Alubehütet
Well-Known Member
Man muß schon sehen, sie ist sehr lange im Amt. Erfahren, krisenerprobt. Gerade im Umgang mit Erdogan. In diese Schuhe schlüpft niemand so schnell hinein. Zumal sie im Amt sehr gewachsen ist, sich enorm gewandelt hat.
Was und wen die Merkel da zusammentelefoniert kriegen wir doch immer nur dann zufällig mit, wenn sich ein Wichtigtuer – hier AKK – mit Hintergrundwissen sich im Vordergrund wichtig tun will. Daß auf Bitten Merkels die finalen Vermittlungsgespräche zur Freilassung Yücels der Altbundeskanzler Gerhard Schröder geführt hat wissen wir doch auch nur, weil Gabriel das verpetzt hat.Merkel ist eine lahme Ente, die denkt sie könnte die Konflikte mit Erdogan einfach aussitzen indem sie sich stoisch jede Unverschämtheit gefallen lässt und den Zorn des Sultans mit regelmäßigen Tributzahlungen besänftigt.
Das Erkaufen von Zeit ist jetzt aber vorbei, der Herrscher des Schwarzbaus hat bemerkt das in der EU nur schwanzlose Weicheier sitzen und er will mehr.
Söder hat anders als Merkel keine Haltung, keine Werte, keine Grundeinstellung als diese: Er will die Macht. Das läßt sich ablesen spätestens an seiner 180°-Abkehr von seinem „Asylindustrie“-Wahlkampf, als er sah, der funktioniert nicht. Wenn Söder sich davon Stimmengewinne verspricht, bedient er übelste radikale Sprüche. Kann aber auch auf urbanen OberGRÜNEN machen, wenn er meint, es nützt ihm. Seehofer hingegen ist seinen Überzeugungen treu geblieben.Ja gut, weit und breit keine Person in Sicht die es so wie Merkel könnte. Vielleicht doch der Söder?
Mein Reden. Aber irgendwann muß jeder ersetzt werden.Aber man muß auch mal bedenken das die Merkeln sich auch erst so entwickelt hat.
Ich befürchte für die Nach-Merkel-Zeit einen Verfall der Demokratie in Deutschland, einen zunehmenden Machtmissbrauch der Exekutive und, je nach Nachfolger, eine noch rascher zunehmende soziale Spaltung. Für die Außenpolitik sehe ich auch nichts Gutes kommen. Leute ohne Erfahrung könnten aus Profilierungsdrang Flurschäden anrichten.
https://www.zeit.de/2020/31/tuerkei-kriege-libyen-naher-osten-mittelmeer/komplettansicht
Es wäre Zeit für ein umfassendes Embargo gegen das Regime, notfalls für einen von außen betriebenen Regime-Change.
Sehr guter Überblick
Herzlichen Glückwunsch! Genau das erzählt Erdogan auch schon seit Jahren seinen Anhänger als Begründung für seine notwendigen Alleingänge und in seinen Durchhalteparolen. Gratuliere, dass Du ihn damit bestätigst und damit nur auf einen höheren Sockel unter seinesgleichen setztst, zumal auch eine Menge Erdogan-Gegner im Land ihre berechtigten Bedenken und Vorbehalte gegen solche Maßnahmen haben und hätten.
Mit Verlaub, eine gute Übersicht kann ein solcher Artikel nur für sehr einfältige Menschen darstellen; solche Menschen, die an Hintergründen und Zusammenhängen, geschweige denn historischen Entwicklungen, nicht das geringste Interesse haben und sich mit der einfachsten aller Begründungen abspeisen lassen: der Mann ist eben ein dummes Arschloch und baut nur deshalb diesen ganzen Scheiss!
Nichts anderes bietet dieser oberflächliche und in Teilen sogar falsche Artikel an. Wenn ich in dieser Ausführlichkeit über militärische Auslandseinsätze eines Landes berichte, dass sollte doch erwartet werden können, dass zumindest in ein zwei Worten auch über Vorgänge und Voraussetzungen sinniert wird, die überhaupt die Notwendigkeit und Mtivation für diese Einsätze hervorbrachten. Wenn ich das nicht tue, dann lande ich nämlich automatisch bei der oben erwähnten einfachsten aller Begründungen, zu der ihr so eine innige Neigung habt.
Wer sich ein wenig für Zusammenhänge interessieren würde (nicht, dass ich das hier in diesem Umfeld erwarte, aber einfach der Vollständigeit halber sei es erwähnt), der müsste mindestens zurückgehen bis in die Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Da gab es zwei wichtige Ereignisse, die die Entwicklung im nahen und mittleren Osten seitdem entscheidend prägen: einmal die Machtergreifung Khomeinis im Iran nach Sturz des westlich orientierten Schahs und dann noch die Besetzung des überwiegend feudalen bäuerlichen dünn besiedelten Afghanistan durch die Russen.
Beides wollte oder konnte der Westen, hier insbesondere die USA, nicht tatenlos hinnehmen. Im Irak wurde der westlich orientierte Sunnite Saddam Hussein 10 Jahre lang im Iran-Irak-Krieg so lange unterstützt und gestärkt, bis er sich zu einem ausgewachsenen größenwahnsinnigen Diktator gemausert hatte, der irgendwann auch meinte, sich einfach sein kleines erdölreiches Nachbarland Kuweit einverleiben zu müssen, worauf die USA dann wieder auf den Plan gerufen wurden und diesmal gegen ihren eigenen Frankenstein Krieg führten.
In Afghanistan wurde die bäuerliche religiöse Bevölkerung so lange gestärkt und unterstützt, militärisch aufgebaut, bis sie sogar die Russen aus dem Land vertreiben konnten. Daraus gingen dann die rückwärtsgewandten Taliban hervor, aus diesen die Al Qaida und aus Ablegern der Al Qaida zuletzt der Islamische Staat. Befeuert wurde diese Entwicklung einerseits durch westliche Doktrinen wie die neue Weltordnung oder den Kampf der Kulturen, die nach dem Zusammenbruch des Ostblocks die islamische und arabische Welt als neuen Intinfeind aufbauen sollten; andererseits durch die Instabilität im kriegs- und krisengeschüttelten fast zerfledderten Irak.
Und was so ein nicht zur Ruhe kommendes instabiles Nachbarland selbst für ein bis dahin recht stabil wirkendes Land bedeuten kann, hat man am Beispiel Syrien eindrucksvoll sehen und erleben können. Seit zehn Jahren herrscht dort jetzt schon ein furchtbarer Bürgerkrieg, dessen Auswirkungen schon lange nicht mehr nur die Nachbarstaaten zu spüren bekommen. Das sind Spätfolgen, um nicht zu sagen Missgeburten, westlicher Politik in der Region. Was macht der Westen: er bringt alles schön durcheinander und zieht sich dann zurück, wenn das Chaos am größten ist; sollen sie sich doch die Köpfe einschlagen und das ganze Land vernichten dort, Umso schwächer wird die siegreiche Partei sein, der wir dann nach Belieben unsere Forderungen diktieren und beim Wiederaufbau des Landes noch kräftig profitieren können, wirtschaftlich wie politisch.
Genau dieselbe Strategie fährt der Westen auch in Lybien; bis Ghaddafi (ein potentiell starker Mann in der Region) aus dem Weg geräumt war, hatte der Westen überhaupt keine Probleme mit Einmischung oder Absichten wie "Befriedung". Dann wurde die jetzige regierung auch unterstützt, bis sie an die Macht kam, anerkannt, um sich dann wieder zurückzuziehen, wenns brenzlig wurde. Sollen sie sich die Köpfe einschlagen im internen Bürgerkrieg, bis wieder ein schwacher Sieger hervorgeht, dem alles mögliche diktiert werden kann. Schöner Nebeneffekt: wenn die halbe Marine wegen "Waffenembargo" im Mittelmeer patroulliert, können auch die Schlauchboottouristen besser kontrolliert werden.
Irgendwelche auch nur angedeuteten Hinweise in eurer "guten Übersicht" zu diesen Zusammehängen? Nein, es gab einfach keine. Weil es euch eben schon genug Kontext ist, dass es da hinten in der Türkei ein dummes Arschloch gibt, das jeden Scheiß unternimmt. Ist es wirklich so schwer nachvollziehbar, wenn ein Land nicht einfach nur tatenlos zusehen möchte, bis auch das eigene Land im selben Chaos versinkt, wie schon ein Nachbarland nach dem anderen? Als eine "Wertegemeinschaft", die kein Problem damit hat, hungerde Flüchtlinge im Mittelmeer ersaufen oder auf griechischen Insel darben zu lassen, oder an stacheldrahtbewährten Mauern an der ungarischen Grenze zurückzustossen; oder wie der retardierte weiter oben die Souverenität eines Landes einfach zu übergehen, wenn einem seine Politik nicht passt; als Mitglieder solch einer Wertegemeinschaft müsstet ihr doch vollstes Verständnis dafür aufbringen, wenn Menschen eurer Denke Maßnahmen ergreifen, die sie für unausweichlich halten!? Wenn Erdogan eine Blaupause hat für seine Außenpolitik, dann ist es die westliche und keine andere!
Apropos Westen, zurück zum Artikel: dort steht, die Türkei hätte ich mit dem Beitritt zur Nato in den 50ern zum Westen hinorientiert. Das ist ausgemachter Blödsinn!
Die türkische Republik war vom Tag ihrer Gründung an dem Westen zugewandt; man könnte sogar sagen, dass diese Zugewandtheit dem Westen der wesentliche Grund seiner Existenz in der heutigen Form ist. In den 50er-Jahren dagegen gab es im Land schon die erste Restaurationsbewegung unter der Regierung der Demokratischen Partei, die die ersten freien Wahlen nach der Einparteiendiktatur von Atatürks Partei gewonnen hatte und nun einige westlich orientierten Reformen Atatürks schon rückgängig machte.
Das Osmanische Reich hat im ersten Weltkrieg verloren und war im Abkommen von Sevres eigentlich schon aufgeteilt und seiner Souveränität entzogen worden. Aber drei Jahre später, nach einer nationalen Mobilisierung der Bevölerung durch Atatürk und dem griechisch-türkischen Krieg sieht die Sache dann im Lousanner Vertrag ganz anders aus: die ohnehin westlich modern orientierten Jungtürken hatten großen Anteil an dieser nationalen Mobilisierung und denen war man dann bereit volle Souveränität und das anatolische Kernland vollständig zu überlassen.
Man muss sich fragen, wie ein Land, das den Krieg verloren hatte und fast schon vollständig aufgeteilt worden war, drei Jahre später bei einer Konferenz mit genau denselben Siegermächten plötzlich so gut dastehen kann und fast schon als Sieger dasteht.
Es war eine politische Entscheidung der Siegermächte: sie hatten die Wahl, dieses strategisch so wichtige Gebiet zwischen dem christlichen kriegslädierten Europa, dem kommunistischen Russland und dem islamischen von Unruhen geplagten Nahen Osten entweder wie im Abkommen von Sevres in mehrere kleinere Staaten und abhängige Gebiete aufzuteilen, deren Etnwicklung kaum vorhersehbar war, oder ein zwar künstliches, aber großes starkes und vor allem gegenüber dem Westen loyales Land zu etablieren.
Wenn man sich die ersten Jahre der Republik ansieht, wie stringent die westlichen Reformen selbst gegen den Willen der Bevölkerung durchgesetzt wurden, wie schnell und stark das Militär aufgebaut wurde, das schon in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts die zweitgrößte Armee der Nato stellte, kommt man nicht umhin zu vermuten, dass diese Entwicklung inoffizieller Bestandteil des Lousanner Abkommens gewesen ist.
Also nichts da mit "in den 50er Jahren dem Westen zugewandt". Die Türkei war immer schon dem Westen zugewandt und hat sich noch nie von ihm abgewandt. 90 Jahre lang hat eine Regierung nach der anderen geradezu erbärmlich, manchmal mitleiderregend um die gunst des Westen gebuhlt, darum, ein vollwertiges Mitglied dieser Gemeinschaft zu sein. Aber nein: der Westen war zwar immer froh, dass es dieses Lang als Bollwerk gegen russische Interessen im Mittelmeer und die Unruhen im Nahen Osten zu haben, einen riesigen für sie fast frei zugänglichen Markt zu haben, aber so richtig als ihresgleichen ansehen wollten sie die Türken dann doch nicht.
Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis ein türkischer Politiker sich von solchen Verbündeten kopfschüttelnd abwendet und sich neue Verbündete sucht. Und Erdogans Popularität hat durchaus auch etwas mit der Popularität dieser konsequenten Reaktion zu tun.
Aber ganz unabhängig davon, wie man im einzelnen zu all diesen Vorgängen stehen mag, ein Übersichtsartikel, der die türkische Außenpolitik vor dem Hintergrund ihrer Beziehungen zum Westen behandelt und die auch hier nur angerissenen Zusammenhänge und Hintergründe kein einziges Wort verliert, der richtet sich eindeutig an eine verblödete wahlweise auch hasserfüllte Leserschaft, der es nur auf die Bestätigung ihrer Vorurteile und Aversionen ankommt.
Wenn das für euch guter Journalismus ist, dann ist es eben so. Auf zum dritten Weltkrieg...