Wie wichtig ist der türkischen Gesellschaft freie Meinungsäußerung?

Mendelssohn

Well-Known Member
Meine Sicht...

Angenommen es würde ein Kurdistan gegründet werden. Danach fangen aber die Clans an ihre Hoheitsansprüche geltend zu machen und man würde sich gegenseitig bekriegen. Jeder möchte dort seinen Einfluss und Gestaltungsrahmen geltend machen.
Das kann Vorurteil sein.
Was nicht geht, ist ein Kurdistan, das die Zustimmung von vier Nationen brauchte, die sich untereinander spinnefeind sind.
Was aber auch nicht geht, ist die Inhaftierung von Befürwortern eines (unmöglichen) Kurdistan. Solche Diskurse muß ein Rechtsstaat aushalten.
 

alterali

Well-Known Member
Meine Sicht...

Angenommen es würde ein Kurdistan gegründet werden. Danach fangen aber die Clans an ihre Hoheitsansprüche geltend zu machen und man würde sich gegenseitig bekriegen. Jeder möchte dort seinen Einfluss und Gestaltungsrahmen geltend machen.
Da könnte man sich vielleicht regional arrangieren.
Aber es gibt auch die unterschiedlichen Sprachversionen.
Und welcher Kurde mit türkischem Pass in Istanbul, der vielleicht seine Sprache gar nicht mehr richtig beherrscht, würde Bürger eines Kurdistan werden wollen.
 

Skeptiker

Well-Known Member
So einfach ist es dann aber doch nicht!

Hierzu meine Gedankengänge:

Das Gebiet der Kurden (oder Kurdistan) würde ca. 25% der gesamten Türkei umfassen. Das heisst mit anderen Worten, dass 75% der Türkei von Türken besiedelt wären.

Allerdings ist dies auch wieder nicht so einfach.

Eigentlich müsste man sagen, dass die Menschen dort schon immer gelebt hatten. Die Türken, die Kurden, die Asyrer usw.. Man hat da nur eine neue Außengrenze gezogen.

Jetzt anders gedacht. Was wäre aus Kurdistan, Syrien, Irak, teile des Irans und dem Überbleibsel des Osmanischen Reichs übrigegblieben, wenn die Mächte wie Italien, Frankreich, Deutschland, England und Co. sich das dort alles unter den Nagel gerissen hätten ?

Da würde ein Francesco in Van seine Pasta Fruti de Mare verkaufen und im Iran würde man zum Mittagessen Frosschenkelsuppe als Vorspeise und gefüllte Schnecken als Hautpgericht servieren. Stell dir vor in Syrien würde man Marmite aufs Toastbrot schmieren und das Essen wie im Krankenhaus würzen.

Ohne Atatürk würde die gesamte Region dort vollkommen anders aussehen. Vielleicht so wie in Indien, wo die Engländer mal um alle kleineren Länder (Indien bestand einst aus unterschiedlichen kleineren separaten Ländern, Königreichen und Staaten) einen riesen Zaun umzugespannt haben und das ganze Ding dann "Indien" nannten.

Man sollte sich gelegentlich hinterfragen, was passiert wäre, hätte man nicht die neue Türkei dort geschaffen. Besser ? Schlimmer ?
Die Fragen kannst du dir selbst beantworten, waren Syrien, Jordanien, Irak etc pp britisches bzw französisches Mandatsgebiet. Dein vorgestelltes Szenario hat es so weder in Syrien noch dem Irak noch sonstwo gegeben.

Ja, was wäre ohne Attatürk und dessen Bruch des Vertrages geschehen. Eins wäre zumindest nicht geschehen: die Assimilationspolitik und Zwangstürkisierung unzähliger ethnischer Minderheiten!
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Juristisch gesehen entwickelt sich die Türkei leider zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten (und es treibt mir Tränen in die Augen).
Es gibt z.B. den Fall, dass zwei 13 Jährige Schüler ein Plakat mit Erdogan`s Konterfei (wahrscheinlich ein Wahlkampfplakat) von einer Wand heruntergerissen haben. Dies wurde vor Gericht als Beleidigung des Präsidenten gewertet und die Knirpse erhielten eine mehrmonatige Haftstrafe. (Ob die Betroffenen in Revision gegangen sind, weiß ich jetzt nicht.) Hierzulande wäre so etwas nur Sachbeschädigung und mit ein paar Euro erledigt.
Darum schrieb ich ja, daß es nicht um Böhmermann geht, sondern um die Meinungsfreiheit in der Türkei. Indem Merkel eine politische Bewertung der Satire zugelassen hat, hat sie die türkische Öffentlichkeit in den Hintern getreten. Immerhin hat sie dies eingesehen und zugegeben. Nach diesem Eingeständnis fuhr sie an die türkisch syrische Grenze. M. E. staatsmännisch. Deshalb tobt auch das Kleinbürgertum.
 

alterali

Well-Known Member
Die Fragen kannst du dir selbst beantworten, waren Syrien, Jordanien, Irak etc pp britisches bzw französisches Mandatsgebiet. Dein vorgestelltes Szenario hat es so weder in Syrien noch dem Irak noch sonstwo gegeben.

Ja, was wäre ohne Attatürk und dessen Bruch des Vertrages geschehen. Eins wäre zumindest nicht geschehen: die Assimilationspolitik und Zwangstürkisierung unzähliger ethnischer Minderheiten!

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/33/Caucasus-ethnic_de.svg
In dieser Gegend sollte jeder Staat gelernt haben, mit seinen Minderheiten zurechtzukommen.

Eine integrative Assimilation ala Deutschland ist/wäre menschenverachtend.
 

beren

Well-Known Member
Jetzt verstehe ich endlich Erdogans Motivation, warum er den Südosten der Türkei mit Krieg überzieht. Und damit haben wir vielleicht auch eine Erklärung, warum die Militärs mitziehen. Die PKK dürfte der Todfeind der Militärs sein und wie wir wissen differenzieren Militärs nicht gern. HDP, PKK, PYG usw. alles das gleiche aus militärischer Sicht.



Und RTE Sicht.


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