Cannabis Petition im deutschen Bundestag

EnRetard

Well-Known Member
Offenbar so ähnlich. Eben Lauterbach im Tagesthemen-Interview: Es soll "Dokumentationspflichten" geben, und für 18- bis 21- oder sogar 25jährige könne es nochmal andere Konzentrations - äh ...
Den Anfangs-, Mittel- und Endteil erspare ich euch, aber das aus der Pandemie bekannte anfängliche Triggerwort bohrte sich grell in mein Trommelfell.
Ich stelle mir jetzt mal vor, man sät oder pflanzt drei unschuldige Hänflinge ins Wohnzimmer, auf den Balkon oder sonnigen Dachboden, gärtnert liebevoll und begießt sie, freut sich auf die Ernte, dann naht von irgendwoher die Staatsmacht und näselt im rheinischen Singsang unseres Bundesgesundheitsministers:
"Wo kommt das Zeug her? Haben Sie das dokumentiert !?" Klar, im Leitz-Ordner. Der dritte von links. :cool:
Das, liebe Leute, wird nicht passieren.
Sage ich für Freunde, die in uneinsehbaren Gärten vereinsfrei am Kompost anbauen, im Mini-Gewächshaus oder woanders.
Getoppt wurde Karls Auftritt von einem Kommentar, den die ÖRR diesmal aus Gründen an den Bayerischen Rundfunk delegiert hatten.
Ratet, was dabei rauskam: - ....

Genau. ;)
Unglaublich, wie weltfremd unsere Politiker*innen mal wieder sind. Wenn sie den Schwarzmarkt austrocknen wollen, müssen sie ein besseres Angebot machen. Der Staat muss ja nicht unbedingt selbst dealen, wenn die EU das nicht erlaubt (obwohl ich glaube, dass Deutschland das durchsetzen könnte, wenn es wirklich wollte). Es reicht doch eine Entkriminalisierung, Verkauf nur in Coffeeshops und regelmäßige Kontrolle der Qualität. Entkriminalisiert werden dann eben nur bestimmte Reinheiten und Wirkstoffgehalte. Mit Entkriminalisierung unter bestimmten Bedingungen hat Deutschland doch einschlägige Erfahrungen, s. Abtreibung
 

Bintje

Well-Known Member
Unglaublich, wie weltfremd unsere Politiker*innen mal wieder sind. Wenn sie den Schwarzmarkt austrocknen wollen, müssen sie ein besseres Angebot machen. Der Staat muss ja nicht unbedingt selbst dealen, wenn die EU das nicht erlaubt (obwohl ich glaube, dass Deutschland das durchsetzen könnte, wenn es wirklich wollte). Es reicht doch eine Entkriminalisierung, Verkauf nur in Coffeeshops und regelmäßige Kontrolle der Qualität. Entkriminalisiert werden dann eben nur bestimmte Reinheiten und Wirkstoffgehalte. Mit Entkriminalisierung unter bestimmten Bedingungen hat Deutschland doch einschlägige Erfahrungen, s. Abtreibung
Verkauf in Coffeeshops, Apotheken und was sonst noch angedacht war, wollen sie nicht, auf gar keinen Fall. Lauterbach bezeichnete das niederländische Modell als "abschreckend" auch im Hinblick auf Drogentourismus. Wer sich das Ganze von gestern Abend mal in Farbe aus der Konserve geben will:


Selten tapsig, wenn ihr mich fragt. Immerhin ein Versuch zur Entkriminalisierung, was ich, wie gesagt, überfällig finde, aber der Weisheit letzter Schluss ist das mit Sicherheit nicht. Und da die Gegner jedweder Legalisierung, allen voran Bayern, schon wieder Front machen, ist auch die Frage, wie das behäbige Gesetzesvorhaben überhaupt Bundestag und Bundesrat passieren soll.
 

Bintje

Well-Known Member
Soll ich mal einen Blick in die Glaskugel wagen? Am Ende werden sie es so umständlich und bürokratisch ausgestalten, dass vom ursprünglichen Vorhaben nichts mehr übrig bleibt - falls es überhaupt durchgeht. Und wenn es durchgeht, werden CDU/CSU und andere sich flink bemühen, das zarte Pflänzchen der Legalisierung bei nächstmöglicher Regierungsbeteiligung wieder auszureißen und einzustampfen. Hauptsache, Alkohol in allen erdenklichen Konzentrationen und mitsamt gesellschaftlichen Folge-Erscheinungen bleibt unangetastet - so viel zum vorgeschobenen "Gesundheitsschutz". Lauterbach wirkte im obigen Interview auch eher wie ein Gegner von Legalisierung, das war jedenfalls mein Eindruck.
 

EnRetard

Well-Known Member
Gegner von Legalisierung, das war jedenfalls mein Eindruck.
War er auch lange und ist er wohl immer noch, ebenso wie ein großer Teil der Ärzt*innenschaft. Ich wäre als Arzt auch kein begeisterter Befürworter, und zwar wegen eines (allerdings in seiner Bewertung umstrittenen) Zusammenhangs zwischen Cannabiskonsum und Psychosen. Erst recht wäre ich aber kein Befürworter der Strafbarkeit, weil das Verbot den Konsum nicht verhindert, wohl aber einer Qualitätssicherung im Weg steht und die Forschung behindert.
 

Bintje

Well-Known Member
Ich wäre als Arzt auch kein begeisterter Befürworter, und zwar wegen eines (allerdings in seiner Bewertung umstrittenen) Zusammenhangs zwischen Cannabiskonsum und Psychosen.
Bei Kindern alkoholabhängiger Eltern liegt das einschlägige Erkrankungsrisiko meines Wissens ca. fünfmal so hoch wie in der Normalbevölkerung, und Kinder, bei denen ein Elternteil psychotisch ist, sind ebenfalls deutlich anfälliger (10 - 15 %), später ebenfalls zu erkranken: Was aber heißt, dass 85 bis 90 Prozent der Betreffenden nicht erkranken, sondern gesund bleiben. Wenn ich die von dir verlinkte Studie richtig überflogen habe, bedeutet das allein auf Cannabis bezogen noch immer, dass die weit überwiegende Mehrheit jugendlicher und heranwachsender Konsument:innen, nämlich 84 Prozent, nicht psychotisch werden. Das soll die Sache keinesfalls verharmlosen, denn bei schizophrenen Psychosen handelt es sich um wirklich schlimme, folgenschwere Störungen (btw, ein früherer Mitschüler, der darunter litt und zusätzlich starker Kiffer war, hat sich infolgedessen kurz nach dem Abi das Leben genommen). Aber mich stört die ausschließliche Fokussierung darauf, um eine vernünftige Legalisierung auszubremsen oder gar zu verhindern.

Das ist ungefähr so, als wolle man z.B. den Besitz von Kissen, Stricken oder Messern verbieten, weil Menschen sich oder andere damit umbringen könnten. Oder um ein passenderes Beispiel zu wählen: Schokolade verbieten, weil sie viele Kalorien enthält und dick machen kann oder Salz (was Lauterbach sicher sehr lieb wäre), um Arteriosklerosen vorzubeugen. Übrigens hätte ich gar nichts dagegen, wäre sogar dafür, wenn Alkohol hier wie im schwedischen Systembolaget verkauft würde: In eigenen staatlichen Läden, die nur Leuten ab 20 Jahren offenstehen und denen man sich unter 25 ausweisen können muss. Aber Alk, auch harten Alk überall in allen Supermärkten zu plazieren, groß fürs Oktoberfest zu werben und andererseits Gras im Schatten der Kriminalität zu belassen, passt nicht zusammen.

Erst recht wäre ich aber kein Befürworter der Strafbarkeit, weil das Verbot den Konsum nicht verhindert, wohl aber einer Qualitätssicherung im Weg steht und die Forschung behindert.
Einmal das. Zum anderen wird u.a. die Justiz auch absurd belastet, obwohl sie später einstellt/einstellen muss wegen längst gängiger Eigenbedarfsregelungen. Ganz zu schweigen von kleinen Kiffern, denen zum Teil schon für den Besitz (!) von Joints der Führerschein entzogen werden kann und in der Vergangenheit wurde (nachlesbar in einem anderen, ellenlangen Thread zum Thema, in dem es um die Freigabe von Cannabis für Schwerkranke ging).
 

Bintje

Well-Known Member
Das würde in ein paar Jahren vielleicht dann auch nicht mehr verboten sein.

Was lehrt uns das? Nimm nichts von Fremden. ;)
Doch, als Körperverletzung oder ggf. sogar gefährliche KV könnte man das sicherlich immer noch behandeln, wenn das jeweilige Opfer nicht freiwillig mitgemacht hat. Bei Alkohol ist das auch so, meine ich gelesen zu haben. Nur der Anbau würde dann nicht mehr strafrechtlich verfolgt. ;)
 

EnRetard

Well-Known Member
Bei Kindern alkoholabhängiger Eltern liegt das einschlägige Erkrankungsrisiko meines Wissens ca. fünfmal so hoch wie in der Normalbevölkerung, und Kinder, bei denen ein Elternteil psychotisch ist, sind ebenfalls deutlich anfälliger (10 - 15 %), später ebenfalls zu erkranken: Was aber heißt, dass 85 bis 90 Prozent der Betreffenden nicht erkranken, sondern gesund bleiben. Wenn ich die von dir verlinkte Studie richtig überflogen habe, bedeutet das allein auf Cannabis bezogen noch immer, dass die weit überwiegende Mehrheit jugendlicher und heranwachsender Konsument:innen, nämlich 84 Prozent, nicht psychotisch werden. Das soll die Sache keinesfalls verharmlosen, denn bei schizophrenen Psychosen handelt es sich um wirklich schlimme, folgenschwere Störungen (btw, ein früherer Mitschüler, der darunter litt und zusätzlich starker Kiffer war, hat sich infolgedessen kurz nach dem Abi das Leben genommen). Aber mich stört die ausschließliche Fokussierung darauf, um eine vernünftige Legalisierung auszubremsen oder gar zu verhindern.

Das ist ungefähr so, als wolle man z.B. den Besitz von Kissen, Stricken oder Messern verbieten, weil Menschen sich oder andere damit umbringen könnten. Oder um ein passenderes Beispiel zu wählen: Schokolade verbieten, weil sie viele Kalorien enthält und dick machen kann oder Salz (was Lauterbach sicher sehr lieb wäre), um Arteriosklerosen vorzubeugen. Übrigens hätte ich gar nichts dagegen, wäre sogar dafür, wenn Alkohol hier wie im schwedischen Systembolaget verkauft würde: In eigenen staatlichen Läden, die nur Leuten ab 20 Jahren offenstehen und denen man sich unter 25 ausweisen können muss. Aber Alk, auch harten Alk überall in allen Supermärkten zu plazieren, groß fürs Oktoberfest zu werben und andererseits Gras im Schatten der Kriminalität zu belassen, passt nicht zusammen.


Einmal das. Zum anderen wird u.a. die Justiz auch absurd belastet, obwohl sie später einstellt/einstellen muss wegen längst gängiger Eigenbedarfsregelungen. Ganz zu schweigen von kleinen Kiffern, denen zum Teil schon für den Besitz (!) von Joints der Führerschein entzogen werden kann und in der Vergangenheit wurde (nachlesbar in einem anderen, ellenlangen Thread zum Thema, in dem es um die Freigabe von Cannabis für Schwerkranke ging).
Das allgemeine Risiko, jemals im Leben an einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis zu erkranken, beträgt etwa 1%. Nach dem, was ich verstanden habe, kann bei Menschen, die eine Disposition dafür haben, Cannabiskonsum eine Episode triggern. Das ist absolut nicht schön und jedeR mit halbwegs Verstand wird vermeiden wollen, in eine solche Situation zu kommen. Das Gleiche gilt aber auch für die schädlichen bis tödlichen Wirkungen von Alkohol und Tabak. JedeR weiß, dass manfrau sich totsaufen kann und trotzdem passiert es x-fach, Die Argumentation, es sei schlimm genug, dass Alkohol und Tabak legal seien, dann müsse man nicht noch ein weiteres Gift legalisieren, klingt zwar logisch, ich würde es aber nur akzeptieren, wenn diese Leute aktiv und genauso laut ein Verbot von Trinkalkohol und Tabak forderten.
 
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