Welche Schuld...

Majnomon

Well-Known Member
AW: Welche Schuld...

Darum geht es mir gar nicht.
Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass wir hier nicht über die Generationen, die nach dem 3. Reich kamen, sprechen.

Zumindest mir geht es einzig und allein um die Menschen, die zu dieser Zeit lebten und etwas hätten bewirken können, und es nicht haben.
Warum sie es nicht haben und warum sie sogar aktiv an dem Geschehen damals mitgewirkt haben. Warum gab es so wenig Ablehnung?
Das sind die Fragen, die mich beschäftigen.

Dann Frag Dich einfach, warum DU JETZT sowenig gegen all die Missstände in der Welt machst, die man durchaus als solche sehen kann.
 
M

Mein_Ingomann

Guest
AW: Welche Schuld...

Danke Ingomann für den Tip, ich werde sie mir mal angucken:)

Nachtrag: Im Y.T. Kanal des Bildungsvereins der Roma e.V. Hamburg finden sich einige Dokumentationen zum Thema. Darunter auch ein Gespräch mit Dieter Hildebrandt, mit dem Titel "Mein Kriegsende".

http://www.youtube.com/watch?v=vHW0ZxBBAbo

Die weiteren Beiträge der Hamburger Roma Organisation sind dann unter dem Pfeiltap oberhalb des Videos abrufbar.
 
S

schneidersitz

Guest
AW: Welche Schuld...

Da habe ich nur an den Morden in Bosnien gedacht, wo die netten kroatischen und serbischen Nachbarn von nebenan zu Mördern wurden.
Oder Ruanda...
Schneidersitz, wenn du wirklich erfahren willst, warum so etwas passiert, frag doch mal deine Verwandten/Bekannten in Kroatien, die haben bestimmt noch eine frische Erinnerung, war ja immerhin vor ca. 17-20 Jahren.

Nun ja, das ist nicht so einfach.
Die kroatischen Kriegsverbrechen wurden eben in Bosnien verübt.
Und in den Teilen Kroatiens, die "befreit" wurden wohne ich nicht. Ich weiss, das klingt unglaubwürdig, aber in meiner Familie waren keine Täter.
Wahrscheinlich aber nur, weil keine "Gelegenheit".
 

fritztotila

Active Member
AW: Welche Schuld...

Jedes Volk ist verhetzbar. Es muss nur der Richtige kommen und die richtigen Tasten drücken. Die Judennummer zieht in Deutschland wohl nicht mehr, aber hetzen gegen Einwanderer, gegen Roma etc. geht immer.

Besonders gut kommt das Hetzen gegen angebliche Sozialschmarotzer, auch gern hier in diesem Forum.

Von daher Fritztotila, träum weiter. ;)

Du hast vollkommen Recht mit den Gefahren, die Du aufzeigst. Dennoch haben wir eben heutzutage - auch hier zB wenn es gegen die ALG2 Empfänger zB geht- doch mehr Gegenbewegung als seinerzeit im 3. Reich, mehr verschiedene Aufassungen, immerhin.
 

feshak

Moderator
AW: Welche Schuld...

Du fragtest nach der Schuld des "gewöhnlichen" Deutschen. Die heute oft belächelte 68er Generation stellte diese Frage auch. Nicht abstrakt sondern daheim am Mittagstisch. Was wussten Mama, Papa, Oma & Opa? Was haben sie gemacht im 3ten Reich? Ohne diesen Aufbruch aus dem Inneren der deutschen Gesellschaft wüssten wir vieles Heute noch nicht.
Vielleicht ist das ein Modell das andere Gesellschaften übernehmen können.

Ja. Es ist nicht so, dass die Deutschen keine Anschübe von außen gebraucht hätten, um mit militaristischer und nationalsozialistischer Vergangenheit zu brechen. Aber genau das was du beschreibst war eine unglaubliche Leistung. Und ja, wirklich Leistung. Ich denke, niemand wird gern mit den dunklen Flecken der Vergangenheit des eigenen Volkes konfrontiert. Auch wenn jedem bewusst sein wird, dass man dazu nichts beigetragen hat. Aber dann noch ganz konkret in der Familie nachzubohren, Eltern, Großeltern damit zu konfrontieren, auch zwischenmenschliche Brüche innerhalb der Familie zu riskieren.

schuld kann jederzeit wiederkehren, wenn man antisemitismus zur politischen korrektheit erklärt.

Ich habe nicht den Eindruck, dass es das wird.:) Ich denke schon, dass sich die deutsche Gesellschaft als eine etabliert hat, in der Demokratie, Pluralismus, Rechtsstaat usw. recht tief sich verwurzeln konnten. Was nicht bedeutet, dass Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus nicht vorhanden wären oder auch problematisiert gehören.
 

vzd_2.1

Well-Known Member
AW: Welche Schuld...

Ich habe nicht den Eindruck, dass es das wird.:) Ich denke schon, dass sich die deutsche Gesellschaft als eine etabliert hat, in der Demokratie, Pluralismus, Rechtsstaat usw. recht tief sich verwurzeln konnten. Was nicht bedeutet, dass Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus nicht vorhanden wären oder auch problematisiert gehören.

es gibt diesen schleichenden antisemitismus, der sich immer dann bahn bricht, wenn position bezogen wird, wo keine gefordert ist, wenn nicht differenziert wird oder nicht differenziert werden kann oder aber auch nicht differenziert werden will, weil die eigene argumentation eine einseitige "hau-drauf-aktion" ist, da es gerade en vogue ist. meinungen werden übernommen, weil es "sich so gehört" oder die pressure group gerade keine andere deutung zulässt. ein beweis dafür ist, dass sich deutsche oder sogar die deutschen noch immer nicht ihrer selbst als nation bewusst – und den sich daraus ergebenden implikationen wie der geschichte, des wohlstands, der verantwortung. es wird dann die abgrenzung gegenüber dem fremden gesucht und da ist nichts einfacher als überkommene stereotype zu pflegen.

demokratie, pluralismus und rechtsstaat haben in der deutschen gesellschaft wurzeln geschlagen. tief verwurzelt sind sie noch nicht. denn welchen begriff von demokratie leben wir derzeit überhaupt? sind wir nicht schon in der postdemokratie von crouch angekommen?
 
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