Interessant finde ich Meditation. Man erfährt, dass bestehende oder neu dazukommende Irritationen aller Art wie kleine Risse in den eigenen vier Wänden sind. Man ist Einflüssen ausgesetzt, die deshalb einen besonderen Reiz haben, weil man sich beim Alten, Gewohnten des Einzigartigen und Lebendigen und Wundervollen nicht (mehr) bewusst ist. Da das Gehirn selektiv arbeitet, erlebt man im normalen Wachzustand die Wiederholung von Sinneseindrücken fast nur noch gedanklich. In einer tiefen Meditation/Kontemplation dagegen - das sind erst mal auch nur Worte, es geht um das Erlebnis selbst - lässt sich das gewohnheitsmässig verkopfte Wahrnehmen reduzieren oder sogar abstellen. Was für eine Erfahrung...
Zur Veranschaulichung ein Beispiel: Man gelangt auf einen Bergesgipfel und hat eine überwältigende Panoramaerfahrung. Man erstarrt in der wilden Frische, in der Weite und Schönheit der Berge und des Himmels. Es ist einmalig und im Grunde unaussprechlich. Beim Hinuntergehen, fängt man an, Worte dafür zu finden. Beim dritten Mal ist es auch noch toll, aber nicht mehr einmalig und unaussprechlich. Mittlerweile hat man auch sehr viele Worte dafür, die man schon vor dem Hinuntergehen benutzt. Beim zehnten Mal ist es nichts mehr besonderes. Würde man dort jeden Tag sein, gäbe es positive und negative Eindrücke und man träumte vielleicht vom Urlaub am Meer.
Das ist mE nach die wahre Macht der Gewohnheit. So köstlich wie beim ersten Mal sind Eindrücke nie wieder- weil man Worte dafür findet und irgendwann ersetzen die Worte in der Vorstellung die unmittelbare Realität.
Nicht nur Meditation zeigt aber, dass es nicht zwangsläufig so ist. Wenn es geschieht, dass die gewohnte Wahrnehmung mit dem "Verstand" unterbrochen wird, sprechen Menschen davon, dass sie (vertraute) Dinge plötzlich mit ganz neuen Augen gesehen haben, dass sie sich einmal wieder bewusst wurden, wie schön das eigentlich ist, was sie da haben.