Berfin1980

Well-Known Member
Warum wurde damit Jahre gewartet? Das wäre am Anfang viel effektiver gewesen.
Die hätten sie aber am Anfang nicht festsetzen können und nach der Befreiung ihrer Hochburgen hatten die Leithengste bestimmt auch einige Schlupflöcher und Helfer.

Natürlich auch gedeckt durch angebliche Bekämpfer des Islamischen Staates. Mann muss sich nur die Grenznähe des Ortes anschauen, in dem al-Baghdadi Unterschlupf fand. Ohne die SDF wäre er auch nicht gefunden worden, was Trump aber nie zugeben wird.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Ich würde die Russen,trotz Putin, nicht so hoch bewerten. Sie wollten schon einmal ein muslimisches Land "befrieden" und mußten dann das Land (Afghanistan) im Laufschritt verlassen.
Der russische Afghanistankrieg und Abzug der Truppen ohne irgendeine Nachfolge-Ordnung war der einzige außenpolitische Fehler der Russen nach 45. Aber der Verrat der Amerikaner an ihren kurdischen Verbündeten wiegt schwerer als der Verrat der Russen an den wenigen afghanischen Kommunisten, die bereit waren aufs eigene Volk zu schießen. Auch darum zogen sich die Russen zurück. Sie hatten keine breite Unterstützung im Land.
Die Kurden in den Krieg gegen den IS zu schicken, also militärisch auszustatten, mit dem Versprechen, ihre politische Selbstverwaltung nach dem Krieg festzuschreiben, sie dann aber mitten im Krieg allein zu lassen und Erdogan zum Abschuss freizugeben, ist ein selten perfides Drama - und zwar ganz unabhängig von der Frage, wie YPG, PKK und sonstige kurdische Militärorganisationen miteinander verbündet oder verfeindet sind oder gegebenfalls terroristisch agieren. Dann hätte man sie nicht zu Verbündeten gegen den IS machen dürfen.
Mich erinnert diese amerikanische Kriegspolitik in Syrien weniger an die Russen in Afghanistan als an die ehemaligen Kolonialkriege in den heutigen USA, als die Stämme wählweise mit Kriegswaffen ausgerüstet oder mit pockeninfizierten Decken versorgt wurden, je nach Stand der weltpolitischen Lage der Kolonialherren. So betrachtet kann man Putin natürlich auch nicht trauen, schließlich ist er der größte Kolonialherr der Welt. Aber er wäre zu klug gewesen, um Verbündete selbst abzuservieren. Dies lässt er andere besorgen. Wozu hat man Vasallen wie Erdogan und Trump?
 

Alubehütet

Well-Known Member
Das Grundproblem ist und bleibt doch, daß die Kurden sich völlig verzockt haben.

Das mir Unverständliche: Wie schon in Afrin. Und das trotz der Warnung der syrischen Regierung: So blöde wie in Sachen Afrin werden sie ja wohl kein zweites Mal sein.

Doch.

Waren sie.




Was soll denn das? Das Assad-Regime ist auf Jahre genug damit beschäftigt, sich selbst zu konsolidieren. Idlib müssen sie auch noch zurückerobern. Sie können keine Finanzbeamten, keine Verwaltungsbeamten nach Rohjava schicken. Schon gar keine Richter, Staatsanwälte. Lehrer. Ja, und auch nicht Polizisten. Rohjava würde auf Jahre hinaus sich selbst überlassen. Alle wären froh, wenn die Kurden es selber gebacken kriegen, sich mit Elektrizität und Wasser zu versorgen. Den Flughafen kontrolliert Assad; gut, die Frage stellt sich nach den Ölfeldern. Da sind die Förderanlagen so gründlich zerstört, daß eh’ bestimmt, wer das Geld mitbringt, sie wieder aufzubauen.

Was brauchen die Kurden noch schwere Waffen? Jetzt, wo der IS so gut wie besiegt ist? Niemand der Nachbarn will ein autonomes und zudem noch schwer bewaffnetes Kurdistan!
 

Alubehütet

Well-Known Member
Die Kurden in den Krieg zu schicken, also militärisch auszustatten, mit dem Versprechen, ihre politische Selbstverwaltung nach dem Krieg festzuschreiben, sie dann aber mitten im Krieg allein zu lassen, ist ein
altes Spiel. :( Hat schon Attatürk gemacht (und nicht nur er). Immerhin haben die Kurden das diesmal nicht mit Giftgastoten bezahlt wie das letzte Mal.
 

Mendelssohn

Well-Known Member
altes Spiel. :( Hat schon Attatürk gemacht (und nicht nur er). Immerhin haben die Kurden das diesmal nicht mit Giftgastoten bezahlt wie das letzte Mal.
Wir dürfen nicht die vielen türkischen Kurden vergessen, die um kein Geld in der Welt in irgendein imaginäres Kurdistan wollen, sondern sich als türkische Staatsbürger recht wohl fühlen. Das Gleiche gilt für iranische und irakische Kurden. Auch in Syrien gibt es traditionell eigentlich kein Kurdenproblem, auch kein IS-Problem. Alles importiert. In Syrien gab und gibt es das Problem einer Diktatur der Baath-Partei wie im Irak. Die Neigung zur Diktatur ist das größte Problem in der gesamten Region. Die Kurden dienen wahlweise als Sündenböcke oder Blitzableiter. Aber die eigentlichen Probleme liegen ganz woanders: im Mangel an demokratischer Kultur und einem daraus folgenden Zuviel an Vetternwirtschaft, aka Korruption.
 

Berfin1980

Well-Known Member
Ich wette das der IS nicht besiegt ist. Nachfolger stehen schon in den Startlöchern. Wenn die den Schock überwunden haben werden die sich neu aufstellen.
Hab ich doch schon lange gesagt....;) ein spezieller Nachrichtensprecher aus der Türkei hat sich tief erschüttert geäußert zum Tod der Terror Chefs. Und in dem Camp von dem hier schon beichtet wurde, wird sein Tod verleugnet oder die neuen Führer heraufbeschworen. Deswegen ist diese völkerrechtswidrige Invasion genau das was diese Region im Moment auch nicht braucht. Das Aufarbeiten benötigte viel mehr Zeit, die dadurch außer Kraft gesetzt wurde.

Ihn hier kenne ich sehr gut......er ist vor Ort und arbeitet dort als Arzt für Menschen.....sein letzter Bericht aus Qamishlo vom 27.10.19. Er war auch in Afrin und Kobane tätig, als auch im al Hol Camp.

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"Wir haben die Menschheit vor dem IS beschützt. Andere haben Gesetze gemacht die Menschen und Krankenhäuser im Krieg schützen sollen und nun sind sie es, die die Gesetze nicht befolgen- es brennen unsere Krankenhäuser, sie greifen die Krankenwagen an, ermorden unsere Mitarbeiter*innen und werfen sie in die Kanalisation". Cemila Heme Co- Vorsitzende Kurdischer Roter Halbmond.
 
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