Und was gibt es sonst noch:
Sehr erfreut dürfte die Runde hier über das neulich bekannt gewordene Vorgehen der städtischen Wohnungsgesellschaft in Bremen bei der Wohnungsvergabe gewesen sein. Oder habt ihr wieder ganz betröppelt dreingesehen und solche FakeNews angegriffen, weil es so etwas ja gar nicht geben kann in diesem schönen Land, schon gar nicht in einer öffentlichen Einrichtung. Ich habe übrigens immer noch keinen Allgemeinmediziner gefunden, der sich bereit erklärt hätte, die notwendigen Voruntersuchungen für den schon bald stattfindenden Eingriff vorzunehmen. Aber Hauptsache, ihr seid mit euren Ärzten zufrieden!
Es gibt auch mal wieder Ärger zwischen Israel und Palästinensern. Dass die es aber auch nie lernen. Hoppla, gelte ich jetzt schon als Antisemit? Wenn es so sein sollte, dann nehme ich natürlich alles zurück und behaupte mal völlig unpretentiös, dass es sicher an Erdogan gelegen haben wird, dass in seiner Nähe wieder einmal Bomben fliegen.
Ist es nicht wunderschön zu sehen, wie einhellig und einstimmig alle Politiker und Medien in diesem Land den Antisemitismus verurteilen können, vor allem natürlich, wenn er direkt schon von den Muslimen ausgeht und diese nicht erst vom Heimatminister in einer PK nach einer von einem Deutschen verübten antisemitischen Tat künstlich in den Fokus gerückt werden müssen? Ach, die Welt könnte so schön und friedlich sein, wenn sie nur etwas schöner und friedlicher wäre.
Und unser ständig auf der Suche nach weiteren anthropologischen Konstanten durch das Land irrende ehemalige Bundespräsident hat sich auch wieder zu Wort gemeldet: ihm liegen seine Schäfchen am rechten Rand der Gesellschaft so sehr am Herzen, dass er es nicht zulassen will, dass ihr Ruf wegen einiger extremistischen (natürlich links- wie rechtsextremistischer) Einzelfälle ständig beschädigt wird.
Ich habe mich derweil zuletzt in Hannah Arendts Spätwerk ein wenig eingelesen. Früher habe ich das nie lange durchgehalten, weil sie so politisch, so sehr auf Tat und Handlung konzentriert auf mich wirkte. Aber gegen Ende ihres Lebens scheint sie sich auch stärker der betrachtenden Philosophie zugewandt zu haben und die ersten Abschnitte in "Vom Leben des Geistes" fand ich durchaus sehr ansprechend und lesenswert. Mal sehen, ob ich diesmal über diese ersten Abschnitte hinauskommen werde.
Immer wieder schön zu lesen sind natürlich auch alle möglichen (noch frei zugänglichen) Nachrichtenportale. Zuletzt aus Tagesschau.de standen wieder einmal zwei wunderbar zusammenpassende Artikel untereinander. Im ersten ging es darum ,wer wohl die 300 Millarden Schulden, die wegen Corona aufgenommen wurden (btw, der DAX liegt heute höher als noch vor Corona!) in den nächsten Jahren zu bezahlen hätte. Im zweiten ging es darum, dass größere mittelständische Unternehmen zukünftig keine 54% Körperschaftssteuer mehr zu zahlen hätten, weil sie ihre Gewiinne mit den am Kapitalmarkt üblichen 30% versteuern dürften. Anderthalb DinA4-Seiten ging es darum, wie sinnvoll diese Neuerung wäre und deshalb noch in dieser Legislaturperiode unbedingt verabschiedet werden müsse, aber in keiner einzigen Zeile darum ,wie dieses Gesetz wohl gegenfinanziert werden soll. Wir sind so herrlich vernünftig und können so stolz auf unsere Journalisten und unsere Medien sein!
Und abschließend noch ein paar Sätz zu Politikverdrossenheit, mit der meine grundlegend kritische Haltung mitunter verwechselt wird. Nein, ich bin nicht politikverdrossen! Und auch kein Misanthrop. Und noch nicht einmal TT-verdrossen. Ich denke einfach nur, dass wir seit etwa 3-4 Jahrzehnten gesamtgesellschaftlich in eine sehr unheilvolle Dynamik geraten sind, die mittlerweile die meisten Lebensbereiche nicht nur unserer, sondern vieler anderer Gesellschaften auf der Welt erfasst hat, und außer vielleicht ein paar individuellen Akteuren, die mit Müh und Not gerade einmal sich selbst dieser Dynamik entziehen können, keiner einen Plan zu haben scheint, wie dieses Blatt (früher oder später unweigerlich!) gewendet werden kann.
Nun bleiben mir als Jemandem, der das so sieht, nur wenige Möglichkeiten, die ich versuche weidlich auszunutzen. Erstens, mich so weit aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzuziehen, damit ich selbst nicht auch Gefahr laufe, von dieser Dynamik erfasst zu werden. Und zweitens mich auf die Denk-, Sprech- und Handlungsweisen zu konzentrieren, die die Menschen in meinem verbliebenen Umfeld (oder sogar mich selbst) nicht nur zu Teilen, sondern sogar zu Treibern dieser Dynamik werden lassen, und diese, so sie mir denn auffallen, mit allen mir möglichen Mitteln (und mit meiner unverfänglichen Meinung dazu) zur Sprache zu bringen.
Ich habe immer schon die Philosophie der Politik, das Denken dem Wissen, das Betrachten dem Handeln vorgezogen. Und so scheint mir diese Haltung die meinem Wesen am ehesten entsprechende zu sein, weshalb ich mich auch trotz der dadurch unvermeidlich herbeigeführten Einsamkeit in der Regel pudelwohl dabei fühle.