AW: Türken - Kurden: Der ultimative Aufklärungs-Thread
Vorab, das alles ist ein sehr komplexes Thema mit historischem Hintergrund, welches Bücher füllen würde. Ich möchte mich auf den Kern beschränken.
Kurden sind ein Indogermanisches Volk mit starker Verwandtschaft zu den Persern, was sich auch in der Sprache bemerkbar macht. Die Türkei-Türken sind ein Turkvolk mit völlig anderer Sprache, Sitten und Gebräuchen. Während die Kurden seit mindestens 4000 Jahren in der Region ansässig sind, kamen die ersten Türken im Jahr 1071 ins damalige Byzantinische Reich. Es waren Selcuken, dann kamen weitere türkische Stämme ins Land unter ihnen waren um 1250 auch die Osmanen unter ihrem Anführer Ertugul. Nach und nach konnten sich die Osmanen durchsetzen und eroberten ein Gebiet nach dem anderen. Ihre Expansion richtete sich hauptsächlich nach Europa. Bulgarien, Griechenland, Serbien usw. wurden eingenommen und dem Osmanischen Reich einverleibt. Erst später nahmen die Osmanen auch die Gebiete im Osten ein. Nach dem Aufstieg kam unweigerlich der Niedergang, eingeleitet im Jahr 1683 in der Schlacht um Wien. Nun ging ein Teil nach dem anderen wieder verloren und die Teilnahme des Osmanischen Reichs im ersten Weltkrieg besiegelte dann den endgültigen Untergang. Die Siegermächte teilten die Welt neu auf, es entstanden neue Staaten. Das heutige Staatsgebiet der Türkei sollte ebenfalls zerstückelt und anderen Ländern zugeteilt werden. Den Kurden z.B. wurde Eigenstaatlichkeit versprochen. Den Türken sollte ein Gebiet in der Mitte der heutigen Türkei verbleiben. Atatürk organisierte den nationalen Widerstand und schaffte es die Verträge, die der Sultan bereits unterzeichnet hatte, zu revidieren. Das aufteilen durch andere Mächte hat bis heute ein Trauma in der Türkei hinterlassen. Um das Land zu festigen erklärte Atatürk, dass alle Bewohner der Türkei Türken sind und stolz darauf zu sein haben. Dabei sind die echten Türken in der Minderheit und mindestens 30 nichttürkische Völker leben im Staat Türkei. Das hinderte aber niemanden daran einen beispiellosen, türkischen Nationalismus zu verordnen. Um die jeweilige Minderheit loszuwerden organisierten die Türkei und Griechenland in den 20ger Jahren einen umfangreichen Bevölkerungsautausch. Nun verblieben als größere Gruppe nur noch die Kurden, die man im Westen der Türkei nicht sonderlich ernst nahm. Während die westlichen Regionen der Türkei nach und nach wirtschaftlich stärker wurden, fiel der Osten des Landes immer mehr zurück. Das brachte Unzufriedenheit und es wurden Gerüchte lanciert, dass der Osten bewusst klein gehalten werden sollte. Als Europa Arbeitskräfte suchte, gingen vor allem Türken aus dem Osten des Landes weg. Die Gesamtsituation der Türkei war nicht besonders rosig, dadurch konnte linke Gruppen immer mehr Anhänger finden. Alparslan Türkes, ein Oberst der 1971 putschte, war ein strammer Nationalist und organisierte Strassenkämpfe gegen die Linken.Damit übernahm er das Konzept seines großen Vorbilds Hitler. Die Türkei geriet an den Rand eines Bürgerkriegs, der dann 1980 durch einen weiteren Militärputsch beendet wurde. Als NATO-Land war die Türkei seinem Nachbarn Russland suspekt. Mit aller Gewalt wollten die Russen die Türkei destabilisieren. Die linken Gruppen hatten ausgespielt, nun mussten andere her, die weitermachten. Abdullah Özcalan war von der Idee des Stalinismus sehr angetan und fühlte sich mehr und mehr berufen, die Freiheit der Kurden durch einen bewaffneten Kampf zu erzwingen. Die bergige Region machte es der Türkischen Armee sehr schwer nachhaltige Erfolge zu erreichen. Das gab der PKK immer mehr Auftrieb und Rückhalt in Teilen der kurdischen Bevölkerung. Es darf aber auch nicht vergessen werden, dass der überwiegende Teil der Kurden gegen die PKK votiert. Als erster Spitzenpolitiker hat es der amtierende Ministerpräsident Erdogan gewagt, das bisherige Konzept der Zwangsassimilierung in Frage zu stellen. Noch nie war die Türkei so weit, das Minderheitenproblem lösen zu wollen. Allerdings wohl auch deshalb, weil der Anteil der Kurden immer stärker wird. Inzwischen dürften die Kurden 20% der Bevölkerung stellen mit wachsender Tendenz