Eine Stella Hindemith (nie gehört) erinnert
in einem klugen Essay an die Walser-Debatte vor zwanzig Jahren.
Der Rechtspopulismus wurde nicht auf der Straße erfunden, auch nicht von den viel zitierten Wutbürgern. Er kommt auch nicht allein aus dem Osten oder von den Wendeverlierern, auch wenn er hier vielleicht besonders viel Resonanz erfährt. Der Rechtspopulismus ist lange und hartnäckig erdacht, nicht zuletzt von Intellektuellen und Politikern aus dem Westen. Seine bürgerlichen ArchitektInnen heißen Walser, Hohmann, Möllemann, Sarrazin oder Steinbach. Und er ist verwurzelt in der Abwehr der Verantwortung für den Nationalsozialismus und dem damit einhergehenden Antisemitismus. Der Erfolg des Rechtspopulismus – auf der Straße wie in den Parlamenten – wird nicht verstehbar werden, wenn seine Entstehung nicht beachtet wird.
Im Gegenteil: Solange die Debatte auf das Jahr 2015 fokussiert ist, geht sie dem rechtspopulistischen Mythos auf den Leim, der behauptet, das "Volk" würde sich wehren.