Toller Beitrag
@Bintje! Auch in Neufünfland wählen keine 30% die AfD.
Nein, noch nicht. Zum Glück. Aber auch ein Viertel (bis Drittel .. ?
) der erwachsenen Wähler sind eindeutig zu viel, viel zu viel! Trotzdem muss man wohl oder übel damit klarkommen, wachsam bleiben - und sich immer wieder verdeutlichen, dass es keineswegs die Mehrheit, aber eine nennenswerte Masse ist. Mit Pech auch der eigene Nachbar. Nicht unbedingt in meinem Umfeld, so weit ich das mitbekomme ... aber wer steckt schon in den Köpfen der Leute? Selbstverständlichkeiten und Sicherheiten von früher sind nach und nach abgebröckelt, futsch, lösen sich scheinbar in Luft auf. - Zwei persönliche Erlebnisse, die mir eine Weile hart zu schaffen machten: Einen langjährigen Freund, auf den ich immer Felsen bauen konnte, von dem ich es zumindest glaubte, zog es zu Lucke-Zeiten zur AfD. Inzwischen hat er sich wieder eingekriegt und distanziert. Gründlich. Ein Segen.
Aber dazwischen hat es furchtbar gekracht zwischen uns inklusive langer Funkstille.
Und eine frühere Schulfreundin, ausgewandert nach USA, hält es inzwischen mit der Tea-Party in ihrem County. Völlig irre Vorstellung; ich hatte sie für klüger gehalten, als sehr viel klüger gekannt. Mittlerweile hat sie sich eingewoben in den Kokon einer Gedankenwelt, durch den anscheinend nichts anderes mehr durchdringt. Ich weiß gar nicht, wie ich es ausdrücken soll: Es macht mir den Eindruck einer Art Überidentifikation mit ihrer jetzigen Heimat (inzwischen ist sie naturalisierte US-Bürgerin), was sich auch in einer teils herablassenden Verachtung für Deutschland und Europa ausdrückt. Ähnlich manchen Damen, die, kaum dass sie sich in der Türkei, Ägypten oder sonstwo verlieben, Religion und politische Ansichten wechseln und sich verzweifelt abstrampeln, ihre Herkunft und kulturellen Prägungen über Bord zu werfen. Als ob das so einfach ginge. Als ob es das unabdingbare Eintrittsticket in eine ganz andere und weitaus schönere neue Welt wäre: ins
eigentliche Leben, das sich für Träumende ja bekanntlich immer ganz woanders abspielt...
Unfug. Und hochgradig anstrengend obendrein.
Leben ist jetzt, Leben ist hier. Und da. Und dort. Ganz unmittelbar. Egal, wo wir sind und wohin wir uns vielleicht nochmal wenden (müssen): Unsere Geschichten, individuellen Prägungen und Eigenarten nehmen wir mit, haben wir alle im Gepäck. Türken wie Kurden, Ossis wie Wessis, seit Jahrzehnten hier lebende Migranten wie neu Dazugekommene. Bleibende und Gebliebene. Wenn wir uns unter den hiesigen, vergleichsweise zivilen und friedlichen Umständen nicht einigen, wir wir bei allen Unterschieden und Konflikten miteinander leben und zurechtkommen können: - wie sollen es dann Menschen in weniger begünstigten, teils völlig zerrissenen Regionen dieser Welt hinbekommen?
-
Ach je.
Anscheinend habe ich heute meinen Moralischen. Pseudo-Präsidialen. Bleiben lassen. Besser ist das.