Die Ukraine in der Krise

Alubehütet

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Selenskyj hat übrigens am Tag der Annexionen verlautbart, er würde nicht mehr mit Putin reden. Erst wieder mit dessen Nachfolger. – Wenn man das über die Monate verfolgt: Selenskyj verhärtet und radikalisiert sich. Und mit Recht.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Das eine ist, daß die USA nichts einzuwenden haben gegen eine imperiale Machtausdehnung. Was aber Putin und die Putinversteher immer übersehen: Es gibt eine zweite Geschichte, und das ist die Freiheits- und Emanzipationsgeschichte Osteuropas. Sie sind traumatisiert von Rußland, und zwar über die Jahrhundete, und sie wollen nur noch weg, und zwar ein für alle Male. Sie sind es, die unbedingt drängten auf Beitritt in die NATO zu einer Zeit, als noch niemand in der NATO daran dachte. Und jetzt hat sich herausgestellt: Sie hatten Recht. Das ist die Zeitenwende. Einzusehen, Appeasement, Handel durch Wandel ist vorbei. War seit den Tagen Willy Brandts erfolgreich, war das Zuckerbrot, das samt der Peitsche – Afghanistan, Solidarnosc, Wettrüsten – mit beigetragen hat zum Fall der Mauer, aber ist vorbei.
 

Msane

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Selenskyj hat übrigens am Tag der Annexionen verlautbart, er würde nicht mehr mit Putin reden. Erst wieder mit dessen Nachfolger. – Wenn man das über die Monate verfolgt: Selenskyj verhärtet und radikalisiert sich. Und mit Recht.

Kann er ja machen, aber diesen Pfad müssen er und seine Instrukteure in Washington und GB dann halt alleine gehen.

Solidarität schön und gut, aber meine Solidarität endet dort, wo sich Verhandlungen verweigert und dann seitens der
USA weiter reineskaliert wird.

Die europäischen Staaten sollten Solidarität und Hilfe in Form von Waffen und Geld, an die Bereitschaft einer
Verhandlungslösung koppeln.
Immer im Hinterkopf behalten, die USA verfolgen in diesem Krieg ihre ganz eigenen Interessen und diese
kollidieren mit unseren.


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Bintje

Well-Known Member
Was aber Putin und die Putinversteher immer übersehen: Es gibt eine zweite Geschichte, und das ist die Freiheits- und Emanzipationsgeschichte Osteuropas. Sie sind traumatisiert von Rußland, und zwar über die Jahrhundete, und sie wollen nur noch weg, und zwar ein für alle Male. Sie sind es, die unbedingt drängten auf Beitritt in die NATO zu einer Zeit, als noch niemand in der NATO daran dachte. Und jetzt hat sich herausgestellt: Sie hatten Recht. Das ist die Zeitenwende.
Du, alles klar, Argumentation bekannt. Aber allein nix auf die Reihe kriegen und dann "den Westen" dafür verantwortlich machen: Das habe ich gern. So was liebe ich ja! :rolleyes: Wer hätte sie denn gehindert, sich unabhängig vom pösen-pösen Westen zu organisieren und als eigenständiger Machtblock zusammenzuschließen? Waren die Lockrufe des ungeliebten, aber doch der Zahlungen aus Brüssel halber gern in Kauf genommenen Kapitalismus' so viel stärker?
Und ja, ich weiß, dass es nicht nur Fischers ausdrückliche Linie war, die osteuropäischen Staaten möglichst schnell einzugemeinden, um, wie es nach außen hieß, Demokratisierungsprozesse voranzutreiben und zu verfestigen. Charmanter Gedanke, hatte zumindest in meinen Augen aber auch einiges gegen sich. Die Auswirkungen sehen wir seit geraumer Zeit: Eine bis zur Unbeweglichkeit erstarrte, weil völlig überblähte EU, die sich meines Erachtens trotz aller Rufe nach Reformen wahrscheinlich nicht mehr wird erneuern können oder eher zerfällt, bevor es so weit ist.

ps Wer sind eigentlich aus deiner Sicht hier "die Putinversteher"? Oder musste der Zungenschlag unbedingt rein, weil er gerade en vogue ist?
 

Bintje

Well-Known Member
Selenskyj hat übrigens am Tag der Annexionen verlautbart, er würde nicht mehr mit Putin reden. Erst wieder mit dessen Nachfolger. – Wenn man das über die Monate verfolgt: Selenskyj verhärtet und radikalisiert sich. Und mit Recht.
"Mit Recht" weiß ich nicht, klug ist es sicherlich nicht, aber begreiflich und nachvollziehbar. Und er hat das übrigens nicht erst am Tag der Annexion gesagt, sondern weit vorher! So verhandlungsbereit wie im März ist er seitdem nie mehr gewesen.
 

Msane

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"Mit Recht" weiß ich nicht, klug ist es sicherlich nicht, aber begreiflich und nachvollziehbar. Und er hat das übrigens nicht erst am Tag der Annexion gesagt, sondern weit vorher! So verhandlungsbereit wie im März ist er seitdem nie mehr gewesen.

Kurz darauf bekam Selenskyj Besuch in Form von Boris Johnson und den beiden US-Ministern Austin und Blinken.
Die haben ihn vermutlich daran erinnert das die USA ihn nicht unterstützen um da jetzt Frieden auszuhandeln, sondern um Rußland
zu schwächen.
Da wurden dann halt fix die Kriegsziele geändert, seitdem werden schwere Waffen geliefert und rhetorisch nur
noch reineskaliert.


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Alubehütet

Well-Known Member
"Mit Recht" weiß ich nicht, klug ist es sicherlich nicht, aber begreiflich und nachvollziehbar. Und er hat das übrigens nicht erst am Tag der Annexion gesagt, sondern weit vorher! So verhandlungsbereit wie im März ist er seitdem nie mehr gewesen.
Genau diese Bewegung meine ich ja. Aber die Ukraine fährt einen Sieg nach dem anderen ein, das meine ich mit „zu Recht“. Jede Woche erobern sie weitere Regionen vom Donbass zurück. Sie haben einen guten Lauf derzeit. An Verhandlungen würde ich erst im November denken.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Aber allein nix auf die Reihe kriegen und dann "den Westen" dafür verantwortlich machen: Das habe ich gern. So was liebe ich ja! :rolleyes: Wer hätte sie denn gehindert, sich unabhängig vom pösen-pösen Westen zu organisieren und als eigenständiger Machtblock zusammenzuschließen?
Realismus?

Als Hitler und Stalin sich einig wurden, wurde Osteuropa schlicht aufgeteilt. Hätte Hitler den ganz großen Krieg nicht herbeigeführt, die Grenzen würden vielleicht heute noch so verlaufen. Was soll ein eigener Machtblock? Europa, die EU ist zu schnell expandiert, ohne sich selber zuvor für diese neue Situation zu reformieren, da stimme ich zu. Einstimmigkeitsprinzip ist mit so vielen Staaten nicht mehr machbar. Aber NATO-Erweiterung war, wie wir jetzt sehen, unumgänglich.
 

Bintje

Well-Known Member
Genau diese Bewegung meine ich ja. Aber die Ukraine fährt einen Sieg nach dem anderen ein, das meine ich mit „zu Recht“. Jede Woche erobern sie weitere Regionen vom Donbass zurück. Sie haben einen guten Lauf derzeit. An Verhandlungen würde ich erst im November denken.
Ich denke, es wird einiges davon abhängen, wie es mit der Region Kherson weitergeht. Wenn die UA das zurückerobert, ist der Landweg zur Krim frei.
Das könnte ein Hebel werden.
 
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