Das wird die Ukraine bestimmt tief kränken.
Aber mit den Diskussionsräumen hast du recht und deshalb verstehe ich deine Empörung nicht so wirklich.
Ganz einfach: ich mag es nicht, manipuliert zu werden. Und das scheint mir auf allen Seiten der Fall zu sein, mal auffälliger, mal weniger auffallend, und natürlich wäre es verfehlt zu meinen, ausgerechnet im Krieg sei es anders. Aber denk mal beispielsweise an diese Panzerchose, bei der mit reichlich medialem Getöse weithin der Eindruck erweckt wurde, Scholz, vermeintlich "moskaufreundliche" Teile der SPD, Deutschland stünden auf der Bremse. Andere EU-Länder, die wegen verbaler Absichtserklärungen permanent als "leuchtende" Beispiele zitiert wurden, liefern weitaus weniger oder gar nicht.
Sag, was du willst, es gibt unterschiedliche Interessenlagen. Und
@Alubehütet s Frage nach Selenskyjs möglichen Motiven, Johnsons Eloquenz aufzusitzen, wenn er das nicht gewollt habe, ist m.E. nicht sonderlich schwer zu beantworten.
Ich habe das grundsätzliche Problem: Wie will man Selenskyj zwingen bzw. wie will man ihn locken, einen Krieg zu führen, den er nicht will, nicht für sinnvoll hält? Weil er in dieser Frage ja mehr oder weniger als Befehlsempfänger der Engländer/Amis dargestellt wird. Wenn er sagt, ich will weiter mit Putin verhandeln, wie wollte man ihn daran hindern? Wenn er den Krieg weiter führen will, dann mag ihn ein BoJo dazu ermuntern – Oder man sagt ihm, dafür kriegst Du von uns aber keine Waffen mehr, aber wenn nicht?
Denk an Butscha! Das war der Wendepunkt. Johnson dürfte ihm nur mehr oder weniger Ähnliches erzählt haben wie in seinen märchenhaften Versprechungen für die Briten vorm Brexit: Eine leuchtende Zukunft.
Inklusive glorios ausgemalten Szenarien zur phänomenalen Unterstützung des Westens, der USA, schnellen NATO-Beitritt, Wiederaufbau, großzügigen Schuldenschnitten, sonstwas. Er, der große BoJo, werde sich dafür einsetzen usw., blabla. Selenskyj stand damals mit dem Rücken zur Wand und hatte neben anderen Nöten einen hartleibigen russischen Verhandlungspartner sowie den NATO-Beitritt (immerhin ukrainisches Verfassungsziel) im Blick.
So könnte es gewesen sein ...