Türkei nach dem Referendum

EnRetard

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Mm, wie würden wir darüber denken wenn sich z.B. Bayern abspalten möchte?

Ist diese Separierung, die in Europa um sich greift nicht auch ein Ausdruck der Ablehnung dieses Zusammenschlusses bzw. sogar der Globalisierung.

Ich gehe davon aus, hierzulande würde nicht der Versuch unternommen, ein von der Landesregierung organisiertes Referendum mit Gummigeschossen zu unterbinden.
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Die Fälle sind aber nicht vergleichbar. Die Bayern sprechen und schreiben Deutsch. Sie haben zwar eine eigenstaatliche Vergangenheit, aber sich nie als Nation begriffen, erst recht nicht bis zum heutigen Tag. Die Katalanen hingegen sprechen und schreiben, wie inzwischen auch die Deutschen wissen, Katalanisch, und nennen Spanisch nicht mal so, sondern Castellá - Kastilisch. Was in der Franco-Zeit mit ihnen passiert ist, inklusive Verbot der Sprache, dürfte sich auch herumgesprochen haben. Und wenn die jetzige Regierungspartei, übrigens der Nachfolger der Franco-Partei, dem katalanischen Regierungschef Puigdemont droht, er könne enden wie der letzte katalanische Regierungschef der Vor-Franco-Zeit (Lluis Companys, wurde inhaftiert, gefoltert und erschossen), sind wir schon jenseits des Erdogan-Niveaus.
 

Alubehütet

Well-Known Member
@EnRetard : Das katalanische Referendum war ja allerdings nicht nur eine unverbindliche Meinungsumfrage. Es hatte ja doch konstitutiven Charakter, heißt: Ein Volk beselbstmächtigt sich in einem ersten Schritt, sich von Spanien zu lösen. Das sollte ein hoheitlicher Akt sein.

@sommersonne : Eigenartigerweise zeigen sich die Sezessionisten nicht als rechtspopulistische Anti-Europäer, wie man meinen sollte nach den Johnsons, Orbans usw. Die Schotten sind proeuropäischer als die Briten. Die Katalanen, die am härtesten in der Sezessionsfrage sind, sind Linksautonome.

Ich habe auch nicht gefunden, daß irgendwer in den Medien mir das richtig erklärt, was da los ist. Was die Katalanen eigentlich wollen, und warum. Nur mal hier und da ein Fingerzeig.
 
Zuletzt bearbeitet:

Alubehütet

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Nebengleis: Bairisch – bayrisch und österreichisch – ist nicht so nahe an Hochdeutsch, wie Ihr meint. Zwar nicht so weit entfernt wie Niederländisch, wo man definitiv von einer eigenen Sprache sprechen muß, aber wir haben es nur so gerade eben wieder einfangen können. Es war definitiv vor der Masseneinwanderung in die heutigen Gebiete auf dem Weg, sich in eine eigene Sprache zu isolieren. Das ist nicht einfach eine weitere Mundart wie das Rheinische, das Hanseatische, das Sächsische.

Daß wir immer ein leichtes Unbehagen haben und Bayern uns als erster Vergleich einfällt, wenn es um Loslösung geht, kommt nicht von ungefähr.
 

EnRetard

Well-Known Member
@EnRetard : Das katalanische Referendum war ja allerdings nicht nur eine unverbindliche Meinungsumfrage. Es hatte ja doch konstitutiven Charakter, heißt: Ein Volk beselbstmächtigt sich in einem ersten Schritt, sich von Spanien zu lösen. Das sollte ein hoheitlicher Akt sein.
Ja, sollte es. Aber Madrid hat ihn nicht anerkannt, und wenn Rajoys Regierung sowohl das Referendum als auch seinen Ausgang so behandelt hätte wie das Referendum von 2014 - also ignoriert -, wäre es ohne praktische Folgen geblieben. Noch klüger wäre es gewesen, aber dafür hätten Rajoy und seine Partei sich bewegen müssen, das Referendum zuzulassen und sein Ergebnis anzuerkennen, denn...

Was die Katalanen eigentlich wollen, und warum. Nur mal hier und da ein Fingerzeig.
eine Mehrheit für die Unabhängigkeit wäre möglich, aber keineswegs sicher. Die "katalanistischen" Parteien verfolgen nämlich eigentlich etwas unterschiedliche Ziele.
Die volle Unabhängigkeit wollen die Republikanische Linke Kataloniens - ERC -, Puigdemonts Bündnispartner in der Regierung, und die linksalternative CUP. Die Partei von Puigdemont, die CDC, früher CiU, eine liberale, wirtschaftsnahe Partei mit einem Ruf von Filz und Korruption, war traditionell für möglichst viel Autonomie, aber nicht für die Unabhängigkeit. 2006 wurde aber eine von der damaligen sozialistischen spanischen Regierung und Katalonien ausgehandelte, erweiterte Autonomie auf Betreiben von Rajoys Partei vom Verfassungsgericht gekippt und dabei auch noch die bestehende Autonomie im Bereich der Sprachenpolitik eingeschränkt. Das führte zu einem Erstarken der Unabhängigkeitsbewegung. Eine große zivilgesellschaftliche Bewegung, die Assamblea Nacional, wurde gegründet, die viel Zulauf bekam, und als die Zahlungen in den Länderfinanzausgleich während der Finanzkrise Kataloniens Verschuldung in die Höhe trieben, sprang auch Puigdemonts Vorgänger Artur Mas auf den Unabhängigkeitszug.
Würde aber die spanische Regierung ihre Sturheit aufgeben und Katalonien in der Sprachenfrage weit entgegen kommen, Katalonien, ebenso wie zuvor das Baskenland, eine Finanzautonomie erhalten und die Guardia Civil aus Katalonien verschwinden, dann wäre vielleicht nicht Puigdemont selbst, aber ein Großteil seiner Partei zufrieden und aus Unabhängigkeitsbestreben wäre viel Luft raus.




@sommersonne : Eigenartigerweise zeigen sich die Sezessionisten nicht als rechtspopulistische Anti-Europäer, wie man meinen sollte nach den Johnsons, Orbans usw. Die Schotten sind proeuropäischer als die Briten. Die Katalanen, die am härtesten in der Sezessionsfrage sind, sind Linksautonome.

Ich habe auch nicht gefunden, daß irgendwer in den Medien mir das richtig erklärt, was da los ist. Was die Katalanen eigentlich wollen, und warum. Nur mal hier und da ein Fingerzeig.[/QUOTE]
 

sommersonne

Well-Known Member
Bayern war wirklich nur als Beispiel gedacht, ich hätte auch Thüringen schreiben können.

Ich wollte eigentlich darauf hinaus, das wohl kein Land begeistert ist, wenn sich ein Teil abspalten möchte. Automatisch wird das Land schwächer auch wirtschaftlich. Wenn es sogar der wirtschaftlich stärkere Teil ist der sich abspaltet, verurteilt man den bleibenden Rest unter Umständen zu einem schlechteren Leben.
Ob das fair ist?

Außerdem, statt das Europa zusammen wächst, wird es immer mehr gespalten und damit geschwächt.
 

Zepelin

Well-Known Member
Bayern war wirklich nur als Beispiel gedacht, ich hätte auch Thüringen schreiben können.

Ich wollte eigentlich darauf hinaus, das wohl kein Land begeistert ist, wenn sich ein Teil abspalten möchte. Automatisch wird das Land schwächer auch wirtschaftlich. Wenn es sogar der wirtschaftlich stärkere Teil ist der sich abspaltet, verurteilt man den bleibenden Rest unter Umständen zu einem schlechteren Leben.
Ob das fair ist?

Außerdem, statt das Europa zusammen wächst, wird es immer mehr gespalten und damit geschwächt.


Im Grunde gebe ich dir natürlich recht;)
Mir war nur dieses Vorgehen der Spanischen Regierung aufgestoßen.
Aber dann noch Thüringen "deutschlands kulturelles Kleinod"zu erwähnen ist ja woh voll daneben :D
 

Almancali

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1 € = 4.40 YTL

Bin mal gespannt, wie lange die türkische Mafia das noch mitmacht. Die kontrollieren ja bekanntlich 1/4 der türkischen Wirtschaft. Wenn die keine Kohle mehr sehen, dann wird's sicherlich böse...
 
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