AW: Neues aus Vorderasien
Liebe Grüsse nach Çandarlı..
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Wo sind sie, meine armenischen Brüder, Schwester, Kinder, Alten, Mütter, Vaetter, Aerzte, Lehrer, Maler, Saenger, Mauerer, Irren und Hurren, wo sind sie nur hin?
Stattdessen ringsum dieses selbstgefaelliges, seichtes, herrrisches Volk, von dem Mann auf der Strasse angefangen, hin bis zum Kolumnisten der Zeitung, geschweige von denen, die sich zum Sprachrohr dieses Volkes auserwaehlt sehen.
Die letzteren nehmen dem Volk das letzgebliebene an Menschlichkeit, als gelte es nur noch besser als Andere zu sein.
Und wenn Einer rein rhetorisch diesen widersprechen sollte, weil es für den freien Geist zermürbend ist, auf einer Schiene zu fahren, die völlig mechanisiert funktioniert, dass manchen von ihnen von dem staendigem Gedanken, besser als Andere zu sein buchstaeblich übel wird, ja dann ist auch ein Feinbild zugegen.
Nun gilt es lauthals, als würde man auf dem Marktplatz eine Ware preisen, diesen Feind in die Ecke zu treiben.
Genauso und nicht anders verhaellt sich, der sich zum Sprachrohr dieses mit Geltungsbedürfnis randvollem Volkes auserwaehlt Glaubende, in dr Öffentlichkeit, sprich in den Medien oder den unzaehligen Parteisitzungen.
So wie ich mit Leidenschaft dieses Gedanken zur Papier bringe, mit gleicher Leidenschaft und Hingabe reden die meistgelesenen Kolumnisten des Landes der Öffentlichketi ein, wie sehr der Feind heimtückisch waere, ganz der Unmensch.
Von der anderen Seite will ich gar nicht erzaehlen, als würde ich in dieser menschenunwürdiger Auseinandersetzung partei ergreifen wollen.
Dem ist nicht so, ich bin nicht Mal Armenier, doch sehne ich mich nach ihnen.
Ihre Seelen oder was auch immer von Ihnen allgegenwaertig zu sein scheint, hat diese Landschaft durchtraenkt, mir ist, als ob ich inmitten des Laerms des Alltags "Duduk" hörte, dies bescheidener, einem durch Mark und Knochen gehender Klang.
Wo seid ihr nun, nur, meiner Armenier?
Ich glaube, ich werde ploitisch, abe sei es drum, nieder mit dem Imperialismus!
Irgendwer muss doch schuld an dieser Misere der Menschheit sein bzw. an dieser Unmenschlichkeit, sei es dass es hier in Anatolien oder in China oder in Südamerika oder in Russland oder sonstwo auf der Welt auf der Tagesordnung ist.
Ich kenne den Imperialisten zwar nicht vom Angesicht zu Angesicht -oder doch?-, aber man munkelt dass dieser ein Daemon waere, der auf dicke Autos, Haus mit Garten und Swimmimgpool, Heimkino stehe.
Um sich diese aufgezaehlten Besitztümer anzueignen, sei er aber auf die Massen angewiesen, denen er einredet, dass das Leben ohne die aufgezaehlten Güter leer waere und sie davon überzeugt, dass wenn sie für ihn so und soviel arbeiteten, diese Güter auch bekaemen und damit würde ihr Leben sinnvoller.
Daraufhin sollen sich die Massen in die Arbeit gestürzt haben, ohne darauf zu achten, was sie herstellten.
Sie aber produzierten auch Waffen, mit denen man andere Menschen töten, sprich sie beisete schaffen könnte.
Diese Anderen standen dem Wohlergehen des Imperialisten im Wege, ja sassen gar auf den Resourcen, die das Wohlergehen erst ermöglichen würden, wieso auch immer.
Man munkelt, dass die Masse sich gar nicht darüber bewusst waere, was sie da produzierte oder sie waren so sehr von der Beschaeftigung mit dem Geld eingenommen, dass nach dem sie körperlich durch die Arbeit ausgemergelt, auch geistlich ausgehöhlt waren, dass es ihnen gar nicht einfiel darüber nachzudenken. Man las zwar in den Zeitungen und sah im Fernseher, dass es anderswo in der Welt Bomben hochgingen und dabei jedesmal Hunderte von Menschen umkamen, aber die Berrichterstattung darüber war so verschlungen, dass es ihrem hohlem Geist wie rauschen vorkam, aus denen sie keinen Sinn interpretieren konnten.
Dabei laesterte man untereiander über die anderen, das diese nicht wüssten, wie man das Leben auf der Erde angenehm gestalten könnte. Sie waeren doch mit einem Haus mit Garten und Swimmingpool, einem Acht-Zylender Van und Heimkino zufrieden.
Man schüttelde mit dem Kopf.
Ich erinnere mich Mensch gewesen su sein, als ich acht oder neun Jahre alt gewesen sein müsst;
Ich trieb waehrend der Sommerzeit ein paar Kühe und Mal auch einen Stier und Kaelber drunter, in die Wildnis, manchmal noch vor Sonnenaufgang, wenn die Erde ruhte.
Ich freute mich innerlich schon auf die Wasserstellen, aber bis dahin musste man sich in Geduld üben, sei es, dass die Rinder durch Mückenstiche wie vom Blitz getroffen davon gallopierten und denen man nachlaufen musste, damit sie der Ernte der Nachbarn durch trampeln nichts anhaben konnten oder wenn sich mehrere Bullen unter der Herde befand, diese in Streits gerieten, dass es nur so staubte, dass man die eigenen Füsse nicht mehr ausmachen konnte. Dann musste man flink sein, um nicht aus der Staubwolke hervorschiessenden Bullen überrannt zu werden.
Schleisslich naeherte man sich gemaechlich der Wasserstelle, derer in allen Himmelsrichtung gab.
Dort angekommen waren wir alle vereint, wir trachteten nach der frische des Wassers, wir tranken und wenn das Wasser aufgestaut war, gingen wir darin baden.
Nach der Wasser-Phase gingen die Tiere nieder und kaeuten, ich setzte mich zum essen nieder.
Die Mahlzeit bestand zumeist aus Butter, Brot und Ayran. Dann verfing sich meine Aufmerksamkeit entweder in die Baumwipfel oder die Wolken.
Es ward still...
Keine anderen Traeume hatte ich, bis ein Vogelschrei mich an meine Aufgabe, die Zeit erinnerte.
Ich formte mich wieder und besann mich meiner Aufgabe, bis dahin war die Herde schon auf den Beinen, einige der Tiere hatte sich grasend entfernt und ich sammelte sie auf, wir zogen in den Nachmittag hinein.
Nahe dem Sonnenuntergang machten wir uns auf dem Heimweg, die Luft bebbte von einer unausprechbarer Sehnsucht und Traurigkeit, die Mut gab, wir, ich und das Vieh und auch Andere, die ihr Vieh in die Wildnis getrieben hatten, stürzten voller Übermut buchstaeblich ins Dorf rein und, wenn einige Herden zur selben Zeit eingegtroffen waren, dann gab es eine Staubwolke, unter der das Dorf nicht mehr auszumachen war.
Wir weckten das Dorf ein zweites Mal zur Abendstunde.
Ob ich mal Rind war?
Gruss