Aber drohen können sie immer noch; der arme Typ mit dem Erdogan-Gedicht.
Darauf war ich vorhin auch gestoßen, das ist ja heftig.
Nach Recherchen unserer Zeitung und des ZDF-Magazins Frontal21 geriet Jan Böhmermann nach der Schmähgedicht-Affäre ins Visier der Osmanen Germania. Erdogan-Vertraute ordneten ein „Abstrafen“ des ZDF-Moderators durch Schlägertrupps an.
Die anderen Links im Artikel sind auch interessant; sie hatten wohl umfänglichen Zugang zu Ermittlungs- und Überwachungsprotokollen, und haben dann diese Story aufgeteilt in verschiedene Häppchen.
Die Böhmermann-Story:
Aus Erkenntnisberichten und Abhörprotokollen deutscher Sicherheitsbehörden, die unserer Zeitung und dem ZDF vorliegen, geht hervor, dass der damals amtierende Vorsitzende der UETD Rhein-Neckar, der Mannheimer Yilmaz Ilkay Arin, am 1. April 2016 den Präsidenten des Worldchapters der rockerähnlich organisierten Osmanen anrief. Mehmet Bagci sollte mit seinen Männern „eine Bestrafungsaktion bei einem Kritiker des türkischen Staatspräsidenten durchführen“. Arin habe Bagci – halbherzig verschlüsselt – den Auftrag erteilt, dieser solle „mit seinen Leuten eine Person abstrafen, die beim ZDF in Mainz arbeitet“ und den „Reis“ – dem türkischen Wort für „Führer“ – beschimpft und beleidigt habe. Vier Tage später habe Arin um 17.24 Uhr wieder beim Chefosmanen angerufen. Er wollte wissen, was aus seinem Auftrag geworden sei. Der Muskelmann erstattete Bericht. Seine Gruppe sei dabei, den ZDF-Moderator auszuforschen. Deshalb wisse er bereits, dass Böhmermann in Köln wohne. Die genaue Adresse werde er über einen Kontakt bei den „Onkels“ herausfinden. Ermittler gehen davon aus, dass mit den Codewort „Onkels“ ein Kontakt bei der Polizei gemeint ist.
Drei Stunden vor dem Bagci-Telefonat hatte Arin einen anderen in Deutschland lebenden türkischen Migranten an der Strippe. In dem Gespräch habe der Mannheimer UETD-Mann deutlich gemacht, dass er seine Anweisungen von Erdogan-Freund und AKP-Abgeordneten Metin Külünk entgegennehme: „Mein Chef ist Metin Külünk. Ich mache, was er mir sagt.“
Quelle
Puh, das ist allerdings heftig.
Daß damals viele stocksauer waren, das ist mir ja nun auch nicht entgangen, daß viele sich auch persönlich beleidigt gefühlt haben, die ganze Türkei beleidigt gesehen haben. Daß der eine oder andere in (a)sozialen Netzwerken dann auch postet
Wenn'sch d'n sehe, dann mach'sch'n platt, 'schschwörr!, daß die Polizei da mitliest und beim einen oder anderen feststellt: Scheiße, den haben wir tatsächlich schon mehrmals eingebunkert wegen Körperverletzung, nehmen wir das mal besser ernst, mit Böhmi redet, ihm ein Polizeiauto vor die Türe stellt.
Aber daß mutmaßlich ein hoher AKP-Abgeordneter, Jugendfreund vom
Reis, einen UETD-Führer in Deutschland anruft, dieser jedenfalls dem Chef einer Hooligantruppe (Rocker sind das nicht, die fahren ja noch nicht mal Motorrad) befiehlt, dem Herrn Böhmermann mal eine Abreibung zu verpassen; auch, daß Böhmermann sich wochenlang verstecken mußte (ich meine, nur etwas gelesen zu haben von Streifenwagen vor dem Haus) … das'ja heftig.
Immerhin. Exzellenter Job von unseren Schlapphüten.