Deniz Yücel

Alubehütet

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Der in Spanien festgenommene türkischstämmige Kölner Autor Dogan Akhanli ist wieder frei. Das teilte sein Anwalt Ilias Uyar an diesem Sonntag nach der richterlichen Anhörung in Madrid auf seiner Facebook-Seite mit. Der Generalsekretär des deutschen Pen-Clubs, Carlos Collado Seidel, sagte dem Evangelischen Pressedienst, Akhanli dürfe Spanien aber zunächst nicht verlassen.


Der 60 Jahre alte Schriftsteller war am Samstag während seines Urlaubs in Granada festgenommen worden. Die Türkei hatte bei Interpol einen internationalen Haftbefehl gegen ihn erwirkt. Die Festnahme hatte große Empörung ausgelöst.


http://www.faz.net/aktuell/feuillet...r-dogan-akhanli-ist-wieder-frei-15159751.html
 

Alubehütet

Well-Known Member
Ein aufmerksamer taz-Leser gibt den Hinweis, daß die Spanier für die Türkei ebenfalls via Interpol schon einen schwedischen Journalisten festgesetzt haben:

Hamza Yalcin hatte ein paar Tage Urlaub in Spanien gemacht. Danach wollte der türkische Journalist von Barcelona nach London weiterfliegen. Stattdessen landete er in einem spanischen Gefängnis. Dort muss er nun möglicherweise mehrere Wochen bleiben: Die türkischen Behörden gehen nicht mehr nur zu Hause, sondern auch im Ausland gegen regimekritische Pressevertreter vor. Bei der Ausweiskontrolle am El-Prat-Flughafen in Barcelona stellten die Beamten fest, dass gegen den 59 Jahre alten Journalisten und Autor ein von Interpol übermitteltes internationales Fahndungsersuchen aus der Türkei vorlag. Angeblich handelte es sich um eine sogenannte Red Notice; die rote Farbe des Vermerks macht die Dringlichkeit deutlich.

Laut Presseberichten werfen türkische Behörden Yalcin vor, er habe Präsident Recep Tayyip Erdogan verunglimpft und „terroristische Propaganda“ betrieben. Nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Dogan soll der Journalist zudem „terroristische Beziehungen“ zur verbotenen linksextremen Revolutionären Volksbefreiungsfront (DHKP-C) unterhalten.

Dabei hatte Hamza Yalcin die Türkei schon vor vielen Jahren verlassen. 1984 kam er zum ersten Mal nach Schweden und besitzt neben der türkischen auch die Staatsangehörigkeit des skandinavischen Landes.


http://www.faz.net/aktuell/politik/...isten-auch-in-europa-festnehmen-15145778.html
Leider keine aktuellere Meldung gefunden.

Turkishpress hatte das wohl auch:

Hamza Yalçın lebt seit 1984 in Schweden. Seitdem schreibt er für das gegenüber der türkischen Regierung kritische Magazin "ODAK Dergisi". 1979 wurde Yalçın wegen der Mitgliedschaft und Führerschaft innerhalb der linksextremistischen THKP-C zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, konnte jedoch nach 6 Monaten aus der Haftanstalt flüchten. 1984 gelang Yalçın die Flucht nach Schweden, wo er politisches Asyl beantragte und erhielt.

Zwischen 1990 und 1994 wurde Yalçın mit zwei weiteren Verfahren angeklagt und zu 3 Jahren Haft verurteilt, nach dem er unter einem falschen Namen in die Türkei zurückgekehrt war. Nach der Haftverbüßung kehrte Yalçın wieder zurück nach Schweden, wo er seither die mit einer Nähe zur THKP-C bekannten "ODAK Dergisi" betreibt. Die türkischen Behörden werfen Yalçın vor, eine militante Splittergruppe der THKP-C, die seit Jahrzehnten nicht mehr aktiv war, erneut zu reaktivieren und dazu Mitgliedert und um Unterstützung zu werben.

https://turkishpress.de/news/panorama/10-08-2017/spanien-verhaftet-exil-tuerken-aus-schweden
 

sommersonne

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Na hoffentlich ist er kein armer Mann. 40 Tage in Spanien im Hotel, wenn er Spanien so lange nicht verlassen darf, sind kein preiswertes Vergnügen.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Na hoffentlich ist er kein armer Mann. 40 Tage in Spanien im Hotel, wenn er Spanien so lange nicht verlassen darf, sind kein preiswertes Vergnügen.
Da mach dir mal keine Sorgen drum. Der hat genug Unterstützer. Die Roth, Özdemir, Günter Wallraff, alle haben sie schon für ihn demonstriert.Mir war er nicht bekannt, aber in Szene-Kreisen ist er es wohl :)
 

sommersonne

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Demonstriert ist ja schnell. Aber Geld locker machen? Roth, Özdemir und wie sie alle heißen, kennen jede Menge Leute. Wenn sie die alle materiell unterstützen sollen ...
 

Alubehütet

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Der Freispruch war aufgehoben worden:

Das türkische Revisionsgericht in Ankara hat den Freispruch von Dogan Akhanli im Februar 2013 “kassiert” (s. Presseerklärung vom 17.4. 2013)

In einem Schnellverfahren hat das Gericht – gegen das Votum des obersten Staatsanwalts – verkündet, das Verfahren gegen Dogan müsse neu aufgerollt werden und habe mit einer Verurteilung zu lebenslanger Haft zu enden. Die Tatsache, dass in der mündlichen Verhandlung im Dezember 2010 alle angeblichen Belastungszeugen Dogans Unschuld beteuert und die Strafverfolgungsbehörden, besonders die Polizei, der Folter und der Manipulation von Aussagen angeklagt haben, sei – so das Gericht – nicht von Belang. Ausschließlich die Polizeiprotokolle von 1989/1992 und die z.T. unter Folter zustande gekommenen Aussagen darin seien zur Grundlage des künftigen Urteils zu machen. Das vom Revisionsgericht erzwungene Verfahren ist mittlerweile terminiert, vor derselben Kammer in Istanbul, die Dogan im Dezember 2010 freigelassen und ein knappes Jahr später freigesprochen hat.


Ausführlicher:

Das Istanbuler Strafgericht hatte in seiner ersten Verhandlung am 8. Dezember 2010 die von der Staatsanwaltschaft ins Feld geführten Belastungszeugen mündlich vernommen und sich nicht auf die polizeilichen Vernehmungsprotokolle von 1989 verlassen. Ein Grundsatz jeder demokratischen Rechtsfindung, für die die mündliche Zeugenaussage vor Gericht ausschlaggebend ist. In dieser Gerichtsverhandlung wurden zahlreiche Widersprüche und Unstimmigkeiten in den damaligen Vernehmungsprotokollen aufgedeckt. Das Gericht akzeptierte schließlich die Aussagen sämtlicher Zeugen, ihnen seien frühere Beschuldigungen gegen Dogan Akhanli in den Mund gelegt, untergeschoben oder durch Folter abgepresst worden.

Das Revisionsgericht verkündet nun, für seine “Rechtsfindung” seien allein die polizeilichen Vernehmungsprotokolle von Belang. Die entlastenden mündlichen Zeugenaussagen vor dem Istanbuler Strafgericht wischten die Revisionsrichter vom Tisch: Sie hätten “kein Gewicht” und würden “im Kern nicht greifen”. Warum, das bleibt ihr Geheimnis. Denn zu einer konkreten Begründung für ihre Missachtung der Akhanli entlastenden Zeugenaussagen vom 8.12. 2010 ließen sie sich in ihrem nur sechsseitigen Urteilsspruch nicht herab.

Es sei denn, man würde als hinreichend erachten, was sie über Dogan Akhanli selbst schreiben. Weil er dem Untergrund-Widerstand während der türkischen Militärdiktatur angehört habe, sei ihm auch die Tat am 20. Oktober 1989 zuzutrauen. Diesen Umstand habe das Istanbuler Strafgericht nicht genügend “gewürdigt”.
http://gerechtigkeit-fuer-dogan-akhanli.de/blog/?page_id=1875
 
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