AW: You always want what you haven't got
Hallo Regina,
zitat
"Ich blockiere mich durch diese Träumereien. Ich habe z.B. ganz konkret den Kontakt zu einigen Männern in meinem Umfeld abgebrochen, die ich bis zu meinem Urlaub durchaus interessant fand und weiter kennen lernen wollte. Ich bereuhe das nicht , aber ich frage mich dennoch, ob das wirklich so gut ist. Ich lebe immer mehr in einer Traumwelt "nur für ihn", obwohl ich gar nicht weiß, wer er ist. Was wird passieren, wenn der Alltag wieder eintritt - denn das wird passieren, egal ob ich ihm eines Tages einen Arschtritt verpassen oder heiraten werde. Dann stehe ich hier ganz alleine da und meine Welt ist nur auf ihn ausgerichtet. Das ist nie gut. Finde ich."
Solches " Abschotten" von anderen Menschen , um in einer Traumwelt zu leben ,finde ich persönlich nicht besonders konstruktiv, um mit Dir und den Gefühlen, die Du für diesen Mann hegst , klarzukommen. Alleine schon , das Du gar nicht sicher bist, wie überhaupt diese Beziehung Bestand haben könnte aufgrund verschiedener Faktoren ( das Du es als Abenteuer bezeichnest oder das Du ihm möglicherweise einen A...tritt verpassen könntest irgendwann) , die Du hier aufführst, ist es eigentlich wichtig, das Du Dein inneres Gleichgewicht nicht gefährdest, indem Du Dich von Freunden oder Bekannten zurückziehst. Ich habe in einem anderen Thema hier im TT schon einmal erwähnt, das gerade der Authentizitätsverlust des eigenen Lebens für jeder Art von Beziehung der Anfang vom Ende sein kann.
Es ist ganz wichtig für das Erkennen dessen, was man wirklich möchte , das man sich selbst in der Form treu bleibt, das man sein bisheriges Leben nicht "aufgibt" , denn das würde bedeuten, das alles, was Dich bisher ausgemacht hat , aufgegeben wird und an Wahrheit verliert. Egal, ob dieser Mann weit weg ist oder in Deiner Nähe lebt, er hat Dich anders kennengelernt als Du es jetzt zu sein scheinst, und schon das ist etwas , was die Beziehung im nachherein "verfälscht". Es ist sich sicher selbst schwer zuzugestehen, das man den Schmetterlingen im Bauch nur eine gewisse Lebenszeit zugestehen muss , weil Verliebtheit und Liebe zwar verschwistert sind aber doch in den Ausführungen derselben andere Wege gehen können, zumal diese Hochgefühle, wie Du erwähnst , bei "Schmacht-SMS" aufkommen und die haben sicher ein wackliges Fundament, wenn man ernsthaft darüber nachdenkt. Dieses Gefühl, was Du jetzt hegst , würde ich auch nicht lapidar abhaken, denn sie sagen ja etwas über Dich aus. Aber es bedarf eben einer Überlegung, ob auf Dauer das Ausklinken Deines ursprünglichen Lebensgefühls gut für Dich, gut für diese Beziehung oder gut für andere Beziehungen ist . Es ist auch unabhängig , ob diese Beziehung vorerst aus der Ferne oder aus der Nähe gelebt wird, aber sie sollte ein inneres Konzept , einen Blick auf sich selbst, auf Dein Leben neben dieser Beziehung zulassen. Bestand haben wird, was Du bist, gleich wo Du lebst, wie Du lebst oder mit wem Du lebst- Dich nimmst Du überall mit hin- und es sollte eben Du selbst sein , die sich da einbringt. Wenn sich alles nur um eine Person kreist, verliert man sich und die Lebensfreude aus den Augen. Fixieren als Wort sagt ja schon alles aus, befestigen oder umklammern – das bedeutet Stillstand einer ursprünglich lebendig angedachten Sache . Das Objekt der Begierde kann sich nicht mehr "bewegen" oder auf Dich zugehen, in dem Kontext gesehen steht Dein Leben still ,weil Du die Fixierleinen halten musst und Dein Freund wird über kurz oder lang auch bewegungslos werden. Ob Dein Freund diese Fixierung als solche erkennt und ob er damit umgehen kann, steht sicher auf einem anderen Blatt. Abgesehen, das nichts im Leben planbar, programmierbar oder vorhersehbar ist ...
Vieles in den Gefühlen der Liebe geschieht aus dem Bauch heraus, weniger aus Vernunft , und meist sind die Bauchentscheidungen gut.
Da gibt es eine interessante Ausführung von Zerd ( ich zerpflücke sie einmal) "mich haben solche scheinbar unabhaengig von der aussenwelt ablaufenden inneren prozesse immer sehr interessiert" - und hier springt mir das Wort SCHEINBAR ins Auge ; diese Prozesse , die unter anderem auch oder gerade das Reifen innerhalb einer Beziehung oder auch schon die des Nachdenkens über die solche ablaufen, sind nur SCHEINBAR unabhängig von äußeren oder inneren Welten. Deshalb ist es meiner Meinung nach sehr wichtig zu erkennen , das innere Prozesse nach außen sehr wohl sichtbar werden, in dem , wie man sich selbst treu bleiben kann oder wie sehr man sich anpasst oder sich selbst vergisst. Und um eben , wie Zerd (zitiert) " man die destruktiven unter diesen prozessen ganz eindeutig von den konstruktiven und lebensbejahenden unterscheiden koennte" – sollte man die SCHEINBAR unabhängigen inneren und äußeren Prozesse frei von Ängsten, Vorbehalten oder Fixierungen miteinander verbinden und als Ganzes begreifen. In Beziehungen und in Verbindungen sollten äußere und innere Welten eine gleiche Gewichtung erhalten...ohne , wie eine Waage, im Stillstand zu verharren. Ob da die Entfernung den Faktor der Spannung ausmacht, würde sich letztendlich klären, wenn man mit dem Menschen den Alltag lebt.
Liebe Grüße Mar