Vielleicht würde es etwas bewirken, wenn alle anderen Nationalspieler mit ausländischen Wurzeln ebenfalls die Klamotten hinschmeißen und verkünden würden, in solch einem rassistisch aufgeladenen Klima und ohne die Unterstützung des DFB könnten sie nicht weiterarbeiten und das hätten sie auch nicht nötig.
Das würde gar nichts ändern, glaube ich, nur verschlimmbessern.
Auch wenn's dann klaffende Lücken in der Nationalmannschaft gäbe: die Kreise, die Özil geteert und gefedert haben, würden das wahrscheinlich nur abfeiern.
Was in meinen Augen angesagt wäre: Rückenstärkung für Özil von seinen Kollegen, ein gemeinsames Statement. Er wird nicht in die Nationalmannschaft zurückkehren, das ist klar wie Kloßbrühe. Aber viele von denen, die 2014 und jetzt bei der WM waren, werden in Zukunft aus Altersgründen o.ä. auch nicht mehr spielen. Sie haben nichts zu verlieren.
Sie könnten sich solidarisch zeigen und erklären, dass für sie die sportliche Leistung zählt, dass Rassismus in und außerhalb der Stadien nichts verloren hat und sie den Rücktritt ihres Kollegen bedauern:
Danke für alles, Mesut!
So viel Initiative würde ich insbesondere auch von Neuer erwarten. Nur glaube ich, da kommt nichts. Bierhoff hat ihnen ein Teflon-Image verordnet. Einer wie Mertesacker, nicht ganz so glatt gebügelt und meinungsstark, hätte in Bierhoffs Wünsch-Dir-was-Marketingwelt inzwischen wohl keinen Platz mehr.
Das ist das Verheerende an dieser Mannschaft: sie ist keine, erweckt zumindest nicht den Eindruck.
Das Herzblut ist ihr offenbar verloren gegangen, der Teamgeist.
Oder gab es vor, während oder nach der WM Aussagen von Spielern, die Özil zur Seite gesprungen wären? Wohlgemerkt: Nicht wegen seines depperten Foto-Posings, sondern wegen der überzogenen Kritik an ihm?
Vielleicht habe ich es verpasst, aber ich erinnere mich nicht.
Darum geht's. Auch.
Der Schaden ist angerichtet, nicht nur für den deutschen Fußball, sondern auch für das Ziel einer über-ethnischen Bürgergesellschaft.
Und Leute wie Grindel sind keineswegs unschuldig daran. Auch wenn er jetzt versuchen wird, es zu einem Individualproblem eines einzelnen (Subtext: undankbaren!!!) Spielers herunterzureden.
https://www.tagesspiegel.de/politik...rd-grindel-war-gegen-multikulti/22786674.html
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