P
Pit63
Guest
AW: Deutschland schafft sich ab
Deinen Ausführungen zum nationalsozialistischen Rassismus und die Zeit danach kann ich nicht zustimmen und zwar in keinem Punkt.
Das wäre aber Thema für einen Extrathread.
Heute gibt es kaum Deutsche, die echte, verinnerlichte, argumentativ begründete rassistische Ansichten vertreten.
Ich weiss nicht, wen Du persönlich kennst, meiner Erfahrung nach fühlt sich den bekennenden Nazis oder Rassisten kaum jemand verbunden, in der Regel ist das Gegenteil der Fall, man findet sie abstossend.
Wenn bisweilen ein anderer Eindruck entsteht, dann allenfalls aufgrund von falscher Solidarität mit den falschen Leuten. Diese Solidarität entsteht aufgrund von antideutschen Antifa bzw. Anitrassismus Ansichten in der Art, wie Du sie hier äusserst.
Das sagt nun noch nichts über Deine Ansicht aus, es besagt vielmehr, dass Menschen, die sich zu Unrecht (kollektiv) kritisiert fühlen, zu reaktivem (kollektiven) Verhalten neigen.
Dieser Effekt wird duch die herrschende politische Korrektheit permanent hervorgebracht und aufrechterhalten. Ein falsches Wort, dann bricht ein politisch- medialer Sturm los, der idR in keinem Verhältnis zum Anlass steht.
Damit kommen wir zu Sarrazin.
Ihn halte ich ebenfalls nicht für einen Rassisten im klassischen Sinn- je nachdem natürlich wie man den Begriff definiert. Technokrat, mag sein, weltanschaulich eher ein Sozialdarwinist. Darauf deuten seine Leistungsideologie, seine Arroganz, seine Umgangsformen aber auch die aktuelle genetisch ausgerichtete Argumentation in seinem Buch hin.
Für gefährlicher als seine Überzeugungen halte ich den Glauben, man könne Meinungen sozusagen vorab mit der moralischen Keule unterdrücken.
Die Diskussionen müssen geführt werden, da muss man durch.
Andernfalls ruft man unterschwelligen Widerstand hervor, der wiederum zunehmend Oppsosition um der Opposition willen erzeugt. (Reaktives, statt proaktives Verhalten)
Ohne echte Meinungsfreiheit entsteht ein Klima, dass Extremismus begünstigt, statt ihn zu verhindern. Leider bemerkt man den dann erst, wenn er sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befindet.
P.S.: Persönlich belastet es mich übrigens nicht, wenn den Deutschen ihre Geschichte vorgehalten wird oder sie aufgrunddessen als besonders rassistisch eingestuft werden. In solchen kollektiven Mustern denken nun mal die meisten- und jeder hat dafür seine individuellen Gründe/Motive.
Für mich haben Nationalität oder andere personenübergreifende Identitätszuweisungen dagegen nur insoweit Bedeutung, als man sie diesen tatsächlich einräumt.
Das einzige kollektive Identitäsmerkmal, das ich gelten lassen würde, wäre die Feststellung, dass wir alle Angehörige der Gattung Mensch sind.
Lieber wäre mir allerdings die Definition individuelle Lebensform.
MaW, ich halte kollektive Kritik persönlich für abwegig und bedeutungslos.
Mit solchen Relativierungen wäre ich sehr vorsichtig. Es stimmt zwar, dass in jeder Gesellschaft faschistische und rassistische Tendenzen vorkommen. Anerkannte Soziologen haben ermittelt, dass in jeder Gesellschaft, ganz gleich wie sie organisiert und strukturiert ist oder welches System praktiziert wird, ein Anteil von etwa 20% der Bevölkerung sich regelmässig dem gesellschaftlichen Konsens und den anerkannten Normen entzieht. In diesem Bevölkerungsanteil tummeln sich dann neben den politischen, religiösen oder weltanschaulichen Extremisten auch die Asozialen und Aussteiger, aber eben auch die Visionäre. Dem ist tatsächlich so.
Aber: niemals und nirgendwo sonst in jüngerer Vergangenheit wurde der Rassismus derart umfassend und konsequent und von solch einem großen Bevölkerungsanteil getragen ausgelebt wie vor noch nicht einmal siebzig Jahren in diesem Land. Wer das verdrängt, verharmlost oder relativiert, der handelt fahrlässig. Und es ist bei weitem nicht so, dass es ein Selbstläufer gewesen ist, dass seitdem bis auf ein paar brennende Häuser und Asylantenheime, einige geschändete Friedhöfe und einigen Stammtischrednern weit gehend Ruhe im Karton herrschte. Es waren permanent gesellschaftliche Anstrengungen und Hallo-Wach-Rufe nötig, um immer wieder aufkeimende reaktionäre Tendenzen zu unterdrücken und zu entschärfen, angefangen von den Entnazifizierungskampagnen der Besatzer, dann die 68-er Bewegung, in deren Anschluss dann die Friedensbewegung, nach Hoyerswerda, Solingen und Mölln dann die beeindruckenden Lichterketten usw.
Aber im Zuge des Niedergangs des Ostblocks, dem Wunsch der konservativen Amerikaner, mit Hilfe der Kampf-der-Kulturen Ideologie einen neuen Gegenpol zur westlichen Welt aufzubauen, im Zuge von 9/11 und den seitdem andauernden Kriegen im Irak und Afghanistan und natürlich vor dem Hintergrund der zwangsläufigen Sättigung und Stagnation des Wirtschaftsimperialismus, sind die gesellschaftlichen Regulations- und Kontrollmechanismen gegen die genannten und in diesem Land tatsächlich in besonderem Masse ausgeprägten Tendenzen immer mehr gebröckelt und verschwunden. Nur in diesem Szenario war es möglich, dass im Deutschland des Jahres 2010 ein kleiner Technokrat und verkappter Rassist wie Sarrazin mit ein paar provokativen pseudowissenschaftlichen Thesen derart hohe Wellen schlagen konnte.
Wehret den Anfängen, kann ich da nur sagen
(...statt bei diesem Thema mit dem Finger auf andere politische Lager und Länder zu verweisen, um damit vom eigenen Zustand und Problem abzulenken)
Deinen Ausführungen zum nationalsozialistischen Rassismus und die Zeit danach kann ich nicht zustimmen und zwar in keinem Punkt.
Das wäre aber Thema für einen Extrathread.
Heute gibt es kaum Deutsche, die echte, verinnerlichte, argumentativ begründete rassistische Ansichten vertreten.
Ich weiss nicht, wen Du persönlich kennst, meiner Erfahrung nach fühlt sich den bekennenden Nazis oder Rassisten kaum jemand verbunden, in der Regel ist das Gegenteil der Fall, man findet sie abstossend.
Wenn bisweilen ein anderer Eindruck entsteht, dann allenfalls aufgrund von falscher Solidarität mit den falschen Leuten. Diese Solidarität entsteht aufgrund von antideutschen Antifa bzw. Anitrassismus Ansichten in der Art, wie Du sie hier äusserst.
Das sagt nun noch nichts über Deine Ansicht aus, es besagt vielmehr, dass Menschen, die sich zu Unrecht (kollektiv) kritisiert fühlen, zu reaktivem (kollektiven) Verhalten neigen.
Dieser Effekt wird duch die herrschende politische Korrektheit permanent hervorgebracht und aufrechterhalten. Ein falsches Wort, dann bricht ein politisch- medialer Sturm los, der idR in keinem Verhältnis zum Anlass steht.
Damit kommen wir zu Sarrazin.
Ihn halte ich ebenfalls nicht für einen Rassisten im klassischen Sinn- je nachdem natürlich wie man den Begriff definiert. Technokrat, mag sein, weltanschaulich eher ein Sozialdarwinist. Darauf deuten seine Leistungsideologie, seine Arroganz, seine Umgangsformen aber auch die aktuelle genetisch ausgerichtete Argumentation in seinem Buch hin.
Für gefährlicher als seine Überzeugungen halte ich den Glauben, man könne Meinungen sozusagen vorab mit der moralischen Keule unterdrücken.
Die Diskussionen müssen geführt werden, da muss man durch.
Andernfalls ruft man unterschwelligen Widerstand hervor, der wiederum zunehmend Oppsosition um der Opposition willen erzeugt. (Reaktives, statt proaktives Verhalten)
Ohne echte Meinungsfreiheit entsteht ein Klima, dass Extremismus begünstigt, statt ihn zu verhindern. Leider bemerkt man den dann erst, wenn er sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befindet.
P.S.: Persönlich belastet es mich übrigens nicht, wenn den Deutschen ihre Geschichte vorgehalten wird oder sie aufgrunddessen als besonders rassistisch eingestuft werden. In solchen kollektiven Mustern denken nun mal die meisten- und jeder hat dafür seine individuellen Gründe/Motive.
Für mich haben Nationalität oder andere personenübergreifende Identitätszuweisungen dagegen nur insoweit Bedeutung, als man sie diesen tatsächlich einräumt.
Das einzige kollektive Identitäsmerkmal, das ich gelten lassen würde, wäre die Feststellung, dass wir alle Angehörige der Gattung Mensch sind.
Lieber wäre mir allerdings die Definition individuelle Lebensform.
MaW, ich halte kollektive Kritik persönlich für abwegig und bedeutungslos.