lange Geschichte mit gutem Ende insallah

littlefly28

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AW: lange Geschichte mit gutem Ende insallah

Vor dem Büro des Standesbeamten wartete dieser schon auf uns. Die Trauung würde nicht hier stattfinden, wir sollen ihm folgen. Wir wurden dann in einen schön eingerichteten Warteraum geführt und sollten erst mal Platz nehmen. Baba fragte den Beamten, was hier vor sich ginge und dieser erklärte uns dann, dass der Bürgermeister uns trauen würde. Es wäre schließlich eine besondere Ehre, da sich nicht alle Tage hier eine Deutsche hierher verirrt. Jetzt war mir auch sofort klar, warum die älteste Schwester vorhin nochmal telefoniert hatte. Sie hatte das alles eingerührt und ihre Beziehungen spielen lassen.

Nachdem dann der Bürgermeister bereit war, durften wir in sein Büro eintreten. Büro ist der falsche Begriff. Es war eher ein Ballsaal, der sehr nobel ausgestattet war. Kein Vergleich zu dem Rest des Amtes. Wir setzten uns alle auf riesige Ledersofas und bekamen sofort Tee serviert. Der Bürgermeister thronte weiterhin an seinem Schreibtisch. Vor dem Schreibtisch saßen noch zwei Männer auf Stühlen und lasen Zeitung. Ich weiß bis heute nicht genau, wer sie waren. Es wurde dann ein bißchen Small-Talk geführt und Baba erzählte dann noch das Dilemma mit dem Trauzeugen. Der Bürgermeister winkte ab und meint, dass dies doch nicht so schlimm wäre.

Nach dem Tee wurden wird zur Trauung an einen riesigen Konferenztisch in der anderen Ecke des Raumes geführt. Die zwei Männer mit der Zeitung kamen übrigens auch mit. Wir nahmen alle Platz, der Bürgermeister an der Stirnseite. Der Standesbeamte stand die ganze Zeit hinter ihm und ich fragte mich erst warum. Aber als die Zeremonie anfing, wusste ich warum. Der Standesbeamte flüsterte dem Bürgermeister ständig irgendwas zu. So oft hatte der wohl noch keine Trauung vollzogen. Ganz durcheinander war er dann, als er die Namen meiner Eltern, meinen Namen und den meines Mannes in die richtige Reihenfolge bringen wollte. Der zweite Vorname meiner Mutter ist Charlotte und er fragte mich, ob ich, Charlotte, meinen Mann heiraten möchte. Der Standesbeamte wollte wieder eingreifen, aber ich antwortete schnell mit JA. War doch auch egal. Hauptsache in den Papieren steht es richtig!

Nachdem dann alles gesagt war, bekam ich ein übergroßes Buch rüber geschoben, wo ich unterschreiben sollte. Das Buch war mindestens Din A0. Sowas hatte ich auch noch nicht gesehen. Mit welchem Namen sollte ich denn jetzt unterschreiben? In Deutschland galt mein Mädchenname und hier der meines Mannes. Hmm. Ich unterschrieb dann kurzer Hand mit Doppelnamen. Ist wenigstens was von beiden dabei und niemand kann sich beschweren. Danach unterschrieb mein Mann und ich sah, wie Babas Augen funkelten. Er war so stolz in diesem Moment. Das große Buch wurde dann über den Tisch geschoben, damit die Trauzeugen unterschreiben konnten. Es unterschrieben der Freund von Baba und einer der Männer mit Zeitung. Die Schwester, meine Trauzeugin, wurde gar nicht gefragt. In dem Moment verstand ich nicht so ganz, was da vor sich ging, wollte aber auch keine große Diskussion anfangen. Ich bekam dann vom Bürgermeister unser Ehebuch überreicht, damit ich es in Ehren halte. Er erklärte mir auch noch, dass das Buch normalerweise der Mann bekommt, aber bei uns machte er eine Ausnahme.
 

Sabine

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AW: lange Geschichte mit gutem Ende insallah

Zitat von littlefly:
... Vor dem Schreibtisch saßen noch zwei Männer auf Stühlen und lasen Zeitung. Ich weiß bis heute nicht genau, wer sie waren...

Ich vermute mal, das waren die Doletscher !?

Angeblich muß sowas bei einer türkisch-ausländischen Hochzeit dabei sein.

Wir hatten auch 2 Leutchen mit im Zimmer, die sich nicht vorgestellt haben und die weder mein Mann noch ich kannten. Angeblich sollten es bei uns die Dolmetscher sein. Gesagt hat keiner von ihnen auch nur einen Ton geschweige denn gedolmetscht :wink: Einer hat, wie bei Euch, als Trauzeuge unterschrieben.

Ich freu mich übrigens auch, daß Deine Geschichte weitergeht !!!

LG, Sabine
 

Farina

Well-Known Member
AW: lange Geschichte mit gutem Ende insallah

Ich vermute mal, das waren die Doletscher !?

Angeblich muß sowas bei einer türkisch-ausländischen Hochzeit dabei sein.

Wir hatten auch 2 Leutchen mit im Zimmer, die sich nicht vorgestellt haben und die weder mein Mann noch ich kannten. Angeblich sollten es bei uns die Dolmetscher sein. Gesagt hat keiner von ihnen auch nur einen Ton geschweige denn gedolmetscht :wink:
Wer sagt denn, dass es Dolmetscher für Deutsch waren? :wink:
 

bebegim1610

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AW: lange Geschichte mit gutem Ende insallah

Ich vermute mal, das waren die Doletscher !?

Angeblich muß sowas bei einer türkisch-ausländischen Hochzeit dabei sein.

Wir hatten auch 2 Leutchen mit im Zimmer, die sich nicht vorgestellt haben und die weder mein Mann noch ich kannten. Angeblich sollten es bei uns die Dolmetscher sein. Gesagt hat keiner von ihnen auch nur einen Ton geschweige denn gedolmetscht :wink: Einer hat, wie bei Euch, als Trauzeuge unterschrieben.

Ich freu mich übrigens auch, daß Deine Geschichte weitergeht !!!

LG, Sabine

Jep bei uns war es genauso. Allerdings hatte ich zwei Trauzeugen und der Dolmetscher hat zusätzlich noch unterschrieben ;-)))) Allerdings hat mir meiner Auch die ganze Trauung übersetzt;-)))

Kissi
Sveni
 

littlefly28

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AW: lange Geschichte mit gutem Ende insallah

Mein Mann küsste mich dann auf die Stirn und alle gratulierten uns. Plötzlich sprach mich ein Mann an, den ich bisher noch nicht bemerkt hatte. Er richtete eine kleine Videokamera auf mich und fragte, wie es wäre verheiratet zu sein. Ich war so geschockt, dass ich mir echt einen abstammelte. Er fragte mich dann noch, was meine Eltern zu der Hochzeit sagen würden und warum sie nicht gekommen waren. Ich hatte mich wieder etwa gesammelt und konnte ausreichend Auskunft geben. Mein Mann wurde gefragt, wie wir uns kennengelernt hatten und wie er sich jetzt fühle. Danach sagte der Bürgermeister noch ein paar warme Worte in die Kamera und dann wurde sie abgeschaltet. Ich wusste zwar nicht, wo der Mann mit der Kamera hergekommen war, aber ich fand es einen netten Service, dass unsere Trauung gefilmt wurde.

Die Tür ging auf und es kamen ein paar junge Leute rein. Sie brachten Torte und Saft. Der Bürgermeister lud uns nun stolz zu unserer Hochzeitstorte ein. Das war total super. Mit sowas hätte ich im Leben nicht gerechnet. Das erste Stückchen fütterten mein Schätzchen und ich uns gegenseitig. Wir saßen dann dort noch eine Weile, aßen die Torte und schwatzten etwas. Irgendwann erhob sich die ganze Gesellschaft und wir machen uns wieder auf den Weg nach Hause. Auf der Treppe vom Rathaus fragte mich die Schwester dann, ob ich meinem Mann auf den Fuß getreten hätte. Oh Mist, dass hatte ich vor lauter Trubel ganz vergessen. Ich holte das natürlich sofort nach. Es war schließlich noch nicht zu spät! Mein Süßer war ganz erschrocken, stolperte und wär fast die Treppe runter gefallen. Oh Mann, dass wollte ich doch nun auch nicht. Aber es war halb so schlimm. Er nahm es mit Humor und wir lachten beide drüber.

Zu Hause erzählten wir dann der Mama haarklein, was alles passiert war. Sie bereute es jetzt wirklich, dass sie nicht mitgekommen war. Natürlich hatte ich auch noch einige Fragen, die ich beantwortet haben wollte. Warum hatten wir auf einmal andere Trauzeugen? Dies wurde wohl so vom Bürgermeister festgelegt und niemand traute sich, ihm zu widersprechen. Und wer war nun der zweite Trauzeuge gewesen? Mein Schätzchen kannte ihn nicht, aber Baba meinte, dass der Typ wohl die rechte Hand vom Bürgermeister wäre. Den Namen konnte er mir leider nicht sagen, er kannte ihn nur vom Gesicht her. Na toll! Ein Trauzeuge ohne Name. Ich erklärte dann, dass ich unbedingt den Namen brauche. Was ist denn, wenn es beim Konsulat zu einer Befragung kommt und wir noch nicht mal den Namen vom unserem Trauzeugen wissen. Sehr glaubwürdig! Baba versprach mir dann, dass er morgen gleich los gehen und den Namen besorgen würde. Dann fragte ich noch, wer der Typ mit der Kamera war. Ach ja, das war das lokale Fernsehen. Wie? Ja, ja, der Reporter nimmt immer alles Mögliche auf. Wenn es sich dann lohnt, macht er eine Story draus und es kommt im Fernsehen. Na schön, dass ich das jetzt schon erfahre, dachte ich mir.

Etwas ganz Wichtiges fehlte noch. Wir hatten noch keine Ringe angesteckt. Mein Süßer hatte mir vor der Hochzeit erzählt, dass das dann Baba zu Hause machen würde. Es gab wieder dieses rote Band, was durchgeschnitten werden musste. Mein Mann kam dann mit den Ringen und übergab sie an Baba. Dieser überlegte kurz. Dann schlug er vor, dass sein Onkel doch das Band zerschneiden sollte. Er hatte mich so sehr ins Herz geschlossen und es wäre ihm bestimmt eine große Ehre. Außerdem war er schon sehr alt und krank und man könnte ihm ruhig eine Freude machen. Wir waren natürlich sofort damit einverstanden.

Wir liefen dann alle zusammen schnell zum Onkel rüber. Er saß auf dem Boden und sah gerade fern. Wie immer freute er sich riesig, mich zu sehen. Baba erklärte ihm dann, dass wir gerade geheiratet hatten und er uns die Ringe anstecken sollte. Beim ersten Mal verstand er es nicht richtig. Baba sagte es lauter und zeigte ihm die Ringe. Jetzt wusste er, was wir von ihm wollten. Er war überglücklich. Mit zitternder Hand steckte er uns die Ringe an. Als er das Band zerschneiden wollte, musste Baba ihm helfen. Er wünschte uns alles Gute und drückte uns ganz fest. Mit einem Tränchen im Auge versprach er uns, dass er nicht sterben wird, bevor wir unsere weiße Hochzeit gefeiert hätten. Er würde warten, da er mich unbedingt im Brautkleid sehen wollte. Ich war selber so gerührt, dass ich nicht wusste, was ich sagen sollte.

Nach einer Weile mussten wir aber wieder nach Hause. Anne hatte schon über die Mauer gerufen, dass Gäste für uns bekommen waren. Mit Gästen hatten wir eigentlich gar nicht gerechnet, aber naja, es spricht eben alles sehr schnell rum. Zu Hause war dann schon die Bude voll. Nachbarn und Verwandte waren zum Gratulieren gekommen. Mein Mann fuhr schnell in einen Markt und besorgte Baklava, Knabberzeug und Saft. Wir wollten die Leute ja nicht auf dem Trockenen sitzen lassen. Die Gratulanten kamen bis spät abends. Immer wenn das Haus fast leer war und ich Hoffnung auf etwas Ruhe hegte, kamen schon wieder die nächsten. Die letzten Gäste sind dann so gegen 23 Uhr verschwunden. Ich fiel wie ein Stein ins Bett. Der Tag hatte wirklich mehr geschlaucht, als ich am Vormittag vermutet hatte.
 
AW: lange Geschichte mit gutem Ende insallah

Hallo Littlefly!
Ich möchte Dir meinen ersten Post widmen, weil mir Deine Geschichte so sehr gefallen hat! Ich schließe mich den anderen Vorednern an: Mach ein Buch draus!
 

bebegim1610

Member
AW: lange Geschichte mit gutem Ende insallah

Uhhh fein,

ich mein du hats mir ja schon bissel erzähl, aber trozdem freu es geht weiter hi hi :-D

Kissi
Sveni:biggrin:
 
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