Wie Volksparteien sich selbst demontieren - mit und ohne Rezo

Bintje

Well-Known Member
Spannender finde ich im Augenblick das hier.
Eine Aufzeichnung der dazugehörigen PK beziehungsweise der entsprechenden Auskunft der Ministeriumssprecherin gibt's natürlich auch.


Ich würde ja auch gern ein wenig entlastet werden. Leider bin ich kein Energieunternehmen. ;)
Nachdem es in den letzten Tagen viel Kritik hagelte, unter anderem von Anton Hofreiter (Grüne) und Saskia Esken (SPD), will Habeck jetzt nachbessern. (Lindner übrigens auch, soll er gesagt haben.) Und Kühnert erklärte derweil, mit dem angekündigten Entlastungspaket sei "in den nächsten Tagen" zu rechnen.


"Zunächst hatte er noch auf einen freiwilligen Verzicht florierender Unternehmen gehofft. Doch jetzt hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) einem Medienbericht zufolge eine Überprüfung der Gasumlage angekündigt. Der Kreis der berechtigten Unternehmen solle möglichst verkleinert werden, sagte er nach Informationen von »Welt« beim Westfälischen Unternehmertag in Münster."

Der Haken, wird Habeck sinngemäß weiter zitiert, sei "vielleicht" der juristische Anspruch florierender Energieunternehmen auf ihren Anteil am Kuchen. Darum werde nun geprüft, wie man den Zugang zu den Mitteln sinnvoll einschränken könne.

Was ich mich frage: Hat darüber niemand ernstlich vorher nachgedacht? o_O
 

Msane

Well-Known Member
Habecks Stärke ist Kommunikation und das nehme ich ihm auch ab, glaubhaft gute Absichten zu verfolgen.

Er ist aber Literat und kein Fachpolitiker für Wirtschaft und Energie.
So muss er sich komplett auf die Empfehlungen seiner Berater verlassen, deren Qualität er aber
mangels Kenntnis überhaupt nicht einschätzen kann.
So entstehen dann diese halbgaren Ergebnisse, daran werden wir uns gewöhnen müssen.


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Bintje

Well-Known Member
Doch schon, denke ich. Lindner hat sicher auch bei florierenden Energieunternehmen Kumpels aus dem Porscheclub.
Tssja .. ich fürchte, Du hast vollkommen Recht. : / ; )
Habecks Stärke ist Kommunikation und das nehme ich ihm auch ab, glaubhaft gute Absichten zu verfolgen.

Er ist aber Literat und kein Fachpolitiker für Wirtschaft und Energie.
So muss er sich komplett auf die Empfehlungen seiner Berater verlassen, deren Qualität er aber
mangels Kenntnis überhaupt nicht einschätzen kann.
So entstehen dann diese halbgaren Ergebnisse, daran werden wir uns gewöhnen müssen.
Einerseits ja, andererseits ist Habeck infolge seines vorherigen Werdegangs in S.-H. auch nicht ganz unerfahren. Und selbst, wenn es mit der Gasumlage schiefgeht und auch vor Reichtum platzende Multis ihre Gewinne damit steigern können, was ärgerlich genug wäre: Denk mal an Geistesathleten wie Scheuer oder andere Ministerielle, die steuerzahlende Menschen teils buchstäblich Milliarden gekostet haben. Habeck wäre bei allem derzeitigen Unmut weiß Gott nicht der Einzige. Das macht es natürlich nicht besser, - aber die ressortübergreifende Liste der vom Bundesverfassungsgericht einkassierten Gesetze, die sich dummerweise zum Teil auch finanziell heftig bemerkbar machten, ist einigermaßen lang und spricht für sich:


Nur ein Beispiel: Schäubles Atomsteuer, die 2017 von Karlsruhe gekippt wurde. Grund zum Jubel für die Energiekonzerne.
Kostenpunkt: etwa 6,3 Milliarden Euro, die den Konzernen samt Zinsen von sechs Prozent erstattet werden mussten.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/u...urteil-fuer-wolfgang-schaeuble-a-1151066.html

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EnRetard

Well-Known Member
Habecks Stärke ist Kommunikation und das nehme ich ihm auch ab, glaubhaft gute Absichten zu verfolgen.

Er ist aber Literat und kein Fachpolitiker für Wirtschaft und Energie.
So muss er sich komplett auf die Empfehlungen seiner Berater verlassen, deren Qualität er aber
mangels Kenntnis überhaupt nicht einschätzen kann.
So entstehen dann diese halbgaren Ergebnisse, daran werden wir uns gewöhnen müssen.


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Sehr einleuchtend. Aber dann gehört er nicht in das Amt. Hätte mit Özdemir die Plätze tauschen sollen. Der ist wenigstens lernfähig.
 

Berfin1980

Well-Known Member
Also die Bundeswehr und die Luftwaffe bestehen auch trotz Lockerungen auf Maskenpflicht. Bei denen herrscht auch Impfpflicht. Ob es eine Sonderregelung gab bei Regierungsfliegern ist mir jetzt nicht bekannt.

In ÖPNV und Flugzeugen war sie aber auch nicht aufgehoben, oder doch. Der Herr Alexander von der Welt saß übrigens auch ohne Maske im Flieger.

Viel besser, meine liebe Bekannte fuhr mit dem Bus, Rotzlöffel vor ihr auf der Sitzbank mit Maske an einem Ohr, Busfahrer forderte ihn freundlich auf sie richtig aufzusetzen. Tat er.....paar Minuten später das gleiche nochmal. Dann legte er noch seine Füße samt Schuhen auf den Sitz gegenüber. Jetzt reichte es ihr, einmal gebrüllt "nimm deine Quanten von dem Sitz und setzt verdammt nochmal endlich dein Maske richtig auf". Was er tat :cool: Sie kann ziemlich fies brüllen.

Mitfahrende und Busfahrer spendeten Beifall.
 

Bintje

Well-Known Member
Viel besser, meine liebe Bekannte fuhr mit dem Bus, Rotzlöffel vor ihr auf der Sitzbank mit Maske an einem Ohr, Busfahrer forderte ihn freundlich auf sie richtig aufzusetzen. Tat er.....paar Minuten später das gleiche nochmal. Dann legte er noch seine Füße samt Schuhen auf den Sitz gegenüber. Jetzt reichte es ihr, einmal gebrüllt "nimm deine Quanten von dem Sitz und setzt verdammt nochmal endlich dein Maske richtig auf".
Solchen Leuten begegnet man hier auch. Vergangene Woche war so'n Hirsch im Bus, schätzungsweise zwischen 60 und 70, der sich laut röhrend über die Maskenpflicht aufregte (er trug aber eine, ohne wäre er gar nicht reingekommen), Corona zu einer Art Grippe erklärte, jedenfalls "harmlos" und pöbelte schließlich, Lauerbach sei ja schlimm und (wörtlich) "der zweite Hitler". Keiner sagte was, und ich dachte im ersten Moment, ich hätte nicht richtig gehört. Aber dann lehnte ich mich so weit nach vorn, so dass ich in sein Blickfeld geriet und sagte: "Merken Sie noch was !?"
Er stierte an mir vorbei und ich insistierte: "Würden Sie das nochmal wiederholen?!" Er, unwillig: Ja, was denn, was denn - ?
"Sie erzählen hier unglaubliches Zeug! Erstens ist Herr Lauterbach nicht Hitler, auch kein 2. Hitler, zweitens wissen Sie anscheinend überhaupt nicht, wovon Sie reden! Hören Sie einfach auf mit dem Dummtüch!!" Er war dann deutlich schaumgebremst, damit hatte er offenbar nicht gerechnet und begann zu erzählen, dass er sich ja jedes Jahr gegen die Grippe impfen lasse. Ok, soll er, ich musste eh am nächsten Stopp raus, und die anderen im Bus lächelten mich unter ihren Masken superfreundlich an. Ich glaub, die waren alle erleichtert, dass wenigstens eine dem Lautsprecher ins Wort gefallen war.

Wenige Tage später dann zwei waschechte Ostalgiker. Der Busfahrer und eine Dame, die ihm von hinten immer Futter gab und ihn bestärkte.
O-Ton: "WIr haben ja alles gehabt damals ... ja, ja, ... günstige Mieten, 100% Vollbeschäftigung, der Staat hat sich ja gekümmert ... und ich hab studiert, kein Problem war das ... und ach, man brauchte auch nirgends die Haustüren abzuschließen. Keine Kriminalität gab es, nicht so wie heute, die guckten ja immer gut hin ... na, und keiner war frech, das hat man sich ja verkniffen ... ja, gut, manches sollte man besser nicht sagen, das war schon so, aber hier im Westen ist das ja auch so, ... und-ich-sag-mal-so, die ehemaligen Ostbürger und die Westbürger, das sind ja himmelweite Unterschiede, die Westbürger wissen sich ja gar nicht selbst zu helfen, die holen gleich Handwerker ... mein Schwiegervater in spe sagt das auch .. der kennt auch noch die anderen Zeiten ... "
Wenige Tage nach dem Gedenken an Rostock-Lichtenhagen.
Diesmal habe ich nix gesagt und dachte nur, mei, dann bleibt doch einfach weg. Geht mit Gott, aber bitte geht, wenn ihr "den Westen" so blöd findet.
Dann braucht ihr auch nicht über unsere kaputten Straßen zu zuckeln. Hier ist es schon 'ne Herausforderung, einen popeligen Radweg zu sanieren, weswegen das meist unterbleibt. Bei "euch" wenige Kilometer weiter ist alles tipptopp, schnieke, und "wir" (die blöde West-Stadt ohne Geld, der es deutlich besser ging vor der Wende) finanzieren natürlich auch gern fortlaufend eure Busverbindungen mit; kein Problem, wir helfen uns selbst.
Kurzum, ich ertappte mich, dass ich in "wir" und "ihr" dachte, in Ost und West. Die Mauer in den Köpfen wird wohl nie verschwinden.
 
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