Ich vermeide es, Anspruch darauf zu erheben bzw. zu behaupten, im Besitz der Wahrheit zu sein- das emfinde ich anderen gegenüber irgendwie als Nötigung.
Abgesehen davon glaube ich, die "Wahrheit" des Seins ist vorverbal. Wahres liegt nicht in dem, was man sich vorstellt, denkt, sagt oder anderen mitteilt sondern nur in dem, was man erfährt. Das einzige was ausserhalb dessen zu liegen scheint, ist das Bewusstsein selbst, in dem quasi alle Erfahrungen vorzukommen scheinen- aber Bewusstsein, Wahrnehmung usw., das sind auch wieder nur Wörter, die das Phänomen eigentlich nicht zu fassen vermögen. Wie gesagt, Erfahrungen und das gesprochene Wort sind zwei Paar Schuhe.
Der Blinde kann theoretisch alles vom Sehen "wissen", er mag einen Glauben inkl. "Weltanschauung" auf der Überlieferung vom Sehen aufbauen, doch er weiss gar nichts über das Sehen, bevor er nicht tatsächlich sieht.
Selbst wenn man also davon ausgeht, dass den Worten von Propheten eine tatsächliche Erfahrung zugrunde liegt, so sind sie doch immer nur von relativer und keinesfalls allgemeinverbindlicher Bedeutung.