Explosion(en) in İstanbul...

Almancali

Well-Known Member
Der Schrei nach Rache ist verständlich!

Allerdings kann Rache keine Lösung sein. Schon gar nicht von einer Regierung, die vorgibt, demokratische Werte vertreten zu wollen. Es geht zudem auch nicht, da die Türkei als mitunterzeichner der Charta für Menschenrechte - nicht einfach mal "Rache" üben kann. Dafür hat sich die Türkei internationalen Verträgen im Verbund mit Nachbarländern verpflichtet.

Es ist richtig, dass man Terroristen verfolgt, fängt und nach allen erdenklichen juristischen Mitteln anklagt, verurteilt und wegsperrt. Was allerdings *nicht richtig* ist, ist, dass man jetzt aus dem Affekt heraus losdonnert und nochmal 1-2 von Kurden bewohnte Städte in der Türkei dem Erdboden gleich macht und ohne jegliche jursitische Handhabe die Eigentümer von ihren Grundstücken entmächtigt.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Es ist richtig, dass man Terroristen verfolgt, fängt und nach allen erdenklichen juristischen Mitteln anklagt, verurteilt und wegsperrt. Was allerdings *nicht richtig* ist, ist, dass man jetzt aus dem Affekt heraus losdonnert ...
und zwar ist das bloße "Losdonnern" deshalb nicht "richtig", weil der Rechtsstaat nur durch den Rechtsstaat geschützt werden kann. Affekte sind keine guten Ratgeber in Zeiten einer sich zum Bürgerkrieg aufschrauben könnenden Gewaltspirale. Nachdenken ist erforderlich, also auch Zeit, um den Koordinator ausfindig zu machen. Sonst verpufft die Reaktion des Staates tatsächlich in Rache. Und dafür braucht man den Staat eigentlich nicht. Denn Rache übt jeder selbst, wenn er sie denn für nötig hält
 

beren

Well-Known Member
und zwar ist das bloße "Losdonnern" deshalb nicht "richtig", weil der Rechtsstaat nur durch den Rechtsstaat geschützt werden kann. Affekte sind keine guten Ratgeber in Zeiten einer sich zum Bürgerkrieg aufschrauben könnenden Gewaltspirale. Nachdenken ist erforderlich, also auch Zeit, um den Koordinator ausfindig zu machen. Sonst verpufft die Reaktion des Staates tatsächlich in Rache. Und dafür braucht man den Staat eigentlich nicht. Denn Rache übt jeder selbst, wenn er sie denn für nötig hält



Du hast recht! Gewalt führt nur zu noch mehr Gewalt, aber was kann man sonst dagegen tun? Was bringt denn Nachdenken hier? Handelt Türkei nicht, bleibt die Gefahr eines Terroranschlags doch immer noch bestehen. Handelt die Türkei mit Vergeltung, kommt es mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder zu einem Terrorangriff. Das Terroristen ganz verschwinden, das ist Wunschdenken, egal welche der beiden Alternativen gewählt wird. Es muss eine andere Lösung her, und die braucht Ruhe, Besonnenheit und Zeit, sonst wird das kein gutes Ende nehmen, und zwar für keine der Seiten. :( Nachdenken alleine reicht also nicht.
 

Skeptiker

Well-Known Member
Du hast recht! Gewalt führt nur zu noch mehr Gewalt, aber was kann man sonst dagegen tun? Was bringt denn Nachdenken hier? Handelt Türkei nicht, bleibt die Gefahr eines Terroranschlags doch immer noch bestehen. Handelt die Türkei mit Vergeltung, kommt es mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder zu einem Terrorangriff. Das Terroristen ganz verschwinden, das ist Wunschdenken, egal welche der beiden Alternativen gewählt wird. Es muss eine andere Lösung her, und die braucht Ruhe, Besonnenheit und Zeit, sonst wird das kein gutes Ende nehmen, und zwar für keine der Seiten. :( Nachdenken alleine reicht also nicht.
....und genau aus diesen Gründen sage ich, gebetsmühlenartig, vom Vereinigten Königreich lernen, heißt Siegen lernen.....oder, um zeitgeschichtlich zu bleiben, von Kolumbien lernen, heißt Siegen lernen!
 

Lumiukko

Well-Known Member
und zwar ist das bloße "Losdonnern" deshalb nicht "richtig", weil der Rechtsstaat nur durch den Rechtsstaat geschützt werden kann. Affekte sind keine guten Ratgeber in Zeiten einer sich zum Bürgerkrieg aufschrauben könnenden Gewaltspirale. Nachdenken ist erforderlich, also auch Zeit, um den Koordinator ausfindig zu machen. Sonst verpufft die Reaktion des Staates tatsächlich in Rache. Und dafür braucht man den Staat eigentlich nicht. Denn Rache übt jeder selbst, wenn er sie denn für nötig hält

Genau das.

Öfke ile kalkan, zararla oturur...
 

univers

Well-Known Member
Soll man sich nicht mehr trauen rationell zu denken?

Und wenn man denkt, wie Almancali, erschließen sich ja neue Horizonte, statt in kollektiv blinde Wut zu münden.
Und wenn man wie Almancali denkt, wird man mundtot gemacht, was ist das für ein Gehabe, wo soll das hinführen ob der kurdischen Realität innerhalb des türkischen Hoheitsgebiets?

Hier, aus den türkischen Medien, ein Bild einer Razzia ion einem Büro der HDP, der prokurdischen, einer im türkischem Parlament vertretenen Partei:


upload_2016-12-12_12-21-19.png

Das seltsame dabei ist, dass die Medien dazu kein Kommentar abgeben, sondern nur das Bild vermitteln.
Das an die Wand gemalte Slogan übersetzt:
WIR SIND GEKOMMEN
IHR WART NICHT DA

118 Parteiangehörige, darunter auch Vorsitzende der HDP sind zur Stunde verhaftet worden, Erdoğan und mit ihm sämtliche Regierungsmitglieder schwören auf Rache.

Mirgün Cabas, Journalist twitterte:
234

übersetzt:
letztens hat ein Freund erzählt, nach jedem Bombenanschlag in Istanbul rufen Freunde in Beirut an und sagen "komm her, hier ist es sicherer.."
A Haber findet das unverschämt:
http://www.ahaber.com.tr/gundem/2016/12/11/mirgun-cabastan-alcak-saldiri-sonrasi-kustah-paylasim

Nirgends in den Medien oder bei den Regierenden , soweit ich es mitverfolgen konnte, taucht die Frage auf;
Warum, weshalb?
 

Almancali

Well-Known Member
Soll man sich nicht mehr trauen rationell zu denken?
Selbstverständlich soll man sich weiterhin trauen rationell zu denken und sogar seine Ansicht vertreten. Wo kämen man denn hin, wenn jeder dem blinden Gehorsam folgt. Ich habe das mit den inhaftierten HDP Parteimitgliedern auch gelesen und bin so ziemlich entsetzt. Da wird die Diktatur immer weiter ausgebaut und Oppositionelle ausgeschaltet. Gerade gestern las ich in einem Artikel der Medien, dass bei der öffentlichen Kundgebung der AKP der Mob auf zahlreiche Mitglieder der Oppositionsparteien losgingen. Erst als die Polizei einschritt, konnte die Veranstaltung halbwechs gesittet weitergehen. Die stetige Eskalation und die Spirale der Gewalt hat doch erst jetzt in den letzten 2-3 Jahren massiv zugenommen.
 
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