Ich verstehe nicht, wo Ihr euch gerade hineinsteigert
Es hat tatsächlich in dem UA-Thread angefangen über das neue Minderheitsgesetz von dort. Und habe die Diskussion auf Siebenbürgen mutiert.
Warum fragte man mich überhaupt über die Nationalität? Die ist schon seit Jahren bekannt.
Mit allen meinen historischen und vielleich übertriebenen Ängste, wünsche ich frohe Feiertage!
Und zwar mit diesem Post:
!! Nur in RO und H bekannt. Das neue Gesetz über die Minderheiten in der UA.
Ich zitiere aus der rum. Presse. Die ungarische Presse wird sicher in den nächsten Stunden/Tagen bei Euch auch ankommen.
Marin Gherman, jurnalist din Cernăuți, care după invazia rusă s-a alăturat echipei Libertatea, a citit noua lege a minorităților naționale, adoptată, în decembrie, de către Rada Supremă a Ucrainei, parlamentul țării vecine. Ziaristul explică de ce legea nu aduce schimbările sperate de...
www.libertatea.ro
Habe verstanden, dass in Deutschland die Sorben nur sorbische Sprache im Fach Sorbische Sprache lernen. Und alle andere Fächer auf Deutsch machen oder unterrichten werden.
Bei uns im Karpatenbecken ist es nicht so. Die Mitglieder der ungarischen Minderheit lernen alle Fächer, außer Rumänisch und rumänische Geschichte, in ungarischer Sprache. Alle Mitglieder der deutschen Minderheit (dabei sind aber fast immer Rumänen) lernen alle Fächer, außer Rumänisch und rumänische Geschichte, in deutscher Sprache. Wobei, in den deutschen Unterrichtsschulen, fasst nur Angestellte Lehrer aus D. unterrichten.
Die Ungarn und die Rumänen wollen nicht assimiliert sein in der Ukraine , wie die Sorben in Deutschland assimiliert worden sind. Rumänen und Ungarn in Ungarn und Rumänien hatten Respekt voreinander und wurden nicht assimiliert. Wir haben uns nicht gegenseitig assimiliert. Wir wollen Unterricht, in allen Fächern, in der Muttersprache. So war es üblich hier seit mehr als 100 Jahren. Und wir wollen das unbedingt weiter behalten.
Und wenn die UA glaubt, jetzt, in diesen Tagen, nach dem Treffen über den Ozean, uns die Klappe schlagen zu wollen, dann kann es sicher sein, der südliche Nachbar wird sich Ungarn annähern.
Das Gewirr der Völker und Sprachgemeinschaften im Laufe der Geschichte, in Folge von Kriegen, oft aber auch von Siedlungsbewegungen, nicht immer unfreiwillig, oft fanden sich günstige Konditionen – Jedenfalls finden sich "Völker", "Nationen", "Ethnien", wie auch immer, am markantesten: Sprachgemeinschaften quer über Osteuropa verteilt, gemischt, benachbart. Finden sich mit der Nationalstaatenbildung auf einmal wieder als "nationale Minderheiten". Und das ist immer latent eine bedrohliche Mischung, daß in prekären Zeiten von einer Minderheit revanchistisch oder von einer Mehrheit gezündelt werden.
In Rumänien hat sich als Grundkonsens herausgebildet, als Minimum, als Vorausetzung, ohne die überhaupt nichts geht: Das Schulwesen. Eine jede Sprachgemeinschaft hat das Recht, Schulen in ihrer jeweiligen Sprache komplett einzurichten, mit einer anderen Staatssprache allenfalls als verpflichtende Fremdsprache. Es reicht etwa der ungarischen oder der deutschen Minderheit nicht, zu sagen: Na, ungarisch oder deutsch bringen wir unseren Kindern schon zuhause bei, da können die ruhig in einer rumänischen Schule Unterricht auf rumänisch haben; dann reichen uns für sie drei Wochenstunden ungarisch oder deutsch für den Feinschliff, für die höheren Weihen der Grammatik.
Und das ist klar: Hier geht es weit hinaus über das Allerlebensnotwendigste, die bloße Weiterexistenz einer Minderheit. Es geht um eine damit markierte weitgehende kulturelle Unabhängigkeit. Man fügt sich ein in einem "fremden" Staat, respektiert ihn und ordnet sich ihm unter, aber nur unter der Bedingung, daß er die Ethnien weitgehend als solche in Ruhe läßt.
Nebenaspekt ist allerdings auch, daß diese Schulen stets auch halbwegs unabhängig betrieben wurden vom Staat. Zwar mit staatlichen Lehrplänen, aber von privaten, oftmals kirchlichen Trägern. Der Staat mit seinen nur zu oft totalitären Ideologien regierte nicht zu tief in das Schulwesen hinein.
Es geht also um das, was in Deutschland mindestens mißtrauisch beäugt, wenn nicht befürchtet, bekämpft wird: um Parallelgesellschaften. Nicht um Rechte einer belanglosen Minderheit wie die Dänen in Norddeutschland. Man stelle sich vor, es wäre in jeder größeren Stadt möglich, ein Abitur auf türkisch zu machen, mit Deutsch nur 2Std./Woche als Pflichtfach. Aber: Genau diese Parallelgesellschaften waren und sind in Osteuropa ein Erfolgsmodell. Das ging so weit, hier öfter schon erwähnt, daß es in deutschen Städten in Ungarn/Siebenbürgen Nichtdeutschen nicht einmal gestattet war, dort zu übernachten, geschweige denn, sich irgendwo einzumieten oder gar im eigenen Haus dort anzusiedeln.
@Burebista gibt zu bedenken: Legt man an solcher schulischer Selbstbestimmung die Axt an, achtet man gewissermassen hier einen Grundkonsens nicht mehr, dann fühlen sich die Minderheiten in ihrer Existenz in Frage gestellt, bedroht, daß eine Entwicklung eingeleitet wird, die möglicherweise einmal bis in einen ethnisch motivierten Bürgerkrieg führen kann. Und dann macht er sehr leidenschaftlich deutlich, daß er in dieser Frage im Zweifel auf Seiten der Minderheiten stünde. Selbst wenn sie von einem Kotzbrocken angeführt würden wie Orban, der da zu üble eigene Süppchen köchelt. Aber in solchen Fragen könne es sein, daß man selbst einen Orban Recht geben und sich auf seine Seite schlagen müsse.
Und das scheint aus rumänischer Sicht, aus Sicht der rumänischen Minderheiten in der Ukraine derzeit der Fall zu sein. Die Ukraine sieht sich natürlich primär vor einem ganz anderen Problem: Dem der russischen Minderheit … von der sich ja zunehmend herausstellt dieser Tage, daß man eigentlich von einer russischsprachigen Minderheit reden darf. Viele von ihnen empfinden sich doch als zwar russischsprechende, aber doch Ukrainer, angefangen mit dem Präsidenten. Aber eine russische Parallelgesellschaft, zumal an der Grenze zu Rußlands, die man relativ einfach Rußland eingemeinden könnte, ist eben eine Bedrohung noch ganz anderen Kalibers. (Wenngleich ich die ungarische Mehrheit in Siebenbürgen davon so grundlegend auch nicht entfernt sehe.) Am liebsten würden die Ukrainer die russischen Muttersprachler ukrainisieren, assimilieren.
@Burebista erinnert dann an die Sorben und Wenden in Ostdeutschland, die tatsächlich in den vergangenen 1000 Jahren, also in durchaus historischer Zeit, assimiliert worden sind. "Leipzig" ist ein sorbischer Ortsname. ("Moskau" übrigens ein litauischer, aber die Verdrängung der Balten bis an die Ostsee fand im Dunkel der Vorgeschichte statt.)