Wie wichtig ist der türkischen Gesellschaft freie Meinungsäußerung?

Mendelssohn

Well-Known Member
Es entbehrt nicht der Komik, dass der Threadersteller jeden, der AfD wählt, als Nazi diffamiert und die Meinungsfreiheit in Deutschland beschränken möchte, einen Thread über Meinungsfreiheit in der Türkei eröffnet. Vor der eigenen Tür kehren, sag ich da nur!
Seit wann sind Nazis in Deutschland in ihrer Meinungsfreiheit eingeschränkt, solange sie nicht die Shoa leugnen oder den Hitlergruß zeigen? Selbst ihre Publikationsorgane sind erlaubt. Im Gegenzug erlaubt die AKP zwar alle mögliche rechte Staatspropaganda, verbietet aber jegliche Kritik am islmofaschistischen Kurs.
Allerdings in kurzer Zeit zweimal gescheitert: Gerichte stellten fest, daß Ergenekon eine Saga ist und die türkische Gesellschaft stellte innerhalb eines Tages fest, daß eine islamische Verfassung keine Option ist.
Und mit Blick auf den amerikanischen Wahlkampf, der Trump ganz nach oben pusht, es wird eng für die Vertreter eines islamistischen Kurses.
 

Hanni Heini

Well-Known Member
Hier noch was zur Türkischen Presse und warum die Opposition keine ernstzunehmende ist (aus dem letzten Jahr).

AK-Partei und der Machtanspruch des Medienfürsten

....interessanterweise berichteten die Medien der Doğan Gruppe über dieses Mega-Ereignis fast gar nichts. Am Abend wurde in knappen, schlechtgelaunten Worten dem Zuschauer lediglich mitgeteilt, dass es einen Wahlkampfauftritt der AK-Partei in Istanbul gab, bei dem Davutoğlu eine Rede gehalten habe. Das war’s. Kein Wort über die Menge an Anhängern noch sonst irgendein informatives Detail.

In der Doğan Mediengruppe, bei der der deutsche Axel Springer-Verlag beteiligt ist, gibt es seit jeher eine «besondere» Beziehung zur AK-Partei. Sie reden zwar gerne von «journalistischer Objektivität», aber wenn es um die AK-Partei und im Besonderen um Präsident Erdoğan geht, merkt man von dieser Objektivität rein gar nichts.....

......
Doğans Wunsch nach politischer Mitbestimmung


Wir haben es also mit einem Medienmogul zu tun, der sich zwar selbst nicht zur demokratischen Wahl stellt, aber trotzdem der Meinung zu sein scheint, die Politik des Landes maßgeblich mitbestimmen zu müssen. Die eigentliche Aufgabe der Berichterstattung hat seinen Platz an die selbstauferlegte Aufgabe, die Politik durch eigene Medien zu steuern, abgegeben.


Aydın Doğan war in den 90’ern ja lange «Oberchef» von schwachen Premiers wie Tansu Çiller oder Mesut Yılmaz, die ohne seine Erlaubnis nicht einmal den Gang zur Toilette wagten. Deswegen der unbedingte Wunsch von Aydın Doğan und einigen anderen Oligarchen nach einer (schwachen) Koalitionsregierung in der Türkei, die sie endlich wieder selbst, selbstverständlich diskret im Hintergrund, lenken würden.

...Die mächtigen Oligarchen hinter der Hürriyet machen immer noch den alten Fehler, mit massiven undemokratischen Eingriffen unter dem Deckmäntelchen der journalistischen Freiheit einer politischen Partei am 7. Juni eine Niederlage bescheren zu wollen. Dieses Politikdesign klappte früher gut, aber in einer Zeit wo das jahrzehntelang verhöhnte türkische Volk nun aufgewacht ist, entscheiden die Wähler ihre Zukunft am Wahlabend.



Hatte man sich (ich nehme an es ging on der Springer Gruppe aus) in Deutschland nicht so empört,
als die Redaktion der Hürriyet gestürmt wurde?


Quelle
 

Dogan 1

Well-Known Member
Hier noch was zur Türkischen Presse und warum die Opposition keine ernstzunehmende ist (aus dem letzten Jahr).


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Aydın Doğan war in den 90’ern ja lange «Oberchef» von schwachen Premiers wie Tansu Çiller oder Mesut Yılmaz, die ohne seine Erlaubnis nicht einmal den Gang zur Toilette wagten. ................................

ÖZDEN IPEK ist kein Unbekannter. Besser gesagt, ist ja bekannt, dass er ein AKP Parteigänger ist. Also verwundert seine Sympathie für die Regierung nicht sonderlich.

Ach ja, und das mit den Toiletten!......Es ist so eine Sache, er hat es ja immer mit den Toiletten!

Zitat: "Ich bin im Ghetto aufgewachsen. In unserer Wohnung gab es noch nicht einmal eine Toilette. " FAZ
http://www.faz.net/aktuell/wirtscha...tersten-schlammschicht-nach-oben-1772851.html

Man nennt so etwas, glaube ich, sozialgeschädigt. ..... Armer Mann , hoffe, dass er irgendwann darüber hinwegkommt.:(
 

Mendelssohn

Well-Known Member
Verstehe ich das jetzt richtig, daß die AKP die Partei der kleinen Leute ist und daß die kleinen Leute nicht frei sein wollen, sondern gut versorgt? Erdogan der Landesvater, der schon weiß, was die Leute brauchen und dafür sorgt, solange sie ihn wählen und nichts kritisieren, was auch immer entschieden wird?
Ködert die AKP die Leute mit dem Slogan: Wohlstand statt Demokratie und Freiheit (Zügellosigkeit)?
Wenn das so ist, dann wird es Zeit, die AKP als Wohlstandskiller zu demaskieren. Das dürfte eigentlich nicht schwierig sein.
 

Dogan 1

Well-Known Member
Verstehe ich das jetzt richtig, daß die AKP die Partei der kleinen Leute ist und daß die kleinen Leute nicht frei sein wollen, sondern gut versorgt? Erdogan der Landesvater, der schon weiß, was die Leute brauchen und dafür sorgt, solange sie ihn wählen und nichts kritisieren, was auch immer entschieden wird?
Ködert die AKP die Leute mit dem Slogan: Wohlstand statt Demokratie und Freiheit (Zügellosigkeit)?
Wenn das so ist, dann wird es Zeit, die AKP als Wohlstandskiller zu demaskieren. Das dürfte eigentlich nicht schwierig sein.


Wie immer man zur AKP steht, und ich stehe ihr ziemlich kritisch gegenüber, muss man zugeben, dass seit diese das Land regiert, sich der Wohlstand in der Türkei auch für die kleinen Leute erheblich verbessert hat. Und das genau ist es ja, was Erdogan immer wieder über alle Gegner triumphieren lässt!
Andererseits zeichnet sich eine Abschwächung der türkischen Wirtschaft ab, und vielleicht ist es ja kein Zufall, dass sich seitdem das Klima immer mehr verschärft.

Da Erdogan ja so nachtragend wie ein Elefant ist, hat er natürlich den Kurden ihren Verrat, also nach seiner Logik!, nämlich dass sie bei den letzten Wahlen nicht für ihn gestimmt haben, nicht verziehen und versucht nun die HDP mittels juristischer Winkelzüge auszuboten...deshalb auch der Krawall im Parlament.
...Und die anderen Parteien sind so blöde und wollen diese Änderung (zeitweise Aufhebung der Immunität) mittragen.....dabei spielen sie damit nur Erdogan in die Hand.
 

therengarenk

Gesperrt
Es ist immer noch die Türkei. In Deutschland gibt's auch keine Türkenpartei, die hier irgendwas autonomes durchsetzen will.
Wenn die Kurden ihren eigenen politischen Kurs wollen, dann gibt es immerhin dafür einen Ort im Irak.
 

Dogan 1

Well-Known Member
Es ist immer noch die Türkei. In Deutschland gibt's auch keine Türkenpartei, die hier irgendwas autonomes durchsetzen will.
Wenn die Kurden ihren eigenen politischen Kurs wollen, dann gibt es immerhin dafür einen Ort im Irak.

Ich lehne eine Unabhängigkeit der Kurden in der Türkei dezidiert ab! Denn dies würde Sezession bedeuten, und kein Land der Welt kann derartiges akzeptieren.

Aber es ist nun mal so, dass die Kurden in der Türkei eine große Minderheit darstellen. Mit eigener Sprache und z. T. eigener Kultur. Diese Realität muss man anerkennen. Erdogan`s Politik hat dies zunächst auch getan: Er hat sogar den Unterricht der kurdischen Sprache in der Schule erlaubt (was ich schon ein wenig grenzwertig empfunden habe).

Natürlich war sein Kalkül: Ich gebe den Kurden ein wenig private Freiheit und im Gegenzug sind sie verpflichtet mich zu wählen. Diese Rechnung ist spätestens seit dem Einzug der HDP ins türkische Parlament Makulatur.

Erdogan empfindet dies als einen Verrat und zudem möchte er die Verfassung so umbauen, dass er praktisch so regieren kann wie der amerikanische Präsident (nur eben ohne freie Presse und ohne freie Justiz).

Da stören jetzt die HDP-Abgeordneten. Dass es ohne Zweifel auch HDP Leute gibt, die eine unklare Rolle spielen in der jüngsten Eskalation (PKK Anschläge) ist unbestritten,...nur das Motiv für die Aufhebung der Immunität ist eindeutig seiner Machtpolitik geschuldet.
 

Skeptiker

Well-Known Member
Es ist immer noch die Türkei. In Deutschland gibt's auch keine Türkenpartei, die hier irgendwas autonomes durchsetzen will.
Wenn die Kurden ihren eigenen politischen Kurs wollen, dann gibt es immerhin dafür einen Ort im Irak.
Dafür gibt es eine dänische Partei, welcher nicht der 5%-Hürde unterliegt sowie steht es Sorben und Roma&Sinti frei Parteien zu gründen, welche ebenfalls nicht der 5%-Hürde unterliegen würden! Türken in Deutschland mit den Kurden in der Türkei zu vergleichen geht völlig am Thema vorbei, zumal auch in der Türkei die Türken die Einwanderer sind^^
 
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