Viel besser, meine liebe Bekannte fuhr mit dem Bus, Rotzlöffel vor ihr auf der Sitzbank mit Maske an einem Ohr, Busfahrer forderte ihn freundlich auf sie richtig aufzusetzen. Tat er.....paar Minuten später das gleiche nochmal. Dann legte er noch seine Füße samt Schuhen auf den Sitz gegenüber. Jetzt reichte es ihr, einmal gebrüllt "nimm deine Quanten von dem Sitz und setzt verdammt nochmal endlich dein Maske richtig auf".
Solchen Leuten begegnet man hier auch. Vergangene Woche war so'n Hirsch im Bus, schätzungsweise zwischen 60 und 70, der sich laut röhrend über die Maskenpflicht aufregte (er trug aber eine, ohne wäre er gar nicht reingekommen), Corona zu einer Art Grippe erklärte, jedenfalls "harmlos" und pöbelte schließlich, Lauerbach sei ja schlimm und (wörtlich) "der zweite Hitler". Keiner sagte was, und ich dachte im ersten Moment, ich hätte nicht richtig gehört. Aber dann lehnte ich mich so weit nach vorn, so dass ich in sein Blickfeld geriet und sagte: "Merken Sie noch was !?"
Er stierte an mir vorbei und ich insistierte: "Würden Sie das nochmal wiederholen?!" Er, unwillig: Ja, was denn, was denn - ?
"Sie erzählen hier unglaubliches Zeug! Erstens ist Herr Lauterbach nicht Hitler, auch kein 2. Hitler, zweitens wissen Sie anscheinend überhaupt nicht, wovon Sie reden! Hören Sie einfach auf mit dem Dummtüch!!" Er war dann deutlich schaumgebremst, damit hatte er offenbar nicht gerechnet und begann zu erzählen, dass er sich ja jedes Jahr gegen die Grippe impfen lasse. Ok, soll er, ich musste eh am nächsten Stopp raus, und die anderen im Bus lächelten mich unter ihren Masken superfreundlich an. Ich glaub, die waren alle erleichtert, dass wenigstens eine dem Lautsprecher ins Wort gefallen war.
Wenige Tage später dann zwei waschechte Ostalgiker. Der Busfahrer und eine Dame, die ihm von hinten immer Futter gab und ihn bestärkte.
O-Ton: "WIr haben ja alles gehabt damals ... ja, ja, ... günstige Mieten, 100% Vollbeschäftigung, der Staat hat sich ja gekümmert ... und ich hab studiert, kein Problem war das ... und ach, man brauchte auch nirgends die Haustüren abzuschließen. Keine Kriminalität gab es, nicht so wie heute, die guckten ja immer gut hin ... na, und keiner war frech, das hat man sich ja verkniffen ... ja, gut, manches sollte man besser nicht sagen, das war schon so, aber hier im Westen ist das ja auch so, ... und-ich-sag-mal-so, die ehemaligen Ostbürger und die Westbürger, das sind ja himmelweite Unterschiede, die Westbürger wissen sich ja gar nicht selbst zu helfen, die holen gleich Handwerker ... mein Schwiegervater in spe sagt das auch .. der kennt auch noch die anderen Zeiten ... "
Wenige Tage nach dem Gedenken an Rostock-Lichtenhagen.
Diesmal habe ich nix gesagt und dachte nur, mei, dann bleibt doch einfach weg. Geht mit Gott, aber bitte geht, wenn ihr "den Westen" so blöd findet.
Dann braucht ihr auch nicht über unsere kaputten Straßen zu zuckeln. Hier ist es schon 'ne Herausforderung, einen popeligen Radweg zu sanieren, weswegen das meist unterbleibt. Bei "euch" wenige Kilometer weiter ist alles tipptopp, schnieke, und "wir" (die blöde West-Stadt ohne Geld, der es deutlich besser ging vor der Wende) finanzieren natürlich auch gern fortlaufend eure Busverbindungen mit; kein Problem, wir helfen uns selbst.
Kurzum, ich ertappte mich, dass ich in "wir" und "ihr" dachte, in Ost und West. Die Mauer in den Köpfen wird wohl nie verschwinden.