Mesut Özil ergreift Partei für die Uiguren und schockiert chinesische Fans

EnRetard

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Mesut Özil, derzeit bei Arsenal London beschäftigt, hat sich auf Facebook, Twitter und Instagram für die unterdrückte Volksgruppe der Uiguren in China eingesetzt. Das Turkvolk der Uiguren ist in China massivstem Assimilationsdruck ausgesetzt. Özils Statement löste in China heftige Reaktionen aus. Er hat im Land eine große Fangemeinde, die nun in einen Konflikt gestürzt wurde. Die offizielle Propaganda in China reagierte wütend, aber Spiegel Online sieht Anzeichen dafür, dass China vor einem offiziellen Boykott Özils oder seines Vereins Arsenal zurückschreckt, weil der Spieler einfach zu beliebt sei.
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Wie ist das denn zu verstehen? Das offizielle Tayyipistan hält sich mit Äußerungen zum Ostturkestan-Konflikt bislang zurück, aber der regimenahe Fußballspieler Özil geht in die Vollen. Ich sehe Özil als Botschafter seines Herrn.
 

sommersonne

Well-Known Member
Botschafter seines Herrn schon. Aber er hat mehrfach betont das die Uiguren Moslems sind und der Westen sich für sie einsetzt und die moslemischen Länder/Brüder dazu schweigen würden.
Vielleicht hat er seinen Glauben wieder entdeckt und meint er sagt jetzt das was Erdogan nicht kann.

Er macht sich damit nicht nur Freunde.
"Der FC Arsenal, der zahlreiche wirtschaftliche Verbindungen nach China unterhält, distanzierte sich von den Kommentaren. "Die veröffentlichten Inhalte sind Özils persönliche Meinung", teilten die Gunners über den chinesischen Kurzbotschaftendienst Weibo mit: "Als Fußballverein hat sich Arsenal immer an das Prinzip gehalten, sich nicht in die Politik einzumischen."
SZ von gestern
 

Bintje

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Erstmal vielen Dank für den Thread, er ist m.E. längst überfällig. Mir schwebte das seit geraumer Zeit unter dem Titel China Cables, Uiguren o.ä. vor, aber ich kam nicht dazu und hoffte, dass es jemand anderes macht. :)

"Massivster Assimilationsdruck" trifft die Sache, scheint mir aber trotzdem eine dezente Umschreibung für die dortigen Menschenrechtsverletzungen. Ich meine zu erinnern, dass die türkische Regierung beziehungsweise Erdoğan China schon vor zehn Jahren mit Kritik an der Behandlung der Uiguren verärgert hat. Darüber hinaus sollten Uiguren, die es (wie auch immer) in die Türkei schafften, dort bevorzugt eingebürgert werden - meine ich auch vor Jahren gelesen zu haben. Das "Handelsblatt" berichtete 2015 anlässlich eines Staatsbesuchs von Erdoğan in China, die Türkei habe 173 Uiguren als Flüchtlinge aufgenommen.

"Der türkische Staatschef hatte China mehrfach für den Umgang mit der Turkstämmen Minderheit der Uiguren kritisiert. Als es in der westchinesischen Region Xinjiang 2009 zu Unruhen zwischen Uiguren und Han-Chinesen kam, warf Erdogan Peking „eine Art Völkermord“ vor. Laut Regierungsangaben leben heute etwa zehn Millionen Uiguren und 8,4 Millionen Han-Chinesen in der Autonomen Region Xinjiang."

https://www.handelsblatt.com/politi...l?ticket=ST-36672270-36KTyQSqJsVRZfpZLxWC-ap2

Dass Erdoğan sich in der Sache bisher nicht engagiert hat, kann man ihm also nicht vorwerfen. Deswegen fand ich die jetzige Berichterstattung in Deutschland auch überwiegend seltsam, weil dieser Aspekt nie erwähnt wurde.

Allerdings hat Erdoğans Interessenlage sich mit der Zeit aufgrund wirtschaftlicher Nöte offenbar verschoben. Text bei Qantara von 2019:

Während sich Erdoğan sonst gern als Verteidiger der Muslime präsentiert und regelmäßig die Verfolgung der Palästinenser oder der Rohingya kritisiert, verlor er monatelang kein Wort zu dem, was Aktivisten als "kulturellen Genozid" an den Uiguren sehen. Wie Saudi-Arabien und andere muslimische Staaten vermied er jede Kritik an seinem Wirtschaftspartner. Umso unerwarteter war es, als die Türkei am 9. Februar eine scharfe Erklärung abgab, in der sie Peking vorwarf, die ethnische, religiöse und kulturelle Identität der Uiguren auslöschen zu wollen.

"Eine große Schande für die Menschheit"

"Es ist nicht länger ein Geheimnis, dass mehr als eine Million uigurische Türken willkürliche Verhaftungen erleiden und in Internierungslagern und Gefängnissen Folter und politischer Gehirnwäsche ausgesetzt sind", erklärte das türkische Außenministerium. Die "systematische Assimilierung" der Uiguren sei "eine große Schande für die Menschheit". Zwei Wochen später forderte Außenminister Mevlüt Cavuşoğlu China im UN-Menschenrechtsrat zudem auf, die kulturelle Identität der Uiguren und anderer Muslime zu schützen und die Religionsfreiheit zu wahren.

https://de.qantara.de/inhalt/unterd...chwieriger-balanceakt-fuer-erdogan?nopaging=1

China hat vor einiger Zeit sein Konsulat in Izmir geschlossen; darüber hinaus wurden türkische Geschäftsleute in China verhaftet. Und Erdoğan steckt in der Zwickmühle, weil er milliardenschwere Kredite und Investitionen aus China benötigt. Das ist eigentlich alles. Insofern verhält er sich in meinen Augen nicht so sehr anders als die deutsche und meines Wissens auch jede andere x-beliebige europäische Regierung, die mit Rücksicht auf Pekings enorme Wirtschaftsmacht diplomatische Eiertänze aufführen. Oder habe ich etwas Entscheidendes verpasst? Kann sein, das schließe ich nicht aus.

Özil nun vorzuwerfen, er sei quasi nur Diener seines Herrn, finde ich trotz bekannter Verflechtungen mit seinem Trauzeugen verfehlt. Interessant aber, dass der FC Arsenal, der anderen Kickern politische Äußerungen zumindest laut Spon anstandslos durchgehen lässt, sich bei Özil sofort zu einer Stellungnahme veranlasst sieht. Nur wegen der Verbindungen des Clubs nach China? Really? Kann mir mal jemand erklären, was das soll?
 
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sommersonne

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Ich habe ja wenig, nein keine Ahnung von Fußball, aber glaube mal gelesen zu haben das der Trainer den Özil nicht mag. Der darf kaum noch auflaufen. Los werden kann er ihn aber auch nicht.
Wenn der Trainer erfolgreich ist, was ich nicht beurteilen kann, wird der Rest des Clubs ihn wohl gewähren lassen. In meinen Augen grenzt das schon scharf an Mobbing.
 

Msane

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Wenn er Politik machen möchte soll er vorher die Fußballschuhe an den Nagel hängen, solange er bei einem Verein unter Vertrag steht schadet er mit seinen Aussagen seinem Club, sowas macht man einfach nicht.


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sommersonne

Well-Known Member
Aber angeblich machten auch schon andere Fußballer von Arsenal politische Aussagen und kamen damit durch. Scheinbar wird mit zweierlei Maß gemessen. Macht man auch nicht.
 

beren

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ÖZIL:

Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Ich finde es gut, wenn Personen des öffentlichen Lebens sich für bestimmte Dinge einsetzen!

Natürlich darf und muss Özil das, und zwar unbedingt, bitte!
Dafür muss niemand in die Politik, warum auch.

Wer, wenn nicht er.


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RTE:

Und mit RTE hat das definitiv nichts zu tun, warum auch. Er ist nur bei seinem sog. TURAN aktiv und tut so, als ob.

So sehe ich das.

Ich sehe da kein Herzblut bei der Sache mit RTE und seinem Turan. Das ist nur für Stimmen bei den Wahlen da, mehr nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:

Bintje

Well-Known Member
ÖZIL:

Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Ich finde es gut, wenn Personen des öffentlichen Lebens sich für bestimmte Dinge einsetzen!

Natürlich darf und muss Özil das, und zwar unbedingt, bitte!
Dafür muss niemand in die Politik, warum auch.

Wer, wenn nicht er.

Das sehe ich ähnlich. Mehr Rückgrat hätte ich mir z.B. auch von Leuten wie Neuer gewünscht, als es gegen Özil ging. Gut, das war keine so hochpolitische Angelegenheit wie die Menschenrechtsverletzungen bei den Uiguren - aber gerade auch deshalb hätte es ihm als Mannschaftskapitän gut zu Gesicht gestanden.
Boateng hatte in meinen Augen entschieden mehr Anstand.
 

Bintje

Well-Known Member
Ich habe ja wenig, nein keine Ahnung von Fußball, aber glaube mal gelesen zu haben das der Trainer den Özil nicht mag. Der darf kaum noch auflaufen. Los werden kann er ihn aber auch nicht.
Wenn der Trainer erfolgreich ist, was ich nicht beurteilen kann, wird der Rest des Clubs ihn wohl gewähren lassen. In meinen Augen grenzt das schon scharf an Mobbing.

Das hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm, aber stimmt - gelesen hatte ich das auch vor längerem.
 

EnRetard

Well-Known Member
@Bintje "massivster Assimilationsdruck" ist keine dezente Umschreibung, sondern eine konkrete Benennung des Versuchs, die Uiguren in Ostturkestan bzw. Xinjiang auszulöschen. Dieselbe Methode wird seit Jahrzehnten in Tibet angewandt. Wie bereits beschrieben, hält das Regime in Ankara sich aus wirtschaftlichen Gründen gegenüber Beijing zurück. Özils Aktion halte ich für einen Versuchsballon des türkischen Regimes. Lässt Beijing das große Besteck in der Schublade, kann auch Ankara sich etwas offener engagieren. ----- Die Parallelen zur Unterdrückung der Kurden auf dem Gebiet der Türkei ignoriert unser beherzter Fußballstar geflissentlich.
 
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