Alubehütet
Well-Known Member
Wie gesagt, die Fakten scheinen so weit zu stimmen, und Alexander verfügt über jede Menge Insider-Informationen und -berichte. Daraus macht er eine Erzählung, interpretiert also vieles; muß man dann sehen, für wie schlüssig man das hält.Man weiß aber eben auch nicht wem man nun glauben soll.
Grundsätzlich sehe ich das auch so, wie Merkel das im Duell mit Schulz dargestellt hat: Wenn sich auf einmal tausende Flüchtlinge in Ungarn auf die Autobahn begeben: Wir laufen jetzt, bis wir in München ankommen, bis wir tot umfallen, oder bis uns jemand holen kommt, dann muß da eine Entscheidung her. Das kann dann nicht in der Partei, mit dem Bundestag, mit allen EU-Partnern abgestimmt werden, das ist dann auch eine einsame Entscheidung des Chefs oder der Chefin einer Regierung; immerhin mit Österreich war sie abgesprochen.
Was neu bei Alexander war: Daß es eben auch einen zweiten D-day gab anschließend, an dem alles vorbereitet war, die Grenzen dichtzumachen. Eine Entscheidung, die Merkel dann verweigert hat. Das ist ihr in rechtskonservativen Blogs oft ausgelegt worden als Feigheit, als Furcht vor „häßlichen Bildern“. Vermag ich nicht zu sehen; Bilder von brennenden Flüchtlingsheimen mit Menschen drinnen, von brennenden türkischen Wohnhäusern, wie wir sie 20 Jahre zuvor noch hatten, wären weitaus katastrophaler gewesen, und das hat Merkel riskiert, und darin wiederum imponiert sie mir. Sie hat einfach das Vertrauen gehabt, daß die Deutschen in den letzten 20 Jahren weitergekommen sind. Stattdessen sind die Bilder um die Welt gegangen von den Teddybärenwerfern am Münchener Hauptbahnhof – Mit dem dunklen Echo natürlich Silvester Köln 2015/16. Aber ich bin lieber etwas naiver Gutmensch als Nazi in der Weltöffentlichkeit.
Ganz grundlegender Fehler, natürlich: Wir hatten die Bilder eines völlig überforderten Lampedusa in Italien, der Insel Lesbos in Griechenland. Das hat Deutschland kalt gelassen, und wir haben kalt und herzlos unser Dublin durchgezogen. Solidarität des weiteren Europas erst dann einzufordern, wenn es ausgerechnet dem ach so reichen und ach so mächtigen und ach so arroganten und nun mal, ob wir das wollen oder nicht, in der EU sehr dominanten Deutschland an den Kragen geht, war wohl auch ein bißchen naiv. Hoffentlich ist das die Lehre wenigstens schon mal für uns: Alles, was am Mittelmeer geschieht, geht uns was an, und wenn wir uns um die Probleme nicht kümmern, weil sie ja nur die anderen zu betreffen scheinen – sollnse gucken, wie sie damit klarkommen, und viel Glück auch! –, könnten diese Probleme auf ein mal vielleicht unmittelbar bei uns vor der Türe stehen.