#MeTwo erzählt vom Alltagsrassismus

Alubehütet

Well-Known Member
O.k., mein Beitrag.

Ich bin vor rund 50 Jahren in einem traditionell katholischen Kaff (CDU > 60%) am linken Niederrhein aufgewachsen worden. In meinem Gymnasium hatten wir keine Probleme mit Ausländern. Genauer gesagt: Wir hatten keine Ausländer. (Einen persischen Zahnarztsohn.)

In meiner Erinnerung war das allerdings nicht dem Rassismus geschuldet, sondern der Klassengesellschaft. Auf dem Grundschulzeugnis stand noch vorne auf dem Titel: "Beruf des Vaters". Und wenn da "Elektriker" oder "Maurer" stand, dann wurden die zumindest von den älteren Lehrern zur Hauptschule weiterempfohlen.

Ich mache das auch daran fest, daß wir dann doch zwei Rosenbaums hatten; Schwestern. Die mit ihrem jüdischen Background nichts mehr zu tun hatten, beide auch nie Diskriminierung erfahren haben, wie sie mit ca. 17 erzählten.
 

Bintje

Well-Known Member
Wahrscheinlich bekomme ich jetzt wieder Haue. Aber ich finde der Rassismus ist erst so schlimm geworden seit 2015 so viele Ausländer auf einmal kamen. Ab da wurde er laut und öffentlich geäußert, die Hüllen fallen gelassen und bedenkenlos rassistische Parolen heraus posaunt. Es scheint irgendwie salonfähiger geworden zu sein. Sanktionen sind kaum zu erwarten.

Nein, das gab es schon vorher. Rostock-Lichtenhagen, Mölln, Solingen .... bis hin zum NSU und weiteren furchtbaren Anschlägen. Und noch davor. Also bilde mal den Umkehrsatz: gäbe es ohne Flüchtlinge weniger Rassismus? Nein! Das ist zwar eine verbreitete Mär, stimmt aber nicht. Ich denke, die kam auch dadurch zustande, weil viele den Denkfehler begangen haben und begehen, sich durch die Ankunft von Neuen schon mal 'vorsorglich' zurückgesetzt und benachteiligt zu fühlen. Und Rechte schüren das genüsslich. Hakt man dann nach, welche konkreten Einschränkungen jemand im eigenen Leben durch die Ankunft Geflüchteter erlebt hat, kommt in der Regel gar nix. Fehlanzeige. Das macht m.E. schon vieles deutlich. Eigentlich alles.
Weswegen das 'Hilfskonstrukt' mit eilfertigem Verweis auf Obdachlose ja auch so beliebt ist. Zugespitzt gesagt: wenn alle, die sich plötzlich um Obdachlose sorgen, das sonst auch täten oder schon vorher getan hätten, gäbe es vermutlich keine oder nur welche, die freiwillig auf der Straße leben.

Und: #MeTwo zeichnet ja nur alltägliche Vorkommnisse nach, von denen manche schon lange zurückliegen (das lässt sich den Tweets zum Teil entnehmen).

Womit du meiner Meinung nach recht hast: menschenverachtende Ansichten werden inzwischen viel ungenierter als früher geäußert. Manche verwechseln das mit "Meinungsfreiheit", vergessen dabei aber Artikel 1 GG ("Die Würde des Menschen ist unantastbar.")
 

Alubehütet

Well-Known Member
Aber ich finde der Rassismus ist erst so schlimm geworden seit 2015 so viele Ausländer auf einmal kamen.
Wenn man sich mit schon länger hier lebenden "Ausländern" unterhält, dann sagen die: Ihr habt aber auch zum Teil komische Leute hier ins Land gelassen. Wir schämen uns für sie. Und fürchten, daß das alles auf uns zurückfallen wird. Siehe immer wieder auch Kermanis Kölner Botschaft, wo er genau das ja auch thematisiert: Unsere guten marokkanischen Nachbarn erzählen uns, daß viele der Neuankömmlinge gar nicht so gut drauf sind.
 

Berfin1980

Well-Known Member
http://www.spiegel.de/kultur/gesell...and-wir-wollen-nicht-schweigen-a-1220836.html

Hasnain Kazim vom Spiegel über den alltäglichen Rassismus in Deutschland, der inzwischen auch vor Forderungen nach Massenvernichtung nicht mehr halt macht.

Na, wer sagt "Rassismus" gibt's doch nicht in Deutschland?
Damit ist alles gesagt....erschreckend was man in dem Hashtag liest und nein nicht erst seit 2015 @sommersonne !
Ein Beispiel aus den 80ern.

Mein Vater arbeitete als Kapitän auf einem Frachtschiff. Gerichtsurteil in den Achtzigerjahren, uns aus Deutschland abzuschieben, mit der Urteilsbegründung: „Die Heimat eines Seemannes ist das Meer.“ (Kein Witz, ich hab das Urteil noch!) #MeTwo

Link
 

Alubehütet

Well-Known Member
Es sind die Kinder und Kindeskinder von Einwanderern, die sich stärker gegen Diskriminierung wehren, obwohl sie meist weniger davon betroffen sind als ihre Eltern.
Den Gedanken habe ich öfter gefunden. Alleine, daß Migranten diese Debatte führen, zeigt, daß sie schon weiter sind als die Einwanderergeneration, die viel mehr Mist klaglos erduldet haben. Aber eben einfordern, noch weiter zu kommen, hier endlich vorbehaltlos anzukommen. Mit Recht.
 

Zepelin

Well-Known Member
Ich finde die Debatte gut und richtig
Rassendiskriminierung sollte geächtet werden.
Allerdings ist es vielfach eine Einbahnstraße was man hier so hört.
Mittlerweile werden Einheimische
auch oft angefeindet und beleidigt.
Ein Freund von mir war Fahrkartenkontroleur
Das Wort Nazi war bei vielen Jugendlichen mit Migrationshintergrund noch harmlos
was er sich alles anhören mußte.
Er ist heilfroh das er den Job los ist.
Wobei ich glaube das es bei den Jungendlichen eher um pöbeln und aufbegehren geht.
Und ich gebe zu dass der Deutsche Rassismus verachtenswerter ist
weil er einfach Menschen aus anderen Ethnien geringschätzt.

Andererseits werden aber auch Deutsche Männer von
Einwandererfamilien systematisch ausgegrenzt wenn es um einheiratung geht.
Auch eine Art Rassendiskriminierung,
oder nicht?
 

Alubehütet

Well-Known Member
Andererseits werden aber auch Deutsche Männer von
Einwandererfamilien systematisch ausgegrenzt wenn es um einheiratung geht.
Auch eine Art Rassendiskriminierung,
oder nicht?
Mein marokkanischer Nachbar meint, daß Türken die Marokkaner nicht abkönnen.
Und einen Kurden haben ich sagen hören, die verachtungswürdigsten Völker seien Tunesier, Marrokaner, Algerier, Ägypter.
Roma wieder verachten zutiefst Schwarze.

Was auf #Metwo aber auch zum Teil thematisiert wird.
 
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