Möglicherweise, wenn die deutschen Bischöfe dem Schatzmeister des Vatikan vorrechnen, dass der "Zehnte", den sie an den Vatikan abgeben, immer kleiner werden wird, wenn sie nicht sichtbare Reformen anbieten. Mit der Lockerung des Zölibats kann man optisch viel erreichen, ohne bei den konservativen Gläubigen groß anzuecken, die eine lebenslange Haushälterin immer schon für normaler gehalten haben, als einen Pfarrer ohne Hausstand. Der Preis wäre gering im Vergleich zum Gewinn. - Auch an dieser Diskussion sieht man, dass es nicht um Glaubenswahrheiten, sondern um macht- und ökonomiestrategische Überlegungen handelt. Dass der Zölibat unter den heterosexuell orientierten Priestern nie wirklich gelebt (allenfalls angestrebt) wurde, ist seit der Einführung des Zölibats bekannt und wurde von der Kirche nie als Bedrohung empfunden, solange die Priester und ihre Gemeinden eine gewisse Diskretion bewahren. Den Zölibat zu lockern, heißt im Grunde genommen nur, die gelebte und allseits akzeptierte Praxis (gerade auch in der 3. Welt) anzuerkennen. In Zukunft dürfte die Lockerung des Zölibats dazu führen, dass der prozentuale Anteil der Pädokriminellen im Priesteramt sinkt. Sie werden verstärkt in andere pädagogische Berufe strömen. D. h. Problem verschoben, aber nicht gelöst.