Anschlag auf Mohammed-Karikaturisten

alterali

Well-Known Member
AW: Anschlag auf Mohammed-Karikaturisten

.. da es auf der christlichen Seite ebenso fanatische Menschen gibt wie auf muslimischer Seite.....aber dennoch äußert sich dieser Fanatismus doch grundlegend anders............Woran liegt es also? Was glaubt ihr?

Ich kann da so gravierende Unterschiede nicht sehen.

Die Reaktionsmechanismen auf Demagogen sind meines Erachtens überall ziemlich gleich.

Ansonsten bin ich der Meinung, das man nicht alles durch die eigene Brille sehen kann. Man sollte sich bescheiden und das eigene Haus in Ordnung halten. Und endlich diesen missionarischen Eifer aufgeben.

Aber Verstehen, gar Verständnis hat Grenzen und vor allem sollte sie haben.
 

Skeptiker

Well-Known Member
AW: Anschlag auf Mohammed-Karikaturisten

Ich kann da so gravierende Unterschiede nicht sehen.

Die Reaktionsmechanismen auf Demagogen sind meines Erachtens überall ziemlich gleich.

Sehe ich nicht so.....


Sicher gibt es "Hass-"prediger auch bei den Christen, dennoch ist die Reaktion eine völlig andere......weniger physische Reaktion.

Ansonsten bin ich der Meinung, das man nicht alles durch die eigene Brille sehen kann. Man sollte sich bescheiden und das eigene Haus in Ordnung halten. Und endlich diesen missionarischen Eifer aufgeben.

Dieses ist ganz wichtig!!!!!!

Besonders bei fundamentalen Christen ist der missionarische Eifer schier unendlich, wenn er auch (heutzutage) auf völlige Gewaltfreiheit basiert.

Ich selbst war in einer baptistischen Jugendgruppe. Dort lernte ich erstmals den Begriff 10/40 Window kennen............

Wie gesagt, wir waren alles 12-18 jährige welchen eingetrichtert wurde, das es unbedingt wichtig ist, das Wort Gottes in diese Region zu bringen. Ich, als geborener DDR-Bürger fühlte mich sehr an gewisse Parallelen erinnert. Als ich, nach 1-2 Monaten gefragt wurde, warum ich nicht mitbete und mitsinge, gestand ich, das ich nicht an Gott glaube. Es waren eher unverständige Gesichter, welche mir entgegenaschauten und die folgende Konversation belief sich eher auf die Frage, warum ich nicht daran glaubte. Ich, damals noch Atheist, konnte diese Fragen nicht sachgemäß beantworten, lag die Wende doch erst 3 Jahre zurück und hatte man sich davor doch nie solche Fragen gestellt. Es war aber kein Hass oder Abneigung die mir entgegenschlug, sondern ein Bedürfnis, mir Gott nahebringen zu wollen. Dieses Bedürfnis verursachte aber ein großes Unbehagen in mir, so das mit meinem "coming-out" es auch der letzte Tag war, das ich jene Menschen sah......


Somit unterschreibe ich deine von mir zitierte Textstelle voll und ganz, alterali!
 

fritztotila

Active Member
AW: Anschlag auf Mohammed-Karikaturisten

Das habe ich wohl dann wirklich missgedeutet, denn diese Passage von dir:

Die Kunst der Karrikatur ist wirklich eine diverse und es gibt wahre Künstler darin als auch wahre Dilettanten. Aber niemanden ironisch durch den Kakao zu ziehen, der im öffentlichen Leben steht halte ich persönlich für eine Beschränkung. Damit würde jede Karrikatur obsolet, jeder Witz verachtbar und jedwede Kritik unbrauchbar. Sicher, es gibt Grenzen und diese Grenzen zieht unser Rechtsstaat mit Gesetzen mit deren Hilfe jeder betroffene gegen wirklich Verleumdung und Beleidigung angehen kann. Aber Handlungen welche eine solche Person im öffentlichen Leben tut müssen unweigerlich kritisierbar, mit welcher Kunstform auch immer, angreifbar bleiben! Das gilt auch für Religionen!

Leider habe ich aus deinen Fingern noch keiner eindeutige Aussage in dieser Richtung gelesen! Lediglich auf domovoj's Beitrag reagiertest du mit "das stimmt"................

Auch war mein Eindruck deiner Äusserungen dadurch gefärbt, das dein erster Beitrag direkt auf cafedesol's Beitrag folgte und in die gleiche Bresche zu springen schien............

Bin auch hier deiner Meinung und wenn es noch nicht klar ist, distanziere ich mich noch einmal von jeglicher Art der Drohung und Gewalt, die in diesem Fall von den moslemischen Extremisten ausgegangen ist.

Dennoch meine ich, dass diese Karrikaturen auf allen Seiten zuviel Schaden angerichtet haben. Auch bei uns schliesslich: Unterstellt man doch glatt Menschen wie mir, dass ich Terroranschlaege gutheisse und feige einknicke.
Das tut schon weh.
aber nun ist doch hoffentlich alles geklaert!
 

fritztotila

Active Member
AW: Anschlag auf Mohammed-Karikaturisten

Ich kann da so gravierende Unterschiede nicht sehen.

Die Reaktionsmechanismen auf Demagogen sind meines Erachtens überall ziemlich gleich.

Ansonsten bin ich der Meinung, das man nicht alles durch die eigene Brille sehen kann. Man sollte sich bescheiden und das eigene Haus in Ordnung halten. Und endlich diesen missionarischen Eifer aufgeben.

Aber Verstehen, gar Verständnis hat Grenzen und vor allem sollte sie haben.

Das hast du sehr treffend formuliert. "Das eigene Haus..." Fast immer zeigt man mit dem Finger auf das Haus des Gegners.

Als Beispiel christlich manifester Aggressivitaet koennte man den Konfessionsstreit nennen, den 30 jaehrigen Krieg und den Irland Konflikt.
 

Catsili

Active Member
AW: Anschlag auf Mohammed-Karikaturisten

Bin auch hier deiner Meinung und wenn es noch nicht klar ist, distanziere ich mich noch einmal von jeglicher Art der Drohung und Gewalt, die in diesem Fall von den moslemischen Extremisten ausgegangen ist.

Dennoch meine ich, dass diese Karrikaturen auf allen Seiten zuviel Schaden angerichtet haben. Auch bei uns schliesslich: Unterstellt man doch glatt Menschen wie mir, dass ich Terroranschlaege gutheisse und feige einknicke.
Das tut schon weh.
aber nun ist doch hoffentlich alles geklaert!

Danke! Kann mich nur anschließen.
 

solresol

Gesperrt
AW: Anschlag auf Mohammed-Karikaturisten

bonjour Fritztotila

Dennoch meine ich, dass diese Karrikaturen auf allen Seiten zuviel Schaden angerichtet haben. Auch bei uns schliesslich: Unterstellt man doch glatt Menschen wie mir, dass ich Terroranschlaege gutheisse und feige einknicke.
Das tut schon weh.
aber nun ist doch hoffentlich alles geklaert!

wirklich hart und das gerade, wenn man sich erholen und sein verdientes Urlaub verdienen sollte popcorn

ich habe mich in dieser Diskussion enthalten... gerade deshalb. ist im Grunde genommen kein diskussionsfähiges Thema!

aber das, in rot, ist falsch, deshalb greife ich doch ein. die Karrikaturen haben monatelang niemanden gestört, gejuckt noch gekratzt, bis ein Pfifficus kam und ihr Streitpotential entlarvte :idea:

die Karrikaturen selbst haben gar nichts getan, nur dieser perverse, verschrobene Geist...

muss wohl ein Djinn gewesen sein :roll: die müssen doch ab und zu auch irgend etwas machen :lol:

salut
 

Farina

Well-Known Member
S

sdost

Guest
AW: Anschlag auf Mohammed-Karikaturisten

Der radikale Islam ist auf dem Vormarsch, schreibt der Historiker Hamed Abdel Samad

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Nach dem erfolglosen Klimagipfel in Kopenhagen will die dänische Hafenstadt nicht zur Ruhe kommen. Am Heiligabend waren 760 Wohnungen von Einbrechern verwüstet und ausgeraubt worden. Meine war eine davon. Aber das betrübte die lockere Stimmung kaum. Skaet er skaet, passiert ist passiert, kommentierte mein dänischer Nachbar, der auch beraubt wurde, die Ereignisse gelassen. Doch pünktlich zum neuen Jahr wurde die Stadt durch das vereitelte Attentat auf den 74-jährigen Karikaturisten Kurt Westergaard erschüttert. Mehr als vier Jahre nach den umstrittenen Mohammed-Karikaturen wollte ein 28-jähriger Somali mit Axt und Messer Rache üben.

Das Attentat erinnerte mich erneut an den Weihnachtsabend, aber diesmal nicht an die Raubserie, sondern an ein anderes vereiteltes Attentat – das auf ein amerikanisches Passagierflugzeug. Auch da war der Paradieskandidat ein Muslim mit schwarzafrikanischem Hintergrund.

Oft wird behauptet, der Westen gestalte die Globalisierung, die Asiaten gingen damit kreativ um, die Muslime seien reaktionär und die Afrikaner passiv. Wie schaut es nun mit denen aus, die Afrikaner und Muslime zugleich sind? Wie passiv sind sie? Über die Scharia in Nigeria, den Bürgerkrieg in Somalia und Darfur will ich gar nicht sprechen.

Ungeachtet dessen wird der afrikanische Islam nicht selten als Beweis für die Heterogenität und Anpassungsfähigkeit des Islam gepriesen. Er galt lange als Argument, dass es „den einen Islam“ nicht gibt. Selbstverständlich ist der Islam vielfältig in seinen Strömungen und Ausprägungen, und natürlich kann niemand behaupten, dass über eine Milliarde Muslime zwischen Indonesien und Marokko eine gleichgeschaltete Masse bilden – und dennoch kann man von einem Islam sprechen. Denn die Unterschiede mögen für Theologen, Ethnologen und Kunsthistoriker von Interesse sein, politisch gesehen sind sie ziemlich irrelevant. Wenn wir vom Islam reden, meinen wir nicht volkstümliche Erscheinungsbilder, sondern meist die politische Ideologie und die Geisteshaltung, die dem Glaubenssystem Islam entspringen. Es geht um den Islam, der den Westen als eine feindselige gleichgeschaltete Masse sieht und sich davon in jeder Form abgrenzt.

„Ich bin sicher, dass sich die gesamte somalische Gemeinschaft in Dänemark gegen diesen Anschlag auf Westergaard wendet“, sagte der Sprecher der Gemeinschaft, Mohammed Gelle; eine ziemlich gewagte Behauptung, wenn man bedenkt, dass 16 000 Somali in Dänemark leben. Aber es ist keine überraschende Stellungnahme für jemanden, der den Islam „eine Religion des Friedens“ nennt.

Wenn Muslime selbst vom Islam reden, im Zusammenhang etwa mit der Einführung von Islamunterricht an europäischen Schulen oder der Beantragung des Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, dürfen sie von einem einzigen Islam reden. Wenn Muslime von der „Religion des Friedens“ sprechen, sagen sie nicht, welchen Islam sie meinen. Wenn aber Islamkritik auftaucht, kommt ein Taschenspielertrick, um die Kritik abzuwürgen: Von welchem Islam reden Sie überhaupt?

Von welchem Alkohol reden wir, wenn wir sagen: „Viel Alkohol schadet der Gesundheit“? Ja, Alkohol wird zur Herstellung von Medizin oder zum Kochen verwendet, doch um diese Funktionen geht es nicht, wenn wir von den sozialen Auswirkungen des Alkohols sprechen. Ja, es gibt viele Sorten von Alkohol mit unterschiedlichen Wirkungen. Auf die Menge kommt es an, und genauso verhält es sich mit dem Islam. Hochprozentiger Islam in großen Mengen schadet dem Zusammenleben und hemmt die Integration, denn dieser Islam teilt die Welt in Freund und Feind, Gläubige und Ungläubige ein und duldet keine Identitäten neben sich. Es geht nicht um Muslime, die die spirituelle Seite des Islam betonen, sondern um diejenigen, die in jeder Alltagssituation zur Flasche der Dogmen greifen.

Drei Tage vor dem Attentat auf Westergaard saß ich im Büro von Flemming Rose, Kulturredakteur der dänischen Zeitung „Jyllands Posten“ und Urheber der Idee der Mohammed-Karikaturen. Die Karikaturen waren nicht Thema unseres Gesprächs. Ich erzählte ihm von einem auffälligen Phänomen, das meine Aufmerksamkeit weckte: Es ging um zahlreiche somalische Frauen, die voller Stolz mit ihren Kopftüchern in Kopenhagen herumlaufen. Das Muslimsein, das ihre afrikanische Identität offenbar annulliert hatte, scheint für sie die einzige Quelle des Selbstbewusstseins zu sein.

Häufig beklagen Afrikaner in Europa zunehmende Diskriminierung, nicht nur durch Autochthone, sondern auch durch Menschen mit Migrationshintergrund. Wenn sie sich aber zum Islam bekennen, steigen sie aus ihrer Sicht sozial auf, denn die Rasse wird damit durch die Religion ersetzt – und plötzlich werden sie als Brüder und Schwestern anerkannt. Manche übertreiben auch und entscheiden sich für den Terror als Kommunikationsstrategie, um ihre Zugehörigkeit zur Umma zu betonen, so wie der nigerianische und der somalische Attentäter.

Es ist keine Frage von Zentrum und Peripherie mehr. Egal ob in Kairo, Karatschi, Lagos, Jakarta, Berlin oder Kopenhagen: Der radikale Islam ist auf dem Vormarsch. Es geht nicht um das, was im Koran steht, sondern um die Haltung der meisten Muslime zu diesem Buch als dem letzten Wort Gottes und als ein Orakel, das man zu allem befragt. Alkohol ist nicht von Natur aus böse, er steigert nur die Stimmung, die bereits vorhanden ist, macht die Passiven passiver und die Aggressiven aggressiver. Und die Stimmung in der islamischen Welt scheint gegenwärtig mies zu sein. Diese islamische Welt ist aber nicht mehr die ferne exotische Welt hinter dem Meer. Sondern Muslime leben hier in Europa, haben Ansprüche und wollen sichtbarer werden. All das ist in Ordnung, aber zu welchen Konditionen?

Wie will Europa mit Menschen zusammenleben, die nicht dabei waren, als die Europäer die Regeln des Zusammenlebens festgelegt haben, und sich nicht verpflichtet fühlen, diese mitzutragen? Sagen wir skaet er skaet? Wird erneut die Rede von Einzeltätern sein, die den Islam entführt haben? Diskutieren wir weiter über die Heterogenität des Islam, bis die Debatte, wie immer, im Sand verläuft? Oder wird man endlich mit Muslimen über die Regeln des Zusammenlebens deutlicher und mutiger verhandeln müssen? Für mich hat nur ein „Islam Light“ in Europa eine Zukunft: Islam ohne Scharia, ohne Dschihad, ohne Geschlechter-Apartheid, ohne Missionierung und ohne Anspruchsmentalität.

Das berühmte Zitat des Rechtsphilosophen Ernst-Wolfgang Böckenförde „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann“ wird gerne durch religiöse Institutionen so verstanden, als seien die Religionen die einzigen Lieferanten dieser Voraussetzungen als Erzeuger von Moral und Solidarität. Ich dagegen interpretiere Böckenfördes These so, dass jede Demokratie nicht nur von den Gesetzen, sondern auch von der Geisteshaltung der Menschen lebt, die diese Gesetze hervorgebracht haben. Viele zugewanderte Muslime in Europa befinden sich außerhalb dieses Konsenses, da sie die europäischen Erfahrungen, die diese Geisteshaltung zustande brachten, nie teilten. Sie halten ihre eigene Geisteshaltung für höher und moralischer. Auch darüber muss verhandelt werden.

Der Autor ist Politikwissenschaftler und Historiker an der Universität München und Autor des Buches „Mein Abschied vom Himmel. Aus dem Leben eines Muslims in Deutschland“ (Fackelträger).



(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 05.01.2010
 
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