Die Linke als Nachfolgepartei der PDS/WASG, die wiederum die Nachfolgepartei der SED/DKP war, hatte Mühe, sich von Mauerbau, Flüchtlingsmord, struktureller Bespitzelung und Russlandgehorsam zu verabschieden. Zu Recht stand sie deshalb in der Kritik. Nun sind die alten Stalinisten dreißig Jahre nach dem Mauerfall zwar so gut wie weg, aber mit ihnen auch eine nicht so demokratisch gesonnene Stammwählerschaft, die nun bei der AfD ihr Glück sucht. Die kann die Linkspartei nach ihrem Bekenntnis zur Demokratie nicht zurückgewinnen, auch nicht als europa- und natoskeptische Partei.
Wenn ich mir 1990 vorgestellt hätte, wie die EX-DDR in Zukunft tendenziell wählen würde, hätte ich immer gedacht, dass es sicheres SPD-Gebiet ist. Sozialismus mit Demokratie. Dass die NPD/REP/AfD eine bedeutende Rolle in den neuen Bundesländern spielen könnte, hatte ich 1990 nicht auf dem Schirm. Aber ich wusste auch so gut wie gar nichts vom Osten bis auf Aufmärsche in Ostberlin und Bruderküssen. Und die Kolleginnen und Kollegen aus der DDR, die ich auf meiner allerersten Tagung 1989, ein paar Tage vo dem Mauerfall, getroffen hatte, waren so firm und so eindeutig hinsichtlich des sozialen Auftrags der Theorie und der Poilitk, dass die Vorstellung eines Nazi-Rucks im Osten wirklich unvorstellbar war. Vielleicht hätte es die alte SED besser wissen müssen, ebenso wie ihre Nachfolgeparteien. Immerhin kannten sie die Gegend im Unterschied zu mir.