Ja gut, ich bin Linker Niederrheiner. Aber ich bin auch Deutscher, nämlich insofern ich diese Sprache als Muttersprache beherrsche. Womit mir erstens sagenhaft viel Literatur zur Verfügung steht. – Die deutschsprachige Wikipedia ist zwar weit nach der englischen, aber dann doch wiederum mit großem Abstand die zweitgrößte der Welt. Es gibt nichts, wofür es im gutsortierten Bahnhofszeitschriftenhandel eures Vertrauens nicht mindestens eine Fachzeitschrift gibt. Und damit haben Geisteswissenschaften in deutscher Sprache ein unglaubliches Niveau; in Klassischer Altertumswissenschaft und Religionswissenschaft ist Deutsch die lingua franca (vorherrschende Wissenschaftssprache). Dort ist es wichtiger, Deutsch zu können, als Latein oder Altgriechisch. Die deutsche Sprache ist vergleichsweise komplex, das ermöglicht ungeheure Leistungen in der Philosophie. Auch all das macht mich aus, ist einTeil von mir, verbindet mich auch mit Thüringern, auch wenn ich nie da war und auch keine kenne.
Zugleich aber gibt es eine nationale Ebene, und zwar nicht erst politische, eine kulturelle, die mich trennt von anderen Deutsch-Muttersprachlern. Ich bin vielleicht nicht stolz, ein Deutscher zu sein. Aber ich bin heilfroh, kein Österreicher zu sein.