lange Geschichte mit gutem Ende insallah

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cild1

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AW: lange Geschichte mit gutem Ende insallah

Liebe littlefly,

es ist ein Glück, dass Deine Geschichte der technischen TT-Panne von heute nicht zum Opfer gefallen ist, aber viele andere Thraed´s schon. Deswegen kopier es bitte oder druck sie aus. Wäre sonst so schade um Deine schöne Geschichte.
 

littlefly28

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AW: lange Geschichte mit gutem Ende insallah

jetzt hab ich auch mitbekommen, daß es im tt ein problem gab.

aber keine sorge....ich habe alles im word gespeichert.

ich setz jetzt nochmal meine letzten beiträge rein, auch wenn ihr sie schon gelesen habt.
die geschichte soll ja schließlich vollständig sein, gelle!

danke an euch, die sich sorgen um meine geschichte gemacht haben.

eine neue fortsetzung kommt diese woche nicht mehr, da ich morgen mal weg fahre um etwas auszuspannen. aber nächste woche geht es auf jeden fall wieder weiter.

lg littlefly
 

littlefly28

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AW: lange Geschichte mit gutem Ende insallah

Wir kamen uns sehr verloren auf diesem Platz vor. Weit und breit war kein anderer Mensch zu sehen. Es gab keinen Baum, kein Strauch, keine Sitzgelegenheit. Es war einfach nur ein riesiger Schotterplatz. Auf der einen Seite war ein Anhänger von einem LKW geparkt und irgendwo auf der anderen Seite stand ein kleiner verrosteter Anhänger mit einem Tank drauf. Toll. Wir drehten uns im Kreis und überlegten, wo wir jetzt am besten warten sollten.

Direkt an der Gefängnismauer ging ein 3 Meter breiter betonierter Weg entlang. Da ich keine große Lust hatte mich hier in den Dreck zu setzen, schlug ich vor, dass wir uns dort nieder lassen könnten. Wir liefen also unter ständiger Beobachtung des Soldaten am Tor hinüber und setzen uns auf den Boden. Die Sonne kam langsam raus und es war sehr angenehm, wie sie mir in das Gesicht schien. Da wir direkt auf einem Berg waren, gab es dort auch mächtig Wind, der mir aber in diesem Moment noch nichts ausmachte.

Nach ein paar Minuten wurde mein Hintern auf den Steinen so kalt, dass ich Angst vor einer neuen Nierenentzündung bekam. Ich zog dann meine Jacke aus und setzte mich darauf. Ja, das war jetzt schon viel besser. Am Anfang hielten der Cousin und ich noch etwas Small-Talk, aber irgendwann ging uns der Gesprächsstoff aus. Ich hatte zum Glück das Buch von meiner Freundin immer noch in meiner Handtasche und konnte mich so etwas ablenken. Sonya Kraus war wirklich lustig und ich musste sogar einige Male herzhaft lachen. Der Cousin sah mich komisch an, aber ich versuchte erst gar nicht zu erklären, um was es in dem Buch geht. Er hätte es wahrscheinlich eh in den falschen Hals bekommen.

Der Freund hatte zwischendurch auch mal angerufen und uns mitgeteilt, dass wir erst für nächste Woche einen Besucherschein bekommen könnten. Weitere Informationen hatte er nicht bekommen. Eine Entlassung wurde immer heimlich gemacht und es durfte auf keinen Fall ein Zeitpunkt bekannt gegeben werden. Super, dann warte ich eben weiter. Ich las mein Buch und der Cousin freundete sich langsam mit den Wachen an. So langsam kamen auch immer mehr Besucher, die alle ohne Probleme das Tor passieren durften. Ich fand das echt ungerecht. Ab einer gewissen Zeit fuhr dann auch stündlich ein Pendelbus vom Inneren des Gefängnisses runter in die Stadt. Ich sah immer ganz angestrengt in die Busse rein. Es konnte ja sein, dass mein Schätzchen mit so einem Bus in die Stadt fahren würde. Aber nein. Er war in keinem der Busse.

Gegen Mittag war dann Wachwechsel. Eine Gruppe, die durch einen Kommandanten angeführt wurde, lief die Mauer entlang. An jedem Wachturm wechselte eine Wache. Irgendwann waren sie dann auch bei uns angelangt. Der Kommandant kam dann sofort auf mich zu und sagte mir, dass ich hier nicht sitzen darf. Der Beton gehört dem Staat und hier ist sowas verboten. Ich soll meine Sache nehmen und mich gefälligst an einen anderen Ort setzen. Ich war so perplex, dass ich gar nicht antworten konnte. Ich stand auf, nahm meine Jacke und die Wasserflasche und ging verdutzt Richtung Cousin, der gerade auf dem Platz umher spazierte. Verständlicher Weise war ich total angepisst. Ich erzählte ihm kurz von dem Vorfall und ging dann weiter zu dem Anhänger mit Tank.

Dort versuchte ich mich etwas häuslich einzurichten, was aber gar nicht so einfach war. Ich setzte mich auf die Anhängergabel, die sehr unbequem war. Es drückt und zwickte überall. Irgendwann saß ich dann etwas verknotet da, aber mir tat wenigstens nicht mehr der Hintern weh. Kurz danach kam der Freund wieder gefahren. Er hatte uns Mittag besorgt, damit wir keinen Hunger leiden mussten. Ich fand dies eine sehr nette Geste und war ihm echt dankbar. Nach etwas Geplaudert drehte er sich um und meinte, dass er nochmal schnell telefonieren muss. Als er wieder kam erklärte er uns, dass er gerade die Zeitung angerufen hätte, weil er die Liebesgeschichte von mir uns meinem Mann so toll findet. Ich hätte doch bestimmt nichts dagegen. Naja, etwas komisch fand ich das schon, aber bei einer Zeitung konnte ich ja noch selber entscheiden, was ich erzählen will. Er hatte es ja auch nur gut gemeint. Also sagte ich, dass ich kein Problem damit habe.

Er freute sich und ging dann nochmal weg. Als er erneut zu uns kam, berichtete er, dass er soeben mit zwei Fernsehsendern aus Alanya gesprochen hätte und die ganz wild auf unsere Geschichte wären. Das ging mir jetzt aber wirklich zu weit. Ich kenne türkische Nachrichten und ich hatte echt keine Lust darauf, dort wie ein Tier vorgeführt zu werden. Ich wehrte mich vehement und wollte dies auf keinen Fall. Nach etwas Diskussion hatte der Freund auch eingesehen, dass er mich nicht dazu zwingen kann, auch wenn es noch so lieb gemeint war. Er rief dann wieder bei den Fernsehsendern an und erklärte denen, dass ich das auf keinen Fall möchte. Von dem einen Sender war schon ein Wagen zu uns auf dem Weg. Der würde wahrscheinlich gleich da sein. Der zweite Sender wollte nach dem Anruf dann nicht mehr zu uns kommen.

Der Freund hatte dann zum Cousin gesagt, dass er sich bitte um die Reporter kümmern soll. Er selber müsste jetzt leider weg und könnte hier nicht mehr warten. Der Cousin nickte freundlich und aß genüsslich sein Mittag. Mir war in diesem Moment nicht mehr nach Essen zu Mute. Mein Magen sich verkrampft. Nicht das es hier schon nervenaufreibend genug war, nein, man musste mir auch noch Reporter auf den Hals hetzen. Als ich mich gerade wieder etwas beruhigt hatte, sah ich unten auf der Straße den Wagen des Fernsehsenders. Er fuhr schnurstracks auf uns zu. Ich sagte nochmal dem Cousin, dass er sich bitte darum kümmern möchte und mich komplett raushalten soll. Ja, ja. Er macht das schon.

Das Auto hielt, er ging direkt dahin und redete kurz mit den zwei Herren. Ich war hinter dem Tank in Deckung gegangen und beobachtete alles aus sicherer Entfernung. Doch plötzlich traute ich meinen Augen nicht mehr. Sie kamen zu dritt auf mich zu und hatten Mikrofon und Kamera dabei. Super, was soll das denn jetzt? Ich kam mir jetzt ziemlich verarscht vor. Schön, dass man sich auf die Hilfe vom Cousin verlassen kann. Er schaute nur treudoof und zuckte mit den Schultern. Als allererstes rief ich den beiden anderen zu, dass sie gar nicht näher kommen brauchen solange sie noch eine Kamera dabei haben.
 

littlefly28

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AW: lange Geschichte mit gutem Ende insallah

Die Kamera wurde dann zwar abgestellt, aber sie zeigte genau in meine Richtung. Da ich mich nicht mit Kameras auskenne und auch nicht heimlich filmen lassen wollte, musste sie das Ding auch noch in die andere Richtung drehen. So, jetzt konnten wir reden. Der eine erzählte mir, dass er einen Anruf bekommen hätte und ich eine große Liebesgeschichte zu erzählen hätte. Er würde sehr gerne eine Reportage über uns drehen. Ich machte ihm dann klar, dass ich in meiner momentanen Verfassung nicht gefilmt werden möchte. Ich weiß schließlich nicht, wie alles ausgeht. Ich hatte wirklich keine Lust, dass ich im türkischen Fernsehen heulend mit dicken Mauern im Hintergrund zu sehen war. Ich sagte dann auch, dass es eine vollkommen andere Situation wäre, wenn mein Mann schon hier wäre. Alle Last wäre von mir gefallen und ich könnte über alles ganz normal reden. Aber das war nun eben noch nicht so.

Er redete immer wieder auf mich ein und gab keine Ruhe. Ich weigerte mich aber standfest. Irgendwann gab ich dann nach und willigte ein, dass wir ein Interview machen können, wenn mein Mann bei mir ist. Wann der aber kommen würde, konnte ich nicht sagen. Die beiden Männer blieben ungefähr eine Stunde und quetschten mich über die vergangenen drei Jahre aus. Ich erzählte dann ein paar Passagen aus unserem Leben. Wie wir uns kennen lernten, dass ich in Ardahan beim Militär war, wie ich Türkisch lernte und dass wir schnellstmöglich heiraten wollen. Die Reporter waren so begeistert, dass sie sich kaum halten konnten. Sie witterten eine riesige Story. Nur widerwillig zogen sie dann ab. Sie hatten noch andere Sachen zu erledigen und konnten nicht den ganzen Tag hier warten. Zum Schluss musste ich ihnen noch versprechen, dass sie die Exklusivrechte bekommen würden und wir sofort Bescheid geben werden, wenn mein Süßer draußen ist.

Was ein Glück, sie waren endlich weg. Ich weiß zwar selber, dass wir schon viel erlebt und durch gestanden haben, aber ich hatte kein Verständnis dafür, warum man darum so einen Aufriss machte. Der Cousin verzog sich wieder zu der Wache und ich las weiter in meinem Buch. Zwischendurch rief noch eine Freundin an und erkundigte sich nach den Stand der Dinge. Ich echt froh, dass ich mal wieder mit jemand normalen reden konnte. Durch den Besuch des Kamerateams war der Nachmittag relativ schnell rum gegangen. Langsam wurde das Wetter etwas unangenehm. Es wehte ein kalter Wind und die Sonne war auch schon weg. Ich fror, wollte aber noch nicht die Segel streichen. Ich redete mir immer wieder ein, dass es bestimmt nicht mehr lange dauern wird. Und ich werde auf jeden Fall durchhalten!

Der Cousin kam dann zu mir, weil der Vater von meinem Schätzchen gerade am Telefon war. Er erkundigte sich nach mir und fragte nach, ob sein Sohn schon bei uns wäre. Noch nicht, aber wir warten noch. Er erzählte dann, dass die älteste Schwester meines Mannes gerade auf dem Weg nach Alanya wäre. Wir sollten sie mal anrufen und fragen, wo sie genau ist. Für eine Sekunde dachte ich wirklich, sie wäre wegen meinem Schätzchen auf dem Weg hier her. Nein. Sie machten Urlaub hier und es war purer Zufall, dass sie genau heute gefahren waren. Ich war so enttäuscht, dass ich den Cousin einfach allein mit dem Telefon stehen ließ. Das kann doch echt nicht war sein! Kein Mensch interessierte sich für meinen Mann und noch nicht mal am Entlassungstag. Ich rief sofort meine Freundin an. Ich musste erstmal alles los werden, sonst wäre ich wahrscheinlich wütend auf den Cousin los gegangen.

Ich redete mit meiner Freundin und beobachtete den Cousin, der wieder bei der Wache am Tor stand. Ich redete mir den ganzen Frust von der Seele. Und als ich so richtig in Rage war, winkte mir auf einmal der Cousin ganz aufgeregt zu. Ich beendete schnell das Gespräch mit den Worten: "ich glaube er kommt, meld mich gleich noch mal". Dann ging ich zum Cousin rüber und schaute über das Tor hinweg auf das Gelände. Ich konnte nichts erkennen. Warum hatte er gewunken? Oh, jetzt sah ich drei Männer in zivil auf uns zu kommen, aber ich erkannte keinen davon. Als sie etwas näher waren, erkannte ich den Pullover von meinem Schätzchen, aber das Gesicht war mir immer noch fremd. Er sah mich, wurde schneller und rannte dann schließlich auf mich zu. Er war es wirklich! Es war fast 17 Uhr. So lange hatte ich auf ihn gewartet und jetzt war er endlich da. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Wir fielen uns in die Arme und mir liefen die Tränen übers Gesicht. Meine Gefühle überschlugen sich in diesem Moment und ich war wahrscheinlich der glücklichste Mensch auf der ganzen Welt.

Nach einer unendlichen Umarmung löste er sich von mir und begrüßte seinen Cousin. Danach nahm er sofort wieder meine Hand und wir liefen los. Ich wollte dann sofort in Deutschland Bescheid geben, dass nun endlich alles gut war. Ich suchte mein Handy und war noch so sehr am zittern, dass ich kaum wählen konnte. Meine Mutter nahm ab und mein Schätzchen sagte: "Hallo Mama". Sie stieß einen Freudenschrei aus, als sie seine Stimme hörte. Nun sagte ich noch schnell meiner Freundin Bescheid, die auch überglücklich war. Alle hatte so sehr mit mir mit gefiebert, dass ich nun die Erleichterung bis hierher spüren konnte.

Vorhin war ich nur froh, dass ich mein Schätzchen endlich wieder hatte. Aber jetzt bemerkte ich, warum ich ihn nicht sofort erkannt hatte. Er hatte recht lange Haare, die total struwwelig aussahen. Es war keine Frisur, es war einfach nur Wildwuchs. Dazu kam noch, dass er fast einen Vollbart hatte. Ich sprach ihn natürlich sofort darauf an und er meinte, dass er sich die letzten zwei Wochen nicht mehr rasiert hatte für den letzten Tag. Dies ist wahrscheinlich so ein männliches Ritual, das ich nicht so ganz verstehe. War aber auch egal, ich hatte ihn wieder.

Mein Mann griff in seine Tasche und zog einen Zettel raus. Die erste Information, die ich von seiner Haftzeit bekam, war ein Zeitungsartikel. Dieses Bild werde ich wohl nie mehr vergessen können. Auf der ersten Seite einer Tageszeitung war mein Süßer in Handschellen und mit schwarzem Balken über den Augen abgebildet. Dies war aufgenommen worden, als er von der Polizei zum Gefängnis gebracht wurde. Er sah echt aus, wie ein Schwerverbrecher. Daneben war ein Artikel, den ich dann später las. Hier stand geschrieben, dass er ein Jahr lang auf der Flucht gewesen wäre und jetzt glücklicherweise gefangen genommen wurde. Es war alles toll ausgeschmückt, damit die Leser auch schönes Futter bekommen. Aber es war alles gelogen. Hier stand nichts davon, dass er sein Militär vollständig gemacht und als freier Mann entlassen wurde. Auch kein Wort darüber, das er sich freiwillig zur Strafe gemeldet hatte. Ich hatte so eine Wut und es bestätigte wieder mal meine Meinung über türkische Medien. Alle werden wie Tiere vorgeführt. Hauptsache eine Schlagzeile!
 

littlefly28

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AW: lange Geschichte mit gutem Ende insallah

Als wir gerade den Berg hinunter liefen, kam uns ein Auto entgegen. Es war die Schwester mit ihrer Familie. Die Begrüßung war zwar herzlich, aber in dieser Situation hätte ich mir etwas anderes vorgestellt. Es war irgendwie zu normal. So, wie wenn nichts Besonderes vorgefallen wäre. Komisch eben. Wir stiegen dann mit in das Auto ein und der Schwager fuhr uns zum Onkel nach Hause. Dort war die Wohnung voller Gäste, die alle quer durcheinander redeten. Die Reporter hatten auch schon ein paar Mal beim Onkel angerufen und nach uns gefragt. Sie wollten unbedingt eine Reportage machen. Oh Mann, das war mir in diesem Augenblick irgendwie alles zu viel. Ich flüchtete auf den Balkon und rauchte eine. Mein Kopf drehte sich und hämmerte. Zu viele Informationen und Emotionen auf einmal. Ich konnte nicht mehr. Meine Kraft für heute war ausgeschöpft. Ich brauchte Ruhe und wollte mein Schätzchen nur für mich haben. Er sah dann gleich nach mir und ich erzählte ihm alles. Der Schwager wurde sofort angewiesen, dass er uns in ein Hotel fahren muss. Ich suchte meine Sachen zusammen und kaum zehn Minuten später waren wir auf dem Weg. Ich war meinem Mann so dankbar! Im Auto entschieden wir uns dann für das Hotel, wo wir waren, als er verhaftet wurde. Wir wollten jetzt unseren Urlaub vom Sommer dort fortsetzen. Schöne Idee.

Als wir im Hotel ankamen, wurden wir sehr freundlich vom Personal begrüßt. Es waren immer noch die gleichen Mitarbeiter, wie im Sommer und sie hatten uns nicht vergessen. Wir mussten natürlich sofort erzählen, was in den letzten Monaten passiert war. Sie fanden alles unglaublich, aber freuten sich riesig, dass wir wieder hier waren um unseren Urlaub fort zu setzen.

Wir bezogen unser Zimmer, machten uns schnell frisch und gingen Richtung Zentrum von Oba. Es war ja schon Ende November und es war dort nichts mehr los. Kein Vergleich mehr zum Sommer. Mir war schon klar, dass es um die Zeit etwas ruhiger sein wird, aber dass es so tot war, hatte ich nicht gedacht. Zuerst suchten wir einen Frisör damit mein Schätzchen wieder wie ein Mensch aussehen würde. Er wurde frisier und rasiert. Das Ergebnis sah im ersten Moment auch ganz gut aus. Nach längerer Betrachtung fiel uns dann auf, dass die Frisur irgendwie schief geschnitten war. Mein Süßer bekam bald einen Anfall deswegen. Er ist ja selber Frisör und konnte so eine unprofessionelle Arbeit nicht akzeptieren.

Er schimpfte und schimpfte. Ich schlug ihm dann vor, dass wir nochmal zu dem Frisör gehen und er nachschneiden lassen soll. Aber das wollte er auch nicht. Naja, dann kann ich ihm auch nicht helfen. Jetzt musste er eben mit der Frisur leben. Ich fand es eigentlich gar nicht so schlimm. Gut, es war etwas schief, aber mein Schätzchen kann so leicht nichts entstellen. Er grummelte weiter und ging mir damit etwas auf die Nerven. Ich stellte ihn dann vor die Wahl, dass wir jetzt sofort zum Frisör gehen oder ich nie wieder ein Wort davon hören werde. Er versprach mir dann, dass er Ruhe geben und es so akzeptieren wird. Schließlich gab es im Moment wichtigere Sachen.

Nach einem ausgedehnten Abendessen gingen wir mit einer Flasche Wein auf unser Zimmer und begannen zu reden. Ich hatte eigentlich so viel zu erzählen, wusste aber nicht so genau, was ich zuerst erzählen sollte. Ich holte dann alle Papiere für die Hochzeit raus und zeigte ihm alles. Er konnte kaum glauben, was ich für ein Drama deswegen hatte. Die ganze Lauferei, die ganze Zeit und vor allem, was das alles gekostet hatte. Aber mein Schätzchen war sehr froh darüber, dass ich alles schon so gut vorbereitet hatte. Jetzt stand unsere Hochzeit ja nichts mehr im Wege.

Er fragte mich dann auch, wie es mir die ganze Zeit ergangen war und was ich für einen Kontakt zu seiner Familie hatte. Eigentlich wollte ich ihn nicht gleich am ersten Tag mit diesen unschönen Sachen belasten, aber wenn er es nun wissen wollte, werde ich es ihm auch erzählen. Ich begann erst ganz vorsichtig und sagte, dass mir sein Vater bei den Papieren geholfen hatte und wir guten Kontakt hatten. Mein Süßer freute sich darüber und dachte es wäre alles in Ordnung. Ich wollte dies dann aber nicht so stehen lassen. Er sollte auch wissen, dass sich eigentlich niemand einen feuchten Kehricht um ihn geschert hatte. Immer nur diese leeren Versprechungen und ich bin bald gestorben vor Angst. Er sah mich verwirrt an und wollte es nicht so ganz glauben.

Es kamen wieder die ganzen Gefühle in mir hoch. Ich saß da und konnte meine Tränen nicht zurück halten. Jetzt verstand mein Mann, wie schlimm es wirklich gewesen sein muss. Er wollte nicht, dass ich weine, aber es sprudelte jetzt alles aus mir raus. Er sollte wirklich alles wissen. Nun verstand er auch, warum er keine Antwort auf seine Briefe bekommen hatte und warum niemand zu Besuch gekommen war. Jeder ist sich eben selber der Nächste und der liebe Gott wird es schon richten. Mein Süßer war dann ganz goldig und bedankte sich mehrere Male bei mir, dass ich in der ganzen Zeit zu ihm gehalten habe. Es wäre für ihn das aller Schlimmste gewesen, wenn ich mich von ihm abgewendet hätte. Niemals. Er ist mein Mann und bleibt mein Mann, egal was passiert.

In dieser Nacht redeten wir ewig. Jeder wollte wissen, was der andere so erlebt hatte. Ich hatte natürlich viel zu erzählen und er hörte ganz gespannt zu. Von seiner Seite kam nicht ganz so viel. Er sagte nur, dass es nicht schlimm war und dass es ihm immer gut gegangen ist. Ich glaube, er war noch nicht bereit zum reden. Heute war so viel auf einmal passiert, dass er erstmal alles verarbeiten musste. Ich wollte ihn auch nicht drängen, denn wenn er das Bedürfnis nach einem Gespräch hätte, würde er es schon sagen. Wir schliefen dann irgendwann Arm in Arm ein und es war ein wundervolles Gefühl. Ach, wie sehr hatte ich ihn vermisst.
 

littlefly28

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Die nächsten Tage erlebten wir zusammen ganz unbeschwert. Wir bummelten durch Alanya, trafen uns mit Freunden, spielten Karten im Hotel und genossen einfach die gemeinsame Zeit. Das Einzige, was mich etwas nervte, dass jeden Tag sein Cousin vorbei kam und immer überall mit hin wollte. Er war fast wie ein Aufpasser, was die beiden Männer aber gar nicht so merkten. Für sie war das alles vollkommen normal. Gut, ich hatte Verständnis, dass mein Süßer seinen Lieblingscousin vermisst hatte, aber man brauchte es ja nicht gleich übertreiben.
An einem Abend waren wir zum Grillen bei Freunden eingeladen. Wer lud sich selber auch ein? Der Cousin. Er kam einfach mit ohne zu fragen. Naja, erstmal nicht so schlimm. Aber dann kam's. Wir hatten Wein gekauft, den wir dort zum Grillen trinken wollten. Der Wein war echt nicht billig, aber sehr lecker. Mein Schätzchen schenkte das erste Glas ein und gab es dem Cousin. Er hatte noch nicht mal den Anstand zu warten, bis alle was zu trinken hatten. Nein. Er setzte sofort das Glas an und zog es auf einen Schluck leer. Danach hielt er es sofort meinem Süßen hin, damit er es wieder voll machte. Jetzt fehlte nur noch der laute Rülpser.

Ich war dann echt total angesäuert. Muss man sich denn unbedingt, wie die Sau vorm Trog verhalten? Ich hatte kein Verständnis dafür. Mein Schätzchen sah mir an der Nasenspitze an, dass ich irgendein Problem hatte. Ich wurde sofort in die Küche zitiert, weil er wissen wollte, was los war. Ich erzählte es ihm ohne Umschweife und er wurde voll sauer. Ich soll mich mal nicht so anstellen. Schließlich wäre es sein Cousin und ich brauchte nicht alles auf die Goldwaage zu legen. Naja, ich wollte mich nicht streiten. Ich hoffte nur, dass mein Schätzchen irgendwann selber sehen wird, wie der Cousin ständig schmarotzte.

Diese Erkenntnis ließ auch nicht lange auf sich warten. Am nächsten Tag hatten wir die Schwester mit ihrem Mann und Baby zum Essen eingeladen. Ich fand es zwar nicht gut, dass man noch Nettigkeiten verteilte, nach ihrem Verhalten als mein Mann im Gefängnis war, aber er wollte es so. Er hatte sie lange nicht gesehen und sie hatten ein Baby bekommen. Naja, dann gehen wir eben essen. Sie sollten uns am Hotel abholen und wir wollten dann zusammen zum Dimcay in ein Restaurant fahren. Das Auto kam und wer saß drin? Der Cousin im feinen Hemd.

Ich fragte gleich, was das nun schon wieder soll. Mein Mann erklärte mir, dass der Cousin nur den Weg zum Hotel gezeigt hätte. Ich würde sehen, dass der Cousin nur mitkäme, aber bestimmt nichts essen würde. Er war ja auch nicht eingeladen. So viel Anstand hätte er. Im Restaurant bestellte er dann erst Bier und dann noch eine riesige Fleischplatte, die er aber nicht aß, weil es ihm nicht mundete. Hauptsache umsonst. Eine Frechheit. Ich sagte gar nichts mehr dazu. Meine Meinung hatte sich bestätigt. Abends im Hotel entschuldigte sich dann mein Schätzchen bei mir. Ich hätte Recht gehabt und er hätte seinen Cousin nie so eingeschätzt. Ich fand es toll, dass er dies nun auch gesehen hatte und nicht nur immer blauäugig die Hände über seine Familie legt.

Den Rest der Woche verbrachten wir relativ unspektakulär. Es regnete viel und wir konnten kaum was unternehmen. Den Cousin sahen wir zwar täglich, aber er hielt sich etwas zurück. Vielleich hatte mein Schätzchen was zu ihm gesagt, aber das weiß ich nicht. Wir genossen die gemeinsame Zeit und redeten sehr viel. Es tat wirklich gut, dass wir nun von Angesicht zu Angesicht alles besprechen konnten. Während der Zeit im Gefängnis waren ja nur Briefe möglich gewesen. Ich hatte es echt vermisst gleich eine Antwort auf was zu bekommen und nicht 5 Wochen auf einen Antwortbrief warten zu müssen.

Es war alles gut bis zum letzten Abend in Alanya. Mein Süßer sagte dann, dass er mir was sagen muss. Ich soll bitte nicht böse sein und mir auch keine Sorgen machen. Wir würden ja morgen Abend mit dem Bus nach Maras fahren. Vorher muss er noch beim Gericht vorbei. Die wollen ihn nochmal sehen und er muss noch irgendwas unterschreiben. Als ich schon das Wort Gericht hörte, stellten sich mir alle Nackenhaare zu Berge. Was war denn nun noch? Er wusste selber nicht, was passieren wird. Er wusste nur, dass er sich dort melden muss. Ich hatte schreckliche Angst, dass morgen wieder alles vorbei sein könnte. Was ist, wenn sie ihn wieder verhaften? Ich hatte schreckliche Angst und konnte in dieser Nacht kaum schlafen. Immer wieder sah ich die Bilder vom Juni vor mir. Hat das denn nie ein Ende?
 

littlefly28

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Am nächsten Tag war unser letzter Tag im Hotel. Wir mussten bis Mittag unser Zimmer geräumt haben. Ich packte mit einem sehr unguten Gefühl im Bauch meinen Koffer. Schließlich tickte schon wieder die Zeit der Ungewissheit. Das Packen gestaltete sich etwas schwieriger und lenkte mich etwas ab. Wir hatten einige Klamotten für mein Schätzchen gekauft, aber er hatte keinen Koffer. Er war ja nur mit einer Plastiktüte aus dem Gefängnis gekommen. Mein Süßer wollte mir unbedingt helfen, aber irgendwie machte er immer das Falsche und stand mir nur in den Füßen herum. Ich schickte ihn dann zum Rauchen, damit ich meine Ruhe hatte.

Als dann alles fertig war, gaben wir unsere Sachen an der Rezeption ab. Unser Bus würde ja erst am Abend fahren und so lange konnten wir den Koffer hier lassen. Danach machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Eigentlich wollte mein Schätzchen alleine zu Gericht gehen, aber ich wollte ihn nicht lassen. Ich würde ihn nie wieder irgendwohin alleine gehen lassen, wenn ich befürchten müsste, dass etwas Schlimmes passieren kann. Naja, er hatte dann letztendlich zugestimmt und nahm mich mit.

Wir waren nicht lange unterwegs als es plötzlich begann, wie aus Eimern zu regnen. Wir hatten keinen Schirm und unterstellen wollten wir uns auch nicht. Wir hatten ja noch was zu erledigen. Also liefen wir durch den Regen, fuhren eine kurze Strecke mit dem Stadtbus und liefen dann wieder weiter. Wir waren von Kopf bis Fuß vollkommen durchgeweicht. In unseren Schuhen schwappte bei jedem Schritt das Wasser von vorne nach hinten und wieder zurück. Man konnte sogar beobachten, wie sich das Wasser beim Laufen von Innen aus dem Schuh raus drückte. Wir waren wirklich nass!

Da wir nicht genau wussten, wo das Gericht war mussten wir uns durchfragen. Der Weg zog sich ewig und ich glaubte schon, dass wir uns verlaufen hätten. Doch irgendwann kamen wir an und standen vor dem großen Gebäude. Wir hatten keine Ahnung, wo mein Mann sich melden sollte. Nun gut, erstmal rein durch die Sicherheitsschleuse und dann werden wir schon sehen. Alle schauten uns blöd an, weil wir so durchgeweicht waren, aber was sollten wir machen?

In einem Gang sahen wir dann eine lange Schlange vor einem Informationsbüro und stellten uns auch mal an. Mein Süßer bekam dann einen Zettel, den er ausfüllen sollte. Danach sollte er sich in einem anderen Büro melden. Wir gingen zusammen in die Cafeteria und schrieben seine ganzen Daten auf. Ich sagte immer wieder, dass ich inständige hoffe, dass alles gut gehen wir. Mein Süßer machte auf cool und meinte nur, dass ich viel zu ängstlich wäre. Er hätte seine Zeit schließlich abgesessen und es will bestimmt niemand mehr was von ihm.

Er nahm dann seinen Zettel und ging in ein Büro, was ich von meinem Platz aus ganz genau beobachten konnte. Es gab große Fenster, so dass ich jede Kleinigkeit sah. Er setzte sich auf einen Stuhl an der Wand und er Mann hinter dem Schreibtisch schaute ihn sehr kritisch an. Die erste Zeit unterhielten sie sich noch ganz ruhig. Doch irgendwann begann mein Süßer wie wild zu gestikulieren. Er erklärte irgendwelche Sachen und es sah für mich nach Rechtfertigung aus. Mein Herz schlug wie verrückt. Ich hatte echt Panik. Mir schossen die Tränen in die Augen und meine Gedanken wirbelten mir durch den Kopf.

Irgendwann verließ dann mein Schätzchen das Büro, bog links in den Flur ab und war verschwunden. Ich machte mir schon Gedanken darüber, was ich wohl tun sollte, wenn er nicht wieder kommen würde. Unendliche Minuten vergingen. Auf einmal sah ich ihn wieder, wie er wieder auf das Büro zusteuerte. Er schaute nicht zu mir und ich deutete dies als schlechtes Zeichen. Von Minute zu Minute ginge es mir immer schlechter. Er stand jetzt vor dem Schreibtisch und gestikulierte wieder wild in der Gegend herum. Kurz danach kam er heraus und setzte sich zu mir an den Tisch. Ohne Worte nahm er meine Hand, schaute mich sehr ernst an und ich war kurz vor dem Nervenzusammenbruch.
 

littlefly28

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Dann grinste er und legte mir ein paar Zettel vor die Nase. Es war alles gut. Die Strafe war begliche und er war ein freier Mann. In diesem Moment hätte ich ihn schlagen können. Warum musste er so eine Dramatik erzeugen, es war ja alles schon schlimm genug. Die ganze Anspannung fiel von mir ab und mir kullerten die Tränen. Ich bin normal nicht so nah am Wasser gebaut, aber die ganze Situation der letzten Monate hatte mich einige Nerven gekostet. Überglücklich liefen wir beide Hand in Hand Richtung Ausgang und ich sah meinem Süßen regelrecht an, wie befreit er jetzt war. Wir hatten es endgültig überstanden.

Unser Weg zurück ging wieder durch das verregnete Alanya. Der Regen störte uns nun überhaupt nicht mehr. Wir waren einfach nur glücklich und nasser als nass kann man eh nicht werden. Im Hotel angekommen bekamen wir ein Zimmer, damit wir unsere Kleidung wechseln konnten. Also wieder Koffer auf, trockene Sachen suchen und die nassen Sachen verpacken. Danach setzten wir uns in die Lobby vor einen kleinen Ofen um uns etwas aufzuwärmen. Wir hatten noch ewig Zeit bis wir zum Bus mussten und machten es uns hier gemütlich. Ich schlief dann irgendwann selig auf der Couch ein.

Am Abend gingen wir noch essen und fuhren dann mit dem Taxi zum Busbahnhof. Es regnete immer noch und ich fand das Wetter ganz schön ungemütlich. Der Bus ließ auch eine Zeit lang auf sich warten, aber dann ging es endlich los. Wir hatten, wie fast immer, die Plätze in der ersten Reihe. Dort nervt wenigstens keiner von vorne und ich kann immer geradeaus die Straße beobachten, damit mir nicht schlecht wird. Wir kamen der Stelle immer näher, an der damals die Polizeikontrolle statt gefunden hatte. Ich wurde wieder unruhig, nahm die Hand von meinem Mann und streichelte ganz nervös mit meinem Daumen über seinen Handrücken. Je näher wir der Stelle kamen, desto schneller bewegte sich mein Daumen.

Hier war es also. Diese Haltebucht hatte uns soviel Nerven gekostet. Doch diesmal war niemand hier. Keine Kontrolle, kein Militär, keine Polizei. Jetzt war ich mir auch sicher, dass wir alles überstanden hatten. Endlich war dieses Kapitel abgeschlossen. Mein innerliches Durcheinander verpuffte von gleich auf jetzt und ich konnte mich ab sofort auf unsere weiteren gemeinsamen Wochen freuen.

Die Busfahrt verlief ohne weitere Vorkommnisse. Film gucken, Abendessen in der Pause, danach schlafen, alles war gut. In der nächsten Toilettenpause bemerkte ich ein komisches Gefühl im Unterleib. Oh nein, bitte nicht schon wieder eine Blasenentzündung. Ich sagte erstmal nichts und wollte warten, wie es mir weiter geht. Der Bus war kaum los gefahren, schon musste ich wieder aufs Klo. Ich verkniff es mir inständig, schließlich hatten wir noch ungefähr 6 Stunden vor uns. Nach einer halben Stunde Schmerzen sagte ich es dann auch meinem Schätzchen. Er machte sich jetzt echt Sorgen und meinte, dass wir anhalten werden, wenn ich es nicht mehr aushalten kann.

Ich wollte noch etwas durchhalten, aber nach weiteren ewigen zehn Minuten ging es leider nicht mehr. Der Busfahrer maulte zwar etwas, hielt dann aber an der nächsten Tankstelle an. Ich rannte schnell auf die Toilette und sah auch schon das Unheil. Blut im Urin und Schmerzen ohne Ende. Ich hatte mir niemals vorstellen können, dass ich von einem Regenspaziergang so schnell wieder eine Blasenentzündung bekomme. Naja, es half nun alles nichts. Ich musste die Schmerzen aushalten. Von draußen rief mein Schätzchen schon, dass der Busfahrer Stress machen würde. Ich beeilte mich und wir rannten wieder zum Bus. Natürlich schauten mich alle blöd an, aber das war mir grade mal egal.

Im Bus wollte dann mein Süßer wissen, wie es mir geht. Ich wollte ihm keine Angst machen und erzählte nur die Hälfte. Dies und mein schmerzverzerrtes Gesicht reichten aber vollkommen auf und er verstand sofort, was los war. Er sagte mir dann, dass wir aus dem Bus aussteigen würden, wenn es nicht mehr geht. Wir würden ein Hotel suchen und morgen weiterfahren. Ich sollte entscheiden. Ich überlegte hin und her. Ich wägte ab, ob sich diese Zusatzausgaben wirklich lohnen würden. Könnte ich es auch nicht so schaffen? Sollen wir aussteigen oder nicht? Ich weiß es doch auch nicht. Eigentlich war mir das Geld zu schade, aber ich traute mir auch eine Weiterfahrt nicht zu.

Als ich mich dann endlich zum Aussteigen entschieden hatte, war es leider schon zu spät. Wir waren vor ungefähr 5 Minuten auf die Autobahn gefahren und ab hier gab es keine Alternative mehr. Ich musste da jetzt durch. Nur wie? Am Anfang kämpfte ich noch mit meinen Schmerzen und hoffte auf Besserung. Doch je intensiver ich daran dachte, desto schlimmer wurde es. Ich beschloss dann irgendwann, dass ich die Schmerzen ignorieren werde und versuchen werde zu schlafen. Es dauerte echt lange und am liebsten wäre ich gestorben, aber letztendlich schlief ich dann doch ein.

Mein Süßer tat kein Auge zu. Er schaute die ganze Zeit nach mir. Er wollte nicht schlafen, so lange es mir so schlecht geht. Ich schlief jedenfalls selig bis kurz vor unserem Ziel. Als ich aufwachte hatten meine Schmerzen etwas nachgelassen. Ich versprach nun meinem Schätzchen, dass ich wach bleiben werde, damit er schlafen kann. Mir ging es wieder etwas besser und er sollte sich keine Sorgen machen. Er hatte kaum die Augen zu, schon war er ganz tief eingeschlafen. Es tat mir wirklich leid, aber nach einer halben Stunde musste ich ihn wecken. Wir waren endlich angekommen. Wir hatten viel vor und ich freute mich schon übermäßig die ganzen Freunde und die Familie wieder zu sehen, egal was in den letzten Monaten passiert war.
 

littlefly28

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Als wir aus dem Bus ausgestiegen waren, standen auch schon einige private Fahrzeuge bereit um die Reisenden gegen Bares zu ihren Zielen zu bringen. Wir nahmen dieses Angebot auch dankend an, da ja niemand von der Familie wusste, dass wir kommen würden und laufen wollten wir auch nicht. Gesagt, getan. Also alles schnell in das Auto und fünf Minuten später waren wir schon bei den Eltern vor der Hoftür. Wir schlichen uns in den Hof und klingelten dann an der Tür. Es war sehr früh am Morgen und die Mama kam total zerstört zur Tür. Als sie uns sah, bekam sie bald einen Herzinfarkt. Schließlich hatte sie mit so einer Überraschung nicht gerechnet.

Das ganze Haus erwachte sehr schnell zum Leben und wir wurden von allen sehr herzlich begrüßt. Natürlich gab es sofort was zu essen, da wir ja auf der ganzen Fahrt fast verhungert wären. Naja, so sind Mütter eben. Nach dem Frühstück gingen wir erstmal ins Bett. Mein Schätzchen hatte ja fast gar nicht geschlafen und mir ging es eben nicht ganz so gut. Wir schliefen wie die Murmeltiere und wurden auch vollkommen in Ruhe gelassen. Ich bekam überhaupt nicht mit, als mein Mann irgendwann aufstand. Er machte sich so schreckliche Sorgen um mich, dass er gleich Kriegsrat mit seinen Eltern hielt. Er erklärte ihnen, was mit mir während der Fahrt passiert war und fragte, was wir jetzt am besten tun sollten.

Baba hatte sofort entschieden, dass ich schnellst möglich zu einem Arzt sollte. Auch wenn es nun nicht mehr so schlimm wäre, aber es sollte unbedingt mal jemand nach mir sehen. Nachdem ich dann irgendwann auch aufgewacht war, war schon alles geplant. Es stand ein Kumpel mit Auto da, der nur darauf wartete, dass ich fertig werde und er mich in die Poliklinik fahren kann. Am Anfang wehrte ich mich etwas, aber sie hatten ja Recht. Ein Arzt wäre jetzt wirklich nicht schlecht. Die einzige Bedingung, die ich stellte, war, dass ich mir unter keinen Umständen eine Spritze geben lassen werde. Mein Süßer musste mir versprechen, dass er alles tun wird, damit ich keine Spritze bekomme. Ich kenne die türkischen Ärzte und mit Spritzen sind sie ganz schnell.

Er gab mir dann sein Wort und wir fuhren los. Erster Stop war beim Frisörladen, da wir von dort noch die Schwester abholen mussten. Sie hatte Freunde in der Poliklinik und sollte sich für mich um alle Formalitäten kümmern. Es ging dann auch alles ganz schnell. Der Arzt bat uns alle vier in sein Sprechzimmer und fragte mich aus. Zum Ultraschall für die Nieren durften dann die beiden Männer nicht mit. Da war ich auch echt nicht böse drum. Nach ein paar Untersuchungen stellte er fest, dass ich nichts Schlimmes hatte. Aber eine Spritze musste sein. Sicher ist sicher. Ich wehrte mich mit Händen und Füssen. Als mir dann auch noch mein Mann bei Seite stand und eine Spritze verweigerte, gab der Arzt endlich auf. Ich bekam dann ein paar Medikamente und natürlich die Rechnung. Es war schon ein kleiner Rabatt wegen der Schwester dabei, aber es war immer noch gesalzen. Naja, was soll's. Hauptsache war ja, dass mir nicht viel fehlt und mir die Tabletten helfen konnten. Den Rest vom Tag verbrachte ich dann zu Hause im Bett und schonte mich etwas.

Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zum Standesamt. Wir wollten uns erstmal über alles informieren und erfragen, was wir noch für Unterlagen für die Hochzeit brauchen würden. Ich legte dort dem Standesbeamten meine ganzen Unterlagen vor und dieser war ganz erstaunt, was ich alles für Zettel dabei hatte. Er hatte ja damals zu mir gesagt, dass er alles haben möchte, was das Amt in Deutschland auch wollte. So hier war nun alles. Er wurschtelte in dem Stapel herum und zog sich nur das Ehefähigkeitszeugnis heraus. Meinen Pass sah er sich kurz an, meinte dann aber, dass ihm mein Personalausweis lieber wäre. Ich war etwas enttäuscht, dass er nur so wenig haben wollte. Aber besser so, als anderes herum.

Die Unterlagen von meinem Süßen waren alle vollständig. Jetzt brauchten wir nur noch ein paar wenige Sachen. Zuerst sollten wir einen Umschlag mit den Vordrucken zur Eheschließung in einem Schreibwarengeschäft besorgen und danach brauchten wir noch 7 Passbilder. SIEBEN! Was will er denn mit so vielen Bildern? Ist ja eigentlich auch egal. Hauptsachen, wir können bald heiraten. Als wir alles hatten gingen wir wieder zum Standesamt. Der Beamte füllte uns dann zwei Formulare aus, die wir für den Bluttest benötigten. Den Test sollten wir sofort morgen in Maras machen lassen, damit wir gleich am Montag die Ergebnisse abholen könnten. Er erklärte uns nochmal genau den Weg zu diesem Labor und dann verabschiedete er sich bei uns bis Montag.

Freudestrahlend liefen wir nach Hause und waren glücklich, dass alles so gut geklappt hatte. Es kamen an dem Tag noch viele Verwandte und Bekannte vorbei, die uns auch willkommen heißen wollten. Weiter passierte eigentlich nichts, bis Baba abends unsere Unterlagen für den Bluttest sehen wollte. Mein Schätzchen holte die zwei Zettel und zeigte sie ganz stolz. Nach näherem Betrachten fiel ihm auf, dass sich der Standesbeamte wohl vertan hatte. Auf einem Zettel war sein Name, türkisch und sein Bild mit Stempel und auf dem anderen Zettel war mein Name, deutsch und auch sein Bild mit Stempel. Na super, jetzt hatte der das falsche Bild drauf geklebt. Aber ich wusste zumindest warum wir so viele Bilder abgeben mussten. Ein bißchen Schwund ist schließlich immer.

Bevor wir dann am Freitag nach Maras fahren konnten, mussten wir also nochmal beim Standesamt vorbei. Altes Bild runter, neues Bild wieder drauf und dann noch den Stempel so anbringen, damit es wieder passt. Der Beamte schüttelte die ganze Zeit nur mit dem Kopf und lachte über sich selbst. Seine Frage danach, wo er nur seinen Kopf hatte, konnten wir ihm auch nicht beantworten. Soo. Jetzt war wirklich alles fertig und wir fuhren nach Maras zu dem Labor. Es war eine größere Aktion das Ding zu finden, aber mit etwas Hin und Her kamen wir auch dort an. In einem Büro sollten wir uns anmelden und wurden schon mal sehr unfreundlich begrüßt. Wir wären sehr spät dran, da gleich Annahmeschluss sei. Egal, schneller ging eben nicht. Die Dame nahm dann unser Pässe, tippte alles in ihren Rechner ein und musterte mich von oben bis unten.

Ihr war wohl unser Altersunterschied von fünf Jahren aufgefallen. Ich bekam noch einen abfälligen Blick und dann sagte sie zu meinem Mann, dass wir ja auch nur heiraten würden, damit er nach Deutschland kommen kann. Mir hatte es die Sprache verschlagen. Wie konnte diese Frau nur so etwas sagen? Sie kannte uns überhaupt nicht und gab gleich ihr Urteil ab. Echt eine Frechheit! Ich verkniff mir meinen Unmut noch etwas, aber auf der Treppe zum Blutabgabezimmer platzte es aus mir heraus. Ich war so sauer, dass ich gar nicht die richtigen Worte für meine Wut fand. Mein Schätzchen verstand mich aber sofort und beschwerte sich noch bevor uns irgendeiner Blut abzapften konnte. Ich bekam dann eine Entschuldigung vom Arzt und hoffe inständig, dass dies für die Dame vom Empfang noch ein Nachspiel hatte.
 
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