Ich zünde eine Kerze an für

Berfin1980

Well-Known Member
Ich finde es gut das es die Strafunmündigkeit gibt. Ich begebe mich nicht auf das Niveau derer, die die Todesstrafe dafür fordern. Ja das habe ich gelesen und teile es nicht. Die Namen der beiden wandern schon durch einschlägig bekannte Plattformen.

Andere Konsequenzen zieht die Tat für die zwei aber ganz bestimmt nach sich.
 

EnRetard

Well-Known Member
Entsetzliche Geschichte. Das macht wirklich fassungslos. Erinnerte mich sofort an James Bulger, ein Kleinkind, das Anfang der 90er in Liverpool von zwei Zehnjährigen entführt und ermordet wurde. Was daran auch so bestürzend war: Nicht weniger als 38 Menschen hatten damals mitbekommen, dass der weinende Kleine von den älteren Jungs offenbar verschleppt wurde - und griffen nicht ein.
Der bekannte Psychoanalytiker und Schriftsteller Arno Gruen schilderte den Hergang exemplarisch in seinem Buch "Der Verlust des Mitgefühls. Über die Politik der Gleichgültigkeit" und setzte sich, so weit ich es erinnere, auch mit den blutjungen Tätern auseinander. Die wanderten in den Knast, weil Kinder in Großbritannien schon mit zehn Jahren strafmündig werden. Als ich eben danach suchte, stieß ich darauf, dass das beinahe genau 30 Jahre her ist, weswegen die RP diesen aufsehenerregenden Fall kürzlich nochmal zusammengefasst hat.


Arme Luise, arme Eltern .... hoffentlich finden sie die Kraft, mit dem grausamen Verlust umzugehen. :(

ps Ich fand 14 Jahre als Strafmündigkeitsgrenze immer okay. Allerdings muss ich gestehen, dass ich inzwischen wirklich daran zweifle.
Bei der James-Bulger-Tragödie war nicht nur die Tat entsetzlich, sondern auch der Hassausbruch unbeteiligter Erwachsener gegen die kindlichen Täter. In England gibt es keine Untergrenze der Strafunmündigkeit, was ich ebenfalls entsetzlich finde.
Was eine Senkung der Strafmündigkeitsgrenze nützen soll, ist mir nicht erschließlich. Auf 12, auf 10, auf 7 Jahre, wie die zivilrechtliche Haftung? Was soll der Strafzweck sein? Generalprävention? Glaubt jemand ernsthaft, die Aussicht auf eine Haftstrafe schreckt kindliche Täter*innen ab? Das Vergeltungsbedürfnis der Gesellschaft? Vielleicht auf Verlangen von Bild und Focus und der AfD? Für den Schutz der Gesellschaft vor einer Tatwiederholung muss jetzt schon das Jugendamt bei kindlichen Täter*innen sorgen, notfalls in einer Jugendpsychiatrie oder in einer geschlossenen Einrichtung der Jugendhilfe.

Generalpräventiiv müsste Geld in die Hand genommen werden, um gruppendynamische Prozesse unter Kindern unter die Lupe zu nehmen. Es ist nicht neu, geradezu banal, dass sich gerade unter Mädchen in dem Alter Gruppen mit Rang-und-Hackordnungen bilden, in denen teils erbittert um Ansehen und damit um Macht gekämpft wird. Das mag sich heute vielfach in Cybermobbing äußern, aber verbale und physische Gewalt im persönlichen Umgang sind auch nicht selten.

Der Ruf nach Strafen darf nicht - damit meine ich nicht dich, @Bintje - das Beobachten von Gruppenprozessen bei Schüler*innen und frühe Eingreifen bei Anzeichen von Gewalt ersetzen.
 

Berfin1980

Well-Known Member
Bei der James-Bulger-Tragödie war nicht nur die Tat entsetzlich, sondern auch der Hassausbruch unbeteiligter Erwachsener gegen die kindlichen Täter. In England gibt es keine Untergrenze der Strafunmündigkeit, was ich ebenfalls entsetzlich finde.
Was eine Senkung der Strafmündigkeitsgrenze nützen soll, ist mir nicht erschließlich. Auf 12, auf 10, auf 7 Jahre, wie die zivilrechtliche Haftung? Was soll der Strafzweck sein? Generalprävention? Glaubt jemand ernsthaft, die Aussicht auf eine Haftstrafe schreckt kindliche Täter*innen ab? Das Vergeltungsbedürfnis der Gesellschaft? Vielleicht auf Verlangen von Bild und Focus und der AfD? Für den Schutz der Gesellschaft vor einer Tatwiederholung muss jetzt schon das Jugendamt bei kindlichen Täter*innen sorgen, notfalls in einer Jugendpsychiatrie oder in einer geschlossenen Einrichtung der Jugendhilfe.

Generalpräventiiv müsste Geld in die Hand genommen werden, um gruppendynamische Prozesse unter Kindern unter die Lupe zu nehmen. Es ist nicht neu, geradezu banal, dass sich gerade unter Mädchen in dem Alter Gruppen mit Rang-und-Hackordnungen bilden, in denen teils erbittert um Ansehen und damit um Macht gekämpft wird. Das mag sich heute vielfach in Cybermobbing äußern, aber verbale und physische Gewalt im persönlichen Umgang sind auch nicht selten.

Der Ruf nach Strafen darf nicht - damit meine ich nicht dich, @Bintje - das Beobachten von Gruppenprozessen bei Schüler*innen und frühe Eingreifen bei Anzeichen von Gewalt ersetzen.
Danke.

Ein Kind bei meiner Besten hat eine Herzerkrankung und wurde ziemlich übel von Mitschülern behandelt, was sie sich als Verantwortliche nicht gefallen ließ. Es gab Konsequenzen und die Kleine wechselte die Schule.

Jetzt geht durch die Medien das die beiden nicht mehr in ihren Elternhäusern sind und auch die Schule wechseln. Ich würde mir auch eher die Frage stellen was bekommen Kinder und Jugendliche an Sozialverhalten vermittelt, sei es durchs Elternhaus oder durch Schulen.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Wuppertal: Wie es begann ...

Und das ging über Jahre. Verstärkte Ordnungsamtpräsenz führte nur dazu, daß sie sich anderswo versammelten. Ein reicher Wuppertaler Mäzen finanzierte sogar ein Jahr lang zwei Sozialarbeiter, alles vergebens.

Und so endete es:

Das hat den Rest der Truppe zur Vernunft gebracht.

Ich kenne die beiden, verweigere die Aussage. Die Auflösung der Geschichte kennen viele Wuppertaler, und ich bin stolz drauf, daß wir alle die Fresse halten.
 

Alubehütet

Well-Known Member
Was eine Senkung der Strafmündigkeitsgrenze nützen soll, ist mir nicht erschließlich. Auf 12, auf 10, auf 7 Jahre, wie die zivilrechtliche Haftung? Was soll der Strafzweck sein? Generalprävention?
In Wuppertal hätte das genutzt, ja. Scheint mir aber ein sehr spezieller Sonderfall. Wobei diese beiden Jungs ohnehin auf die schiefe Bahn geraten wären. Sind übrigens abgeschoben.
 

EnRetard

Well-Known Member
In Wuppertal hätte das genutzt, ja. Scheint mir aber ein sehr spezieller Sonderfall. Wobei diese beiden Jungs ohnehin auf die schiefe Bahn geraten wären. Sind übrigens abgeschoben.
Was genau hat das jetzt mit dem Fall in Freudenberg zu tun? Ab dem ersten Wuppertal-Post gehört das Thema in einen anderen Thread. Ich mache jetzt im Denker weiter.
 
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Bintje

Well-Known Member
Antje Vollmer ist gestorben. Schade. Traurig. Sie ruhe in Frieden ... :(


 

EnRetard

Well-Known Member
Der Gründer und langjährige Generalsekretär der Gesellschaft für bedrohte Völker, Tilman Zülch, ist am 17.3. mit 83 Jahren gestorben.
Ich bin ihm in den 90er Jahren ein paarmal begegnet, auf Demos, bei denen es um die Bosnier und Kosovo-Albaner ging. Seine haupt- wie ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen waren nicht zu beneiden. Er legte ein gewaltiges Arbeitspensum an den Tag und erwartete das von allen, die für die GfbV tätig waren. Bei allem Engagement und gleichzeitiger chronischer Finanznot arbeitet(e) sein Verein seriös und hielt sich, besonders auffällig im Fall der kurdischen Volksgruppe in der Türkei, von Ideologen fern. Sein größtes Verdienst ist sicher, dass er mit der GfbV maßgeblich daran beteiligt war, dass der Völkermord der Nazis an den Sinti und Roma öffentlich anerkannt wurde.
 
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