Für mich ist die größte und megaerfreuliche Überraschung Polen. Was haben die geleistet! Wie viele Flüchtlinge haben sie aufgenommen! Wie viele Waffen geliefert, hart sogar am Rande eines dritten Weltkrieges, wenn die EU sie nicht ausgebremst hätte! Und mir war bis vor Kurzem gar nicht klar, was das auch für ein Friedens-, für ein Versöhnungswerk war, was die Ukrainer den Polen angetan hatten im zweiten Weltkrieg. Es kommt nicht von ungefähr, daß Polen es war, das die Ukrainer veranlaßte, sich deutlich von ihrem komischen Botschafter in Deutschland mit seinen seltsamen Theorien über Geschichte zu distanzieren und die zu seiner Privatsache zu deklarieren. Da muß es heftig gekracht haben.
Wenn es in Europa eine Führungsmacht gibt in Sachen Ukraine, dann wird das Polen sein. Wenn Polen sagt: Selenskij, Lenk ein, hör auf, Mensch, vergiss den Donbass, da wirst Du nie Ruhe kriegen, auf sie wird er vielleicht hören.
Die Polen haben immer gesagt, daß sie das tun würden. Daß sie im Falle eines Falles der Ukraine beistehen würden. 2015/16 war das ihr Argument, keine Flüchtlinge aufzunehmen: Wir haben hier die Ukraine vor der Haustüre, und wenn es da knallt, dann haben wir die am Hals, und darum haben wir vorsorglich keine Kapazität für andere Flüchtlinge. Und ich habe ihnen das nie geglaubt. Habe immer gedacht, das sei nur vorgeschoben. Vor allem natürlich habe ich nicht geglaubt, daß es in der Ukraine knallen würde, der Fall des Falles einträte.