AW: wenn ich einen deutschen in der türkei sehe
.... nun, ich bin in einem kommunistischem Land aufgewachsen, Kinder-und Jugendzeit war geprägt von Schikanen, da ich in keiner der „freiwilligen“ Pionier-und Jugendorganisationen Mitglied war. An Herzenswärme seitens des durchorganisierten Alltags mangelte es erbärmlich, die, welche mir kommunistisches Gedankengut „sanft“ aufdrücken wollten, haben in mir den Rebellen geweckt…wie alles , was man aufgedrückt bekommt, Aufbegehren mobilisiert…Aufbegehren gegen Strukturen, Machtstrukturen, die mein freies Denken beschneiden wollten , und das in einem Alter, wo das Erkennen von der Freiheit des Gedankens das Menschwerden nachhaltig beeinflusst. Die Verantwortlichkeit, die ich als Heranwachsender an Vorbildern zu lernen bereit war, stellte sich hier für mich als fragwürdig dar. Es ist unverantwortlich als Erwachsener mit politisch- motivierten Machtstrukturen Kinder und Jugendliche zu wohlfährigen und gehorsamen, und ziemlich unselbständigen Menschen heranzuziehen. Macht- Erziehung hat nicht viel mit Erziehung zu Herzenswärme zu tun; das sind Schläge für die Seele und Schläge gegen die freie Entfaltung eines Menschen.
Die Realität des existierenden Kommunismus hat mit Sicherheit nicht mein Herz gebrochen oder mich zum kaltherzigen Monster mutieren lassen- ( dank der Menschen, die sich diesem sehr feinmaschigen Netz von Manipulationen erwehren konnten ) aber es hat nachhaltig etwas in mir bewirkt. Man wird hellhörig, wenn Sprüche geklopft werden, die man bei den morgendlichen Fahnenappellen gehört hat- es macht sich ein schaler Geschmack breit…
Aber auch noch etwas anderes hat es bewirkt- ich war mit Sicherheit im Alter von 40 KEIN Kommunist ABER ich bin auch kein Materialist im kapitalistischen Sinne... Das ich es nicht wurde oder werden konnte, ist, so paradox es klingt , diesem Erlebnis Kindheit zu verdanken. Und ich würde es auf Teufel komm raus nicht meinen Kindern wünschen, das sie sich auf Geheiß einer Diktatur verbiegen zu müssen , oder das mir ein Staat, der mir meiner Ethik-und Wertvorstellung nicht gerecht werden kann . Spätestens dann, also um die 40 herum müsste das Leben mit seiner so ungeahnten Fülle und Facetten aufzeigen, das es außerhalb des Kommunismus noch etwas anderes gibt.
Ich weiß, das ist in der Kürze des Statements bei weitem nicht das , was übergreifend, eingreifend und ergreifend dieses Dankeschön unter Nr. 31 erklären würde. Es sind die ersten spontanen Worte …. Sie erklären nicht den Wahrheitsgehalt des Verlustes von Leidenschaften , was ich übrigens nicht glauben mag. Leidenschaften, die erfahren wurden, sind wahrhaftig und bleiben lebendig im Menschen.
Leidenschaften sind, auch politische, menschliche Leidenschaften. Das Erfahren dieser Leidenschaften sollten aber eben nicht von außen gesteuert werden- wie es möglicherweise in Diktaturen der Fall war. Leidenschaften , menschliche , die sich aus einer Erfahrung heraus in eine politisch motivierte Leidenschaft frei entwickeln könnte ich eher nachvollziehen.
Wenn ich ab und zu Diskussionen im Fernsehen verfolge sehe ich mich selbst irgendwo „draußen“ sitzen , wenn zum Beispiel Sahra Wagenknecht über ihre Weltanschauung spricht. Ich gehe jetzt nicht auf den Inhalt ein, der hochinteressant ist , sondern auf den Spruch,auf die die Maxime von Frau Wagenknecht: „Es gibt nichts Höheres, als die Gedanken des Friedens und der Gerechtigkeit." Das ist von Goethe
Das ist humanistisches Gedankengut, das ist wahrhaftig …
Damit kann ich mich identifizieren.
mar , die ihren mund nicht halten konnte..