@EnRetard : Das katalanische Referendum war ja allerdings nicht nur eine unverbindliche Meinungsumfrage. Es hatte ja doch konstitutiven Charakter, heißt: Ein Volk beselbstmächtigt sich in einem ersten Schritt, sich von Spanien zu lösen. Das sollte ein hoheitlicher Akt sein.
Ja, sollte es. Aber Madrid hat ihn nicht anerkannt, und wenn Rajoys Regierung sowohl das Referendum als auch seinen Ausgang so behandelt hätte wie das Referendum von 2014 - also ignoriert -, wäre es ohne praktische Folgen geblieben. Noch klüger wäre es gewesen, aber dafür hätten Rajoy und seine Partei sich bewegen müssen, das Referendum zuzulassen und sein Ergebnis anzuerkennen, denn...
Was die Katalanen eigentlich wollen, und warum. Nur mal hier und da ein Fingerzeig.
eine Mehrheit für die Unabhängigkeit wäre möglich, aber keineswegs sicher. Die "katalanistischen" Parteien verfolgen nämlich eigentlich etwas unterschiedliche Ziele.
Die volle Unabhängigkeit wollen die Republikanische Linke Kataloniens - ERC -, Puigdemonts Bündnispartner in der Regierung, und die linksalternative CUP. Die Partei von Puigdemont, die CDC, früher CiU, eine liberale, wirtschaftsnahe Partei mit einem Ruf von Filz und Korruption, war traditionell für möglichst viel Autonomie, aber nicht für die Unabhängigkeit. 2006 wurde aber eine von der damaligen sozialistischen spanischen Regierung und Katalonien ausgehandelte, erweiterte Autonomie auf Betreiben von Rajoys Partei vom Verfassungsgericht gekippt und dabei auch noch die bestehende Autonomie im Bereich der Sprachenpolitik eingeschränkt. Das führte zu einem Erstarken der Unabhängigkeitsbewegung. Eine große zivilgesellschaftliche Bewegung, die Assamblea Nacional, wurde gegründet, die viel Zulauf bekam, und als die Zahlungen in den Länderfinanzausgleich während der Finanzkrise Kataloniens Verschuldung in die Höhe trieben, sprang auch Puigdemonts Vorgänger Artur Mas auf den Unabhängigkeitszug.
Würde aber die spanische Regierung ihre Sturheit aufgeben und Katalonien in der Sprachenfrage weit entgegen kommen, Katalonien, ebenso wie zuvor das Baskenland, eine Finanzautonomie erhalten und die Guardia Civil aus Katalonien verschwinden, dann wäre vielleicht nicht Puigdemont selbst, aber ein Großteil seiner Partei zufrieden und aus Unabhängigkeitsbestreben wäre viel Luft raus.
@sommersonne : Eigenartigerweise zeigen sich die Sezessionisten nicht als rechtspopulistische Anti-Europäer, wie man meinen sollte nach den Johnsons, Orbans usw. Die Schotten sind proeuropäischer als die Briten. Die Katalanen, die am härtesten in der Sezessionsfrage sind, sind Linksautonome.
Ich habe auch nicht gefunden, daß irgendwer in den Medien mir das richtig erklärt, was da los ist. Was die Katalanen eigentlich wollen, und warum. Nur mal hier und da ein Fingerzeig.[/QUOTE]