Sterbehilfen - eure Meinung

Bintje

Well-Known Member
In der Schweiz kann das auch nur der, der das auch bezahlen kann.
Nicht unbedingt, die Schweizer Organisation Exit - die ausschließlich Schweizern offen steht - sagt, sie finanziere sich hauptsächlich aus Spenden und jährlichen Mitgliedsbeiträgen, die mit 45 CHF wirklich gering sind. Nach Ablauf von drei Jahren können Schweizer die Sterbebegleitung des Vereins kostenlos in Anspruch nehmen; wenn jemand kürzer dabei ist, nehmen sie je nach Dauer der Mitgliedschaft zwischen 1100 und 3700 Franken.
Ob die Medikation (Natrium-Pentobarbital) inklusive ist, geht aus der Website des Vereins nicht hervor. Und wie gesagt, sie nehmen nur Schweizer.

Nein, das ist nicht richtig. Erstens habt ihr bei aller von dir gepriesenen Liberalität in der Schweiz auch gesetzliche Regelungen, die zum Beispiel aktive Sterbehilfe wie auch das Handeln aus selbstsüchtigen Gründen unmissverständlich verbieten (Artikel 115 des Schweizerischen Strafgesetzbuchs).
Und zweitens ist es in Deutschland so, dass die Verfassungsrichter das Verbot der "geschäftsmäßigen Förderung" der Sterbehilfe zwar für verfassungswidrig erklärt haben, aber Gesetze, die Näheres regulieren wie bei euch, gibt es hier noch gar nicht. So legt es dann momentan jede:r nach Überzeugung aus, den Eindruck erweckt es.

Ärzte beklagen jedenfalls eine rechtliche Grauzone. Die hätte der Bundestag aus der Welt schaffen können, wenn sie es geschafft hätten, sich mehrheitlich auf einen Gesetzentwurf zu verständigen. Wobei ich den restriktiven Entwurf von Lars Castellucci (SPD) und Ansgar Heveling (CDU) für ganz und gar unmöglich halte und obendrein denke, dass er dem Kern des Bundesverfassungsgerichtsurteils widerspricht: Denn die Richter hatten explizit betont, dass und weshalb das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben auch die Freiheit zur Selbsttötung umfasst und hatten auch auf die Würde des Menschen verwiesen (Art. 1 GG). Demgegenüber stellt der Entwurf von Castellucci, dem religionspolitischen Sprecher seiner Partei, darauf ab, organisierte Hilfe wieder grundsätzlich zu verbieten, in bestimmten Fällen unter sehr rigiden Voraussetzungen aber straffrei zu lassen.

Den anderen Entwurf u.a. von Renate Künast (B90/Grüne) und Katrin Helling-Plahr (FDP) finde ich sehr viel humaner. Auch er beinhaltet natürlich Voraussetzungen, um etwaigem Missbrauch vorzubeugen, wie es auch in der Schweiz der Fall ist. Er würde passive Sterbehilfe in organisierter Form insgesamt liberalisieren, vom Strafrecht ausnehmen und liegt dadurch m.E. weitaus eher auf der Linie der Verfassungsrichter.
Leider bekam er weniger Zustimmung als der strikte Gegenentwurf .... vielsagend! Praktischer Haken daran soll übrigens angeblich der Aufbau von Beratungsstellen zum Thema gewesen sein. Aber warum könnte man so was nicht z.B. an Pro Familia oder die Humanistische Union delegieren?
Bei Schwangerschaftsabbrüchen, bei der es ebenfalls eine Beratungspflicht gibt wie im Künast-Entwurf geplant, machen sie es doch auch.

Ich bleibe dabei: Wo ein Wille ist, gibt es auch Wege. Fehlt es am Willen, erfindet man ein aufwendiges Prozedere, rollt Betroffenen turmhohe Steine in den Weg und treibt sie dadurch, so sie noch können, weiterhin ins Wasser, in den Gegenverkehr oder auf Bahngleise. Blamabel und traurig, wirklich traurig.
 
Zuletzt bearbeitet:

sommersonne

Well-Known Member
Nicht unbedingt, die Schweizer Organisation Exit - die ausschließlich Schweizern offen steht - sagt, sie finanziere sich hauptsächlich aus Spenden und jährlichen Mitgliedsbeiträgen, die mit 45 CHF wirklich gering sind. Nach Ablauf von drei Jahren können Schweizer die Sterbebegleitung des Vereins kostenlos in Anspruch nehmen; wenn jemand kürzer dabei ist, nehmen sie je nach Dauer der Mitgliedschaft zwischen 1100 und 3700 Franken.
Ob die Medikation (Natrium-Pentobarbital) inklusive ist, geht aus der Website des Vereins nicht hervor. Und wie gesagt, sie nehmen nur Schweizer.
Auch das muss man bezahlen können. Es gibt auch arme Schweizer, so ist es ja nicht und viele Familien bestehen ja mindestens aus 2 Personen, das wären dann schon 90 Franken im Monat. Wenn man sich so die Preise anschaut, dann fehlen die schon.
Ich bleibe dabei: Wo ein Wille ist, gibt es auch Wege. Fehlt es am Willen, erfindet man ein aufwendiges Prozedere, rollt Betroffenen turmhohe Steine in den Weg und treibt sie dadurch, so sie noch können, weiterhin ins Wasser, in den Gegenverkehr oder auf Bahngleise. Blamabel und traurig, wirklich traurig.
Leider ist das so und was ich auch noch sehr schlimm finde, bürdet den Ärzten eine unheimliche Last und Gewissenskonflikte auf.
 

Bintje

Well-Known Member
Auch das muss man bezahlen können. Es gibt auch arme Schweizer, so ist es ja nicht und viele Familien bestehen ja mindestens aus 2 Personen, das wären dann schon 90 Franken im Monat. Wenn man sich so die Preise anschaut, dann fehlen die schon.
Die 45 Franken sind der Jahres-, nicht der Monatsbeitrag. Hatte zwar von jährlichem Beitrag geschrieben, aber das ging wahrscheinlich unter.

Leider ist das so und was ich auch noch sehr schlimm finde, bürdet den Ärzten eine unheimliche Last und Gewissenskonflikte auf.
... nicht nur Gewissenskonflikte, sondern obendrein die Frage, ob sie sich nun ggf. strafbar machen oder nicht.

Was ich spannend finde: Einen Überblick, wie es in anderen Ländern im Vergleich zu Deutschland geregelt ist. Aber vielleicht hatten wir das schon?
Der vom Verfassungsgericht 2020 aufgehobene § 217 StGB existierte in dieser Form erst seit 2015, war noch unter der GroKo verabschiedet worden.


"Rund 150 Jahre lang war in Deutschland Suizidhilfe nicht strafbar, so wie der Suizid selbst. Durch konservativ-kirchliche Beeinflussung stimmten 360 Bundestagsabgeordnete am 10. Dezember 2015 – gegen den Hinweis des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages sowie vielen deutschen Rechtsexperten, dieser sei höchstwahrscheinlich grundrechtswidrig und das Bestimmtheitsgebot verletzend – für § 217 Strafgesetzbuch («Geschäftsmässige Förderung der Selbsttötung»); de facto ein Verbot jeglicher fachkundiger und menschenwürdiger Beratung und Hilfe für ein selbstbestimmtes Lebensende. «Geschäftsmässig» bedeutet in der Juristensprache Deutschlands «wiederholt». § 217 hatte nichts, wie manchmal irreführend behauptet wurde, mit einem Verbot von angeblich mit Suizidhilfe Geschäfte machenden Organisationen zu tun, sondern betraf alle Personen, auch Ärzte. Am 26. Februar 2020 hat das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe über diverse Klagen gegen § 217, unter anderem auch die der beiden Dignitas-Vereinen entschieden: § 217 verstösst gegen das Grundgesetz, ist nichtig und per sofort aufgehoben."

Unter Minister Jens Spahn (CDU), bekennendem Katholiken, wurden Hunderte Anträge sterbenskranker Menschen, ihnen Pentobarbital als Mittel zum Freitod zu bewilligen, kategorisch zurückgewiesen. Und ausgerechnet Beatrix von Storch, AfD, ansonsten bekannt durch menschenverachtende Ansichten (Schusswaffengebrauch gegen Flüchtlinge etc.), berief sich in ihrer strikten Ablehnung von Hilfen zum Freitod auf Gott, in dessen Hand alles alleine liege.
Gruselig!
 

santiago

Well-Known Member
Sehr schwieriges Thema in Deutschland. In der Schweiz kann das auch nur der, der das auch bezahlen kann.
Ich denke jeder sollte selbst für sich über seinen Tod entscheiden dürfen. Aber ich kann verstehen das es kaum zu einer Einigung diesbezüglich kommt. Es kann auch Mißbrauch damit getrieben werden und eine Regelung, die das vermeiden kann, ist noch nicht erdacht.
 

santiago

Well-Known Member
Mitglieder bei EXIT bezahlen den Jahresbeitrag vob45 Franken,was nicht viel ist. Sterben mit Exit kann man nur,wenn man den Wohnsutz in der Schweiz hat. <kostenlose infos erhälz man bei exit.ch
 

santiago

Well-Known Member
zwei Bekannte von mir schieden mit ExitAaus dem Leben. ein direkter Nachbar von mir im Januar 2023.

Exit ist eine gute Sache wenn man unheilbar krank ist.

ewsletter von Exit erhält man kostenlos.
 

santiago

Well-Known Member
Auch das muss man bezahlen können. Es gibt auch arme Schweizer, so ist es ja nicht und viele Familien bestehen ja mindestens aus 2 Personen, das wären dann schon 90 Franken im Monat. Wenn man sich so die Preise anschaut, dann fehlen die schon.

Leider ist das so und was ich auch noch sehr schlimm finde, bürdet den Ärzten eine unheimliche Last und Gewissenskonflikte auf.
NICHT JEDER ARZT VERSCHREIBT DAS MITTEL ZUM STERBEN. MUSS MAN HAT VORHER AKLÄREN. EIN ARZT SAGTE BEI MIR AUCH NEI.N DANN FRAGTE ICH EINEN ANDERN ARZT, WELCHER ES SCHON 2X VERSCHRIEBEN HATE. HAT MAN KEINENARZT HIERFÜR HAT EXIT KOHÄSIONSÄRZT HIERFÜR . SORRY WEGEN MEINEN SCHREIBFEHLERN, HATTE VOR 7 MONATEN EINEN HIRNSCHLAG, WO ICH NICHT MAL EINEN PC BEDIENENKONNTE. RUDIMENTÄR GEHT ES JETZT HALBWEGS, DANK 2X WÖCHENTLICHEN THERAPIEN.
 

sommersonne

Well-Known Member
Ja weisst du Santiago, das ist es eben. Du hattest einen Hirnschlag und dachtest es sei nun kein lebenswertes Leben mehr. Aber wider Erwarten hast du Fortschritte gemacht. Leider weiss man es ja nicht genau ob und wie man Fortschritte macht wenn man erkrankt. Da kann man sich und auch die Ärzte können sich irren und voreilige Schlüsse zu ziehen.
So eine Entscheidung ist nicht mehr rückgängig zu machen. Ich kann verstehen wenn sich in Deutschland niemand festlegen will.
 

Bintje

Well-Known Member
NICHT JEDER ARZT VERSCHREIBT DAS MITTEL ZUM STERBEN. MUSS MAN HAT VORHER AKLÄREN. EIN ARZT SAGTE BEI MIR AUCH NEI.N DANN FRAGTE ICH EINEN ANDERN ARZT, WELCHER ES SCHON 2X VERSCHRIEBEN HATE. HAT MAN KEINENARZT HIERFÜR HAT EXIT KOHÄSIONSÄRZT HIERFÜR . SORRY WEGEN MEINEN SCHREIBFEHLERN, HATTE VOR 7 MONATEN EINEN HIRNSCHLAG, WO ICH NICHT MAL EINEN PC BEDIENENKONNTE. RUDIMENTÄR GEHT ES JETZT HALBWEGS, DANK 2X WÖCHENTLICHEN THERAPIEN.
Weißt du .. deine Schreibfehler, falls überhaupt vorhanden, sind das geringste Problem, glaube ich. Und kann dir durchaus nachfühlen, in welchem Loch du gesteckt hast, als du wieder zu dir kamst - mir ging es vor vielen Jahren mal ähnlich, nur anders (same, same, but different).
Vier Wochen nach einer Not-OP wurde ich auf der Intensivstation wieder wach, wusste nicht, wo ich war - und konnte: nix. Außer Krächzen, zumal die Stimmbänder sich erstmal erholen mussten von dem Beatmungsschlauch im Hals, den sie vorher gezogen hatten. Was soll ich sagen? Nix konnte ich.
Nicht mehr laufen, nicht essen, noch nicht mal mehr einer kurzen Unterhaltung folgen oder drei Zeilen lesen, ohne danach so erschöpft zu sein, als hätte ich einen Marathon hinter mir. Bald zwölf Jahre her. Langer Weg, sehr lang und steinig.
Über Tod und Sterben habe ich in den Monaten danach nie nachgedacht, außer in Momenten, in denen mir nachts aufging und schließlich ganz klar wurde, wie knapp ich daran vorbei geschrammt war. Und dass ich nur infolge einer Verkettung glücklicher Umstände noch am Leben war und bin.

Ja, du hast recht, das ganze Leben ändert sich. Es ändert was fürs Leben. Denn plötzlich hat man ein zweites davon. Eines davor und eines danach.
Und ich würde es nicht missen wollen, auch wenn es bisweilen anstrengend war, sich da wieder hinein zu tasten. Bin unendlich dankbar für diese 2. Chance, die ich bekommen habe, - auch dank einer Hochleistungsmedizin, von der viele Menschen in anderen Ländern nur träumen können.
Und ich hatte und habe verflixt viel Glück mit meiner Familie, auch einigen Freunden, die geblieben sind. Alle natürlich nicht, aber das ist okay; dafür sind später andere dazugekommen und sogar eine neue Liebe. Und so vieles noch. Erfahrungen, die ich sonst nie gemacht hätte.

Lass Dir Zeit und gib nicht auf, solange es nicht irgendwann wirklich so weit ist, @santiago .
Natürlich kann jeder nur für sich beurteilen, was man wie empfindet und wo die eigene Grenze ist: Aber Leben lohnt sich! Unbedingt! :)
 
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