Die Entwicklung der Türkei

  • Ersteller des Themas Resident Evil
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turkish talk

Well-Known Member
AW: Die Entwicklung der Türkei


Der ganze Artikel ist wenig brauchbar. Wer die AKP als islamistisch und Erdogan als Islamisten bezeichnet, hat was Grundsätzliches nicht verstanden. Aber mei, wer das als gute Analyse sieht ... :razz:

Große Fortschritte hat es zwar im Bereich der Religionsfreiheit nicht gegeben, aber Rückschritte auch nicht. Und dass von Religionsfreiheit "keine Rede sein kann" ist eine Lüge. Es gibt Defizite, es gibt Schikanen, aber sie waren vor Tayyip größer.

Erinnert sich noch jemand an die Morde an den Missionaren, April 2007? Ein großer Aufschrei ging durch die Presse: Islamisten töten Christen! Eine schreckliche Stimmung zog auf und letztendlich wollte man die AKP diskreditieren.
Die European Stability Initiative (ESI) hat diesen Vorfall umfassend analysiert und kommt, nicht sehr überraschend, zu einem anderen Ergebnis. Die FAZ fasst es folgendermaßen zusammen:

Angeblich sind immer psychisch gestörte Einzeltäter schuld, wenn einer der kaum 150000 Christen in der Türkei (bei 72 Millionen Einwohnern) getötet wird. Wer, wie ESI im Malatya-Prozess, genauer hinsieht, stellt dann aber fest: Wenn es gelingt, die Hintergründe eines Mordes aufzudecken, zeigt sich meist, dass viele der "verwirrten Einzelgänger" intensiven Kontakt mit Sondereinheiten der Polizei oder anderen staatlichen Stellen pflegten. In Malatya standen sie, direkt oder über Mittelsmänner, in Kontakt zum "tiefen Staat", jener unheilvollen Parallelwelt, die im Namen des Kemalismus und einer säkularen Türkei aufzutreten vorgibt. Das bekamen auch die Anwälte der Opfer zu spüren. Hetzartikel gegen sie enthielten Informationen, die ihren Telefongesprächen abgelauscht waren. Diese geheimdienstliche Fertigkeit besitzen verwirrte Messerstecher in der Regel nicht.

Neu ist das nicht, aber so detailliert wie in diesem Bericht selten zu lesen. Der Hoffnungsschimmer dabei: Früher blieben viele Fälle unaufgeklärt, doch der Prozess in Malatya verdient bisher seinen Namen. Er bringt ans Licht, was noch vor wenigen Jahren für immer im Schatten des tiefen Staates geblieben wäre.

http://www.faz.net/artikel/C31325/christenmorde-in-der-tuerkei-der-tod-in-anatolien-30324303.html

Wer den ESI-Bericht lesen will (Achtung: Sehr viel Text, aber unbedingt lesenswert), bitte:
http://www.esiweb.org/bosnia2004/pdf/enlargement/assets/index.php?lang=de&id=156&document_ID=127
 

turkish talk

Well-Known Member
AW: Die Entwicklung der Türkei

Im Artikel ist zu lesen:
Eine Fülle von Indizien im Malatya-Prozess deutet darauf hin, dass "der tiefe Staat" hinter diesen und anderen Christenmorde in der Türkei stand, aber darauf wert legte, die Taten als Werk verwirrter, islamistischer oder von der Regierung inspirierter Einzeltäter wirken zu lassen.

"Da, ist doch klar, die Moslems wieder", war die einhellige Meinung seinerzeit. "Ja ja, kaum an der Macht, schon werden die Christen verfolgt, Religionsfreiheit kennen die nicht", eine andere. Das zielte natürlich alles gegen die AKP und perfiderweise glaubt das noch eine Mehrheit.
 

polatinum

New Member
AW: Die Entwicklung der Türkei

Distanziert sich vielleicht von Europa, die Welt besteht allerdings nicht nur aus Europa. Nach 60 Jahren "Lasst uns doch bitte rein" und "nein ihr kommt hier nicht rein" wurde es auch wirklich langsam Zeit.

Ein Hoch auf Erdogan.
 

Grk..

Active Member
AW: Die Entwicklung der Türkei

Noch kürzer hätte ich es nicht beschreiben können:

Eine Nazizeitung bleibt eine Nazizeitung, ganz einfach. Egal was die schreiben, es bleiben Faschisten. Wenn jemand auf das kleine bürgerliche Scheinmäntelchen reinfällt, bitte.

Ich würde keine rechtsnationale Zeitung mit ihrem triefenden Rechtsnationalismus (siehe die ganzen tendenziellen Artikel über Islam, Türkei oder Beiträge à la: mutmaßlich bei Demjanjuk) heranziehen, um eine berechtigte Kritik an Erdogan und seiner Partei zu belegen. Wäre so, als wenn man den Bock zum Gärtner machen würde. Der Zweck darf daher nicht die Mittel heiligen.

Bei einer Kritik an der heutigen Industriegesellschaft und/oder Lebens- und Essgewohnheiten würde ich auch keine Artikel der AK-Partei zitierwürdig präsentieren.

Der geschickt subtil verfasste Artikel ändert daran nichts, ausser dass es eine Herausforderung an einen selbst ist, den Schafspelz der Jungen Freiheit zu enttarnen.
 

Mutter Courage

Gesperrt
AW: Die Entwicklung der Türkei

Noch kürzer hätte ich es nicht beschreiben können:



Ich würde keine rechtsnationale Zeitung mit ihrem triefenden Rechtsnationalismus (siehe die ganzen tendenziellen Artikel über Islam, Türkei oder Beiträge à la: mutmaßlich bei Demjanjuk) heranziehen, um eine berechtigte Kritik an Erdogan und seiner Partei zu belegen. Wäre so, als wenn man den Bock zum Gärtner machen würde. Der Zweck darf daher nicht die Mittel heiligen.

Bei einer Kritik an der heutigen Industriegesellschaft und/oder Lebens- und Essgewohnheiten würde ich auch keine Artikel der AK-Partei zitierwürdig präsentieren.

Der geschickt subtil verfasste Artikel ändert daran nichts, ausser dass es eine Herausforderung an einen selbst ist, den Schafspelz der Jungen Freiheit zu enttarnen.

Aha!

Aber wenn der selbe Artikel in der TAZ oder in der ZEIT erschienen wäre, dann hättest du ihn schon wohl gelesen?

Es geht dir und Blacky also nur um die Einordnung in "linke" oder "rechte" Medien.
 
R

Resident Evil

Guest
AW: Die Entwicklung der Türkei

Offensichtlich zieht man es vor die Schreiber zu analysieren, als sich mit der eigentlichen Thematik zu beschäftigen. Ein Diskussion kann man natürlich auch im Keim ersticken, in dem man etwas als "Gesülze" abhakt.
 

domovoj

New Member
AW: Die Entwicklung der Türkei

Im Artikel ist zu lesen:
Eine Fülle von Indizien im Malatya-Prozess deutet darauf hin, dass "der tiefe Staat" hinter diesen und anderen Christenmorde in der Türkei stand, aber darauf wert legte, die Taten als Werk verwirrter, islamistischer oder von der Regierung inspirierter Einzeltäter wirken zu lassen.

"Da, ist doch klar, die Moslems wieder", war die einhellige Meinung seinerzeit. "Ja ja, kaum an der Macht, schon werden die Christen verfolgt, Religionsfreiheit kennen die nicht", eine andere. Das zielte natürlich alles gegen die AKP und perfiderweise glaubt das noch eine Mehrheit.

Bei Erdogan kann man so viel Hassreden sehen, dass man dem alles zutraut. Mag sein, dass Kemanalisten extra Christen töten um AKP als Islamisten darzustellen. Erdogan und türkischer Außenminister tun aber auch einiges, dass solche Geschichten sogar glaubwürdig wirken. Teilweise sind die nicht schuld. CHP war früher nicht besser, damals war Türkei nur unwichtig, niemand hat drauf geachtet, was dort passiert. Jetzt steigt Türkei aber langsam zu einer Regionalmacht auf. Da soll Erdogan wissen, dass er jetzt nicht mehr alles sagen kann. Jedes Wort wird analysiert. Darauf soll er sich langsam einstellen.
 
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