Ströbele hat der ZEIT ein schönes Interview gegeben:
ZEIT ONLINE: Wer hat ihrer Meinung nach in Hamburg versagt: Der rot-grüne Senat? Die Polizei? Die Bundesregierung?
Ströbele: Ich habe während der Demonstration Berliner Polizisten gefragt, ob die Hamburger Polizei die Berliner Deeskalationsstrategie nicht gekannt hat oder nicht anwenden wollte. Als die Demonstrationen am Donnerstag begannen, haben die ja etwas gemacht, was in Berlin so nicht mehr möglich wäre: In einen großen Demonstrationszug mit solcher Brachialgewalt reingehen, mit Wasserwerfern und Stöcken, nur weil da ein paar Reihen Vermummte dabei sind. Das ist in Berlin längst Geschichte. Doch die Berliner Polizisten haben mir gesagt, ihre Expertise sei nicht gefragt gewesen.
ZEIT ONLINE: Die Eskalation hätte vermieden werden können, wenn die Polizei am Anfang weniger hart eingegriffen hätte?
Ströbele: Das Vorgehen der Polizei gegen die Demonstration war unverhältnismäßig. Von Anfang an jede Regelwidrigkeit oder kleine Straftat zu verfolgen, das schafft nur Aggressionen und trägt dazu bei, dass das Ganze außer Kontrolle gerät. Ich will nicht sagen, dass das, was in der Nacht zum Samstag geschah, mit einer anderen Polizeistrategie völlig hätte vermieden werden können. Die Straftaten scheinen ja auch vorbereitet gewesen zu sein. Sie müssen aber sehen, dass die unverhältnismäßig große Aggressivität der Polizei zu einer Solidarisierung der normalen Demonstranten mit den Gewalttätern führt, die dann wiederum dazu beiträgt, dass die Polizei nicht gegen die Krawallmacher vorgehen kann.
ZEIT ONLINE: Gab es noch andere Fehler?
Ströbele: Es muss nun auch parlamentarisch untersucht werden, wieso die Polizei in der Nacht zum Samstag – als die Straftaten wirklich losgingen – zwar am Rande des Schanzenviertels präsent war, aber angeblich aus Rücksicht auf die Unversehrtheit der Beamten über Stunden nicht eingriff, sondern eben erst lange nachdem die Situation bereits eskaliert war. Das ist mir unklar und auch viele andere Bewohner und Demonstranten mit denen ich gesprochen habe, verstehen das nicht.
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-07/hans-christian-stroebele-g20-linke-gewalt-polizei