Was denkt Ihr gerade? (38)

eruvaer

Well-Known Member
Ja
habe eine ganze Menge Bilder.
Ich war dort 15 Wochen lang, in verschiedenen Jahren.
Mehr war ich nur in der Schweiz (etwa 6 Monaten)...
Das Land Iran ist ganz säkularisiert. Die Religion, der Schiismus ist nur dafür, als Ideologie des iranischen Imperialismus gegen die Araber genützt zu werden. Schiismus in Iran ist jetzt wie die orth. Kirche im Russischen Reich um 1900 war. Politisch dem imperialen Staat zu dienen. Fast keiner glaubt daran. Iran ist in einer postrevolutionärer Phase. Religion in Iran ist wie der Sozialismus in RO (nicht DDR!). D.h. Niemand glaubt daran. Iraner haben Angst vor den arabischen Staaten und der TK, die in einer vorrevolutionärer Phase stünden, wo Fundamentalismus herrsche usw.usf. Die Iraner, mit der ganzen Diktatur, sind eigentlich stolz, fortschrittlicher als die TK zu sein, weil in Iran keiner mehr an dem politischen Islam glaube.

PS. Rumänien und die DDR. Siebenbürger Sachsen haben mir erzählt. In den 60ger sind Ostdeutsche nach Rumänien gekommen und Fabriken besucht und mit rum. Parteikader gesprochen. Die Siebenbürger Sachsen waren selbstverständlich Dolmetscher. Am Ende, nach dem ganzen Besuch, waren die rum. Parteikader sehr ahnungslos. Sie fragten die Dolmetscher, ob es wirklich stimme, dass die Ostdeutschen an der sozialistischen Ideologie glauben würden.
In Ro hat niemand an dieser Ideologie geglaubt. Und auch in Iran glaubt keiner an dem politischen schiitischen Islam. Aber man macht nur so, als ob man einverstanden sei und im System integriert sei.
Es war leicht für mich, in Iran zu sein und mit Leuten zu sprechen.
Es gibt zwar ein politisches System, aber die Ideologie in Iran, so wie auch früher in Rumänien, ist/war als eine Farce angesehen.

Z.B. In Iran habe ich in Buchhandlungen Bücher gesehen, die von der Kaiserin Farah geschrieben wurden. Ganz öffentlich konnte man die Bücher lesen. Und in iranischen Bibliotheken konnte ich amerikanische Bücher über den Feind Iran lesen. Ganz neue Bücher. Für jeden lesbar. Wobei man aus amerikanischer Sicht das politische System aus Iran sehr kritisiert wurde.
Unter Ceausescu, etwa 1987, konnte ich die rum. Übersetzung des Buches von Jacques de Launay über den 2. Weltkrieg in Mediasch in der Buchhandlung kaufen. In dem Buch gibt es ein Interview mit dem ehem. König Michael von Rumänien. Und es wird über Yalta und die Teilung Europas in politischen Sphären geschrieben. Ich hatte September 1989 eine Aufnahmeprüfung und schrieb, in der Geschichtsprüfung, was ich im Buch gelesen habe. Und nicht was es in der Schule gelehrt wurde (Kampf der Arbeiterklasse usw.). Bekam die beste Note.
Ich hab beim Iran immer das Gefühl, das Volk würde sich mindestens genau so gut in der EU machen, wie die Türkei - aber der Staat eben nicht. Wobei die Türkei ihnen das ja gerade fleissig nacheifert...
Alle Iraner/innen, die ich in meinem Leben bisher kennengelernt hab, was nicht wenige waren, waren modern denkende, flexible, offene Menschen (bis auf ein konservativer schlecht gelaunter Mann, der in den 90ern nach Deutschland kam und auch wieder zurück ging, weil er alles dort viel schöner und besser fand)
 

Burebista

Well-Known Member
Na ja. Die Iraner sind sehr modern, flexibel und offen. Leider aber unter der Diktatur. Es ist schwer verständlich zu begreifen, was das bedeutet, unter einer Diktatur zu leben und sich zugleich arrangieren zu müssen. Es ist qualvoll. In Rumänien unter Ceausescu hatten wir nur ein Radioprogramm Kultur, wo nur klassische Musik gespielt wurde und wo wir die Biographien der Komponisten lernen konnten. Sonst war alles Personenkult und Blödsinn.
Es ist grausam in einer Diktatur zu leben. Und ich leide mit den Iraner, weil diese wirklich leiden. In Westeuropa weiss man nicht, was das bedeutet.
 

eruvaer

Well-Known Member
Na ja. Die Iraner sind sehr modern, flexibel und offen. Leider aber unter der Diktatur. Es ist schwer verständlich zu begreifen, was das bedeutet, unter einer Diktatur zu leben und sich zugleich arrangieren zu müssen. Es ist qualvoll. In Rumänien unter Ceausescu hatten wir nur ein Radioprogramm Kultur, wo nur klassische Musik gespielt wurde und wo wir die Biographien der Komponisten lernen konnten. Sonst war alles Personenkult und Blödsinn.
Es ist grausam in einer Diktatur zu leben. Und ich leide mit den Iraner, weil diese wirklich leiden. In Westeuropa weiss man nicht, was das bedeutet.
Ja, das muss wirklich furchtbar sein. Auch in Nordkorea und all den anderen... :(
 

Msane

Well-Known Member
Ich hab beim Iran immer das Gefühl, das Volk würde sich mindestens genau so gut in der EU machen, wie die Türkei - aber der Staat eben nicht. Wobei die Türkei ihnen das ja gerade fleissig nacheifert...
Alle Iraner/innen, die ich in meinem Leben bisher kennengelernt hab, was nicht wenige waren, waren modern denkende, flexible, offene Menschen (bis auf ein konservativer schlecht gelaunter Mann, der in den 90ern nach Deutschland kam und auch wieder zurück ging, weil er alles dort viel schöner und besser fand)

Habe auch sehr gute Erfahrungen mit Iranern, liegt daran weil die meisten Iraner in Deutschland einer regierungskritischen, progressiven wenig religiösen Ober- und Mittelschicht entstammen die vor den Lebensbedingungen unter den Mullahs geflohen sind.

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sommersonne

Well-Known Member
Wenn ich mal ins Gefängnis komme, dann will ich nach Tegel. Denn da hat ein Mann 2 Gitterstäbe durch geschweißt und ist entkommen. Aber nicht weit genug, er wurde wieder eingefangen.
Am besten finde ich aber das das ja ungewöhnlich ist und man es untersuchen muß. Andere Fluchtversuche werden in Tegel wohl so hin genommen?;)

https://www.lvz.de/Nachrichten/Pano...er-Gefaengnis-Mann-schweisst-Gitterstaebe-auf
 

Burebista

Well-Known Member
Ach. Man muss nur Gefängnis in Rumänien machen.
Da gibt es schon seit langer Zeit ein Gesetz: wer ein Buch schreibt, kommt 30 Tage früher raus. Schreibt man 6 Bücher, kommt man 6 Monate früher raus. Die Mafiosis sind gescheit und können leicht Bücher schreiben. Manchmal auch 10 in 12 Monaten.
Dann gibt es seit 2017 noch ein Gesetz. Falls die Mauern des Gefängnisses nicht trocken genug sind und falls es im Gefängnis Zellen gibt, wo zu viele Insassen wohnen müssen, dann bekommt man eine Kürzung von 6 Tage für 30 Tage Haft.
So sind seit Okt. 2017 über 20.000 rausgekommen. Davon kehrten 1300 in den folgenden Wochen ins Gefängnis zurück wegen Mord, Vergewaltigung, Menschenhandel und Diebstahl.
 

Burebista

Well-Known Member
Die PSD, um die Korrupten aus den Gefängnissen rausholen zu können, haben Tausende befreit. Und das ganze Land ist jetzt vor diesen Befreiten wie ein Opfer. Man hört jeden Tag bei Nachrichten, dass noch ein Befreiter was gemacht hat: eine Frau geschlagen hat, einen Mafiafeind gestochen hat... usw.usf. Es ist grausam. So eine Angst in der Gesellschaft habe ich noch nie erlebt.
Ich habe mich oft auch gefragt, ob die Durchläufer durch meinen Hof, von 24. Juli, nicht etwa Befreite waren.
Es herrscht hier so eine Unsicherheit, wie noch nie.
 
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