Gauck soll neuer Bundespräsident werden

blackcyclist

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AW: Gauck soll neuer Bundespräsident werden

Er sagt, das Sarrazin Mut bewiesen hat, da kann man ihm schon Recht geben. Der mediale Gegenwind war nun nicht gerade gering, Sarrazin musste heftigst einstecken, was gern auch mal unter die Gürtellinie ging. Das hat doch mit der Zustimmung zu seinen Thesen nichts zu tun. Das Buch hatte er wohl zu dem Zeitpunkt auch nicht gelesen.

Sagt doch einfach, ihr wollt Gauck nicht als Bundespräsidenten, statt das Internet nach irgendwelchen Verlautbarungen abzugrasen, die euch ins Bild passen.

Ich les doch auch nicht jedes mal die Bibel durch, um hier jemand eine besonders widersprüchliche Stelle an den Kopf zu hauen. Ich lehne sie als Gesamtpaket ab.
 
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Mein_Ingomann

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AW: Gauck soll neuer Bundespräsident werden

Den Artikel habe ich heute Morgen bereits verlinkt. Es handelt sich um einen gebauten Beitrag, nicht das Volltext-Interview. In der Bewertung stimme ich dir aber zu.

Es sind Gesprächszitate aus einem Interview. Den Unterschied kann ich nicht wirklich erkennen.
Interessant ist, bei Artikeln aus dieser Zeit, dass die Sarazzin Debatte zu der Debatte einer neuen Rechtspartei geführt hatte und neben Thilo S. als Vorsitzenden einer solchen Partei, noch häufiger Herr Gauck genannt wurde. Zumindest die potentiellen Wähler einer solchen Partei haben die Nähe Gaucks zu dieser Klientel ganz deutlich gesehen.
Insofern war das keine 'Unterstellung' des Tagesspiegel.
 

Lynx72

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AW: Gauck soll neuer Bundespräsident werden

Sagt doch einfach, ihr wollt Gauck nicht als Bundespräsidenten, statt das Internet nach irgendwelchen Verlautbarungen abzugrasen, die euch ins Bild passen.

Natürlich sage ich das. Warum sollte ich die Wahl eines stockkonservativen, marktliberalen alten Fossils mit Sympathien für einen in der Wolle gefärbten Rassisten, völliger Ignoranz dem Internet gegenüber und einer zweifelhaften Position zur Oder-Neiße-Linie befürworten? Das Abgrasen dient nur der Beweisführung.
 

blackcyclist

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AW: Gauck soll neuer Bundespräsident werden

Natürlich sage ich das. Warum sollte ich die Wahl eines stockkonservativen, marktliberalen alten Fossils mit Sympathien für einen in der Wolle gefärbten Rassisten, völliger Ignoranz dem Internet gegenüber und einer zweifelhaften Position zur Oder-Neiße-Linie befürworten? Das Abgrasen dient nur der Beweisführung.

Geht doch, klare Worte sind doch überhaupt nicht schwer.
 
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Mein_Ingomann

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AW: Gauck soll neuer Bundespräsident werden

Es mag ja lästig sein, erneut mit Fakten zu stören, aber es gibt noch weitere Argumente gegen den Shitstorm. Sascha Lobo, Internet-Veteran und unter anderem Kolumnist bei Spon, hat einige davon aufgelistet:



Hier geht's zu Lobos Kolumne.

Mehr zum Thema gefällig? "Wie Gauck durch halbe Zitate zum Sarrazin-Kumpel wird", lässt sich bei Medien Monitor nachlesen. Bei Cicero wird erklärt, "wie das Netz des bösen Gauck erfand":



Und der jeglicher Anbiederei unverdächtige Stefan Niggemeier verweist bei bildblog.de zusätzlich auf den Blog von Patrick Breitenbach bei karlshochschule.de: "Gauck in der Filterbubble oder wie wir lernten den Kontext zu ignorieren".

Kann man lesen, sollte man m.E. auch, um die Debatte zu begreifen - aber wie üblich wird niemand gezwungen. :wink:

Gauck hat sich zuallererst einmal selbst erfunden. Und er hat sich mehr als einmal zu den Themen Integration und speziell zu Thilo S. Buch geäussert. Natürlich hat er die biologistischen Rückschlüsse Sarazzins immer dementiert, aber er hat ihm durchaus Recht gegeben und das bereits zu einem Zeitpunkt, als er das Buch noch nicht mal gelesen hatte:


"Detjen: Da haben Sie die Debatte über Sarrazin sicher verfolgt . . .

Gauck: . . . aber klar . . .

Detjen: Dass Sie das Buch nicht gelesen haben, eint Sie mit der Bundeskanzlerin. Wie haben Sie diese Debatte beobachtet? Es ist ja auch ein Spiegel: Dieses Land, 20 Jahre lang wiedervereinigt, diskutiert über seine multikulturell, komplexer und differenzierter gewordene Gesellschaft.

Gauck: Nun, wenn man sagt, das Thema existiert nicht, dann muss man ja taub und blind sein ...

Detjen: Welches Thema?

Gauck: Das Thema Integration und Fehler bei der Integration und Mängel bei der Integration. Sonst gehen nicht annähernd 700.000 Menschen hin und kaufen ein dickes Buch. Also, da muss schon etwas im Argen sein, und wo es jetzt wirklich stärker im Argen liegt - bei dem tatsächlichen Problem mangelhafter Integration oder bei der Vermittlung der Leistung und der Politik auf diesem Gebiet oder der Entscheidung der Politik auf diesem Gebiet -, das vermag ich gar nicht so zu entscheiden. Ich denke, Sarrazin hat mit großem Recht Defizite angesprochen. Und wenn wir das nicht mehr debattieren können - mein Gott, wo leben wir?

Also, die Meinungsfreiheit ist eines der höchsten Güter, die uns unsere freiheitliche Verfassung anbietet. Und jetzt eben voreilig den Finger zu heben und sagen, das darf der nun mal gar nicht tun, davon halte ich gar nichts. Aber natürlich soll er auch Kritik einstecken und Kritik ertragen . . ."

Das ganze Interview hier:
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/idw_dlf/1287060/
 
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pauline09

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AW: Sarrazin freut sich

Pauline, das ist unter deinem Niveau. Unbesehen unterstellt, ich hätte das Interview in der SZ nicht gelesen.
Ich werfe natürlich nicht Gauck, sondern Sarrazin die Verbreitung rassistischer Vorurteile vor.

Nein, das habe ich Dir nicht unterstellt (sonst hätte ich das ganz deutlich gemacht), sondern allgemein in Bezug auf den Shitstorm geschrieben, dass ich es für einigermaßen unredlich halte, Gauck vor dem Hintergrund eines extrem verkürzten Zitats in die Sarrazin-Ecke zu drücken. Die Ansicht habe ich auch weiter oben bereits begründet. Natürlich gehe ich davon aus, dass Du das SZ-Interview gelesen hast, was aber in #3 vermutlich noch nicht der Fall gewesen sein dürfte, oder? Du siehst, Dein Einwand hat mich zum wiederholten Mal dazu gebracht, diesen Thread genau zu lesen. Bringt's das? Ich glaube nicht. ;)

Hintergrund kann nur dieser Artikel vom 30.12.2010 sein:

http://www.tagesspiegel.de/politik/integration-gauck-attestiert-sarrazin-mut/3685052.html

darin findet sich die Aussage Gaucks, als Zitat gekennzeichnet. Eine konstruierte Nähe zu Sarazzins Thesen kann ich aus dem Kontext nicht erkennen. Er unterstützt Thilo S. sehr deutlich.

Nein, das tut er nicht, im Gegenteil: er kritisierte ihn ganz klar, begrüßte aber eine offene Debatte und sprach sich im übrigen dagegen aus, Sarrazin aus der SPD zu werfen. (Was ich persönlich für verkehrt gehalten habe, aber darum geht's hier nicht.) Details seiner vollständigen Einlassungen siehe oben. :wink:


Wundert mich nicht, dass er sich als Trittbrettfahrer sofort an den fahrenden Zug hängt. Was für ein jämmerlicher Opportunist..! :x
 
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pauline09

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AW: Gauck soll neuer Bundespräsident werden

"Ich denke, Sarrazin hat mit großem Recht Defizite angesprochen. Und wenn wir das nicht mehr debattieren können - mein Gott, wo leben wir?

Also, die Meinungsfreiheit ist eines der höchsten Güter, die uns unsere freiheitliche Verfassung anbietet. Und jetzt eben voreilig den Finger zu heben und sagen, das darf der nun mal gar nicht tun, davon halte ich gar nichts. Aber natürlich soll er auch Kritik einstecken und Kritik ertragen . . ."

Das ganze Interview hier:
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/idw_dlf/1287060/

Sagt ein ehemaliger DDR-Bürger, der aufgrund seiner Sozialisation und Biografie mehr als gute Gründe hat, die Meinungsfreiheit - und dazu gehören auch unbequeme Meinungen - ganz weit nach oben zu hängen. Im übrigen war er ja nicht der Einzige, der von 'Defiziten' sprach. Und wie das gemeint war, geht klar aus dem SZ-Interview hervor, wo er hervorhob, es gehe um die von der Gesellschaft "Abgehängten". Also bei weitem nicht alle Menschen mit MiHiGru (meine Güte, wie ich das Wortungetüm "Migrationshintergrund" hasse!).

Das ganze Interview ist im übrigen aufschlussreich, vielen Dank, auch und insbesondere im Hinblick auf seine Äußerungen zum dänischen Mohammed-Karikaturisten Kurt Westergaard:

Ich bin ein religiöser Mensch und habe Probleme damit, wenn religiöse Symbole durch den Kakao gezogen werden. Ich mag das nicht, weder im Kabarett noch in der Karikatur, das entspricht nicht meinem Stil. Aber es muss Menschen geben, die anders als meine Stilerwartungen sind und gegen meine kulturellen Erwartungen ihre Meinung ausdrücken können. Und das hat er getan, und man muss seine Meinung vielleicht nicht teilen und kann ihm trotzdem die Freiheit, seine Karikaturen zu machen, lassen.

Wenn das nicht für Toleranz spricht: was dann..?
 
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Mein_Ingomann

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AW: Gauck soll neuer Bundespräsident werden

Sagt ein ehemaliger DDR-Bürger, der aufgrund seiner Sozialisation und Biografie mehr als gute Gründe hat, die Meinungsfreiheit - und dazu gehören auch unbequeme Meinungen - ganz weit nach oben zu hängen. Im übrigen war er ja nicht der Einzige, der von 'Defiziten' sprach. Und wie das gemeint war, geht klar aus dem SZ-Interview hervor, wo er hervorhob, es gehe um die von der Gesellschaft "Abgehängten". Also bei weitem nicht alle Menschen mit MiHiGru (meine Güte, wie ich das Wortungetüm "Migrationshintergrund" hasse!).

Das ganze Interview ist im übrigen aufschlussreich, vielen Dank, auch und insbesondere im Hinblick auf seine Äußerungen zum dänischen Mohammed-Karikaturisten Kurt Westergaard:



Wenn das nicht für Toleranz spricht: was dann..?

Es spricht nicht für Toleranz, einem Sarrazin zu attestieren, er habe "mit grossem Recht Defizite angesprochen", wenn alle Defizite der Integrationspolitik auf ein angebliches genetisches Defizit zurückgeführt werden. Welche Migranten möchte Herr Gauck denn als BP vertreten?

Nenne mich einen Teil des 'Shitstorms' (eine Vokabel von Fox News?), aber je mehr ich mich mit dem Mann beschäftige umso kritischer wird das Bild:

"Generell ist es doch so, dass in der deutschen Kultur und in den Feuilletons Gefahren von links eher weniger beachtet werden. Da ist man möglicherweise zu duldsam und hat die Demokratiedefizite der Linken zu wenig diskutiert oder deren Simplifizierungen wirtschaftlicher Zusammenhänge nicht beachtet oder deren Populismus unterschätzt. "


Will er das bei der Trauerfeier für die Opfer rechter Gewalt auch erzählen?

Das Zitat stammt von hier:

http://www.derrechtsstaat.de/?p=3348

Und den Verein finde ich auch recht seltsam. Als BP achtet er hoffentlich etwas mehr darauf, wem er Interviews gibt.
 
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pauline09

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AW: Gauck soll neuer Bundespräsident werden

Es spricht nicht für Toleranz, einem Sarrazin zu attestieren, er habe "mit grossem Recht Defizite angesprochen", wenn alle Defizite der Integrationspolitik auf ein angebliches genetisches Defizit zurückgeführt werden. Welche Migranten möchte Herr Gauck denn als BP vertreten?

Frag ihn doch; ich wette, er könnte Dir sofort antworten. Nur möglicherweise nicht ganz so platt, undifferenziert und unreflektiert, wie's zurzeit ins allseits genehme Bild passen würde. ;)

Nenne mich einen Teil des 'Shitstorms' (eine Vokabel von Fox News?), aber je mehr ich mich mit dem Mann beschäftige umso kritischer wird das Bild:

"Generell ist es doch so, dass in der deutschen Kultur und in den Feuilletons Gefahren von links eher weniger beachtet werden. Da ist man möglicherweise zu duldsam und hat die Demokratiedefizite der Linken zu wenig diskutiert oder deren Simplifizierungen wirtschaftlicher Zusammenhänge nicht beachtet oder deren Populismus unterschätzt. "

Schaust Du Fox News? Dann halte mich doch mal auf dem Laufenden, weil ich keine Lust habe, mir den Unsinn selbst anzutun. ;-) Ansonsten ist der Mann kein in der Wolle gefärbter Linker, aber bei weitem auch nicht so rechts, wie's jetzt behauptet wird. Sowieso komme ich fast in Versuchung zu glauben, dass die Gauck-Debatte nur eine Verlängerung des Brot-und-Spiele-Entertainments rings um Wulff darstellt. Der hat so lange an seinem Stuhl geklebt, dass danach unweigerlich eine kollektive Sinnkrise eintreten musste. Beziehungsweise: hätte müssen. Aber zum Glück gibt's ja 'nen neuen Kandidaten, auf den man sich jetzt lustvoll stürzen kann nach dem Motto: The show must go on. 8)

Will er das bei der Trauerfeier für die Opfer rechter Gewalt auch erzählen?

Wenn ich richtig informiert bin, wird Merkel die Rede halten. Sonst hätte Wulff es gemacht. Und Gauck soll erst im März gewählt werden.
 
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