Was denkt Ihr gerade? (38)

Berfin1980

Well-Known Member
Und trotzdem sind sie nicht die Mehrheit, geschweige denn "das Volk" oder die "Mitte".
Ich danke dir erst mal für den Beitrag und ich hatte auch nicht von Mehrheiten geschrieben.....noch nicht.
Dies muss man unterscheiden, sonst läufst du Gefahr mit deiner Aussage über den Durchschnittsbürger selbst als totalitär und ausgrenzend wahrgenommen zu werden.

Mir gefiel als kleine Göre schon das Wort Spaghettifresser,Jugo oder Kümmeltürke nicht, lag wohl an meinen Eltern. Jede Äußerung dahingehend bekam auch von der Mini Berfin die entsprechende Antwort. DAS SIND MITMENSCHEN und ja ich wurde laut.

Es waren auch in der Kindheit nicht wenige die sich so äußerten. Und ob ich da ausgrenzend wahrgenommen wurde stelle ich mal in den Raum, denn das war mir egal.
 

Bintje

Well-Known Member
Toller Beitrag @Bintje! Auch in Neufünfland wählen keine 30% die AfD.

Nein, noch nicht. Zum Glück. Aber auch ein Viertel (bis Drittel .. ? :eek: ) der erwachsenen Wähler sind eindeutig zu viel, viel zu viel! Trotzdem muss man wohl oder übel damit klarkommen, wachsam bleiben - und sich immer wieder verdeutlichen, dass es keineswegs die Mehrheit, aber eine nennenswerte Masse ist. Mit Pech auch der eigene Nachbar. Nicht unbedingt in meinem Umfeld, so weit ich das mitbekomme ... aber wer steckt schon in den Köpfen der Leute? Selbstverständlichkeiten und Sicherheiten von früher sind nach und nach abgebröckelt, futsch, lösen sich scheinbar in Luft auf. - Zwei persönliche Erlebnisse, die mir eine Weile hart zu schaffen machten: Einen langjährigen Freund, auf den ich immer Felsen bauen konnte, von dem ich es zumindest glaubte, zog es zu Lucke-Zeiten zur AfD. Inzwischen hat er sich wieder eingekriegt und distanziert. Gründlich. Ein Segen.
Aber dazwischen hat es furchtbar gekracht zwischen uns inklusive langer Funkstille.
Und eine frühere Schulfreundin, ausgewandert nach USA, hält es inzwischen mit der Tea-Party in ihrem County. Völlig irre Vorstellung; ich hatte sie für klüger gehalten, als sehr viel klüger gekannt. Mittlerweile hat sie sich eingewoben in den Kokon einer Gedankenwelt, durch den anscheinend nichts anderes mehr durchdringt. Ich weiß gar nicht, wie ich es ausdrücken soll: Es macht mir den Eindruck einer Art Überidentifikation mit ihrer jetzigen Heimat (inzwischen ist sie naturalisierte US-Bürgerin), was sich auch in einer teils herablassenden Verachtung für Deutschland und Europa ausdrückt. Ähnlich manchen Damen, die, kaum dass sie sich in der Türkei, Ägypten oder sonstwo verlieben, Religion und politische Ansichten wechseln und sich verzweifelt abstrampeln, ihre Herkunft und kulturellen Prägungen über Bord zu werfen. Als ob das so einfach ginge. Als ob es das unabdingbare Eintrittsticket in eine ganz andere und weitaus schönere neue Welt wäre: ins eigentliche Leben, das sich für Träumende ja bekanntlich immer ganz woanders abspielt...
Unfug. Und hochgradig anstrengend obendrein.

Leben ist jetzt, Leben ist hier. Und da. Und dort. Ganz unmittelbar. Egal, wo wir sind und wohin wir uns vielleicht nochmal wenden (müssen): Unsere Geschichten, individuellen Prägungen und Eigenarten nehmen wir mit, haben wir alle im Gepäck. Türken wie Kurden, Ossis wie Wessis, seit Jahrzehnten hier lebende Migranten wie neu Dazugekommene. Bleibende und Gebliebene. Wenn wir uns unter den hiesigen, vergleichsweise zivilen und friedlichen Umständen nicht einigen, wir wir bei allen Unterschieden und Konflikten miteinander leben und zurechtkommen können: - wie sollen es dann Menschen in weniger begünstigten, teils völlig zerrissenen Regionen dieser Welt hinbekommen?
-
Ach je.
Anscheinend habe ich heute meinen Moralischen. Pseudo-Präsidialen. Bleiben lassen. Besser ist das. o_O:oops:
 
Zuletzt bearbeitet:

eruvaer

Well-Known Member
Auch beim Kümmeltürken, Zigeuner oder dem Schwatten schwingte den neusten will kein Rassismus mit.
Der Sarottimohr als Beispiel, den mag man doch.
Unbedarft und unüberlegt sind die Bezeichnungen definitiv. Meiner Erfahrung nach wunderten sich die Benutzer solcher Wörter, wieso das nicht ist dieses Wort zu benutzen. Weil es für die meisten einfach eine herkömmliche Bezeichnung für eine bestimmte Personengruppe war.

Vielleicht redet eine spätere Generation mal so abfällig über unserere Gewohnheit Menschen am Geschlecht zu benennen. Wie pervers jemanden mit seinem Genital anzusprechen! (Herr/Frau)
Heute weder böse noch abfällig gemeint, sondern eine normale Anrede.
Weisst wie ich mein?


Die meisten im NS waren keine Nazis.
Die haben entweder nicht nachgedacht, wollten nichts damit zu tun haben, hatten kein Rückgrat oder sind eben mitgelaufen bei dem was die meisten taten.
Klar informiert, reflektiert und positioniert sind immer die wenigsten.
 

Alubehütet

Well-Known Member
eine frühere Schulfreundin, ausgewandert nach USA, hält es inzwischen mit der Tea-Party in ihrem County. ... Mittlerweile hat sie sich eingewoben in den Kokon einer Gedankenwelt, durch den anscheinend nichts anderes mehr durchdringt. Ich weiß gar nicht, wie ich es ausdrücken soll: Es macht mir den Eindruck einer Art Überidentifikation mit ihrer jetzigen Heimat ..., was sich auch in einer teils herablassenden Verachtung für Deutschland und Europa ausdrückt.
Naja, das klingt mir typisch nach Konvertit. Wer zum Katholizismus übertritt, ist oft erst mal Piusbruder-nahe, Protestanten zieht es zu Evangelikalen, Neo-Muslime gucken Pierre-Vogel-YouTubes. Unsicherheit, der Wille, alles richtig zu machen; Minderwertigkeitskomplex gegenüber den »alten Hasen«, den man zu kompensieren versucht, indem man Ultra wird und besser als sie, weil man zu den »Puristen« gehört. Bestenfalls geht das mit der Zeit von alleine wieder weg, wen man sicherer wird in der neuen Umgebung. Manche aber bleiben fatalerweise in diesen Filterblasen hängen :(

Krasses B-prominentes Beispiel war der Erzbischof Williamson von der Piusbruderschaft, der als Gelegenheits-Holocaust-Leugner geoutet worden war. Der war nie Katholik. der ist von der anglikanischen Kirche gleich rüber zu den Piusbrüdern, und so hart drauf, daß er inzwischen sogar da rausgeschmissen wurde.
 

Bintje

Well-Known Member
Auch beim Kümmeltürken, Zigeuner oder dem Schwatten schwingte den neusten will kein Rassismus mit.

"neusten will" = meisten wohl? Oder wie? :confused:

Der Sarottimohr als Beispiel, den mag man doch.
Unbedarft und unüberlegt sind die Bezeichnungen definitiv.

Ja, sind sie. Weil es außerhalb freundschaftlicher Frozzeleien abwertend ist. Und wenn man schon weiß, dass andere sich womöglich dadurch verletzt fühlen, wäre es unverschämt, darauf zu beharren.

Vielleicht redet eine spätere Generation mal so abfällig über unserere Gewohnheit Menschen am Geschlecht zu benennen. Wie pervers jemanden mit seinem Genital anzusprechen! (Herr/Frau)
Heute weder böse noch abfällig gemeint, sondern eine normale Anrede.
Weisst wie ich mein?

Klaro. Genital? Genial! ^^ Sprachliche Konventionen und der Umgang damit entwickeln sich natürlich weiter und wandeln sich. Dadurch kann es auch zu Bedeutungsverschiebungen kommen, so dass ursprünglich positiv belegte Ausdrücke später negativ konnotiert sind und umgekehrt.

Die meisten im NS waren keine Nazis.
Die haben entweder nicht nachgedacht, wollten nichts damit zu tun haben, hatten kein Rückgrat oder sind eben mitgelaufen bei dem was die meisten taten.
Klar informiert, reflektiert und positioniert sind immer die wenigsten.

Tja. Darüber bin ich mir keineswegs im Klaren. In den Neunzigern erschien ein lesenswertes Buch von Daniel Jonah Goldhagen, "Hitlers willige Vollstrecker". Vielleicht kennst Du es, aber falls nicht: gute Lektüre, wenn man sich dafür interessiert. Und wenn man weiß, dass die US-amerikanische Militärgeschichtsschreibung über die NS-Zeit bis in die 1980er hinein nicht unmaßgeblich beeinflusst war von der Sichtweise früherer Kronzeugen der Anklage in den Nürnberger Prozessen, die vor Gericht bestrebt waren, z.B. die Rolle der Wehrmacht bei Kriegsverbrechen herunterzuspielen zugunsten des alles durchdringenden Führerprinzips, dem unbedingter Gehorsam zu leisten war - als sog. "Befehlsnotstand" bekannt auch aus den Mauerschützen-Prozessen - , kann man durchaus ins Grübeln kommen. Weil diese Sicht samt analoger Übertragung in Geschichtsbücher auch dazu beitrug, dass nach erfolgreicher Entnazifizierung im Zweifel gar keine Nazis mehr übrig waren. Nicht in der einfachen Bevölkerung, beim "Durchschnitts"bürger (um Dein Lieblingswort zu nutzen ; )).
Muss wohl ähnlich gewesen wie nach dem Crash der DDR. Und auch das verdruckste Schweigen danach. IM oder OibE will ja auch keiner gewesen sein. Alle dagegen, irgendwie.
(Denkste, Puppe. Denke ich mir manchmal im Stillen.) ; )

Wie auch immer: Du hast m.E. immer auch eine Verantwortung für das, was geschieht - und mag sie dir selbst noch so unbedeutend vorkommen wie ein einfaches Wahlkreuz aus infantilem "Protest".

Naja, das klingt mir typisch nach Konvertit. Wer zum Katholizismus übertritt, ist oft erst mal Piusbruder-nahe, Protestanten zieht es zu Evangelikalen, Neo-Muslime gucken Pierre-Vogel-YouTubes. Unsicherheit, der Wille, alles richtig zu machen; Minderwertigkeitskomplex gegenüber den »alten Hasen«, den man zu kompensieren versucht, indem man Ultra wird und besser als sie, weil man zu den »Puristen« gehört. Bestenfalls geht das mit der Zeit von alleine wieder weg, wen man sicherer wird in der neuen Umgebung. Manche aber bleiben fatalerweise in diesen Filterblasen hängen :(

Ja, der Konvertiten-Vergleich trifft und beschreibt es wesentlich besser. Danke. :)

Krasses B-prominentes Beispiel war der Erzbischof Williamson von der Piusbruderschaft, der als Gelegenheits-Holocaust-Leugner geoutet worden war. Der war nie Katholik. der ist von der anglikanischen Kirche gleich rüber zu den Piusbrüdern, und so hart drauf, daß er inzwischen sogar da rausgeschmissen wurde.

Ach Mensch, ja. Da klingelt was. Längst verdrängt habe ich den. Offensichtlich zu Recht. :eek::D
 
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