Was denkt Ihr gerade? (38)

Alubehütet

Well-Known Member
Ich sehe mich als beides, meine Heimat ist der Linke Niederrhein, und ich bin Deutscher. Ich sehe da keinen Widerspruch, auch keinen Schwerpunkt. Katholisch bin ich außerdem, aber, wie man es bei uns nennt, rheinisch-katholisch; gehört insofern zu meiner Herkunft. Ausserdem bin ich ein Mann. Das sind alles Momente, die mich ausmachen, in welcher Gewichtung, keine Ahnung, und mir auch egal. Auch wenn mir klar ist, daß für einen Bayern oder Schwaben seine lokale Identität wichtiger ist – So geht es mir mit „Europäer“. Ist für mich eher ein theoretisches Konzept, vergleichbar wie für andere der „Verfassungspatriotismus“. Mögen Aachener im Dreiländereck, Karlsstadt, auch anders sehen und leben.
 

EnRetard

Well-Known Member
Das ist sie nur, so lange es EU-Feinden gefällt, die sich in irgendwelchen Echokammern multiplizieren. Die EU ist leider ein perfektes Beispiel dafür, wie man ein verdammt gutes, zukunftsweisendes Projekt so richtig schreddern kann. Sie gehört dringlich reformiert, um sie zu retten.
Aber so lange einzelne EU-Gegner alles blockieren und/oder anderen ihren Willen reindrücken, sehe ich auf Dauer schwarz.
Die EU braucht viel mehr Mehrheitsentscheidungen, die Möglichkeit, Mitglieder wegen Verstoßes gegen Grundprinzipien rauszuwerfen und ein vollwertiges Parlament, das die Kommission wählt und auch sonst nicht nur ein Abnickverein ist. Dann wäre sie wenigstens demokratisch legitimiert und glaubwürdiger.
 

EnRetard

Well-Known Member
Ich sehe mich als beides, meine Heimat ist der Linke Niederrhein, und ich bin Deutscher. Ich sehe da keinen Widerspruch, auch keinen Schwerpunkt. Katholisch bin ich außerdem, aber, wie man es bei uns nennt, rheinisch-katholisch; gehört insofern zu meiner Herkunft. Ausserdem bin ich ein Mann. Das sind alles Momente, die mich ausmachen, in welcher Gewichtung, keine Ahnung, und mir auch egal. Auch wenn mir klar ist, daß für einen Bayern oder Schwaben seine lokale Identität wichtiger ist – So geht es mir mit „Europäer“. Ist für mich eher ein theoretisches Konzept, vergleichbar wie für andere der „Verfassungspatriotismus“. Mögen Aachener im Dreiländereck, Karlsstadt, auch anders sehen und leben.
Für mich ist Deutschland zu groß, um mich damit identifizieren zu können. Ich habe nicht mal die Hälfte der Bundesländer schon länger als nur für eine Tagesreise besucht. Alle außer NRW sind mir fremd und selbst hier in NRW gibt es Gegenden, die mir nicht ganz geheuer sind, der nördliche Niederrhein oder Paderborn zum Beispiel. Ich bin ein Provinzler, dessen Patriotismus von Köln/Bonn/Aachen über das Bergische Land und das Ruhrgebiet bis ins nördliche Sauerland reicht, mit einem Soft Spot für Münster. Der Rest von Deutschland ist mehr oder weniger Kandidat für touristische Reisen.
 

Bintje

Well-Known Member
Ich habe nicht mal die Hälfte der Bundesländer schon länger als nur für eine Tagesreise besucht.
Da hast du mich echt stutzig gemacht. Nach längerem Nachdenken stellte ich fest, dass es auf "meiner" deutschen Landkarte ebenfalls ausgedehnte weiße Flecken gibt. Wo ich definitiv noch nie war: Saarland, Thüringen, Sachsen-Anhalt. Und manches erinnere ich noch nicht mal von Stippvisiten, weiß nur, dass ich dort war. Was ich zum Beispiel dagegen sehr, sehr eindrücklich fand südlich der Elbe: Die Bahnstrecke über Bonn, Koblenz und Bingen nach Mainz. Dauert länger als über Ffm., ist aber so wunderschön entlang des Rheins, dass ich seitdem, wenn ich nach Mainz muss, diese Verbindung absolut bevorzuge. Zauberhaft.

Der Rest von Deutschland ist mehr oder weniger Kandidat für touristische Reisen.
:D Ich glaub, ich hab's schon mal erzählt: Als Schwiegerprinzessin nach ellenlangem Warten vor Jahren eingebürgert wurde, sagte sie spontan: JETZT wolle sie Deutschland kennenlernen, bitte GANZ Deutschland! - und Sohni, der sich schon mit ihr an italienischen, spanischen, griechischen und türkischen Stränden sah, kühle Cocktails und Dolce Vita genießend, erstarrte: "Äääh, ja, woran dachtest du denn .. ?"
Und sie wie aus der Pistole geschossen: "Mindestens alle Hauptstädte angucken! Erstmal Leipzig!"
Und ich: :oops: ... okay .... ?

Gut, Leipzig ist vielleicht nicht das erste, was einem nach Erlangen umfassender Freizügigkeit als Reiseziel wirklich ins Auge springt (sorry, @sommersonne ), aber aus ihrer Sicht hatte es Sinn. Sie ist sowieso strukturierter und disziplinierter als Sohni und ich und hatte sich das halt vorgenommen. Wenn Deutschland nun mal zu ihrer Heimat geworden sei.
Also düsten sie los, fanden es toll und haben seither einiges "abgearbeitet" von ihrer Liste. Und in Ostdeutschland übrigens nie, wirklich nie schlechte Erfahrungen gemacht, auch wenn sie vermutlich wegen ihres erkennbar nicht biodeutschen Äußeren manchmal scheele Blicke erntete. Aber da steht sie inzwischen drüber. Und hier aus dem Norden will sie nie wieder weg. Nie wieder. Während Sohni seit längerem ernsthaft mit dem Gedanken spielt, ihre frühere Heimat Irak und Bagdad mal zu erkunden - aber das müsste er ohne seine Frau angehen. Da sagt sie einfach kategorisch, sie wolle nie wieder hin und überhaupt: "Nie wieder in solche schrecklichen Länder!"
 

Bintje

Well-Known Member
selbst hier in NRW gibt es Gegenden, die mir nicht ganz geheuer sind
Hier ist das 1x im Jahr die ellenlange Strecke, auf der der jährliche Volksfestumzug entlang führt. Stellt es euch vor wie norddeutschen Karneval, nur anders. Die halbe Stadt ist auf den Beinen und Kinder finden es immer großartig, weil es jede Menge Bonsches von geschmückten Festwagen hagelt, Blasmusik, Konfetti und Highlife in Tüten. Ein Event, das ich nur mit höflichem ethnologischen Interesse anschauen kann, höchstens. Falls ich der Sache nicht gleich komplett aus dem Weg gehe. Es dauert dann einen Monat, bis es wieder ruhig wird, Blasmusik und Feuerwerke überstanden sind und Zuckerwatte-Verkäufer und Wahrsagerinnen ihres Weges ziehen. Wenn Pfannkuchen- und Wurststände, Schießbuden, Geisterbahn und das Riesenrad abgebaut werden, ist es bis Ende November erstmal wieder normal. Dann geht der Weihnachtsmarkt los. Fast in der ganzen Altstadt.

ps Leider keinen Gegenthread zu Corona gestartet: Was ich im Lockdown gar nicht vermisse .... zu spät. ;)
 

EnRetard

Well-Known Member
Die Bahnstrecke über Bonn, Koblenz und Bingen nach Mainz.
Ja, die ist in der Tat wunderschön, aber mir tun die Anwohner leid, die den Lärm der Bahnstrecke und der Straße ertragen müssen. Und den Mangel an Brücken.
, Leipzig ist vielleicht nicht das erste, was einem nach Erlangen umfassender Freizügigkeit als Reiseziel wirklich ins Auge springt (sorry, @sommersonne ), aber aus ihrer Sicht hatte es Sinn.
Leipzig steht bei mir ziemlich weit oben. Da war ich nämlich noch nie wirklich. Einmal auf dem Riesenbahnhof umgestiegen, zu DDR-Zeiten, weil es keine Direktverbindung nach Dräsden gab.
 

Burebista

Well-Known Member
Der Skandalsender RBB hat eine neue Intendantin. Und es ist nicht zu fassen:

Das ist mir zu undifferenziert. Unabhängigkeitsbestrebungen wie in Katalonien sind was anderes als Heimatverbundenheit.
Ich habe es später geschrieben: was viele hier wünschen ist eine Verwaltungsreform in Richtung Föderalismus. Separatismus ist in der EU gar nicht möglich. Oder?
 

sommersonne

Well-Known Member
Da hast du mich echt stutzig gemacht. Nach längerem Nachdenken stellte ich fest, dass es auf "meiner" deutschen Landkarte ebenfalls ausgedehnte weiße Flecken gibt. Wo ich definitiv noch nie war: Saarland, Thüringen, Sachsen-Anhalt. Und manches erinnere ich noch nicht mal von Stippvisiten, weiß nur, dass ich dort war. Was ich zum Beispiel dagegen sehr, sehr eindrücklich fand südlich der Elbe: Die Bahnstrecke über Bonn, Koblenz und Bingen nach Mainz. Dauert länger als über Ffm., ist aber so wunderschön entlang des Rheins, dass ich seitdem, wenn ich nach Mainz muss, diese Verbindung absolut bevorzuge. Zauberhaft.


:D Ich glaub, ich hab's schon mal erzählt: Als Schwiegerprinzessin nach ellenlangem Warten vor Jahren eingebürgert wurde, sagte sie spontan: JETZT wolle sie Deutschland kennenlernen, bitte GANZ Deutschland! - und Sohni, der sich schon mit ihr an italienischen, spanischen, griechischen und türkischen Stränden sah, kühle Cocktails und Dolce Vita genießend, erstarrte: "Äääh, ja, woran dachtest du denn .. ?"
Und sie wie aus der Pistole geschossen: "Mindestens alle Hauptstädte angucken! Erstmal Leipzig!"
Und ich: :oops: ... okay .... ?

Gut, Leipzig ist vielleicht nicht das erste, was einem nach Erlangen umfassender Freizügigkeit als Reiseziel wirklich ins Auge springt (sorry, @sommersonne ), aber aus ihrer Sicht hatte es Sinn. Sie ist sowieso strukturierter und disziplinierter als Sohni und ich und hatte sich das halt vorgenommen. Wenn Deutschland nun mal zu ihrer Heimat geworden sei.
Also düsten sie los, fanden es toll und haben seither einiges "abgearbeitet" von ihrer Liste. Und in Ostdeutschland übrigens nie, wirklich nie schlechte Erfahrungen gemacht, auch wenn sie vermutlich wegen ihres erkennbar nicht biodeutschen Äußeren manchmal scheele Blicke erntete. Aber da steht sie inzwischen drüber. Und hier aus dem Norden will sie nie wieder weg. Nie wieder. Während Sohni seit längerem ernsthaft mit dem Gedanken spielt, ihre frühere Heimat Irak und Bagdad mal zu erkunden - aber das müsste er ohne seine Frau angehen. Da sagt sie einfach kategorisch, sie wolle nie wieder hin und überhaupt: "Nie wieder in solche schrecklichen Länder!"
Oh nein, da braucht es keine Entschuldigung. Ich finde Leipzig selbst nicht schön. Einige nette Ecken gibt es ja, aber der Rest...
 

Bintje

Well-Known Member
Oh nein, da braucht es keine Entschuldigung. Ich finde Leipzig selbst nicht schön. Einige nette Ecken gibt es ja, aber der Rest...
Ich war tatsächlich nur einmal da, beruflich und kurz. Bis auf Auerbachs Keller, ein relativ gesichtsloses Nobel-Hotel und eine ausgedehnte Werksbesichtigung mit Präsentationen etc.pp. habe ich eigentlich nix mitbekommen. Damals wurde sehr viel gebaut, zumindest habe ich die Stadt als staubig in Erinnerung. Überall drehten sich Baukräne. Das dürfte längst anders sein. Und Dresden habe ich auch noch nie gesehen.
 
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