitet und hatten von den Slowaken Listen mit sogenannten bösen Ungarn. Als die Tschechen in die jetzige Slowakei (damals Nordungarn) einmarschierten, hatten die schwarze Listen mit Menschen, die verhaftet werden sollten (Lehrer u. andere mit Bildung, sogar Schüler). Diese wurden interniert. Die wurden eigentlich aus jeder Stadt zum Bahnhof gebracht, in Kolonnen. Und die sangen tapfer ungarische patriotische Lieder. NB: Es gab damals keine Tschechei, nur Truppen von Tschechen.
In Siebenbürgen war gar keine Vorbereitung. Man hätte nie gedacht, dass man sich mit dem Kg. Rumänien vereinigen könnte. Ab Mitte Oktober 1918 entstand eine Art Revolution gegen die Kriegsrestriktionen. Diese Revolution wurde heftiger nach dem 1. November. Die Regierung aus Budapest konnte Anfang November keinen Einfluss auf Siebenbürgen mehr ausüben und es entstanden 3 parallele militärische Organisationen: der Rumänen, der Deutschen und der Ungarn, um die Anarchie zu stoppen. Es gab Eintracht.
Am 5.11. gab es in Washington D.C. eine Pressekonferenz. Staatssekretär Lansing sagte, dass nach dem Krieg Siebenbürgen zu Rumänien gehören würde. Danach ließen sich die Rumänen aus Siebenbürgen Zeit, von den balkanesen Ostrumänen überrollt zu werden.
 

Zerd

Well-Known Member
Siehe da: es ist wieder Jemand getötet worden, weshalb vorübergehend wieder öffentlich über Alltagsrassismus geredet werden darf, ohne dafür gleich heftige Gegenreaktionen hervorzurufen, zum Teufel gejagt zu werden oder bestenfalls mitleidig angegringst zu werden. Abhängig von den Nachrichtenthemen in nächster Zeit tippe ich auf einen Halbwertszeit dieser Situation von wenigen Wochen (fast zwei sind ja schon vergangen, sodass es einige schon wieder mächtig nervt) nis einige Monate, bevor wieder jeder seinen gewohnten Gang geht und alles wieder so ist wie vor dieser Tötung.

So ist das nun einmal in unserer Zeit, wir denken von Krise zu Krise ein wenig nach, um dann doch wieder dahinter zu kommen, dass es vor der Krise (also mit dem, das die Krise erst hervorgebracht hat) doch am schönsten war.So war es nach den diversen Krisen der Finanzwelt in den Nullerjahren, so war es nach Fukushima, so ist es mit dem Regenwald, wenn und der Präsident der Brasilianer gerade nicht passt, so war im kleineren Ausmaß nach NSU, Lübcke, Halle , Hanau oder wie jetzt nach Floyd.

Und auch beim Flüchtlingsthema (btw, eine "Krise" ist dieses Thema nur für diejenigen, die sich erhoffen, dass es sich dabei ebenfalls um ein einmaliges außergewöhnliches Ereignis handelt, das mit etwas Aktionismus innerhalb kurzer Zeit in den Griff bekommmen werden kann) haben wir ja daselbe Bild: ein wenig Aktionismus, wenn wieder ein paar Leute ersaufen oder Bilder von an den Strand gespülten Kinderleichen die Runde machen, um dann nach kurz oder lang wieder zur Tagesordnung überzugehen.

Die Beispiele könnten beliebig weitergeführt werden: Arabischer Frühling, Gezi-Proteste, Dieselskandal, Fridays for Future usw. usf. Und immer wieder steht der Druchschnittsbürger nach einer Weile ratlos da und fragt, wie solch großer Aktionismus, der über Wochen oder gar monate hinweg die Nachrichten bestimmt und die Menschenmassen bewegt, so wenig Wirkung zeitigen kann.

Dafür kann es im Grunde nur die eine Erklärung geben, nämlich dass die meisten von uns, Befürworter wie Gegner, auf die eine oder andere Weise kleine Räder in dem Räderwerk darstellen, die diesen ganzen Mechanismus und diese Entwicklung in Gang halten. Es gibt keine andere Erklärung dafür, denn spätestens seit dem Zusammenbruch des Ostblocks wissen wir, dass es in modernen Gesellschaften nicht möglich ist, den Menschen langfristig eine Denk- oder Lebensweise einzuprügeln, sei es nun mit offener Repression oder der sanften über Werbung und Manipulation, für die sie nicht schon eine Grundveranlagung oder -neigung aufweisen.

Der größte Fehler, den man in so einer Situation machen kann, ist es, mit dem Finger auf irgendwelche anderen zu zeigen und zu behaupten, an dem und nur an dem liegt es und die, die wir dagegen sind, baden in alle in Unschuld. Aber sieh Dich um, allerorts dasselbe Bild: "Du bist schuld! Ich würde das ganz anders machen!" Dabei sind über 90% der frei gewählten Politiker, so unterschiedlich sie auch Wahlkampf machen sollten, nahezu austauschbar, was ihre Politik im Hinblick auf Aufrechterhaltung oder Verhinderung der gegenwärtigen Politik angeht. Leute, die von den meisten von uns gewählt werden.

Es hilft also gar nicht, die Schuld immer beim anderen zu suchen und ständig danach zu schauen, was mich von diesem anderen unterscheiden mag. Diese Haltung scheint eher Teil des Problems zu sein, das die ganze Maschninerie am Laufen hält. Etwas vielversprechender scheint mir da der Ansatz zu sein, was wir alles gemeinsam haben mit denjenigen, die das Ganze vermeintlich zu verantworten haben, angefangen etwa mit der Ähnlichkeit der gewählten Politiker und der Alternativen, die es offensichtlich nicht zu geben scheint.

Aber wer sich nur ein angenehmes Feindbild aussucht, ob nun irgendwelche Superreichen, Erdogan, Trump, Putin, Orban, Il Jong oder ein paar Hassprediger im eigenen Land, der tut nichts anderes als den Blick abzuwenden von den eigentlichen Ursachen, die diese "sichtbaren" Folgen erst hervorbringen konnten. Der will ein wenig Aktionismus haben, um sein Gewissen zu beruhigen, um dann mit ruhigem Gewissen genauso weiterzumachen wie bislang.

Und solche Leute tragen für mich erheblich mehr zur gegenwärtigen Entwicklung bei als diejenigen, die genauso wie diese Leute versuchen, das Beste für sich in dieser Situation herauszuholen, aber sich dabei einfach nur besser oder erfolgreicher anstellen und vor allem darum von diesen Leuten angefeindet werden. Schaut euch alle mächtigen und erfolgreichen Menschen dieser Welt an: das Einzige, was sie alle gemeinsam auszeichnet, ist es, dass sie das Beste für sich aus der gegebenen Situation; diese Situation herbeigeführt haben sie in der Regel nicht! Das waren wir alle gemeinsam oder zumindest der größte Teil von uns...
 

Skeptiker

Well-Known Member
Abhängig von den Nachrichtenthemen in nächster Zeit tippe ich auf einen Halbwertszeit dieser Situation von wenigen Wochen (fast zwei sind ja schon vergangen, sodass es einige schon wieder mächtig nervt) nis einige Monate, bevor wieder jeder seinen gewohnten Gang geht und alles wieder so ist wie vor dieser Tötung.
Das sehe ich komplett anders, denn diese Demonstrationen haben eine ganz andere Qualität als damals nach Eric Garner. Auch die Reaktion der Gegenseite. Diesmal reihen sich Polizisten mit den Demonstranten ein. Diesmal wird nicht mit "blue lifes matter too" abgelenkt.

Natürlich wird es den Rassismus nicht abschaffen und auch mit der besten Reform wird es auch immer rassistische Polizisten geben, aber es könnte sich dahingehend etwas ändern, das die drei anderen Polizisten evtl dieses rassistische und sadistische Arschloch von dem nãchsten Opfer runterholen bevor es stirbt.
 
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