Was denkt Ihr gerade? (38)

Burebista

Well-Known Member
Ja :(
Wie hat das ganze angefangen? Hätte mir jemand in Mai gesagt, dass ich im Sommer das Dach renovieren würde und noch eine Baracke im Garten bauen, hätte ich gesagt, dass der beklopft sei. Sowieso hatte ich im Grundbuch nur 2 Zimmer und eine Küche und 1 Brunnen (im Keller), wobei es eigentlich 4 Zimmer sind mit 2 Bäden und 2 Küchen (Sommer und Winterküche).
So habe ich mich brav entschieden in Oktober die Akten zu machen, um so gesagt "in die Legalität einzutreten". Habe über 1000 Euro einem Topografen bezahlt, um die Dimensionen zu rechnen und so die neue Architektur des Hauses ins Grundbuch einzuschreiben.
Der Topograf kam und hat alles schön gemessen. Es dauerte eine Weile. Aber beim Grundbuch-Amt war alles nach dem 15. März geschlossen. Cornavirus. Na dann...
Ich weis nicht mehr wann das Amt geöffnet hat. Mitte Sommer bekam ich die Akten des Hauses und alle Zimmer, Bäder und Küchen wurden in dem Grundbuch eingeschrieben. Ohne Strafe zahlen zu müssen, weil all die Zimmer vor 1990 gebaut wurden (obwohl ein Bedezimmer doch 2018 gebaut wurde).
OK-
Also war ich in Ordnung.
Aber doch nicht. Denn zu dieser Zeit entstand ein anderes Trauma.
Das Haus worüber ich sprach haben meine Großeltern gebaut (Mütterlicher Seite). Die hatten so gesagt Glück. Am Nationalfeiertag 1936 (damals 10. Mai) waren die auf der Tribune, um dem König zu winkeln. Aber die Tribüne wurde nicht gut gebaut, die ist gefallen, mein Großvater wurde gelähmt. Als Entschädigung bekamen meine Großeltern vom rum. Staat etwa 2200 qm Land. Darauf haben sie ein kleines Haus gebaut. Das von meiner Mutter erweitert wurde (ihr kennt schon die Bilder).

Nun. Ich bin in diesem Haus 2017 umgezogen. Bis 2017 wohnte ich im Haus meiner Urgroßeltern. Die Urgroßeltern heirateten um 1900. Danach fuhr mein Urgr0ßvater nach Amerika, wo er 10 Jahre lang blieb und seine Frau mit 3 Töchtern zurückließ. Der Urgroßvater kam zurück erst 1920 und zeugten doch einen Sohn (die alten Schwester wussten aber bescheid, dass das bei Besoffenheit geschah...). Bedeutend war nicht der Zylinderhut des Urgroßvaters, sondern das Geld aus Amerika. Damit eröffnete er ein Lebensmittelgeschäft, eine Kneipe und auch eine Art Casino. Klientel waren die neuen Arbeiter der Glasfabrik.
Schon 1917 haben die Ungarn in Siebenbürgen, rum um Mediasch, Erdgas entdeckt. Mediasch (meine Stadt!) wurde schon 1918 mit Erdgas verheizt. Also schon seit 102 Jahren wird in Mediasch nicht mehr mit Kohle oder Holz geheizt .
Der ungarische Staat hat Siebenbürgen an Rumänien verloren. Mit dem Erdgas.
Dieses Erdgas musste doch benutzt werden. Neue Kapitalisten haben aus Schlesien Ingenieure und Arbeiter gebracht, um eine Glasfabrik zu gründen. Die war 100 Meter von dem Haus der Urgroßeltern entfernt, und von deren Kneipe.
Mein Urgroßvater hat gutes Geschäft gemacht. Die Arbeitern bekamen den Lohn erst am Samstag. Während der Woche haben alle mit Kredit bezahlt und hinterließen die Kleider meiner Urgroßeltern. Am Samstag bezahlten die Arbeiter das besoffene Geld und bekamen die Kleider zurück.
S0 einfach war das. Aber nur am Anfang. Denn es entstand Konkurrenz. Und als meine Urgroßmutter besoffen den Weinfass offen ließ, war es dann kaputt. So wurde mir erzählt.

Na ja. Etwa 10 Jahren hatten die keine Konkurrenz. Und haben ein riesiges Haus gebaut, mit einer Sommerküche hinten. Die Urgroßelter hatten 3 Töchter und eine Sohn (der merkwürdig erzeugt wurde, hehe). Na ja, als der Kommunismus kam wurde das Haus nicht nationalisiert. Aber es wurden Vermieter gebracht. Die Urgroßeltern sind Februar (sie) und Dezember (er) gestorben. Sie, die Arme, hätte sich gewünscht, wenigsten ein Jahr nach ihm "frei" zu leben.

Als die Alten Urgroßeltern gestorben sind, musste man sich das Haus teilen. Die drei Töchter hätten das machen können. Aber es war doch die hintere Sommerküche und der elendige Bruder. Der im Gefängnis war. Und zwar, weil er einem Freund geholfen hat, antikommunistische Manifeste zu verteilen. Dieser Onkel wurden nicht von der kommunistischen Justiz ins Gefängnis geworfen, aber er stand fast 1 Jahr in Untersuchung und wurde geschlagen.

In jenen Monate haben die 3 Schwestern die Sommerküche verkauft (was denen von dem Bruder nie verzeiht wurde).
Diese Sommerküche wurde von einer alten Frau gekauft. Die hat sie dann einer ungarischen Familie verkauft. Diese Familie verkaufte dann 2017 die ehemalige Sommerküche einer Rroma-Familie, die jetzt in Deutschland noch lebt, aber das ganze Haus meiner Urgroßeltern kaufen möchte und uns zwingt, indem sie im Hof Party organisiert, nicht die Türen schließt usw. usf.

Meine Mutter wollte in ihrem Alter im Haus ihrer Großeltern leben und sterben. Aber sie kann das nicht mehr. Sie muss rüber zu mir. So habe ich das alte gute Dach meines Hauses renoviert und werde oben eine Mansarde bauen. Um meine Mutter hier bringen zu können. Denn im alten Haus mit den Rroma kann sie nicht überleben.

Meine Mutter war kaputt. Sie ist nun in der Psychiatrie, im Krankenhaus interniert.
 

sommersonne

Well-Known Member
Wow, was für eine Geschichte. Hoffentlich erholt sich deine Mutter wieder. Alles Gute für sie.
Verkauft ihr nun das Haus an die Roma-Familie? Laß es dir anständig bezahlen. Dach decken und Mansarde einbauen wird nicht billig sein.
Ich kann mir vorstellen das du unruhige Nächte hast.
 

Burebista

Well-Known Member
Jetzt habe ich gar keine Kraft, mit denen zu verhandeln.
Im Winter wird meine Mutter sowieso isoliert im alten Haus wohnen, denn man weiß nicht, wie die 2. Welle von Corona aussehen wird.
Meine Mutter ist jetzt sehr gut. Ist seit dem 20. Juli bei der Psychiatrie. Hat sich erholt. Sehr gut. Ist jetzt besser als ich. Denn so hat sie auch angefangen. Eine Nacht ohne Schlaf, eine Nacht mit Schlaf. Wie ich das auch jetzt persönlich erlebe.
Ich erhoffe, dass bald bei mir wieder Ruhe sein wird, sonst kippe ich um. Wirklich.
 

Burebista

Well-Known Member
Meine Erfahrung: je älter man wird, desto weniger Schlaf gönnt man sich.
Wollte gestern so kurz wie möglich schreiben.
Nun 2 Ergänzungen.
1. Die Urgroßeltern sind 1959 gestorben.
2. Nach der Zusammenbruch der Tribüne 1936 war mein Großvater nicht ganz gelähmt. Der konnte nachher nur schwer einen Fuß bewegen. Bekam aber deswegen vom rum. Staat als Entschädigung 2200 qm Land.
 
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