Gandhi meinte mal, er würde den ganzen Streit in der europäischen Theologie um den „historischen Jesus“ nicht verstehen. Selbst wenn Jesus nie gelebt habe, für ihn sei die Bergpredigt wahr.
Nun ist die christliche Wahrheit ein Grenzfall zwischen Erzählung und Historie. Erzählungen, die in Bezug auf den historischen Jesus so viel Wert haben wie Goethes Faustdichtung in Bezug auf den historischen Dr. Johann Faustus, werden doch bezogen auf zwei historische Daten: Jesus sei gekreuzigt worden und auferstanden. Paulus sagt aus, er sei ihm begegnet.
Aber alle anderen Erzählungen haben erst einmal keinen historischen Wert; Ansprüche auf Lokalitäten gründen nicht darauf, was da vor 4000 Jahren oder so mal geschehen sein soll. Bei Adam & Eva, bei Noah ist das sehr eindeutig. Abraham ist erst einmal nur eine Sage. Der Exodus aus Ägypten läßt sich nicht nachweisen. Einen König David könnte es nach neueren archäologischen Funden wahrscheinlich doch gegeben haben. Auf all das aber kommt es nicht an.
Hier hat ja mal einer argumentiert: Genetisch sei nachgewiesen, daß die heutigen Juden überwiegend Osteuropäer seien, ihre Vorfahren also nie in Palästina gewesen; die „echten“ Juden hingegen seien aufgegangen in die palästinensische Bevölkerung. Darum geht es nicht. Jerusalem, da besonders der Berg Zion, ist der Sehnsuchtsort Menschen jüdischer Religion über ein Jahrtausend gewesen.