Depressionen, Identitätskrise

cahide12

Well-Known Member
Ich hatte vor vielen Jahren die Gelegenheit eine Mutter-Kind Kur zu haben. Dort gehört es zum Alltag, das ein Psychologe Gesprächsrunden durchführt, damals noch freiwillig. Ich hasse nichts so sehr, wie alle sitzen im Kreis, stellen sich vor und sagen kurz ihre Problemlage. Das hört sich dann so an "Ich bin Frau Müller, komme aus .... , habe 3 Kinder, mein Mann trinkt, oder Ich bin Frau Meier, komme aus ....., habe 2 Kinder und bin arbeitslos und mein Mann schlägt mich """" usw. usf. Ich hatte keine der genannten Probleme, wollte etwas Ruhe für mich und die Kinder. Am Ende der Sitzung, hab ich mich dann beim Psychologen bedankt und angekündigt, das ich keine weitere besuchen werden, für mich nicht sinnvoll. ER erwiderte, ich könnte doch ... mit meinen Erfahrungen helfen, ich, wieso ich? ER wird dafür bezahlt, ich nicht.
 
A

Altinoluk2010

Guest
Ich und meine Familie wurden in unserer langjährigen Laufbahn in Deutschland zu oft u. sehr deutlich
mit Diskriminierung konfrontiert. Sowohl im Alltag, als auch im Beruf, Schule und den Behörden.
Mir ist vollkommen klar dass viele Menschen mit Migrationshintergrund sich selbstständig machen und sich scheinbar wohlfühlen.
Dem ist aber nicht so!
Das grobe funktioniert, die Details funktionieren eben nicht.
Damit meine ich man darf arbeiten, einkaufen zum Arzt gehen, seine Kinder in die Schule schicken,
dem Nachbarn guten Tag sagen und dass war’s dann auch schon.
Im Detail gehen sich die Nationen lieber aus dem weg.
D.h. ein echtes Miteinander findet nicht statt.
Folglich spüren sensible Menschen jede Art v. Diskriminierung und werden mit der Zeit Krank und fallen
in eine Identitätskrise.
Sie spüren dass Sie ständig abgescannt werden.
Ständige Fragen wie woher kommst Du? Na aus welchem Land? machen Krank!
Es tauchen plötzlich Fragen wie folgt auf: Wer bin ich? Wo gehöre ich hin? mit
welcher Kultur identifiziere ich mich?
Man stellt Zukunftsprognosen auf und bekommt Angst um seine Kinder. Dies macht auf Dauer Krank.
Stellt sich die Frage: Wer soll solch eine Krankheit wie behandeln?
Die Antwort: Psychologische Behandlungen in Krankenhäusern oder Psychologen bestimmt nicht!
Die Politik ist gefragt.
Wenn ständig fremdenfeindliche Berichte mit Todesfolge in den Medien zu sehen sind dann begünstigt
dass sicherlich nicht die Genesung der betroffenen Kranken.
Soll nicht heißen dass keine Berichte ausgestrahlt werden sollen sondern wirksames bekämpfen der

Fremdenfeindlichkeit. Und zwar auch die Details! Dazu gehört Arbeit wie Analyse, Rückschlüsse, Aktivitäten, Aufklärung usw.
Nach 20 Jahren Einbürgerung frage ich mich allen Ernsten ob meine Einbürgerung sinnvoll war, weil ich
die Einbürgerung nicht unter dem Aspekt „allgemeine Vorzüge“ beantragt hatte.
Vor 20 Jahren nahm ich an dass ich hierher gehöre!
Mit Zunahme der Diskriminierungen muss ich heute die bittere Erfahrung machen dass auch Menschen
mit Migrationshintergrund die schon sehr lange in Deutschland leben und keine Sprachprobleme haben
sich als unerwünscht fühlen.
Ständig wird Ihnen dieses Gefühl vermittelt.
Frage: Wohin soll dass führen?
 
P

Pit 63

Guest
Nö, klingt nicht bizarr; im Gegenteil, ich finde das nachvollziehbar. Es setzt halt ein ganzheitliches Bild voraus, nach dem sich im Kleinen spiegelt, was im Großen vor sich geht. Das finde ich logisch. Wobei ich eine zunehmende Ausdifferenzierung jetzt nicht per se als "chaotisch" bezeichnen würde; den Ausdruck würde ich zunächst einmal wertneutral und deskriptiv verwenden.

Ich sehe das auch wertneutral- trotz des Chaos, das im Kopf und im Herzen entstehen kann, wenn alles immer weiter unterschieden, getrennt und auseinandergenommen wird und als Ergebnis davon nur noch mehr Möglichkeiten zu noch mehr Differenzierungen entstehen.
Die Depression lässt grüssen...
 
A

Altinoluk2010

Guest
Ich und meine Familie wurden in unserer langjährigen Laufbahn in Deutschland zu oft u. sehr deutlich
mit Diskriminierung konfrontiert. Sowohl im Alltag, als auch im Beruf, Schule und den Behörden.
Mir ist vollkommen klar dass viele Menschen mit Migrationshintergrund sich selbstständig machen und sich scheinbar wohlfühlen.
Dem ist aber nicht so!
Das grobe funktioniert, die Details funktionieren eben nicht.
Damit meine ich man darf arbeiten, einkaufen zum Arzt gehen, seine Kinder in die Schule schicken,
dem Nachbarn guten Tag sagen und dass war’s dann auch schon.
Im Detail gehen sich die Nationen lieber aus dem weg.
D.h. ein echtes Miteinander findet nicht statt.
Folglich spüren sensible Menschen jede Art v. Diskriminierung und werden mit der Zeit Krank und fallen
in eine Identitätskrise.
Sie spüren dass Sie ständig abgescannt werden.
Ständige Fragen wie woher kommst Du? Na aus welchem Land? machen Krank!
Es tauchen plötzlich Fragen wie folgt auf: Wer bin ich? Wo gehöre ich hin? mit
welcher Kultur identifiziere ich mich?
Man stellt Zukunftsprognosen auf und bekommt Angst um seine Kinder. Dies macht auf Dauer Krank.
Stellt sich die Frage: Wer soll solch eine Krankheit wie behandeln?
Die Antwort: Psychologische Behandlungen in Krankenhäusern oder Psychologen bestimmt nicht!
Die Politik ist gefragt.
Wenn ständig fremdenfeindliche Berichte mit Todesfolge in den Medien zu sehen sind dann begünstigt
dass sicherlich nicht die Genesung der betroffenen Kranken.
Soll nicht heißen dass keine Berichte ausgestrahlt werden sollen sondern wirksames bekämpfen der

Fremdenfeindlichkeit. Und zwar auch die Details! Dazu gehört Arbeit wie Analyse, Rückschlüsse, Aktivitäten, Aufklärung usw.
Nach 20 Jahren Einbürgerung frage ich mich allen Ernsten ob meine Einbürgerung sinnvoll war, weil ich
die Einbürgerung nicht unter dem Aspekt „allgemeine Vorzüge“ beantragt hatte.
Vor 20 Jahren nahm ich an dass ich hierher gehöre!
Mit Zunahme der Diskriminierungen muss ich heute die bittere Erfahrung machen dass auch Menschen
mit Migrationshintergrund die schon sehr lange in Deutschland leben und keine Sprachprobleme haben
sich als unerwünscht fühlen.
Ständig wird Ihnen dieses Gefühl vermittelt.
Frage: Wohin soll dass führen?
Habe es gerade erst gelesen. Die Beurteilung Deiner Situation und Erfahrungen die Du machtest kann man eigentlich nur dann richtig nachvollziehen wenn man Dich und Dein soziales Verhalten im Lebensumfeld als dritte Person für ein gewisse Zeit miterlebt hat.
Hier spielen zu viele Faktoren von allen Seiten eine wichtige Rolle die Dir deine Eindrücke und Erfahrungen vermittelt haben. Eine Einbürgerung spielt hier keine Rolle.
In meinem Umfeld gibt es viele Migranten mehrerer Nationen. Aber so grundlegende Schwierigkeiten wie Du sie beschreibst habe ich noch nicht gehört.
 

blackcyclist

Gesperrt
Ich bin alles andere als sicher. # 252 gibt nur meinen Eindruck wieder bzw. eine Perspektive, die mir geeignet erscheint, die Entwicklungen auf der Erde bis hin zu den modernen Gesellschaften in einen nachvollziehbaren Zusammenhang zu stellen.

Der aus der Physik stammende Begriff der Entropie besagt vereinfacht, dass sich das Universum in einem unumkehrbaren Prozess wachsender Unordnung befindet. Es verändert sich demnach vom Urknall an zunehmend von geordneteren Zuständen mit niedriger Entropie in ungeordnetere Zustände mit hoher Entropie usw. Anders formuliert: Es gibt immer mehr Möglichkeiten bei immer weniger Ordnung/Zusammenhang.
Persönlich habe ich den Eindruck, dass dementsprechende Prozesse (streng wissenschaftlich lässt sich das freilich nicht übertragen, zumal die physikalische Grösse der Entropie nur in geschlossenen Systemen messbar ist) auch im kollektiven Seelen- und Geistesleben ablaufen.
Bindungsverluste als innere Trennungen und zeitlich- räumliche äussere Trennungen stehen vordergründig je und je in einem wechselseitigen Zusammenhang, so wie Form und Inhalt oder Sein und Bewusstsein. Nach meiner Theorie wären sie ausserdem beide eine Folge der Entropie, der wachsenden Unordnung, der Erweiterung von Möglichkeiten bei gleichzeitigem Verlust von Ordnung/Zusammenhang.
So führt die Informationsgesellschaft letztlich zu einem stets wachsenden Datenvolumen bei zunehmender Unübersichtlichkeit/Komplizierung. Eine Hülle und Fülle von Lebensanschauungen, Gefühlen und seelisch geistigen Konzepten konkurrieren miteinander, stossen aufeinander und formen immer neue, kompliziertere Muster.
Die gesellschaftliche Polarisierung und Auflösung von Zusammenhängen und Relationen (Ordnung) könnte man in dem Sinne vielleicht als seelisch-geistiges Kaleidoskop beschreiben, das sich in immer verschachtelteren Bildern ergeht, die immer mehr Möglichkeiten eröffnen und es immer schwieriger machen, die Zusammenhänge zu sehen.

Dieser Prozess verläuft natürlich nicht von Gesellschaft zu Gesellschaft oder Person zu Person gleichmässig aber unterm Strich kommt es mir so vor.
Und der Prozess macht bei der Individualisierung von Personen an sich auch nicht halt- selbst die Einzelpersonen werden sozusagen immer chaotischer.
Mit Reizüberflutung als Folge meinte ich ganz allgemein, dass die Menschen einer zunehmenden Menge an Reizen ausgesetzt sind, was grundsätzlich zu mehr Stress führt.


P.S.: Klingt alles etwas bizarr, ich weiss...

Klingt eher wie bei den alten Griechen, die schon damals schwindende Werte beklagten.
 
A

Altinoluk2010

Guest
Ja!

Kann ich so unterschreiben diese Aussage! Allerdings bin ich hierbei nicht in Krankheit verfallen, sondern beziehe mich auf den sonstigen Text. Bin hier geboren und die ersten 6 Jahre meines Lebens bei einer deutschen Familie als Pflegekind Aufgewachsen, da meine Eltern arbeiten gingen. Die Identitätskrise setzt mit zunehmendem Alter ein, gefolgt mit der rückblickenden Wahrnehmung seines Umfelds. Auch ich habe die deutsche Staatsbürgerschaft (... nebst der Türkischen: Mehrstaater).

Hier einige Anmerkungen meinerseits:
  • Bekomme ein neues Bewusstsein des Stolzseins. Stolz ein Türke zu sein.
  • Du kannst stolz darauf sein, dass deine Vorfahren zum Osmanischen Reich gehörten und eine Vielzahl kultureller Sachverhalte geschaffen hat.
  • Sei stolz, dass deine Eltern aus einem Land stammen, das ein kulturelles positives Erbe hinterlässt. Befasse dich mit der Geschichte der Türkei und der Autobiographie von Atatürk.
  • Du bist Türke (sofern du einer bist ... allerdings im deutsch-türkischen Forum, wohl eher der Fall).
  • Die deutsche Staatsbürgerschaft vereinfacht dir zwar den Zugang zu unterschiedlichen Bereichen der BRD, allerdings bist und bleibst du ein Türke.
  • Deine Wurzeln sind türkisch - du bist Türke.
  • Mach dir Gedanken über eine Rückwanderung in die Türkei (... ich mache das gerade auch durch). Du wirst hier in der BRD nie den Anforderungen genügen. Da hilft das grüne DIN-A4 Blatt mit der Einbürgerung auch nicht viel.
  • Du wirst hier in der BRD nie die Gleichstellung erfahren, wie sie ein Deutscher bekommt. Nie!
  • Die Türkei ist in zahlreichen belangen fortgeschritten. Leider nicht überall aber die Lebensqualität hat sich dort stark verbessert. Moderne Einkaufspassagen, besseres Klima, bessere Unterkünfte und und und.
  • Streiche Deutschland aus dem Kopf und denke über eine angemessene Altersvorsorge in der Türkei nach, da du bereits die Schwelle der Identitätskrise erreicht hast bzw. gerade durchwanderst.
  • Ich bringe es auf den Punkt: Man will uns hier nicht mehr. Die Deutschen kennen ihre Geschichte mindestens genausowenig wie die Türken ihre Geschichte kennen. Das die Deutschen und Türken mehr als ein halbes Jahrhundert Verbündete waren, wird dem Fußvolk in der Schule hier nicht beigebracht. Daher dieses diskrimminierende Denken.
  • Pack die Sachen und gehe. Ich denke jefenfalls so. Sobald etwas Kohle da ist und ich mir irgendwie eine Unterkunft erwerben kann, bin ich weg.
Ich lese gerade zum Spaß das Buch von Thilo Sarrazin "Deutschland schafft sich ab". Ein reines Hetzblatt gegen HartzIV-Empfänder (Arme allgemein) und Migranten (vornehmlich Türken). Da bekommst du ein Bild vom allgemeinen Gedankengut deutscher Unternehmer und Führungspersönlichkeiten.

Genau das ist das Kernproblem. Man fühlt sich ungerecht behandelt und sucht sich eine Ecke in der man sich selbst bestätigen möchte. Dies ist dann der sogenannte Stolz Türke oder sonst noch was zu sein womit man sich dann natürlich selbst entsozialisiert da man sich durch diesen Stolz vonAnderen anscheinend nicht Stolzen häufig mit Arroganz entfernt. Ein Stolz der mich z.Bsp. von Anderen wertend distanziert weil man glaubt besser zu sein oder über den Dingen zu stehen ist ein Rückzug von der Allgemeinheit und führt häufig in die eigene Isolation. Dies hat natürlich logischer Weise die Konsesquenz sich dann ungerecht, unverstanden,dirkriminiert usw. zu fühlen. Ein Miteinander kann nur auf wertfreiem Vertsehen miteinander geführt werden. Man solle nicht glauben wie schnell die umgebenden Mitmenschen das schon im Unterbewusstsein mitbekommen wenn man sich in derart falsche Überheblichkeiten begibt.
Dies ist häufig das Versagen der eigenen Person die dann jegliche Reaktion Anderer als diskriminierend empfindet und nicht merkt das man sich selbst ins Aus begibt.
Da kommen einem natürlich so extreme Aussagen eines Thilo Sarrazin gerade recht um sich in eigenem falschen Verhalten bestätigt zu fühlen und verliert damit den Blick auf die umgebende Wirklichkeit.
Wobei ich Stolz sein nicht als Makel betrachte wenn man sich durch eigene Leistungen etwas geschaffen oder Erfolg hat.
Aber Stolz der automatisch distanziert ist ein Bumerang. Dazu gehört der Stolz des sich anders oder besser als Andere zu fühlen. Dies ist auch ein Problem einiger Religionen die derzeit Andersgläubige als unwertig betrachten.
 
N

nordish

Guest
Den habe ich auch nicht konstruiert, ganz im Gegenteil. Das Phänomen "vermeintlich" Erkrankter wird hier von anderen Usern ins Spiel gebracht, u.a. auch dir. ;)

Du schriebst, dass wenn es doch so wenige tatsächlich Erkrankte gäbe, wie von mir vermutet, woher dann die Zahl der Selbsstötungen käme, und ich antwortete, dass das die tatsächlich Erkrankten seien, die es trotz vermentlich Erkrankterf trotzdem gäbe.
Ich habe nichts konstruiert.

Kannst du das quantifizieren?, gibt es seriöse Statistiken, die deine Annahmen untermauern?
Ich frage deshalb, weil du sehr bestimmt schreibst, Diagnosen würden "in vielen Fällen auch komplett unberechtigt" gestellt - da frage ich mich, wo das herkommt und wüsste gern Genaues.
Nein, ich kann nichts quantifizieren. Ich habe viel gehört und in Betroffenenforen gelesen. Ausserdem schrieb ich ja auch, dass dies mMn der Fall sei.

Oder anders gefragt: Könnte es sein, dass die hohe Zahl der Selbsttötungen damit zusammenhängt, dass die Krankheit von der Umgebung bis hin zu Hausärzten im Gegenteil unterschätzt und als "Befindlichkeitsstörung" abgetan wird?
Ich sehe es eben anders. Und zwar, dass Befindlichkeitsstörungen als Depression eingestuft werden, diese schnell und einfach zu heilen ist, und tatsächlich Depressive eben nur schnell und einfach behandelt werden.
 

Sithnoppe

Moderator
Antriebsarmut, Egoismus, Hedonismus, vorsätzliche Verweigerung, mangelnde Moral?

Lust und Unlust sind emotionale Grundzustände, die das Verhalten steuern. Lust motiviert, Unlust demotiviert. Offensichtlich wird die Arbeit von Deinen Bekannten zunehmend als unlustig wahrgenommen. Wer das Leben zunehmend als unlustig wahrnimmt, den bezeichnet man ab einem gewissen Punkt als depressiv. Dabei geht es erst einmal nicht um Schuldfragen oder moralische Kategorien.
Kann natürlich auch Schau sein, was Deine Kollegen abziehen, während sie es sich zuhause oder wo auch immer gutgehen lassen.
Es geht nicht um Arbeitskollegen!
 
P

pauline09

Guest
Nein, ich kann nichts quantifizieren. Ich habe viel gehört und in Betroffenenforen gelesen. Ausserdem schrieb ich ja auch, dass dies mMn der Fall sei.

Okay, aber damit ist deine ursprüngliche, sehr apodiktische Aussage ja eigentlich nicht haltbar. Es sei denn, du hältst das, was du gehört und in Foren gelesen hast, für repräsentativ.

Ich sehe es eben anders. Und zwar, dass Befindlichkeitsstörungen als Depression eingestuft werden, diese schnell und einfach zu heilen ist, und tatsächlich Depressive eben nur schnell und einfach behandelt werden.

Ich denke, da greift das eine ins andere: man weiß, dass Depressionen relativ gut zu behandeln sind und vollständig ausheilen können, je rascher sie erkannt und angemessen therapiert werden. Umgekehrt können sie auch chronisch werden, wenn sie unbehandelt bleiben oder bis zur Diagnose und Behandlung viel Zeit verstreicht. Auch vor diesem Hintergrund finde ich sehr nachvollziehbar, wenn Ärzte bei irgendeinem diffusen Mischmasch aus anhaltenden Schlafstörungen, Rücken- und/oder Kopfschmerzen und weiteren Zipperlein ohne organische Ursache auch eine sog. larvierte Depression in Betracht ziehen. Täten sie das nicht, wäre das m.E. ein Fehler.

Falls du im zweiten Teil deiner Überlegung darauf hinaus willst, dass die Erkrankung häufiger nicht als solches erkannt und als Antellerei, Simulantentum usw. eingestuft wird: jep, das kommt durchaus vor - und zwar auch wegen der unterschiedlichen Erscheinungsformen von Depressionen. Es gibt beispielsweise Erkrankte, die den ganzen Tag unruhig sind, jammern und nölen (da ist es dann offensichtlich); andere, die auf ein einschneidendes Lebensereignis wie den Tod oder Verlust eines geliebten Menschen zum Beispiel vorübergehend oder längerfristig depressiv reagieren oder auch Leute, die ihren Zustand lange quasi manisch durch Überaktivität und aufgesetzte Munterkeit zu überspielen versuchen, bis es ins Gegenteil umkippt und sie zusammenklappen. Und schließlich natürlich auch welche, die sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, zum Arzt zu gehen oder, wenn sie's doch tun, eine Show abziehen - nach dem Motto: ich bin doch nicht krank! Alle anderen, ich nicht!

Und Hausärzte, in der Regel Allgemeinärzte, haben zwar Ahnung von mehreren Fachbereichen, sind aber normalerweise keine psychiatrischen Fachärzte. Sie tun dann halt, was sie aus ihrer Erfahrung heraus können - aber wenn ein Patient sich in den Kopf gesetzt hat, "seinem" Doc binnen fünf oder sieben oder maximal zehn Minuten Sprechzeit vorzugaukeln, es gehe ihm eigentlich ganz gut bis auf Schlafmangel o.ä., kann er damit eine ganze Weile durchflutschen. Und geht dann im Zweifel mit einem weiteren Rezept für Schlaftabletten heim.
Das ist dieses Husch-husch, was du wahrscheinlich auch meinst. Liegt mMn aber auch daran, dass Praxen Kleinunternehmen sind und Kassenärzte für "sprechende" Medizin eine geradezu jämmerliche Pauschalvergütung bekommen.
 
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