Deutscher oder Türke? Meine Geschichte!

Hi Homer!

Nein das hat nichts mit meinem Aussehen zu tun (um ehrlich zu sein hab ich mir vor ein paar jahren sogar die haare blond gefärbt, damit das rassigge etwas überspielt ist...) :ang)

Ich kann es zwar verstehen, dass meine Eltern mich so aufgezogen haben (so wollten mir ja nur meinen Weg erleichtern...) aber in den letzten 4/5 Jahren hab ich angefangen mich für mein Land zu interessieren, wieder angefangen die Sprache aufzugreifen (so gut das nur ging...) und habe gemerkt, dass ich mit den rumänischen Sitten, mit dem Land und vor allem mit der Bevölkerung mehr gemeinsam habe im Vergleich zu Deutschland!

Beispiel: Hast du in Rum. eine Autopanne und brauchst hilfe, wird dir fast JEDER helfen so gut er kann, und wenn es an dem Tag nichts mehr wird, dann kannst du meistens davon ausgehen, dass du mit den Leuten zu Abend essen darfst und manchmal sogar über eine nacht mit im Haus schlafen... Reine Gastfreundschaft, die Leute dort können dir nicht viel bieten, aber was sie haben, würden sie an dem Abend mit dir Teilen... Weil du einfach Hilfe brauchst, OBWOHL du ein Fremder bist!!!

Hab mal auf deutschen Straßen eine Panne, dann sei froh wenn jemand anhält und die Polizei anruft oder adac, und mehr wirst du von deutschen nicht erwarten... Weil sie es nicht anders kennen!

Ich weiß nicht ob das das beste beispiel ist, aber das ist mir auf Anhieb eingefallen...

Diese Gestfreundschaft, offene und Ehrliche Freundlichkeit (auch fremden Gegenüber) und das Zufriedensein auch mit wenig bewundere ich einfach und möchte mir eine Scheibe davon abschneiden!


Es waren mehrere Dinge... Aber die rumänische Art hat mich einfach überzeugt...
Und ich kann mich manchmal nicht zurückhalten und dann schießt mein Temperament durch...

Ich habe mich einfach mit der bezeichnung "Ich bin deutsch" nicht ganz richtig am Platz gefühlt. Also hab ich mich damit auseinander gesetzt und einfach gesagt ich bin Rumänerin!

Und von da an war die Sache für mich gegessen!

Aber das hat erstmal gedauert...

Ach und nochwas: Sobald DU mal weißt (nur für dich selber) wo du hingehörst, und dass dann auch mit überzeugung und Stolz sagen wirst, WIRD UND KANN DICH NIEMAND MEHR VERUNSICHERN!!! :wink:

Ich wünsch dir auf jeden Fall ganz viel Glück, und das du bald weißt, was du bist... und wenn es dann soweit ist, schreib mir ne nachricht, und sag mir "Schon gewußt, ich bin Deutscher/Türke/Halbtürke" :wink:

Liebe Grüße Sybille! :D
 

gabriela

New Member
Re: danke fürs lesen :)

Hallo Homer, entschuldige, dass ich jetzt erst antworte.

Da Du Deine Eltern nicht einmal kennst, weißt Du nicht einmal ob die Leute mit ihren abfälligen Bemerkungen nicht vielleicht doch ein bisschen Recht haben? Ist es so eine Art Angst ?

Die Angst ist einfach da vor abfälligen Bemerkungen, wie ich sie, auch ohne dass man was über meine wahre Identität wusste, erfahren habe, z.b. Ausdrücke wie Kanacke usw.
Das mit dem recht haben verstehe ich nicht ganz, wie du das meinst. Kannst du mir das näher erklären? Denn recht hätten die Leute ja schon gehabt, schließlich bin ich ein Halbtürke.

Ich kann das, glaub ich , nicht so gut erklären, ich versuchs mal so:

Alle (oder viele) Leute behaupten Menschen mit blauen Fingern sind doof. Du glaubst das vielleicht nicht, aber Du hörst es immer wieder. Und dann stellst Du plötzlich fest, dass Du auch blaue Finger hast. Hat man da nicht die Befürchtung man wäre so wie es behauptet wird? Auch wenn es noch so abwegig ist, irgendetwas bleibt doch erstmal hängen, denke ich.


Ich habe leider im moment wenig Zeit, werde mich aber, wenn Du möchtest, später nochmal zu Wort melden.

LIebe Grüße,
gabriela
 

homer81

New Member
karnevalserlebnis

hallo!

gestern am karnevalssonntag hatte ich ein interessantes erlebnis, irgendwie war es eine erleichterung.
das war so: ich war auf einer party und gerade im toilettenraum am waschbecken, als mich jemand mal wieder nach meiner herkunft fragt. da habe ich ihm meine wahre herkunft preisgegeben und er war sehr erstaunt, da ich doch einen ganz deutschen namen hätte und dann folgte eine sehr lange diskussion oder eher gesagt unterhaltung darüber, dass er doch bisher überwiegend schlechte erfahrungen mit türkischen mitbürgern gemacht habe und ganz erstaunt war, dass ich doch so freundlich sei und man sich so vernünftig mit mir unterhalten könnte, was für mich eine selbstverständlichkeit darstellt.
einerseits finde ich gut, ihm mit seiner doch sehr einseitigen sichtweise auf die türken zu zeigen, dass es auch andere gibt, andererseits hat er das ganze doch sehr sehr einseitig gesehen und war tatsächlich der meinung, dass die mehrheit der hier lebenden türken sich nicht benehmen könnten, was natürlich völliger blödsinn ist. er war auch recht betrunken und meiner ansicht nicht mehr wirklich in der lage, ein objektives urteil zu fällen.

naja, jedenfalls fand ich das ganze gespräch enerseits aufschlussreich, aber andererseits irgendwie auch zum teil überflüssig und etwas ernüchternd, da es mir gezeigt hat, was für ein bild man hier in deutschland zum teil von den türken hat.......traurig aber wahr, und da soll man sich wundern, wenn man sich nicht sicher ist, ob man sich dazu bekennen soll.

aber es ist noch etwas passiert: als ich dem typ gesagt habe, woher ich abstamme, kam ein sehr guter kumpel von mir rein und hat das mitbekommen und er wusste nichts von meiner herkunft, was ich eigentlich vermutet hatte.
auf dem heimweg von der party haben wir uns dann sehr lange darüber unterhalten und er meinte, er würde mich natürlich weiterhin als deutschen sehen, da ich halt gar nichts mit der türkischen kultur zu tun habe usw. und dass ich mich nicht für eine gewisse sorte meiner "landsleute" oder eher halblandsleute zu schämen bräuchte, womit er natürlich recht hat, aber manchmal tue ich das schon, daran muss ich glaub ich noch arbeiten.
jedenfalls bin ich irgendwie erleichtert, dass mein kumpel das nun weiss. vielleicht war das ein schritt für mich, von nun an einfach jedem, der mich fragt, meine herkunft mitzuteilen......

trotzdem bleibt ein rest von unsicherheit, ich hoffe der vergeht in nächster zeit wieder, mensch, warum bin ich bloß so selbstreflektierend.... :roll: :wink:

naja, in diesem sinne schönen abend noch! :)

mfg

homer81
 
A

Arkanda_ayu_var

Guest
Re: karnevalserlebnis

Zitat von homer81:
... und ganz erstaunt war, dass ich doch so freundlich sei und man sich so vernünftig mit mir unterhalten könnte, was für mich eine selbstverständlichkeit darstellt.

Den Spruch "Du bist nicht so wie die anderen Türken" hab ich schon sooft gehört, hab schon regelrecht ne Allergie gegen diesen Spruch, indem Moment verliert mein Gegenüber jeglichen Respekt in meinen Augen, sie sind sich nicht einmal bewusst das sie sich gerade als ziemlich oberflächliche Menschen geoutet haben. Ich fang nur noch an brav zu nicken, versuch das Gespräch zu beenden und such das Weite ...

... ich hab es schon vor Jahren aufgegeben gegen die Vorurteile mancher deutscher Mitbürger anzukämpfen! (... es sind zuviele!)


Zitat von DameTR:
Du wirst nicht darum rumkommen die Türkei kennenzulernen und Dir selber ein Bild "der Türken" zu machen. Vielleicht findest Du darin einige Antworten auf Deine Fragen. Nimm Dir eine Auszeit fahr in das Land, erzähl Deine Geschichte, sprich mit den Leuten ... mach Dich auf die Suche nach Deinen Wurzeln. Nur wenn es Dir gelingt eine, wie auch immer gelebte Balance zwischen Herkunft und sozialer Familie zu finden, erreicht Du die innere Zufriedenheit.
 

dana81

Member
Hallo homer!

Ich finde deine Geschichte sehr bewegend, ich kann mich in viele Situationen sehr gut hineinversetzen. Ich bin zwar komplett deutsch, aber ich verstehe die Problematik trotz allem.
Ich hatte in meiner Kindheit auch solche Probleme in der Schule und ich verstehe dein Verhalten gegenüber deinem "schlimmsten Feind". Bei mir war es so, dass ich halt immer etwas mehr auf den Hüften hatte, das war genauso eine äußerliche Angriffsfläche wie deine Hautfarbe. Und auch ich habe mich trotzdem immer mit den Leuten abgegeben die mich so gehänselt haben, weil ich einfach gehofft habe, dass sie merken wie anders ich bin und das mein Aussehen nicht ausschlaggebend ist. Man will einfach dazugehören und nicht als Außenseiter gelten.

Aber je erwachsener man selbst wird, desto mehr beginnt man zu verstehen, wie dumm sich die anderen verhalten haben. Heute pfeife ich auf diese Menschen. Denn jeder hat sein Päckchen zu tragen, ok, bei uns ist es vielleicht offensichtlich, aber mir ist ein äußerer Makel wesentlich lieber als z. B. ein miserabler Charakter, obwohl man bei dir wirklich nicht von einem Makel reden kann (weißt du eigentlich wieviele Frauen auf dunkle Typen stehen ;-) ).

Und nun zu deiner Herkunft. Auch hier habe ich ein ähnliches Problem. Ich glaube du tust dich deswegen so schwer damit, weil du deine leibliche Mutter und deinen leiblichen Vater nicht kennst. Und über Unbekanntes zu spekulieren bringt dir weder Erkenntnis noch hilft es dir bei deiner Entscheidung über deine Identität.
Mein leiblicher Vater hat sich das Leben genommen als ich 7 Jahre alt war. Ich hatte kaum Erinnerungen an ihn, aber als ich dann so 16/17 Jahre alt war, hat mich dieses Thema beschäftigt. Es ließ mir keine Ruhe mehr. Erst nachdem ich begann Recherchen anzustellen, meine ganze Verwandtschaft ausgehorcht hatte und vor allem meine Mutter befragte bekam ich langsam Klarheit in meinen Kopf. Ich wollte wissen wo ich herkomme, wie er war, welche Merkmale ich von ihm habe usw. Und nur diese Informationen haben mir geholfen um mir ein eigenes Bild zu machen und die ganze Sache in eine gewisse Ordnung zu bringen.

Ich denke du solltest auch suchen, vielleicht nicht unbedingt nach deiner leiblichen Mutter, obwohl mir das an deiner Stelle wohl das größte Bedürfnis wäre, aber vor allem nach deiner Identität. Du solltest dir ein eigenes Bild von der Türkei machen, dieses Land ist so liebenswert. Die Menschen sind so ganz anders als hier, das behaupte ja nicht nur ich. Und je mehr Klarheit du in dein Leben bringst, umso leichter wird dir die Entscheidung für die Zukunft fallen ob du nun sagst, dass du halb Türke bist oder nicht.

Du kannst dich doch frei entscheiden ob du ein Teil dieses wunderschönen Landes sein willst oder ob du weiter den Unwissenden spielst. Du solltest aber nie vergessen, dass es genau deine Bestimmung ist ein wenig anders zu sein, denn das bist nunmal du. Und ich für meinen Teil kann sagen, dass ich dich sehr nett finde durch deine Art zu schreiben, egal welche Frabnuance deine Haut aufweist. :wink:

Liebe Grüße
 

DameTR

Member
Re: karnevalserlebnis

Zitat von homer81:
aber es ist noch etwas passiert: ... erleichtert, dass mein kumpel das nun weiss. vielleicht war das ein schritt für mich, von nun an einfach jedem, der mich fragt, meine herkunft mitzuteilen......
trotzdem bleibt ein rest von unsicherheit, ich hoffe der vergeht in nächster zeit wieder, mensch, warum bin ich bloß so selbstreflektierend.... :roll: :wink:

Hallo Homer,

ich mußte gerade meine Akten mal zur Seite räumen, um Deinem Eintrag die notwendige Aufmerksamkeit zu kommen zulassen. Ich finde es wirklich sagenhaft, miterleben zu dürfen, daß Du Schritt für Schritt Deinen Weg findest. Nie hätte ich mich gedanklich mit so einem Thema auseinander gesetzt, wenn Du nicht so mutig gewesen wärest hier Deine Geschichte niederzuschreiben. Ich merkte beim lesen Deines letzten Eintrags, daß etwas wie Stolz in mir aufstieg (warum eigentlich? Steht mir doch gar nicht zu, ich kenne Dich doch gar nicht ... aber so war es einfach) ... um Dich braucht man sich keine Sorgen zu machen ... Du wirst irgend wann schon feststellen zu wie viel Prozent Du von irgend einer Nationalität in Dir trägst ... ob 0 %, 50 % oder gar zu 100 % ... und das von Dir festgelegte Ergebnis wird das richtige sein, egal was andere darüber denken.

Dein Eintag hat dazu beigetragen meinen eigenen Horizont zu erweitern.
 

DameTR

Member
Re: karnevalserlebnis

Zitat von Arkanda_ayu_var:
Den Spruch "Du bist nicht so wie die anderen Türken" hab ich schon sooft gehört, hab schon regelrecht ne Allergie gegen diesen Spruch, indem Moment verliert mein Gegenüber jeglichen Respekt in meinen Augen, sie sind sich nicht einmal bewusst das sie sich gerade als ziemlich oberflächliche Menschen geoutet haben. Ich fang nur noch an brav zu nicken, versuch das Gespräch zu beenden und such das Weite ...

... ich hab es schon vor Jahren aufgegeben gegen die Vorurteile mancher deutscher Mitbürger anzukämpfen! (... es sind zuviele!)

Du bist nicht so wie die anderen Türken: und wenn Du auch noch von Deinem eigenen Partner diesen Spruch hörst :evil: ... gehts Du ... Wortlos ... Der Schlag in den Magen, von Menschen bei denen man es nicht erwartet hätte ist hart.

Ansonsten gibt es Deinen Ausführungen nichts hinzuzufügen
 

homer81

New Member
re

Nabend oder eher gesagt morgen zusammen! :)

Obwohl ich es schon sagte, möchte ich mich gleich vorweg nochmal herzlich für eure bisherigen Beiträge bedanken, die mich zum einen teilweise auch sehr bewegt haben und zum anderen auch ein Stück weit geholfen haben, mich meiner Identitätsfindung anzunähern!
Ich bin wirklich unglaublich froh über diesen regen Gedankenaustausch.


@DameTR

Es freut mich natürlich enorm, wenn ich durch meine Geschichte sogar dazu beitragen kann, anderen etwas mitzugeben, das ist großartig! :)
Der Stolz steht dir, wie allen anderen, die mir bisher ihre Meinung geschrieben habe, durchaus zu finde ich, denn ihr habt mir dadurch schließlich schon ziemlich geholfen, vielleicht sogar mehr, als ihr es ahnt :)


@dana81

Vielen Dank für deine Meinung und deine auch sehr bewegende Geschichte, den Vater in so früher Kindheit und dann noch durch Suizid zu verlieren, ist bestimmt schrecklich, aber ich finde es großartig, dass du dich später so damit beschäftigt hast, um die Sache aufzuarbeiten.
Genauso sehe ich das bei mir momentan eigentlich auch, ich fange an, die ganze Sache aufzuarbeiten und auch mehr an die "Öffentlichkeit" zu bringen, auch wenn sich diese Öffentlichkeit bisher "nur" auf dieses Forum und auf meinen Freundeskreis beschränkt, aber für mich ist das natürlich schon ein Riesenschritt.
Ich bin gespannt wie sich das ganze weiterentwickelt und wünsche auch dir alles Gute! :)


@Arkanda_ayu_var

Als ich den Satz mit dem "anders als die Mehrheit der hier lebenden Türken" hörte, ging es mir so ähnlich wie dir, ich musste dadurch feststellen, dass mein Gesprächspartner, sei es wegen Alkoholeinflusses oder wegen mangelnder Fähigkeit, über den Tellerrand zu schauen, in meinen Augen an Respekt verlor und ich habe auch gar nicht großartig versucht, ihn eines besseren zu belehren, das hätte vermutlich nicht viel genutzt. :roll:


@Gabriela
Mit deinem Gedanken könntest du schon recht haben, schließlich fühlt man sich innerlich schon angesprochen, wenn was über Türken gesagt wird, und man dies auf sich selbst bezieht. Ob das Gesagte dann aber auch wirklich stimmt ist eine andere Geschichte. :)


@all

Das Beste daran war wie gesagt eigentlich, dass mein guter Kumpel nun die Wahrheit über meine Herkunft erfahren hat und wie ich es eigentlich auch erwartet habe ganz normal damit umgegangen ist.
Außerdem hat er dann noch gemeint, er würde gerne mal mit mir in die Türkei in den Urlaub fahren, im Gegensatz zu mir war er nämlich bereits öfters dort, ich dagegen noch nie. Schon ironisch, vielleicht habe ich es tatsächlich unbewusst gemieden...... :eek:

Ich werde euch, wenn es euch interessiert, gerne weiter auf dem Laufenden halten, denn der erste Schritt ist zwar getan, doch ich weiss, dass mir noch ein langer Weg bevorsteht.

LG
homer81
 

canseven

Member
Mein lieber Homer!

Ich hab das Forum gerade zufällig gefunden, und dann bald dein Topic.
hat mich wirklich sehr berührt, wie wohl auch einige andere hier.
Ich kann jetzt evtl. nicht so lange schreiben, weil ich gleich zu einem Konzert gehe,
wollte dir aber unbedingt schreiben.

Liebe Leute. Vorwahnung: Zunächst wollte ich Homer einfach was zu meiner Geschichte schreiben, da meine dem gar nicht sooo unähnlich ist. Dadurch kam es, dass ich hier ein Mega-Thread einstelle, der sich zunächst mit meinen Erfahrungen beschäftigt. Hätte ich auch nicht erwartet, dass ich mal direkt als Einstand so ne halbe Lebensgeschichte über mich rauslasse, aber was solls? Ich find das Klima hier total super.
Die Warnung bezieht sich auch hauptsächlich auf die unglaubliche Länge! Ist ne halbe Auto-Biographie!
Ich hatte zu Anfang direkt das Gefühl, dass es Homer, der ja auf einmal wie im luftleeren Raum dasteht ganz gut tun könnte, ne andere abgefahrene Geschichte zu hören.
Und mir wirds bestimmt auch was bringen.
Jetzt gehts loooos! lol!

Mal direkt Infos über mich vorweg:
Ich bin 1969 als Türke hier geboren, und habe (wie aber wohl jeder von "uns")
eine spezielle Geschichte, zumindest war sie zur damaligen Zeit wohl ziemlich einzigartig, denn ich habe bislang niemand mit einer ähnlichen Vita kennengelernt.
Vielleicht/hoffentlich ändert sich das ja hier.
Meine leiblichen Eltern haben sich getrennt, als ich 4 Jahre alt war.
Bis zu dem Alter bin ich aber als Kleinkind, mal hier, mal in der Türkei bei Verwandten aufgewachsen.
Mit 4-7 Jahren Jahren kam ich zu deutschen Pflegeeltern. Der Gedanke dahinter war, dass mein Vater, der damals einige Sozialarbeiter-Freunde hatte (die ihm zu dem Schritt rieten), das Sorgerecht haben wollte, und diese sagten, dass es vor Gericht von Vorteil sein wird, wenn er diese Aktion steuert, dass heisst mich während des Trennungsprozesses in eine Pflegefamilie zu geben.
Dazu muss man noch sagen, dass zwar beide durchgeknallt sind, meine leibliche Mutter zu dem damaligen Zeitpunkt aber entschieden mehr.
Sie hat mich nicht richtig versorgt etc. Daran kannst du schonmal sehen wie man jenseits der gängigen Klischees aufwachsen kann.
Diese deutsche Pflegefamilie war quasi urdeutsch.
Die Pflegemutter herzensgut.
Ich bin in einer schwarz-weiss-grauen-60er-Jahre-Bungalow-Gegend aufgewachsen.
An den Wochenenden war ich mal beim Vater, mal bei der Mutter, die sich aber weiterhin nicht um mich kümmerte, es gab z.B. i.d.Regel nur Süssigkeiten, mich statt dessen ihrem jüngeren Bruder überlies, und der war nun wirklich HORRORMÄSSIG! Geschichten für sich.
Bis zum Alter von 4 Jahren sprach ich nur türkisch. Innerhalb eines Jahres hab ich bei den Pflegeeltern perfekt deutsch gelernt und türkisch perfekt vergessen. Ich habe noch die Kinder im deutschen Kindergarten verbessert.
Das schlimmst war "der, die, das"
Meine ersten deutschen Worte, waren am ersten abend bei den Pflegeeltern, "Onkel" und "Tante", so sagte meine Mutter mir sollte ich die beiden nennen, und "automatik" und "elektrik".
Die hatten da ne Eisenbahn für mich aufgebaut. Und ich muss die Worte aus ihnen rausgefiltert haben. Sie sind im Türkischen natürlich dieselben (otomatik, elektrik).
Als ich 7 Jahre alt war, kam ich wieder zu meinem Vater und meiner neuen deutschen Mutter.
Oh, ich wollts ja kurz halten :)
Ich schreib mal nochn bisschen.
In der Grundschule ging der Rassismus los. Einige Schläge, Neger (!) etc.
Nicht alle natürlich. Ich hatte gute Freunde!
Das zog sich durchs Gymnasium. Es war ekelhaft! Zumindest was die Rassismus-Dinger anging. Ich kenn ne Griechin, die war nach nem halben Jahr von der Schule gegangen.
Jedenfalls hatte ich/habe ich mit unglaublich viel Vorbehalten etc. zu tun. Muchel, Kanacke, das übliche, auch mal kämpfen.
Naja und auf allen möglichen Ebenen dieses fehlende Anerkennungsding.
Ich bin aber ganz kommunikativ, schlagfertig gewesen und hab mich auch gewehrt.
Auch wenn ich mir, trotz meiner Geselligkeit wie ein Einzelkämpfer vorkam/vorkomme (Es gab neben mir in meinen Jahrgängen nur einen Griechen und einen Perser), muss ich aber auch anerkennen, dass ich trotzdem auch ab und zu mal Hilfe bekam.
Dazu würde ich zählen: Meine Pflegemutter, die ersten 3 Jahre etwa mit meiner deutschen (Stief-)Mutter, und noch 2 Gruppen Menschen auf die ich noch komme.
Man vergisst das vielleicht ein wenig wenn doch die Contra-Seite so viel grösser ist.
Der Rassismus verwischt auch, wenn die Leute älter werde, soll heissen, wenn sie dir als Kinder und Jugendliche auf Fresse gehauen haben, oder beleidigt haben, kommt das ja später z.B. im Berufsleben nicht mehr so oft vor.
Das heisst, man hat ständig irgendwelche Erlebnisse, die negativ laufen, ausser dir selber aber kaum einer wahrnimmt, ausser bei den ganz offensichtlichen ("das liegt doch vielleicht an dir") inkl. Eltern und Freunde halt.
Warum verhalten die sich so (scheisse)? Ich war doch nicht ungerecht? Blabla.
Ich will natürlich nicht behaupten, dass ich keine Macken habe, aber in der Form fand ichs unerklärlich, ungerecht (das ist es wohl hauptsächlich!) da ich eigentlich immer menschenfreundlich, lustig und herzlich auf die Leute zu bin.
Also wirklich gute Freunde bestätigen mir das, oder nennen mich schon mal Kommunikationswunder...egal, soll keine Selbstbeweihräucherung werden, sondern wollte nur irgendwie gerade klarmachen, dass das schon irgendwie belegbar ist, und ich nicht schizophren.
Ich traf auch nochmal zufällig meine alte Klassenlehrerin, auch ein Exot und nen Biest eigentlich.
Die zählte mir noch andere Lehrer auf, die was gegen mich hatten ("man muss sich anpassen"), wo ich noch dachte, die sind cool!.

Man entwickelt teils eine grössere Sensibilität für kommunikative, zwischenmenschliche Dinge.
Jedenfalls sassen genug Leute auf meinem Sofa, um sich Lebensberatung zu holen.
Ich glaube, viele mit ähnlicher "Sozialisierung" entwickeln besondere Antennen, für die Dinge, die im Hintergrund abgehen, weil sie warscheinlich sehr (selbst-)reflektierend durchs Leben gehen (müssen?).
Dass muss jetzt nicht nur fremdartiges Aussehen sein, könnte bei Fettleibigkeit etc. vielleicht ähnlich sein. Kenne nur jetzt keine Fettleibigen :)
Ich krieg z.B. gut mit, wenn sich irgendwo Stress entwickelt, oder warum Leute, jetzt völlig aneinander vorbei reden, und ich könnts noch ständig klären! Teilweise bin ich mir auf Parties z.B. irgendwann wie auf Mars-Veranstaltungen vorgekommen. So Sachen wie: Wie sind doch auf der selben Party, wieso muss man jetzt so scheisse sein?
So Dinger wie: "Den hab ich doch schon nen paar mal gesehen und auch gesprochen, warum grüsst der mich nicht?"
Lässt sich auch nicht grüssen, quasi.
Dann meine Freunde:" Du immer mit deinem Grüssen! Waum nimmst du das so wichtig?"
Jedenfalls denkt man schon manchmal, weil man auch so viel nachdenkt und reflektiert, dass man selber einfach irgendwie anders ist oder ne Macke hat, nicht unbedingt dass das absurd ist, was man da denkt, sondern dass manns vielleicht zu ernst nimmt. bzw. denkt darüber nach, ob die schweren Umstände einen vielleicht schon geschafft haben, weil man öfter depressiv, antriebslos, frustriert, traurig ist.
Versteh mich nicht falsch, auf der anderen Seite war ich auch immer sehr selbstbewusst, und vor allem humorvoll. Also auch heute noch.
Aaaaaah!!! Weirscheinlich bin ich einfach nur nen echter TürkE! :)))
Daran arbeiten wir noch...
Ist nen ganz schöner Misch-Masch. Vieles musste wohl so sein als Überlebensstrategien.
Was mir geholfen hat damals:
Wir wohnten dann (also Vater, deutsche Mutter und später Schwester) in nem Haus mit Freaks. Alternative, kennt die noch jemand? Das ist die eine Gruppe, auf die ich noch zu sprechen kommen wollte.
Meine Eltern hatten selber zwar etwas linke Wurzeln, haben aber meiner Meinung nach nicht die Bohne authentisch gelebt. D.h. zu Hause jahrelang nur cholerisches Geschrei, während sie uns Kindern verkaufen wollten, sie wären ja so liberal, viel mehr als die "anderen, deutschen" Eltern. Die hatten nur meistens ne andere Umgangsweise mit ihren Kindern, und ich war auch in der Regel der, der (sich) am wenigsten (erlauben) durfte.
Sie hatten natürlich auch ihr Päckchen zu tragen. Ökonomisch und was sonst noch.
Aber leider völlig unauthentisch wie mir später ganz klar wurde.
Aber eigentlich kamen wir in das Haus, im Akademiker-Viertel nur, weil wir sonst als Bi-Nationale Familie einfach keine andere Wohnung bekommen haben in dem Viertel.
In dem Haus wohnten früher mal Huren, zu der Zeit noch noch 2 Ex-Huren (bei der einen Omi mit ihrem Pudel hab ichs erst 10 Jahre später erfahren, natürlich. Mann, war die cool :) Deswegen war das Haus so verschrien, und der Rest waren besagte Alternative. Fotografie-Studenten, Sozialarbeiter, Künstler etc.
Dort standen die Türen und die Herzen der Leute für uns Kinder offen!
Sie haben mit uns Musik gemacht, Fotos, weggefahren, irgendwelche Aktionen und Feste...
Das ging so ca. von 7 bis 13. Zuvor hatte meine Mutter mich aber noch ohne Pass mit ihrem durchgeknallten Bruder über Syrien in die Türkei entführen lassen.
"Nicht ohne meine Tochter" kann auch umgekehrt passieren. Wohlgemerkt, meine Muter war gar nicht dabei.
Das sind nochmal extra-Annekdoten.
Jedenfalls konnte ich mit 7 Jahren nur noch ca. 5 Wörter türkisch : Pasta, süt, cicek, arslan - Kuchen, Milch, Blume, Löwe. Hihihi, muss gerade selber lachen!
Das andere was mir existenziell geholfen hat, war dass wir als ich 10 war anfingen in die Türkei zu fahren.
Erst noch mit dem Auto. Todesstrecke E5 durch Jugoslawien. Wegelagerer!!
Hoffe langweile dich nicht. Kannst ja in Etappen lesen.
Was ich dann von den Verwandten an Wärme, Liebe, Toleranz und Respekt bekommen habe war ÜBERWÄLTIGEND!
Das ist die zweite Gruppe Menschen.
Was meine Eltern mir nicht geben konnten (die Geschwister meines Vaters haben auch so ihre Mühe mit ihren beiden "deutschen" Geschwistern. Ein Onkel ist noch hier), habe ich da erfahren.
Dann bin ich aus meinem Psychotischen Elternhaus mit 18 Jahren und 1-2 Monaten raus. Ich ging noch zur Schule und machte auch noch irgendwie Abi.
Dann gings nen paar Jahre ganz gut!
Ich war frei! Verdiente mein Geld, und konnte halt einigermassen Druck hier und da aus dem Weg gehen.
Mann, ich übertreffe dich aber locker in Länge!
Ich war selbständig, allerdings als Subunternehmer, hab bald ganz ok verdient, jedenfalls besser als die Kollegen im Alter, die erst Zivies waren, oder studierten, und irgendwelche anderen Jobs machten. Also ich erst noch Schüler, und die Kollegen bei mir auf der Steuerkarte, mit Party-Veranstaltungen. Da sassen die meisten anderen, zumindest alle die ich kannte ja noch Jahre bei Muttern. Hat man auch nie nen Lob, oder Kompliment bekommen, von den Eltern, dass man dass noch während der Schulzeit durchzieht.
Bekam dann aber irgendwann von "Cheffe" nen Tritt in Arsch. Wieder Annekdote für sich.
Hat mich auf jeden Fall ins finanzielle Disaster gestürzt. Geld hat er nämlich auch noch behalten.
In der Zwischenzeit war ich auch nur 3x in der Türkei (1x noch mit 19 ca., einmal mit Anfang 22 etwa mit Freunden, kurz drauf nur für 2 Tage zur Beerdigung meines Opas).
Mittlerweile betrachtete ich mich als: Europäer/Weltbürger/Kosmopolit. Das trifft sicher auch zu, war natürlich für mein Selbstwert auch besser als Kanacke oder Muchel.

Da ich Job-mässig nicht gerade einen unexotischen Lebenslauf hatte, war ich ja nicht in irgendeinem gesicherten konservativen Job fest im Sattel, sondern machte nach der Selbständigkeits-Ära eher "Jobs".
Promotions hauptsächlich. Malocht wie doof um von den Schulden runterzukommen.
Wieder extra-Annekdoten. Hat nicht geklappt. Ich kann nur jedem raten, wenn er ein bestimmtes Limit an Schulden übeschreitet, einfach sofort die Finger zu heben. Die Gläuber machen nämlich sonst das dreifache draus.
Wenn ich so überlege bin ich ca. 10 mal aus teils unerklärlichen Gründen aus Jobs geflogen.
Unerklärlich, da ich oftmals zu den Top-Leuten gehörte, schliesslich wurde ich immer wieder bei Harcore-Aufgaben angefordert.
Meist reichts ja einfach den Mund aufzumachen.
Ein gewisser Ex-Jugend-Freund meint dann wieder, wenn ich erzählte, die sind aber scheisse, unfreundlich zu mir: "Denk mal nach, das liegt bestimmt auch an dir." Nach dem Motto kann ja nicht sein, dass ich ständig scheisse behandelt werde.
Aus meiner Sicht quasi "der" Jugendfreund - übrigens hellblond, blaue Augen und everybodies Darling, zumindest immer um das Image bemüht gewesen, der seit einiger Zeit nicht mehr Freund ist -Extra-Annekdote,
aber interessant was Thematik "weiss es besser" "Konkurrenzmodelle oder so "esse mit der goldenen Gabel, aber behandel dich mal extra-hart, bevor ich mir nen Zacken aus der Krone breche". Naja der hat jetzt vor einiger Zeit bewiesen, dass bei ihm genau das selbe Schema abging/eingetreten ist, welches sich mir so langsam klarer darstellt.
Ich bin vor ca. 6 jahren ins "Ghetto" gezogen. Ach so, bin 36 habe ich das schon gesagt?
Ein paar wenige deutsche Freaks, paar deutsche Rentner, aber der grosse Teil Ausländer. Meist Araber und Türken.
Dazu kam, dass ich so langsam ausländische Freunde in meinem Freundeskreis dazubekam. Russe, Bosnien-Serbe, Peruaner (der kommt gleich mit zum Konzert :))
Und man tauscht sich aus, und:
Ups!!
Sie berichten DIE SELBEN EFFEKTE!
Zwischendurch war ich dann nach ca. 6 Jahren Abstinenz mal wieder im Urlaub. Erstmal Jamaika.
Ups! RESPEKT!
Ich kann ja noch herrlich kommunizieren! Ich bin wie immer, und die verstehen mich! Ich bin nicht komisch, weil ich mal, lustiger, freundlicher, temperamentvoller bin.
Oder wenn ich mal ruhiger drauf bin, geht auch nicht die Welt unter. Dann kommt einfach mal nen Feedback(!): Easy, man? Me easy! Allright! Thema abgehakt.
Wenn ich hier mal ruhiger bin, hab ich schon gemerkt, dass die Leute einen entweder komisch finden (falls man sonst halt mal kommunkativ übern Durchschnitt liegt), oder sie beziehen es auf sich.
Auf jeden Fall kommt ziemlich häufig dabei heraus: Der ist/war komisch. Weiss auch nicht, vielleicht erwarten die auch, dass ich ständig die Unterhaltungsmaschine spiele.
Bitte, bitte Deutsche und auch andere Leuts: Nicht angegriffen fühlen! Da ist verallgemeinert, aber mehrheitlich meine Erfahrung! Ich habe auch ca. 2-3 Spitzen-Deutsche Freunde! (wobei der eine war mal Punk z.B. und er andere hat halb spanische Gene....frotzel).
Auf jeden Fall immer sehr weltoffene, vielseitige Leute. Was sonst.
Ich kann mir vorstellen, dass (deutsche) Leute, die sich eigentlich zu recht ganz korrekt finden, dass vielleicht auch als Angriff gegen sie verstehen.
Das ist auch schwer! Mann, irgendwie will ja jeder zu irgendwem oder irgendwas dazu gehören (sogar Deutsche..) und wenn mann dann vielleicht von einem ungerechten, blöden Türken-Bild erzählt oder bestimmte menschliche Züge bemängelt, dann ist das bestimmt genauso wie andersrum, manchmal kacke. Kann ich mir echt vorstellen!
Du kannst das auch merken, daran wenn du ihnen mal Sachen erzählst, die sie so von der üblichen Meinungsmache nicht kennen. Da sind sie dann erstmal aus ihrem "aufgeklärten" West-Europäer-Bild heraus ziemlich skeptisch.
Man glaubt halt was ARD und ZDF so berichten. Vor allem Tagesschau.
Aber wir sind ja vielleicht mehrheitlich, dadurch dass wir hier sind, leidensfähiger oder toleranter, oder verständnisvoller für so manche Schilderung, weil wir an uns oder den uns Nahen vielleicht ähnliche Dinge beobachtet haben, oder halt auch einen Einblick in andere Kultur bekommen haben.
Es tut mir leid, ich möchte niemanden verletzen, der/die es nicht verdient hat!
Aber ist wahrscheinlich in der Natur der Sache, dass wenn wir uns selbst (also unsere eigene Person) mit der Gesellschaft/Gesellschaften vergleichen, es immer zu Verallgemeinerungen kommt.
Ich möchte das nochmal betonen, zu sagen, dass ich nicht über alles hier herziehen will.
Ich will nur meine persönlichen Erfahrungen schildern.

Mir passieren hier so Sachen, dass wir mit 5 Leuten im Auto sitzen, ich das Auto fahre, und die 4 anderen reden gleichzeitig auf mich ein. Jeder will was wissen, haben oder loswerden.
Mind. 1 Minute am Stück.
Keiner richtet seine Aufmerksamkeit drauf, dass sie mich gerade quadrophon zulabern. Und ich denke, ist wieder nur Ego-Tripping angesagt oder, falls sie sich zu nem Super-Trick verabredeten hätten (haben sie aber nicht unbeobachtet tun können, wir waren die ganze Zeit zusammen), wollten sie mich mal testen?
Ich war sauer, und hab gesagt: "So. Erstens du - das und das, du das etc, soll heissen, ICH habe natürlich auch noch alles mitgekriegt, und konnte nachdem ich ihnen gesagt habe, sie sollen mal die Klappe halten, allen Antworten. Totales schweigen.
Multitasking halt.
Aber wieso sind sie so rücksichtslos?
Auf Jamaika, hab ich auf nem Balkon mit einem Mann gesprochen, den ich gerade erst kennenlernte.
Ich weiss nicht mehr genau wodrums ging, so in Richtung, na, wie hier eigentlich!
Und der Mann hat zig meiner Sätze beendet! Aber nicht so letzte Silbe oder so, sondern den Inhalt!
Ich erzählte halt von D-Land und mir z.B. Da konnte er ja wohl nicht so gut informiert sein.
HAB ich noch nicht erlebt! Da bin ich ja erst auf Level 2!
Also, ich tue anderen Menschen glaub ich kommunikationstechnisch möglichst wenig an, wenn ich Dinge im Leben nicht so hinkriege, dann sinds eher andere, nicht dass ich von mir aus scheisse zu anderen wäre.
Mein Gott, sülz, man findet mich halt durchaus öfter sympathisch..aähh...
Ja nun, ich komme hier ja ziemlich schnell in die Lage mich auszubreiten, aber ich will dir ja einerseits noch was sagen, was dir VIELLEICHT ne unbekannte Perspektive zeigen kann, über die ich mir auch nicht so 100% sicher bin, aber ich habe schon mal nen paar Hinweise gesammelt...
lol
Ausserdem gehts ja auch schon längst nicht mehr nur um Dich. :) Ich brauch auch Hilfe!
Ich hoffe auf die Hobby-Psychater in dieser deutsch-türkischen Community.
Ist nicht so als hätte ich mich nie mitgeteilt, aber seit 20 Jahren konnte mir eigentlich kaum noch einer helfen, mangels "Fachpersonal". Das hoffe ich ja hier vorzufinden!
Wo war ich? Junge ich bin schon vom Konzert zurück und schreib schon wieder ne Weile. Haste nicht gemerkt, ne?
"Ne" heisst übrigens "was", wenns türkisch ist. Hatte meine Cousine, die gerade in Deutschland ist genauso Probleme, wie ich damals im türkischen. "Ne, ne demek?" "Was bedeutet ne?" Nein?" "Ja, auch, so in der Art: Isnt it? Degil mi? lol
So, kommen wir mal zu den letzten 4-6 Jahren.
Das wird nicht besser, aber ich bin in Laber-Laune! Wir hatten ne schöne Feier.
Zu diesem Zeitpunkt weiss ich schon, dass das hier nochmal so lang wird, aber am Ende weisst du ungefähr in verkürzter Form was ich gerade weiss von so`ner Türken-Deutsch-Kombination wie...... mir :) Vielleicht hilfts dir! Hatte immer gute Tipps für andere aus ihrem Leben, weiss nicht, ob Tipps aus meinem Leben, dir in deinem helfen, ich krieg kaum noch gute Tipps, und bei mir klappts bisher auch nicht sonderlich gut. Aber wenn wir schon aufgegeben hätten wären wir nicht hier, nicht? :)
Also vermehrt Enttäuschungen mit Freunden z.B.
Sitzt einer mit mir 1-2 Jahr lang auf dem Sofa, plötzlich nicht mehr greifbar, auch nach Nachfrage. Beide am Musikschrauben, er professioneller, er mir geholfen, ich ihm geholfen, zusammen Spass gehabt.
Ich denk ja immer, mann kann ja mal drüber reden. Kann ja mal sein, dass ich was übersehen habe. Wenn der andere sich gar nie mehr zurückmeldet, und der Kontakt, der früher vielleicht auch mal fast täglich war, schon 3 Monate und nochmal 3 Monate am Stück weg ist, weil er sich nicht zurückmeldet.
Ob irgendwas ist, Probleme? Ich vielleicht doof? Ne, ist nix. Auch nach den zweiten 3 Monaten dasselbe.
Irgendwann will ichs dann hören, nach dem Motto, alter, wenn nichts wär, warum meldest du dich dann nicht mehr?
Dann sagte er später:
"Dann war das eben das Projekt (!) canseven Musik-Rechner fitt zu machen"
Cut.
In dem Bereich habe ich (leider?) gelernt, ruckzuck nicht mehr zu trauern/emotional zu sein, einfach die Rolläden runterzulassen. Ist mir ab da egal, der Typ. Also wirklich egal. Also, ich ärger mich noch ab und zu nen paar Wochen, wenn ichs nem anderen Freund erzählen kann, wie scheisse der jetzt war, und ich check auch noch eben die Zusammenhänge, dass er den Nutzen, den er von mir haben konnte eingesackt hat, ich ihm in seiner Musiker-Karriere weiter nicht hilfreich sein kann, und dass er bis auf einen Freund aus seinem Heimatstädtchen, auch Musiker, mit dem er zwischendurch auch mal keinen grossen Kontakt hat, mit niemandem eine längere Freundschaft pflegt. Immer wechselnd halt. Und wohl auch nie besonders nah, schätz ich. Tja.

Ich war als Kind/Teen durchaus impulsiv und hatte als kleineres Kind auch schon mal Jähzornsanfälle. Die Situation war natürlich auch nie so rosig, mit den vielen Wechseln und so, würde ein Therapeut mir wahrscheinlich sagen.
Wahrscheinlich auch "irgendwie" vererbt, hättste mal sehen müssen wie mein Vater abgehen konnte als ich so 14-18 war.
Der war mal Boxer. Und Kämpfer sowieso...Nicht verprügelt jetzt, aber so aufbrausend, dass man eben dachte, wenn man jetzt einfach nur mal was provokant demokratisches oder so gibt, oder: Du bist doof! hättest du die schwere Rechte am Kinn. Ich habe glaub ich maximal einmal gewagt doof zu sagen!
Sie verkauften sich als "antiautoritär" und waren doch die autoritärsten weit und breit.
Hat mich als 16-Jährigen mal aufs Kinn geschlagen, weil er sich angegriffen fühlte. Ich warf ein 80er Jahre Jeans-Stoff-Etui, von mir aus gesehen geradeaus an die Wand. Er stand auf meiner Höhe, recht neben mir 1,5 Meter entfernt. Er schrie: "Der Junge wird ja noch gefährlich! Der greift einen noch an! Sie hatten schon mind. 20 min. zusammen auf mich eingeschrien (auch beliebt: "Der Junge äussert sich ja nicht" Und Mutter mit ihrem megakalten Gesicht steht hinten in der Tür. "Ja, so muss das ja mal kommen."
Da hatte ich direkt meine Tasche gepackt. Ich hatte Gelegenheit ihn noch richtig fertig zu machen, da ein winziges Stück hinten am Backenzahn abgebrochen ist. Damit konnte ich erstmal loslegen:
Jaahh! Schlag mich doch kaputt! Du Brutalo! looool!!! Oh Mann, hab ich das erstmal unter Tränen 5 Minuten ausgekostet!
Er konnte mich nochmal überreden zu bleiben.
Blieb dann noch bis 18 halt. Hab meine 7 Jahre jüngere Schwester dagelassen :((( Die war zwar nicht so Mittelpunkt des direkten Stress wie ich, und ich hätte dort niemals was ändern können, schliesslich hätte ich ja meine Eltern nicht therapieren können, und sie waren wohl auch die ersten therapiebedürftigen, die ich kennenlernte, und ich war am ranwachsen. Wir hatten dann sogar mal nen paar Pseudo-Familientherapie-Sitzungen. Auch Annekdote für sich. Nur ein Satz von der Therapeutin (Türkin übrigens), den sie laut meiner Mutter vor den Sitzungen gesagt haben soll: "Ich muss ihnen sagen, dass in 70% (90%?) der Fälle, weiss jetzt nicht mehr genau, wieviels waren, wo es Familienprobleme gibt, es sich um Partnerschaftsprobleme handelt".
Bestimmt wars besser so, dass ich gegangen bin. Mein Vater ist 2 Jahre nach mir ausgezogen. Er hatte wohl auch mal andere Sachen am laufen. Das hat er ihr aber nicht gesagt, obwohl sie sich das angeblich mal versprochen haben, es in so einem Fall zu tun (68er-Reste). Er meinte: "was du nicht weisst, macht dich nicht heiss!" Sie hat wohl gar nicht verstanden, warum er so unnahbar wurde. Tja, vielleicht hab ich das Lügen-Kartenhaus ja mit meinem Abgang zusammengestürzt. Nur, meine Schwester war tottraurig, dass ich gegangen bin.
Sie stellte in ihrer frappierend klarsichtigen, gerechten Art fest: "C... geht ja nicht weil er gehen möchte, sondern weil wir immer streiten."

Sie waren halt völlig cholerisch, und Vater dazu noch völlig egomanisch.
Will mit Egomane sagen, dass ihn nur seine Interessen interessierten, nichts war (und ist heute noch) richtig, oder interessant, oder beachtenswert, was ich mache. Das hat wirklich Blüten getrieben!
Ich wollte als Jugendlicher gerne mal Krafttraining machen, z.B.
Sie waren absolut dagegen, war für sie eh gleich mit Bodybuilding. Dafür hatte ich sportmedizinische Literatur über Krafttraining besorgt. Ich hatte sie angefleht nur die Einleitung zu lesen.
Die Reaktion war:
"Ja, glaubst du denn alles was geschrieben steht?" Und das Literatur interessierte Leute!
Keine Ahnung haben, sichs auch nicht angucken, aber natürlich im Recht sein.
Meine Eltern behaupten immer noch ich hätte im Alter von 16-17 während 6 Wochen Aufenthalt in der Türkei Anabolika genommen.
Ich bin dann in der Türkei fast täglich in so`n Fitness-Zenter. Und die "Annabolika" waren ein Mineral/Vitamin-Mittel, dass mein Opa auch nahm, und die Sportler mir auch empfohlen haben, wenn ich eben nicht auf Muskelaufbau machen wollte. Natürlich habe ich mir genau angeguckt was drin ist. Als ich nur anfing: "Das Zeug ist von "Roch..."
"Ja was glaubst du denn?! Die stellen ganz schlimme Sachen her!"
Den Beipackzettel wollten sie sich natürlich auch nicht angucken.
Oder ich sag, beim Umzug des Büros zu meinem Vater, der meinte wir sollten ein Tischchen so und so da ran stellen, ich der Meinung war, das passt so niemals wenn wir das drehen: "Lass uns das Massband nehmen" zwecks objektivität. Wieder ein cholerischer ANfall. "Du willst nicht helfen" 3/4 Jahr Funkstille.
Naja, jedenfalls hab ich immer versucht neutrale, objektive Kriterien zu finden.
Aber sie habens mit Geschrei immer wunderbar abgeblockt. Sie wussten halt alles besser, wollten sich auch absolut nichts sagen lassen, und glaubten mir absolut nichts. Selbst wenn ich von nem Film erzählt hab, den sie gar nicht sahen, oder von der Schule, egal was, sie wussten es besser, oder es konnte nicht sein, was ich erzählt habe.
Oder er verbietet mir auf seinem Geburtstag bei einer Diskussion über Musik vor versammeltem Freundeskreis den Mund, weil er natürlich anderer Meinung ist. Also, er sagt nach jedem Wort, dass ich ansetze nein! Nein! Da war ich Anfang vielleicht 32.
Denk mal besonders mein Vater muss ein völlig überdrehtes "Konkurrenz-Ding" gehabt haben. So haben wir uns völlig auseinander entwickelt. Ich habe manches mal versucht Dinge zu finden für die sich mein Vater ursprünglich auch mal interessierte. So hab ich ihn im gemeinsamen Holland-Urlaub tagelang "angefleht" lass uns doch mal Billiard spielen gehen.
Nein, er geht nicht in eine Kneipe. Was soll er da mit den Leuten. Er hielt halt nichts von "Deutschen Kneipen-Leuten" (meine Eltern waren nicht mal auf meiner Abi-Feier, als einzige). Bis dann sogar meine (Stief-)Mutter irgendwann gesagt hat: "Nun geh doch mal mit dem Jungen 1-2 Stunden." Endlich! Wir hatten den ersten schönen Abend seit Jahren! Das waren ca. 2 Stunden von vielleicht 10, die mein Vater sich in 10 Jahren mit mir beschäftigt hat!

Und bei dem Teil bin ich wirklich stolz auf mich:
Ich habe vielleicht teils ähnliche Anlagen wie mein Vater (Temperament etc.), aber SO WOLLTE ICH NIEMALS WERDEN! Und so bin ich kann ich glaub ich behaupten in meiner Umgebung einer der tolerantesten und vielleicht auch einfühlsamsten geworden. Ein Freund sagt, ich wär der aufrichtigste Mensch, denn er kenne. Wow! Öl! So, da wollte ich doch im Leben hin, dass man sowas von Freunden, die man selber sehr schätzt gesagt bekommt. Das war ürigens der Ex-Punk.
Nur habe ich leider kaum den zielgerichteten Ehrgeiz meines Vaters übernommen.
Ich hatte nie dieses "eine Ding" vor Augen, was ich dann auch auf biegen und brechen, oder zumindest mit nachhaltigen Ehrgeiz wollte. Ich analysiere das heute so, dass mir auf der einen Seite fast nie Anerkennung für meine Leistungen gezollt wurde (habs dann schulisch auch so ca. ab der 9. Klasse aufgegeben), und auf der anderen Seite liegts vielleicht auch daran, dass ich schon von Kindheit an ständig wechselnden Situationen/Lebensbedingungen ausgesetzt war.
So hab ich dann immer das getan, was im Leben so auf mich zukam oder streifte, Aber mit "zielgerichtetem" Fleiss war nichts, mangels eines inneren Wunsches irgndetwas absolut machen zu wollen.
Wenn ich aber irgendeine Arbeit gemacht habe, habe ich ich immer alles gegeben.
So bin ich so ein Allrounder geworden. Habe Einblick, oder partiell Ahnung von allem möglichen.
Mach z.B. Musik, aber ab spätestens 18 Jahren wars futsch mit Fleiss, falls es das jemals richtig gab.
Machs aber immer noch.

So und nach Jamaika vor ca. 6 Jahren, gings dann vor ca. 4 Jahren endlich mal wieder in die Türkei.
Sagenhaft.
Von meinen Verwandten bekomme ich in 3 Wochen mehr Zuneigung als in 10 Jahren von meinen Eltern hier.
Sie waren wie immer.
Ich muss dazu sagen, dass ich auch aus schlechtem Gewissen nicht mehr hin bin. Ich hatte jahrelang nur mit Existenzkampf zu tun, meine kleinen Cousins und Cousinchen waren keine kleinen Kinder mehr und ich konnte nicht türkisch kommunizieren. Ich habe, die Verwandten zwar immer in schöner Erinnerung behalten, bin aber mal wieder meinen aktuellen Lebensweg gegangen. Kohle hatte ich ja auch fast nie, mal hinzufahren. Ich war zwischendurch ca. 8 Jahre nie im Urlaub, und habe mein Leben auch nicht in der Türkei gesehen.
Zwar hatte ich seit ich denken kann, denk mal so ab 12 Jahren oder so, dass Gefühl ich müsste nicht mein Leben lang in Deutschland verbringen. Die Gedanken reichten aber von Süd-Europa bis (Süd)Amerika, oder einfach irgendwo in der Einöde auf dem Land.
Türkei war für mich nicht so dass Thema. Mein Bild von der politischen Situation oder diversen Zwängen tat sein übriges dazu. Ich war ja Kosmopolit und moderner Europäer :) Und wollte mich bestimmt nicht von Dingen wie kein Sex vor der Ehe, keine kurzen Hosen tragen, oder ähnlichem einzwängen lassen.
Dann habe ich in meiner Umgebung auch nie mit türkischen Leuten zu tun gehabt, ausser vielleicht mal mit Kunden im Job. Oft konservative Männer, die völlig gaga reagierten, wenn ich sagte: "Tut mir leid, ich kann kein türkisch"
Damit konnten die jahrelang nichts anfangen. Konnten die sich einfach nicht vorstellen, dass jemand (in meinem Alter?) kein türkisch kann. Manche haben völlig scheisse reagiert, sind dann z.B. einfach gegangen, oder glaubten, ich dürfe kein türkisch sprechen!
Das hat jene "Annäherung" natürlich auch nicht gefördert.
Ich hatte irgendwann durch zwei, drei Kurse (teils mit Mutter), und durch die Türkei-Urlaube ein paar Brocken gelernt.
In der Türkei habe ich mich aber meistens mit meinem jüngsten Onkel auf Englisch unterhalten, ein anderer kann etwas deutsch.
Dann wollte vor ca. 4 Jahren mein jüngster Onkel heiraten. Mit ihm hab ich mehr Zeit verbracht, wir haben mal zusammen Urlaub in der Türkei gemacht.
Und er hat mich dann konkret eingeladen, nachdem er ja schon jahrelang gesagt hat, komm doch, du brauchst hier kein Geld. Da war ich gerade zu Besuch bei meinem Vater, und wir haben mit ihm telefoniert.
Vater fragte mich dann, wies aussieht, auch Militär und so, und als ich sagte, ich würds wohl Kohlemässig nicht schaffen, hat er gesagt er zahlt mir den Flug.
So bin ich wieder hin. Und dann war ich wieder in den Armen der Menschen, die mich so entscheidend mitgeprägt haben. Ich bin der Meinung, dass wenn man möchte, dass einen etwas prägt, weil man es für schön oder richtig erachtet, man den Leuten oder Stimmungen gar nicht unbedingt viel Zeit ausgesetzt sein muss.
Und so haben mich die paar Urlaube eben sehr beeinflusst.
Sie sind freundlich, herzlich, warm, lustig, tolerant, aufmerksam, mitdenkend und respektvoll........
Du weisst vielleicht, dass der Respekt den älteren gegenüber sehr gross ist, und so haben sie natürlich einen grossen Respekt meinem Vater gegenüber z.B., der mit seinem älteren Bruder, der auch in D-Land ist, die halbe Familie in der Türkei mit durchgezogen hat. Er hat sich gesundheitlich völlig ruiniert.
Und es passieren solche Dinge z.B., dass ich dem ältesten Onkel dort, erzähle, dass ich ne harte Zeit hatte, auch gerade mit meinem Vater, dass ich mir sehr viel selbst erarbeiten musste, und er sagt:
"Canseven, ich versteh dich, ich versteh dich jetzt noch besser, und du hast es gut gemacht! Wir lieben dich nicht nur weil du der Sohn bist unseres Bruders, sondern wir lieben dich deinetwegen!" Und er sagt weiter, wie die anderen auch: "Du bist unser Sohn" Im türkischen gibt es ein Wort: "Can" (hat jetzt nichts mit meinem Nick zu tun). Das heisst Seele oder Leben. Wenn man canim sagt, wäre das deutsche Equivalent: "Mein Schatz"
Und ein Onkel sagt:" Ich sage canim zu dir. Ich liebe dich wie mein Leben/Du bist mein Leben!"
Ah anam vay! Der Mensch (und auch ich) hat ein Herz!

Ich mach mal an dieser schönen Stelle nen Break :)

Und schreibe morgen wieder. Und da werd ich dir sagen, wieso du zwar nicht auf nem leichten, aber Super-Weg bist, mit deiner Offenheit und deiner NEUGIER (!)
Wie du gemerkt hast, bin ich auch noch in der reinschnupper-Phase, die noch gebremst wird, durch die mangelnden Türkisch-Kenntnisse, um möglichst alles zu erfassen.
Und dann wirds noch was dazu geben, warum ich doch Türke bin :)
Man hört ja auch mal hier und da von Akzeptanzproblemen der Deutschländer durch Türken, da würde ich dann auch gerne von Erfahrenen hier was hören. Ich kann dir aber schonmal sagen, dass ich in der Türkei, auch und gerade bei meinen letzten 2-4 Besuchen noch nichts davon gemerkt habe. Im Gegenteil. Ich will nicht hoffen, dass es so schlimm ist, oft vorkommt. Bis hierhin kann ich dir sagen, wenn du so ein offenerer Typ bist, wie es scheint, hast du durch die Mentalität der Türken, was Gemeinschaftsgefühl usw. angeht, die tief in der Kultur begründet ist, nur durch die Tatsache, dass du bei einem etwaigen Türkei-Aufenthalt z.B. von deiner Herkunft erzählst, oder auch nur dass du ein paar Brocken türkisch reinschmeisst
ein RIESENGROSSES MENSCHEN-GESCHENK zu erwarten hast! Was es da gibt mag es nur an sehr wenigen Plätzen auf der Erde geben. Und traurig für die, die es nie kennenlernen!
Und morgen schreib ich mal, warum aus meiner Sicht die türkische Mentalität (grösstenteil) so toll ist.
Falls du noch nicht genug gelesen hast (hihihi!),
Und du ja vielleicht neugierig bist:
Ich hatte neulich in einem andern Forum den Versuch unternommen einen produktiven Ausstausch zu unterstützen.
Da ging es um die neue Serie "Türkisch für Anfänger" auf ARD.
Der Thread wurde geschlossen, aber nicht gelöscht:

http://www.tvforen.de/phorum/read.php?f=1&i=225385&t=222490#REPLY

Ich muss dazu sagen, dass ich auf Grund der gezielten Fehlinformationen der öffentlichen Meinung über Kultur, Politik, Historie dort mal ein Gegengewicht schaffen wollte. Ich bin aber nicht zum türkischen Nationalisten geworden. Bestimmt ist nicht alles rosig, aber so wie es dargestellt wird ist es nun wirklich nicht. Wir haben zu Unrecht eins der schlechtesten Images auf der Welt. Das hat politische und historische Gründe.
Ich habe dort auch einige Links untergebracht. Falls du neugierig bist und Zeit hast, kannst du ja mal hier und da reinschauen.
Ich habe sowohl einige kulturelle Dinge erörtert, als auch meine Erfahrungen in der unterschiedlichen Mentalität.
Ich poste die Links von dort nochmal hier rein, brauchst sie nich rauszufriemeln.

Türkisch lernen:
www.yunus.de/specials/turkce/

Diese sind interessant bezüglich der historisch geförderten Türken-Paranoia:
http://www.bis.uni-oldenburg.de/bisverlag/spoall93/einleit.pdf
http://www.bis.uni-oldenburg.de/bisverlag/spoall93/kap1.pdf

Das Bild der Türken in Europa (von der türkischen Botschaft):
http://www.tcberlinbe.de/de/turkei/bildderturken.htm
oder direkt auf deren Seite:
http://www.tuerkischebotschaft.de/de/index.htm
und sich links durch die Menüs klicken.

Türkischer und anatolischer Humanismus/Toleranz:
http://www.stwing.org/~durduran/yunus/yazi2.html
http://www.tcberlinbe.de/de/turkei/anatolischhumanismus.htm
http://www.yenivatan.com/tuerkei-oesterreich/Der-tuerkische-Humanismus.html
http://www.osmanischesreich.com/Geschichte/Artikel/Religiose_Koexistenz/religiose_koexistenz.html
http://www.yenivatan.com/tuerkei-oesterreich/Geschichte-der-Tuerkischen-Juden.html

Rundherum-Informationen:
hier ist mal ne ganz nett gemachte Seite:
http://www.aysen.net/
http://www.mymerhaba.com/de/main/content.asp_Q_id_E_1180


hier gibts schöne Präsentationen:
http://www.schaetze-der-welt.de/flash5_index.html
hier eher direkt zur Türkei u.a.
http://www.schaetze-der-welt.de/kontinent.php?suche=asien

Ein deutscher Moslem:
http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/?artikelID=20040904

Wörterbuch:
http://mydictionary.dyndns.org/dict/index.html

Ich bin nicht so der Poesie-Typ (bis jetzt), aber diese zwei hat mir mein Onkel mehrfach gesagt, wobei das erste wunderbar die alte, anatolische Toleranz wiederspiegelt, und das zweite genau meine Einstellung zu Authentisch-Sein von Menschen wiederspiegelt.

Mevlânâ:

Wieder komm wieder,
wärst du auch ungläubig,
wärst du ein Feueranbeter
oder ein Götzendiener
Hättest du auch hundertmal Reue geschworen
Und den Schwur hundertmal wieder gebrochen:
Der Hoffnungslosigkeit Tür ist diese Tür nicht.
Wie immer du bist, komm so!


ya oldugun gibi görün yada göründügün gibi ol.

Zeige dich so, wie du wirklich bist oder sei so, wie du dich zeigst.

Und nochwas, warum ich auch wie du kein Problem habe meine Story hier hinzuschreiben, mal abgesehen davon, dass mir das bis jetzt der schönste Ort im Netz zu sein scheint.

SICH SCHÄMEN IST ABSOLUTE ZEIT - UND ENERGIEVERSCHWENDUNG!

Ich sage dir, wir bunten Kinder gehen entweder kaputt, oder man wird auf uns nicht verzichten können. Nur ne Frage der Zeit. Der ein oder andere wird die Dinge hier verändern, die anderen gehen in die Türkei und tuns da! Irgendwann, früher, oder später, und schon jetzt. Wir müssen nur zusammenhalten, dann gehen wir auch nicht kaputt.

Wie du ja auch festgestellt hast: Warst du offen, hast du gemerkt auf wen du verzichten kannst, weil es einfach nicht DEINEM Bild von Menschlichkeit entspricht.
Wenn man mal ein paar abhärtende Momente hatte, ist es irgendwann fast kinderleicht damit klar zukommen.
Ich praktizier das immer stärker so. Ich lass weiterhin ne gehörige Portion Freundlichkeit oder Offenheit nach draussen. Und wer damit ÜBERHAUPT NICHTS anfangen kann, ist mit einem inneren lächeln tendenziell aussortiert.
Ein Freund hat mal gerappt (mehr auf Frauen bezogen, aber egal):
"Und wenn du micht nicht wirklich willst, dann hast du mich auch nicht verdient!"
So halt ichs. Bleiben zwar erschreckend wenig über, aber das erspart mir eventuelle Energie-Verluste, die ich vielleicht sonst nach längerer Zeit hinnehmen musste.
Bis dann!
Liebe Grüsse,
canseven
 
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